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und wüthet dann gegen sich selbst wie ein Wahnsinniger. Also ein Anderer" schwärmt er vor sich

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,,wohl Einer, den sie lang geliebt hat weil sie so ernstlich auf meine Heilung bedacht war er wird ihr ganzes Herz fesseln, und was wird für mich übrig bleiben? nicht einmal Mitleid, nicht ein einziger, verirrter Gedanke an mich ganz aus ihrem Andenken verschwunden, vernichtet o daß ich mich nicht selbst vernichten kann!" Schon zuckt der Wahnwig in seinen Nerven da hat ihm die Politik des frivolen Hamilton ein Heilmittel ausgedacht, das ihn auf's Tiefste empören, die Katastrophe nur beschleunigen muß. Tognina, eine Buhlerin, verführerisch gepugt, tritt herein eine reizende Gestalt, geeignet, einen Antonius von Padua zu verführen. Robert, der sich anfangs voll Abscheu von ihr wendet, faßt sich später, und weiß mit jener eigenthümlichen List der Wahnwigigen die Wächter zu entfernen. „Seht", sagt er zu Tognina, indem er Armida's Porträt hervorzieht, hier hab' ich ein Bild, das allein ist Euch im Wege. Wenn Ihr Meisterin von meinem Herzen werden wollt, gebt mir eine Scheere, daß ich es von diesem Halse löse, an den ich es damals leider, ach auf ewig knüpfte!" Indem sie dieselbe hervorzieht, reißt er ihr sie rasch aus der Hand und sticht sich damit in die Gurgel. Die Wunde ist tödtlich. Im Vorgefühl des Todes breitet er die Arme gen Himmel, durchschauert von dem Gedanken des Jenseits. Furchtbarstes aller Wesen! an dessen Dasein ich so lange zweifelte, das ich zu meinem Troste leugnete, ich fühle Dich —

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Du, der du meine Seele hieher gesegt, Du, der sie wieder in seine grausame Gewalt nimmt: nur nicht verbiete mir, daß ich ihrer nicht mehr denken darf. Eine lange, furchtbare Ewigkeit ohne sie... Sieh, Höllenqualen will ich dulden, wenn ich gesündigt habe - nur laß das Andenken an sie mir sie versüßen!" Jede Hilfe umsonst; der Wundarzt hat nichts mehr zu

höchstens noch der Beichtvater. Auch dieser ermahnt ihn vergebens, sein Herz von den Geschöpfen, an denen es zu sehr hing, zu dem Schöpfer zu wenden; während er ihm die Tröstungen der Religion anbietet, nimmt er das Bild hervor und füßt es, auffeufzend: „daß ich das hier lassen muß!" Noch im legten Augenblicke vermag nicht der Glaube bei ihm an die Stelle der Liebe zu treten.,,Bedenken Sie", spricht ihm der Beichtvater zu,,,daß der Himmel Güter hat, die Ihnen noch unbekannt sind; Güter, die die irdischen so weit überstrahlen, als die Sonne das Licht der Kerzen"... Robert hebt das Bild in die Höhe, drückt es an's Gesicht, und mit den Worten:,,Armida! Armida ... Behaltet euern Himmel für euch" röchelt er sein Leben aus.

Die eben betrachtete dramatische Rhapsodie, in ihrer maßlosen Leidenschaftlichkeit wohl das heißeste Product der Sturm- und Drangperiode, steht gerade an der Gränze des lesbaren Theiles der Lenz'schen Schriften. In den späteren, die nach der Zeit seines Wahnsinns entstanden sind, spuken nur noch Schatten von Gedanken, zusammenhanglos, schemenhaft durch sein Gehirn; sie machen denselben traurigen Eindruck, wie etwa das

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lallende, schwere Sprechen eines Paralysirten, und nur mit tiefstem Bedauern wendet man sich von diesem traurigen Bilde geistiger Verödung ab. Hellglühend, wie eine Flamme in reinem Sauerstoff zuckt die ganze poetische Kraft des Dichters noch einmal empor in den legten Productionen vor Beginn der Geisteszerrüttung; unter heftigem Funkensprühen brennt sie rasch nieder, nur einen dürftigen Aschenrest zurücklassend, in dem eine matte Glut noch einige Zeit nachglimmt, bis endlich Alles zusammen erfaltet und erlischt. Das erste bewundernde Staunen, welches das Talent Lenzens erregte (Schröder, der den Hofmeister für die Bühne bearbeitete, fand bei Lenz sogar mehr dramatisches Element, als bei Göthe), hat allmälig völliger Gleichgiltigkeit Plag gemacht; das zerrissene und verspätete Erscheinen der einzelnen Werke trug auch nicht wenig Schuld, daß sie des rechten Momentes der Wirkung verfehlten und wie irrende Flämmchen vom Windzug der Zeit verweht wurden. Um so mehr Anspruch haben sie darauf, daß spätere Zeiten ihrer in gebührender Würdigung gedenken und ihre literar-geschichtliche Eristenz retten; und wäre es aus keinem anderen Grunde, als aus dem, damit die Schilderung der literarischen Bewegung jener Epoche nicht unvollständig, nicht einseitig ausfalle. Wenn eine vulkanische Eruption erfolgt, so öffnen sich fast immer mehrere Krater zugleich; ebenso darf man einen so mächtigen Ausbruch lange zurückgedrängter und versperrter Kräfte, wie er damals in der Poesie erfolgte, nicht von Einem Punkte allein er= fassen und darstellen wollen. Dies mag auch einiger

maßen die ausführliche Besprechung rechtfertigen, die ich diesem Schriftsteller, weit hinaus über die äußere Symmetrie der übrigen Abtheilungen dieses Buches, hier zu Theil werden ließ.

B. Mar Klinger.

(Johann Anton Leisewiß).

Ein zweiter Hauptkämpe unter den Stürmern und Drängern war M. Klinger, bei dessen mehr bekann= ter und zugänglicher Gestalt wir nicht so lange, wie bei Lenz, zu verweilen brauchen. Er war 1752 zu Frankfurt geboren, der Sohn eines Stadtartilleristen daselbst. Den Vater verlor er bald, studirte dann als Freischüler am Gymnasium, unterstügte durch das, was er im Privatuntericht gewann, die Mutter, und arbeitete sich so, stets raftlos und strebsam, an die Universität hinauf, die er 1772 zu Gießen bezog, um daselbst Jura zu studiren.

Wie von Lenz, so giebt Göthe auch von Klinger in,,Dichtung und Wahrheit“ ein lebendig gezeichnetes Charakterbild, in dem aber alle Züge und Farben weit günstiger sind als bei jenem. Sein Aeußeres bezeichnet er als sehr vortheilhaft, und das der Cotta'schen Ausgabe seiner Werke vorangestellte Portrait bestätigt es auch. Sein Betragen, sagt Göthe, war weder zuvorfommend, noch abstoßend, und wenn es nicht innerlich stürmte, gemäßigt. Er empfahl sich durch eine reine

Gemüthlichkeit, und ein unverkennbar entschiedener Charafter erwarb ihm Zutrauen. Auf ein ernstes Wesen war er, in frühester Jugend vaterlos, durch seine Lage hingewiesen; Alles, was an ihm war, hatte er sich selbst verschafft und geschaffen, so daß man ihm einen Zug stolzer Unabhängigkeit nicht verargte. Entschiedene, natürliche Anlagen, leichte Fassungskraft, treffliches Gedächtniß, Sprachengabe besaß er in hohem Grade. Rousseau's Werke sagten ihm vorzüglich zu. Emil war sein Haupt- und Grundbuch; war er ja doch auch ein Kind der Natur, auch er hatte von unten angefangen; und so konnte er sich für einen der reinsten Jünger jenes Naturevangeliums ansehen und in Betracht seines ernsten Bestrebens, seines Betragens als Mensch und wackerer Sohn recht wohl ausrufen: Alles ist gut, wie es aus den Händen der Natur kommt! Aber ebenso, fährt Göthe weiter fort, mochte sich ihm die widerwärtige Erfahrung aufdrängen, daß sich unter den Händen der Menschen Alles verschlimmere. Er hatte nicht mit sich selbst, aber außer sich mit der Welt des Herkommens zu kämpfen, von deren Fesseln Rousseau den Menschen zu erlösen gedachte. In diesem Kampfe fühlte er sich gewaltsamer in sich zurückgetrieben, als daß er durchaus zu einer frohen und freudigen Ausbildung hätte gelangen können; vielmehr mußte er sich durchstürmen, durchdrängen; daher sich ein bitterer Zug in sein Wesen und ebenso auch in seine Productionen schlich.

Soweit das Bild Klinger's in Göthe's Selbstbiographie, dessen Züge ich nur etwas näher zusammenrückte.

Die freundschaftliche Beziehung Göthe's zu Klinger,

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