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abenteuerte, und den Landfrieden der überlieferten Aesthetik recht gründlich brach? Lessing. bekämpfte mit seiner scharfen, kritischen Feder nur den Pseudo-Aristotelismus der Franzosen; Göthe's Gög schlug mit seiner eisernen Faust durch die Schranke einer jeden Regel durch. Er glaubte sich auf Shakespeare's Autorität dabei berufen zu dürfen, den er und seine Straßburger Genoffen dafür ansahen, als ob er so eigentlich das geseglose Faustrecht des Naturgenie's in der dramatischen Poesie vertreten; ein Irrthum, wie wir ihn dem jungen Dichter und seinen Freunden verzeihen können, da sich ja nur am Uebermaß die strebende Kraft fühlt, kühner Jugenddrang nicht ohne Uebertreibung denkbar ist.

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Eine organisch geschlossene Handlung hat der Gög feineswegs er besteht aus einer lockeren Reihe von Begebenheiten, die an einen fortlaufenden epischen Faden angereiht, nicht aber in den Ring der dramatischen Einheit zurückgeschlungen sind. Auch ein historisches Schauspiel ist diese Dichtung so eigentlich nicht, höchstens ein historisch gefärbtee Charaktergemälde; in einem geschichtlichen Drama müßten die Ideen, welche die Zeit bewegten, in den Vordergrund treten und das Pathos der Hauptpersonen ausmachen, während hier die großen Gegenstände des Jahrhunderts blos den Hintergrund eines beschränkteren Vorganges bilden. Das aufsteigende Frühlicht der Reformation, die Brandglut des Bauernkriegs, die in jenes hineinloderte, Sickingens weitgreifendes, kühnes Unternehmen werden nur angedeutet oder in knappen Bildern vorübergeführt.

Die Hauptpersonen in dem großen Drama jener Zeit spielen hier blos eine episodische Rolle, während eine Gestalt, die wieder in der Geschichte ganz episodisch ist, nämlich der Held selbst, dazu ein Kreis rein ersonnener Figuren, wie Weislingen, Adelheid, Franz, Georg, Lerse das ganze Interesse in Anspruch nehmen.

Götz ist an sich schon ein epischer Charakter, fast so wie der Cid in den spanischen Romanzen oder die Helden in den altdeutschen und altfranzösischen Rittergedichten, nur freilich ohne die Phantastik der legteren. Sein Leben zerfällt in einzelne Abenteuer, ohne sich mit angespannter Kraft auf einen einzigen Zweck zu richten, in dem sich dessen ganze Lebensidee widerspiegeln würde. Er nimmt mit, was ihm in den Wurf kommt, läßt die wechselnden Anlässe zum thätigen Eingreifen an sich herankommen, und seine Handlungen sind so zufällig, als es diese Anlässe selbst sind. Er fündigt dem Bischof von Bamberg Fehde an, weil er ihm seinen Buben widerrechtlich gefangen hält, nimmt dann den Weislingen gefangen, um ihn großmüthig wieder frei zu lassen, reibt sich hierauf an den Nürnbergern, weil Pfaffen und Reichsstädte seit jeher gegen die Ritter zusammenbielten, vertheidigt sich, so gut er fann, gegen die Erecutionstruppen, stellt sich mit fräftigem Wort und noch kräftigerer Faust zur Wehr, als man sich in Heilbronn mit plumper Tücke seiner Person bemächtigen will, verwickelt sich dann in den Bauernkrieg, und stirbt zulegt im Gefängniß. Der Dichter hat ein Stück Biographie dramatisirt; wie viel oder wie wenig Stoff er hineinbeziehen, wie

weit er zurückgreifen, welche Reflere aus der Zeit er in sein Bild fallen lassen wollte, stand ganz bei seiner Willkür.

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Die Charakteristik des Helden ruht also nicht in Einer entscheidenden Handlung; es sind verschiedene Vorfälle, die uns den Kern seines Wesens gelegentlich enthüllen, wie überraschende Schlaglichter von Außen den geheimen Lebenspunkt des Inneren treffen. Das, was er thut und unternimmt, könnte auch von einem gewöhnlicheren Charakter ausgehen nur wie er es thut, in welcher Art er sich selbst in der gleichgiltigsten Situation giebt, das kennzeichnet den Gög. Zufällige Episoden, wie das Zusammentreffen mit dem Bruder Martin, anekdotenhafte Züge, wie die Scene in der Herberge bei der Bauernhochzeit müssen dazu dienen, um einzelne bezeichnende Züge seines Charakters hervortreten zu lassen oder durch irgend einen Gegensaß zu beleuchten. Da ist es nun bewunderungswürdig, wie mannigfach der Dichter Figuren und Situationen um die Gestalt seines Helden zu gruppiren, und durch die Vielseitigkeit der äußeren Beziehungen an seinem Charakterbilde das zu ersehen verstand, was ihm an dramatischer Concentration abgeht. Der Mönch, der seine eiserne Hand wie eine Reliquienhand verehrend füßt, und Gott dankt, daß er ihn den Mann habe sehen lassen, den die Fürsten haffen und zu dem die Bedrängten sich wenden, der Reitersmann, der sein Probestück an ihm selbst abgelegt und ihm nun seine Dienste ohne Entgelt anbietet, die Erecutionstruppen, durch deren Reihen sein Name wie ein lähmendes Bayer: Von Gottsched bis Schiller. II.

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Schreckenswort geht, und die durchaus nicht den Enthusiasmus haben, für Kaiser und Reich auch nur Arm und Bein d'ran zu segen, die Zigeuner, die im wilden Walde lagernd, den fast Verblutenden bei sich aufnehmen und ihn bis auf den Tod vertheidigen Alle tragen dazu bei, die Bedeutung des Helden uns nahe zu bringen, und mit so vielen, von verschiedenen Seiten zusammentreffenden Strahlen gleichsam ein ma gisches Licht um denselben zu verbreiten. Vor Allem ist es aber das engste Verhältniß des Hauses, in dem uns die reine Gediegenheit und Tüchtigkeit dieses Charakters entgegentritt. Es ist der Auffassungsweise des Volksepos eigen, den Helden nach allen seinen Lebensbeziehungen zu schildern, und seinen Charakter in dem ausgeführten Gemälde seiner Umgebung sich wider= spiegeln zu lassen. Dies hat denn auch der Dichter gethan, indem er seinen ganzen, patriarchalisch geschlossenen Lebenskreis mit vorführt, den Göz so schön um sich gebildet. Wie schlicht und rein sind hier alle sittlichen Beziehungen bewahrt! Ihm steht eine Frau zur Seite, die so ganz zu seinem Wesen paßt, gemüthvoll, fest und flug, mit jenem ausdauernden Frauenmuth ausgerüstet, der seine männliche Tüchtigkeit so schön ergänzt. „Wen Gott lieb hat, dem gebe er so eine Frau," dies darf wohl Göz mit Fug und Recht sagen. Wie in der deutschen Nationalsage einem jeden Helden der treue Dienstmann an die Seite gestellt ist so auch hier. Da ist der biedere Lerse vor Allem aber der treffliche Junge Georg! Sehen wir ihn doch vor unseren Augen heranwachsen

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von jener Scene an,

da er in Hansen's großem Küraß fommt, den er in der Eile nicht losschnallen konnte, und das Bild des heiligen Georg aus dem Brevier des Bruder Martin empfängt - bis zu dem Gefechte bei Miltenberg, wo er ein junger Held, den Reitertod stirbt. Wie schön wird die Treue auch von Gög seinen Dienern erwiedert! In der Gefangenschaft zu Heilbronn, im Gerichtssaal, ja selbst in der Sterbestunde beschäftigt ihn das Schicksal seiner Getreuen; es ist dies Verhältniß vom Hauche der wärmsten Innigkeit durchweht, von der freilich die kaiserlichen Räthe zu Heilbronn, die ihrem Herrn in einem ganz anderen Sinne dienen, die nur ihre vorschriftsmäßige Beamtenpflicht kennen, kaum eine Ahnung haben. Am ergreifendsten tritt uns aber das schöne Friedensbild des Hausverbandes auf Gözen's Burg mitten aus dem Waffenlärm der Belagerung entgegen, wo Gög mit seiner Frau, mit Georg und den Knechten bei Tische sigt, und den legten Tropfen Weins mit seinen treuen Dienern theilt. „Sie brauchen Stärkung, nicht ich, es ist ja meine Sache!" Das Verhältniß zu Kaiser und Reich faßt er in demselben treuherzig patriarchalischen Sinne auf, wie das seiner Hausgenossen zu ihm selbst. Ja, meint er, wenn die Diener der Fürsten ihnen so edel und frei dienten, wie sein braver Georg und seine Knechte ihm selbst, und die Fürsten dem Kaiser, wie er ihm gerne dienen möchte - wie anders und besser stünd' es da! Draußen stehen die Executionstruppen, die seine Burg eng eingeschloffen halten: aber dies erschüttert seine und seines Häufleins Treue gegen das höchste Reichsoberhaupt nicht. Das

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