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Deutung zu ziehen sind, erst nach mehr als einem Vierteljahrhundert gestoßen zu sein, lege ich, so sehr es meine Kurzfichtigkeit auch beschämt, dennoch ungescheut ab, weil es wenigstens unter exegetischem Gesichtspunkte eher für als wider mich spricht. Meine Auslegung ist jetzt doch gegen den Argwohn gesichert, unter dem Drucke einer vorgefaßten dogmatischen Anschauung entstanden zu sein.

b es zwischen Glauben und Lebensführung einen innern

Zusammenhang gibt? Ob diese ursächliche Verbindung mit Gesinnung und Wandel nicht nur vom Glauben im allgemeinen als menschlicher Tat, sondern auch von seinem bestimmten Inhalte als göttlicher Gegebenheit zu behaupten sein wird? Und ob auch ein so allerbestimmtester einzelner Hauptpunkt wie die Gottmenschheit Christi seine praktische Frucht auf fittlichem Gebiete hervorbringt, die anders als auf dem Boden des Glaubens an jene Tatsache überhaupt nicht erzielt werden kann? Die Wichtigkeit der Frage leuchtet von selbst ein. Wer ihre Beantwortung bei der Heiligen Schrift sucht, wird sich vor fein zweites neutestamentliches Wort so unmittelbar und so ge= bieterisch hingestellt sehen, wie vor den Wendepunkt vom dritten zum vierten Kapitel im ersten Timotheusbriefe.

Das Geheimnis der evoéßela, das in dieser Stelle ein großes genannt wird, soll nach allgemein verbreiteter Ansicht der. Näherbestimmung seines Inhalts bedürfen. Und ebenso einmütig meint man diese Inhaltsbestimmung im nachfolgenden, bis zum Ende des dritten Kapitels reichenden Saßgebilde vor sich zu sehen. Das bedeutet, da letteres die Gottheit Christi zur Aussage bringt, die überlieferte Erklärung läßt diesen Glaubensartikel das Geheimnis der Frömmigkeit sein, so daß nach ihr, wer irgend fromm sein will, an die gottmenschliche Würde Christi mit glauben muß und man ohne diesen Glauben schlechterdings nicht fromm leben kann. Es fehlt freilich viel daran, daß die Ausleger ein klares Bewußtsein von dieser Tragweite ihrer eigenen Deutung

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verrieten. Und es fehlt geradezu alles daran, daß sie dieselbe

auch dem Leser anschaulich und einleuchtend zu machen versuchten. Das aber hat seinen sehr guten Grund: der Versuch würde gar nicht gelingen können. Für so selbstverständlich man die erwähnte doppelte Annahme, von der die bisherigen Deutungen ausgehen, erachtet, die Frage muß troßdem gestattet werden, ob das als so sicher Vorausgesetzte auch das Feuer der Probe bestehen wird.

Evoέßaa ist das Benehmen des εvoeßýs, die Ehrfurcht, die Pietät. Je nach dem Zusammenhange kann die Ehrfurcht ganz allgemein zu verstehen sein, so daß auch die pietätvolle Untertänigkeit gegenüber menschlichen Personen und Ordnungen mit eingeschlossen erscheint, wie 1. Tim. 5, 4 und vielleicht auch (vergl. Spitta) 2. Petr. 1, 6-, oder aber es ist an die Ehrfurcht in dem engeren Sinne der religiösen Scheu vor der Gottheit zu denken. Hier, wo die Frage voranging, wie der Wandel im Gotteshause, in der Gemeinde des lebendigen Gottes beschaffen sein müsse (3, 15), und die Rede von dem Glauben den Rücken Kehrenden nachfolgt (4, 1), ist unzweifelhaft diese engere Fassung, wie auch sonst in den weit überwiegenden Fällen, zumal in den Pastoralbriefen, die zutreffende: evσéßɛa ist mit Gottesfurcht, Gottseligkeit, Frömmigkeit zu überseßen. Indeffen, ob so oder anders, immer ist die evoéßeιa ein Verhalten des Menschen, ein Seinsollendes, nicht ein bereits zweifellos Seiendes. Sie ist, um in landläufigen Kategorien zu reden, etwas Subjektives, nichts Objektives, etwas Ethisches und nicht Dogmatisches, ob auch ein Ethisches freilich von religiöser Bestimmtheit.

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Φας μυστήριον τῆς εὐσεβείας muß demgemäß gleidfalls auf praktischem Gebiete befindlich, es muß ein Geheimnis nicht nur des Wissens, sondern auch des Könnens und Leistens sein. Bedeutet uvoτnglov nach seiner Herkunft von uvɛiv und nach seiner Endung auf ýolov ein Mittel des (Augen-)Verschlusses,

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das heißt ein so überwältigendes, Undurchdringliches, daß man, statt hineinsehen zu wollen, geblendet oder in Andacht die Augen davor verschließt, woraus sich die sprachgebräuchliche Verwendung des Ausdrucks zur Bezeichnung des vor der großen Menge Verborgenen, nur einem engeren Kreise von Eingeweihten Enthüllten erklärt, so gilt es diesmal ein solches nur Auserwählten vorbehaltenes Widerspiel augenfälliger Dinge, das in der Fähigkeit und Bereitschaft, das Frömmigkeitsleben zu führen, besteht. Die fromme Lebensführung ist ja in der Tat ein Geheimnis", von dem die Welt" nichts versteht und nichts ahnt.

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Daß nun dieses in frommem Wandel bestehende geheimnisvolle Vermögen und Handeln des Menschen nicht zur Sprache gebracht werden könne, ohne daß sofort hinzugefügt sein will, worin der fromme Wandel nun seinesteils wieder bestehe, ist zum mindesten nicht ohne weiteres von selbst ausgemacht. Mit ,,Frömmigkeitsgeheimnis" wird etwas schon zur vollsten Genüge Bestimmtes, nicht notwendig in seinen Einzelheiten namhaft zu Machendes ausgedrückt. Gerade dem Begriffe des uvatholov entspricht es ja völlig, daß auch bei Erwähnung desselben doch manches an ihm in Dunkel gehüllt bleiben darf. 1) Sofern aber benno δας μυστήριον τῆς εὐσεβείας eine Snbaltsbeftimmung erfordern sollte, bliebe auch ja zu fragen, ob diese nicht schon im Vorherigen vollauf gegeben sein könnte. Das wäre nun allerdings ausgeschlossen, hätte Hofmann das Rechte getroffen, als er mit èv níota tỷ èv Xoiotų 'Iŋoov am Ende des 13. Verses einen neuen Zusammenhang anheben ließ und in Vers 14 Tavτá σo joάqw auf das Folgende statt rückwärts bezog. Allein zu den glücklichen zählte diese Neuerung sicherlich nicht; man wird guten Gewissens von ihr absehen können. Geht ravτa denn auf die Anweisungen zurück, die im bisherigen Briefverlaufe

1) Vergl. das ebenfalls nicht weiter inhaltlich ausgeführte uvoτýgiov τῆς πίστεως in 3. 9!

den Christen und von 3, 1 an insonderheit den am Gemeindedienste beteiligten für ihre Lebenshaltung verbindlich gemacht worden waren, so wird in eben diesen Anweisungen auch das ,,Wissen" mitgeteilt worden sein, das Timotheus von dem Wandel" in solch einem Gotteshause wie die Christengemeinde besigen soll. Wird dann aber nicht gleichfalls in jenen Anweisungen das auferlegt worden sein, was jezt in V. 16 ɛvoéßɛia heißt, so daß hinwiederum diese die Umschreibung ihres Inhalts bereits dort im voraus empfing und es fortan lediglich ihrer Nennung, nicht ihrer erneuten Begriffsbestimmung bedarf? Und wird die Steve von dem μυστήριον τῆς εὐσεβείας nigt einfach nur darin ihren Anlaß haben, daß mit den nämlichen Weisungen dem Timotheus eben das „Wissen“ zu eigen gemacht werden sollte, wie der Wandel in der Gemeinde zu führen sei? Was zu „wissen“ getan wird, das ist „Geheimnis“. Der Wandel im Gotteshause der Christengemeinde hat diese verborgene Art, über die erst Verständigung not tut, und gerade die Beamten des Hauses sind in gesteigertem Maße diejenigen, die den Geheimdienst des Hauses verstehen müssen.

Von den beiden eingangs erwähnten Vorausseßungen, auf denen die bisherigen Deutungen des vorliegenden Schriftwortes fußen, hat sich nunmehr die erste, dann aber von selbst auch schon die von der ersten abhängige zweite als gänzlich unhaltbar erwiesen. Und wenn nicht diese an jener, nur um so gewisser käme jene an dieser zugleich mit zu Fall. Denn und das ist nun doch die eigentlich entscheidende Frage taugt, was mit ös spavεoán év oaozí beginnt, wirklich dazu, den Inhalt des Frömmigkeitsgeheimnisses auszudrücken? Nichts muß bestimmter geleugnet werden! Ist nämlich dieses Frömmigkeitsgeheimnis das Menschliche, wofür wir es oben erkannten, das erst sein sein soll, das heißt werden muß, das durchaus Subjektive und Ethische, mit dem Schlußsaße des 16. Verses verhält es fich gerade entgegengesett. Hier ist alles objektiv und

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