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Oder in einem an Varuna gerichteten Hymnus heißt es:
„Die Welt ist Aditjas,1) des weisen Königs.
Er schaltet und waltet mächtig über allem.
Bewahre mich, o Varuna, vor Schrecknis.
In Gnaden sieh mich an, gerechter König.
Erlöse mich von Not, wie das Kalb vom Stride.
In deiner Hand steht meines Auges Zwinken.
Nicht treffe uns die Waffe deiner Boten,

die jeden Schuldigen, o Gott, bestrafen“ usw.")

Das sind nur einige von zahlreichen Stellen, die König Varuna charakterisieren, wie er über alle Welt herrscht und sie nach strengen Geseßen regiert. Ift er doch der oberste unter den Asuren, d. h. Göttern, genauer: Geistern der älteren Veda-Zeit. Seine Gestalt und Haltung macht in der Tat einen überaus königlichen Eindruck: seine geistige überlegenheit, seine ernste Zurückhaltung und Unergründbarkeit, seine Strenge, nicht minder aber sein Erbarmen über alle, die zu ihm flehen, das alles beweist zwar für ein fremdartiges Gebilde in dem lichten, finnlichfrohen indischen Götterkreis. Es berechtigt aber noch keineswegs dazu, Varuna geradezu den Charakter des Unheimlichen zuzuschreiben und ihn in Gegensatz zu Indra zu stellen, der Vertrauen genieße (so Lehmann bei Chantepie, Religionsgeschichte II, 20–22). Wohl aber treibt es zu erkennen und zu beachten, daß er eine Göttergestalt aus dem grauen Altertum sein muß, deren Sonderart noch in die Periode zurückreicht, wo einst Inder und Franier eine Einheit bildeten.

Auch Indra wird übrigens als „alleiniger König der Welt", als Schöpfer und Erhalter aller Dinge bezeichnet.

über Mithra ferner wird ebenfalls im Rigveda folgendes ausgesagt:

„Mithra ist hehr und liebevoll,

ein guter Fürst in wohlregiertem Reich.

Darum möchten wir uns der Gnade dieses Gottes
und des Glücks seiner Liebe erfreun.“

1) Mit Aditja ist an dieser Stelle Varuna gemeint.

2) Text nach Geldner und Kaegi, Siebenzig Lieder des Rigveda.

Selbst Soma, dem indischen Nektartrank, dem die Gottheit beigelegt wird, pflegt man wegen seines großen Einflusses auf die Götter, den er durch seine berauschende Kraft gewonnen hat, als „König“ anzureden.1)

Der Parsismus gleichfalls kennt Ahura-Mazda als König der ganzen Welt. Er heißt „der beste König“ (Jasn. 19, 57; 20, 9), „der gute Herrscher, Herrscher über die Herren“ (Visp. 12, 3), „Herrscher“, „Herr der Herren, Fürst über alle Fürsten, Könige" (Khorda Av.) usw. Ausführlicher werden wir weiter unten noch vom Parsismus zu handeln haben.

Kommen wir jezt von den asiatischen zu den europäischen Ariern, so beginnen wir mit der Erinnerung, daß in der griechischen Religion Zeus nicht minder wie die anderen großen Götter (Poseidon, Hades) als König gilt. Immerhin Zeus in erster Linie. Von ihm stammt nach griechischer Auffassung die königliche Gewalt überhaupt, auch ihr Sinnbild, das Zepter: bei Homer heißen daher die Könige diorgeqέes. Häufig ist die Anrede Basileus an die Götter, in erster Linie an Zeus gerichtet. Immerhin nicht in der ältesten Zeit, sondern erst später (z. B. Aristophanes, Wolken 2): der ältere Sprachgebrauch sagte dafür avag d. i. der feinem fremden Willen unterworfen ist, was z. B. bei Homer das gewöhnliche Prädikat der Götter ist.

Viel zahlreicher und mannigfaltiger ist die Anwendung im Sprachgebrauch römischer Schriftsteller, namentlich bei den Dichtern späterer Zeit. Hier finden wir: Jupiter rex, rector, rex caelicolum, rex Dictaeus (= König von Kreta), ferner divum pater atque hominum rex und rex Jupiter omnibus idem bei Vergil; oder altorum rexque paterque deum und ille pater rectorque deum und qui fulmen, qui vos (sc. deos et homines) habeoque regoque bei Ovid, endlich: reges in ipsos imperium est Jovis cuncta supercilio moventis bei Horaz.

1) Ähnlich heißt auch die Sünde „König“ Röm. 6, 12 ßaoidɛvétw.

Am allermerkwürdigsten find doch Stellen wie Seneca, de vita beata 15: „In regno nati sumus: Deo parere libertas est," wo nach dem Zusammenhang zu regno das Wort Dei zu ergänzen, also von einem regnum Dei oder Reich Gottes die Rede ist.

Sehen wir uns ferner unter den Naturvölkern aller Erdteile um, so begegnet uns in ihren Religionen mancherlei, was hierher gehört. Es ist beachtenswert, daß in mongolischen Liedern, zumal in buddhistischen Gebeten, die in China üblich sind, häufig der mongolische Gott der Unterwelt und Totenrichter Erlük-Chan als König bezeichnet wird.

„Ihr bösen, arglistigen Menschen sollt wissen:

es gibt einen Richter des Guten und Bösen. Das ist der gerechte König Erlük-Chan,"

das ist eine stehende Wendung. Sie ist um so beachtenswerter, weil hier der Gott der Unterwelt, also im Gegensaß zum Gott der Oberwelt der finstere, böse Gott, den Königsnamen trägt.

Ähnlich finden wir's auch sonst. In einer der Negerhymnen von Madagaskar heißt es:

„Der gütige Gott braucht kein Gebet,

aber zu Niang müssen wir beten.
Niang, du böser und mächtiger Geist.
Siehe, du herrschest schon über die Bösen,

darum quäle nicht mehr die Guten.“

Verwandte Vorstellungen sind bei den Negern überhaupt häufig. Sie glauben hin und her, daß Gott, der Schöpfer der Welt und Herr des Himmels, sich vorlängst von der Herrschaft zurückgezogen und sie niederen Geistern überlassen habe. Diese Geister aber find nicht wohlgesinnt und ziehen gerne die Opfer an sich, die eigentlich dem höchsten Gott gebührten. Als Beispiel seien die Waganda angeführt; fie lehren in diesem Sinne von Katonda (= Schöpfer), ihrem höchsten Gott, der den Lubari (Geistern) seit alters die Herrschaft über Welt und Menschen übergeben habe. Dennoch ist damit der große (jezt verborgene)

Gott keineswegs ganz der Anbetung entzogen, nur in den Hintergrund ist er getreten, wie das ja auch ähnlich und doch ganz anders Überzeugung des späteren Judentums ist. Die Bavenda ebenfalls find überzeugt, daß ein Schöpfer und oberster Herr der Welt sei: allein sie meinen, dieser kümmere sich längst nicht mehr um die Menschen und verdiene daher auch keine Verehrung. Dafür schüßen sie sich mit Zauberei aller Art vor den Geistern. Die gleiche Auffassung kehrt auch außerhalb des Negergebiets wieder z. B. in Vorderindien bei den Kols. Von den Fan (oder Pahuin), einem Bantustamme in Französisch Kongo, erfuhr man erst neulich, daß ihr höchster Gott Nzame vier Beinamen trüge: der Allmächtige, der oberste Richter, der König der Könige, der Vater des Lebens (vgl. Verh. des Bas. Rel.-gesch. Kongr. 1904, S. 191). Auch hier erzählt man sich, daß im Anfang Gott und die Menschen in Eintracht lebten, aber weil die Menschen vom Geist des Ungehorsams ergriffen wurden, Gott sich zurückzog und sie sich selbst überließ.

In diesem Zusammenhang sei auch gleich auf die entsprechende Vorstellungsreihe im Avesta hingewiesen. Hier wird in einem langen Gebet, ohne daß vorher vom König im Reiche des Guten die Rede gewesen wäre (den bekanntlich das Avesta sonst reichlich kennt, s. u.), der König im Reiche des Bösen hervorgehoben, und es heißt:

„Über die Ungerechten und Gewalttätigen, o Hom, herrsche ein König, der aus eigener Gewalt und Willkür den Thron bestiegen hat. Er spreche: nach meinem Willen soll in den Provinzen meines Reiches weder Wasser noch Feuer geehrt werden, ein König, der allen Segen und Überfluß immerfort vernichtet und Güter und Früchte aller Art schlage."

Als Beweis dafür, daß auch in der Neuen Welt das Königtum der Gottheit nicht unbekannt sei, führen wir eine Stelle aus einem Gebet der Indianer in Peru an, das sich an

die Regengöttin wendet: „Schöne Göttin, Himmelstochter . schöne Göttin, Königstochter."

Diese Auswahl von Zeugnissen, die beliebig vermehrt werden könnte, mag genügen, um einen Eindruck davon zu geben, daß die Auffassung der Gottheit als eines Königs ein Stück Menschheitsbesig oder Menschheitsglauben ist. Selbstverständlich hat dieser Name in jeder Religion seinen mehr oder weniger eigentümlichen Sinn, der von dem Gesamtcharakter der betreffenden Religion abhängig ist. Die Königsbenennung der Gottheit legt sich ja gewissermaßen von selbst nahe, sobald die Gottheit persönlich und selbständig gefaßt wird, während sie bei Naturdienst im engeren Sinne des Wortes, bei Ahnenkult, Seelenkult usw. fehlen muß. Sobald aber die Gottheit eine geistige Macht, ob auch ans Physische gebunden, geworden, die unabhängig von den Menschen ihre Existenz fristet, sobald das Volk im Kulturfortschritt geboren oder eine Einheit mit einer persön= lichen Spize (König oder ähnlich genannt) bilden gelernt hat, muß es aus inneren Gründen seinen Gott König nennen.

Das Korrelat zur Königsherrschaft Gottes ist dann der Dienst des Untertanen. Der Dienst Gottes ist in allen Religionen kultische Verehrung, wobei es in den primitiven und reinen Natur-Religionen bleibt.

Diese doppelte Auffassung ist die menschheitliche Grundlage der Königsbezeichnung Gottes. Dann aber differenziert sie sich bald. So wird z. B. bei den Semiten die Herrschergewalt der Götter in besonderer Schärfe gefaßt, weil die Verehrer sich in unbedingter Abhängigkeit von ihnen fühlten. Daher kommt es auch, daß hier die Namen, die mit Knecht, Magd, selbst mit Hund (kelb) zusammengesezt werden, besonders beliebt find.1) Freilich, Angehörige vornehmer Stände, zumal des Königs und seines

1) Nicht hierher zu rechnen ist höchstwahrscheinlich das phönizische bod, das man früher gern als Abkürzung von abd faßte, das aber wohl „Sprößling“ bedeutet.

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