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haben, diente schon Klingern zum Versuch eines historischen Trauerspiels, dem aber Schwung, Wärme, und Größe der geschichtlichen Auffassung fehlt. In der „Medea in Korinth" und der „Medea auf dem Kaukasus" bligt in ziemlich später Zeit noch eine Anmahnung an die Jugendglut auf; den Kraftmännern von damals gesellt sich in bedeutenden Zügen umrissen das antike dämonische Kraftweib bei freilich ist aber hier in der Schilderung der Leidenschaft, so geistreich sie sein mag, mehr künstliches, pyrotechnisches Feuer, als natürliche Flamme, als echter einschlagender Blig.

Eine nähere Beachtung verdient der erste Schritt, den Klinger gleich nach der Beruhigung seines Sturmes und Dranges auf dem Gebiet des heiteren Conversa= tionsstückes machte. Das bewegte Weltleben, das er seit seinem Eintritt in österreichische Dienste führte, brachte bei ihm ebenso für das Lustspiel seine Frucht, wie bei Lessing die Zeit, die er im Dienste des Generals Tauenzien zugebracht. Wenn dieser das Motiv des Spielers, zur komischen Charge entwickelt, nur als Episode in sein Lustspiel: „Minna von Barnhelm“ einführt, so wird es bei Klinger vollends zum Hauptstoff eines ganzen Stücks:,,Die falschen Spieler" (1780). Ein befremdendes, ja gewagtes Süjet für ein Lustspiel! Sonst begegnen wir der Schilderung des Spiel's und seiner Folgen, der anwidernden Darstellung dieser verzehrenden, aushöhlenden, in's Innerste sich einfrallenden Leidenschaft nur in Rühr- und Schauerstücken; Klinger versucht es dagegen, der Gaunerei des grünen Tisches sogar eine heitere Seite abzugewinnen,

und löst die bedenkliche Aufgabe in der That mit Feinheit und großem Geschick. Mit geistreicher Beobachtung sind die Practiken und Kniffe jener eleganten Spißbubensorte geschildert der sogenannten Grec's, die ihr Metier als Kunst betreiben, und sich ihrer vornehmeren Race sehr wohl bewußt sind; an der Spige dieser Bande, die zwar nicht in den böhmischen Wäldern, wohl aber in den böhmischen Bädern ihr Hauptlager aufschlägt, steht Marquis Bellesfontes, eigentlich der Sohn des Gutsbesizers Stahl aus Franken, den die Unversöhnlichkeit des Vaters ebenso an die Spielbank getrieben, wie später Carl Moor ein ähnlicher Grund an die Spize einer Räuberbande. In seinem Stiefbruder steht ihm auch schon ein kleiner Franz Moor zur Seite, der durch Verhegung den Zwiespalt zwischen Vater und Sohn noch mehr zu vergrößern sucht.

Sowie Carl Moor ein edler Räuber, so ist der Marquis ein edler Grec; er nimmt nur reichen Dummköpfen ihr überflüssiges Geld ab, schröpft blos diejeni gen, die aus Habsucht spielen, ist aber dabei wohlthätig, läßt Hilfsbedürftige gewinnen, und beugt mit Edelsinn den Scenen dumpfer Verzweiflung vor, die sonst in Spielhöllen nie fehlen. Wie die Bande Moors, hat auch die des Marquis ihren Spiegelberg; es ist Beluzzo, der sich kein Gewissen daraus macht, dem wackersten Mann die Taschen zu leeren, und das Elend obendrein zu verhöhnen, in das er seine Opfer gestürzt. Die Lösung ist, dem Lustspielcharakter gemäß, zulegt eine befriedigende; der Conversationston ist in vieler Beziehung Leffing verwandt, die drastische, parodirende Bedienten

komik sogar an das ältere Lessing'sche Lustspiel mahnend; besonders interessant wird aber dieses Stück dadurch, daß es, wie wir eben sahen, an den Stoff der Räuber" streift, die nur um ein Jahr später erschienen. Rudimente dieses Sujets finden wir, merkwürdig genug, bei Klinger sowohl wie bei Lenz; der Leztere hat in seinem Fragmente: Die beiden Alten" Umrisse zum Franz Moor gegeben, und jene Zeitungsanekdote von dem Sohn, der seinen Vater in einem Keller einsperrte, und für todt ausgab, bereits zu bearbeiten versucht, die auch dem Schiller'schen Trauerspiel als ein tragisch so wirksamer Bestandtheil zu Grunde liegt.

Klinger's dramatische Production, zwischen dem Jahre 1774-77 am ergiebigsten, geht über das Jahr 1791 nicht hinaus. Dann wendet sich der Dichter ganz dem Romane zu, auf den ihn der didaktische und reflectirende Hang, der sich nachher bei ihm einstellt, immer entschiedener verweist. Gervinus charakterisirt diese spätere Wendung seiner literarischen Thätigkeit ganz treffend. „Die Art und Weise," so sagt er, „wie Klinger sein inneres Leben in seine Schriften trug, hat mit der von Wieland die größte Aehnlichkeit, obgleich er zu diesem im Ganzen eine Art von stoischem Gegensaß macht. Ihm ist nicht Wielands heitere Ironie, sondern jener Sarcasmus eigen, den er selbst aus einem starken Gefühl herleitet und dem Wige entgegenseßt, welcher nur mit dem Lächerlichen spielt, während jener eine Fackel in das Dunkel des menschlichen Wesens schleudere." Die Weltanschauung, welche die Romane Klinger's an einen zusammenhängenden Faden

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reih't, ist düster und pessimistisch; durchlaufen wir seinen Faust, Giafar, Raphael de Aquilas sc., so haben wir überall die erschreckenden Bilder von einer Welt, in der das Gute erliegt, das Böse herrscht, das Gute selbst zum Bösen ausschlägt, die edelsten Bestrebungen mit schauderhaften Ausgängen belohnt werden. Bei all' diesem bleibt aber dem beobachtenden Schwarzsichti= gen ein Krümchen Trost übrig: er glaubt trog aller Herrschaft des Lasters und der kalten Klugheit an Moralität als einen idealen Hintergrund der Dinge; er glaubt, daß die moralische Welt, die auf der physi= schen so breit ruht, von der geistigen an einem einzigen Haare aufwärts gezogen und sogar etwas emporgehoben wird, und daß die Masse seit ewig an diesem einen Haar vergeblich zerrt, um es zu zerreißen." So sehen wir denn in Klinger's spätern Romanen den Gegensag zu seinen frühesten Dramen vollendet, und doch zugleich in beiden einen verwandten Zug: was dort leidenschaftliche Unruhe und Zerrissenheit war, das ist hier zur starren Zerklüftung geworden; die Dissonanzen, die dort so peinlich auf- und niederwogten, sind nun in der Reflerion festgehalten, und wirken in dieser Ernüchterung nur noch schärfer und schneidender. Klinger hat die äußersten, entgegengesezten Pole des Lebens kennen gelernt, oder er ist vielmehr von einem zum andern übergesprungen; aber die äußere Gunst des Schicksals hat ihn nicht auch im Innern beglückt, und der Einblick in's Leben, das in großen Massen vor ihm lag, ihn nicht in sich selbst froh gemacht. Gleich einem vereinzelten Stern, der über einem ver

witterten, ausgebrannten Vulkan am ringsum verdunfelten Himmel emporsteigt, so wirft bei ihm in seinen spätern Schriften der Leitstern einer tristen Moral über eine troftlose Welt fein blasses, kaltes, unsicheres Licht - es ist dies eine Moral der Resignation, in der keine Zuversicht, keine lebendige Thatkraft mehr glüht. Die Last der Welterfahrung drückt wie ein Alp auf seiner dichterischen Anschauung und ängstigt sie mit düsteren Bildern; an ein Besserwerden menschlicher Zustände glaubt er nicht mehr; als die Weltgeschichte in der Revolution ihre Sturm- und Drangperiode erlebte, erschrack er, der gealterte Stürmer, vor dem frühzeitigen Erwachen des Genius der Menschheit.

Noch ein Wort über Klinger, den Dramatiker, che wir von ihm scheiden. ihm scheiden. Seine Hauptgestalten charakterisirt ein kühner Willensdrang ohne Ziel, ein Pochen auf Kraft ohne realen Anhalt; was diese Helden einer eingebildeten Welt thun, sind Hiebe in die Luft, Schüsse in's Blaue. Alles wird bei ihm hinaufgetrieben: die Kraft wird wild, das Laster monftrös, die Tugend flarr. Lenzen's Verirrungen und Geschmacklosigkeiten liegen meist dort, wo er nur allzuwahr sein möchte, wo er zu tief in die gemeine Realität hinabgreift; die Klinger's dagegen sind da zu suchen, wo er das Wirkliche überfliegt, die Natur bombastisch übersteigert und so in Unnatur fällt. Lenz ist ein Sitten- und Seelenmaler, Klinger der Dichter eines imaginairen Heldenthums. Jener schildert den Conflict eines reineren Gefühls mit der zunächst liegenden Wirklichkeit und gibt allen seinen Stücken, auch wo

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