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den Gesundquell. Hamann's Styl ist verwachsen, höckerig, bizarr, ein Reden mit stammelnder Zunge; manchmal leuchtet ein genialer, tiefer Blick auf, der uns im Innersten trifft, manchmal ängstigt und beunruhigt er uns wieder, als sähen wir verzerrende, nervösse Gesichtszuckungen, die alle Züge aus ihrer natürlichen Lage bringen. Mit den Reminiscenzen seiner confusen Lectüre geht es ihm so, wie dem Zauberlehrling Göthe's mit den Besen; er findet das Zauberwort nicht, um die vielen fremden Geister, die in seinem Kopfe rumoren, zu bändigen. Unruhig und zerrissen, wie sein Leben, waren auch seine Studien, seine ganze literarische Thätigkeit; Theologie, Rechtswissenschaft, Alterthümer, schöne Wissenschaften, Kaufmannschaft — dies Alles versuchte er ohne Bestand, seine Schriftstellerei zersplittert sich in lauter Fragmente und Fragmentchen mit barocken Ueberschriften und meist hebräischen Motto's. Er hat mehr Lust, Zeilen als Bogen, und Bogen als Theile zu schreiben, aber keiner hat die Bogen so zu Bänden anwachsen lassen, wie er. „Der Zorn benahm ihm alle Ueberlegung" (so charakterisirt Gervinus den Mann), „wenn er bedachte, wie die Wissenschaften in Deutschland verwüstet seien, und wie es möglich wäre, daß junge Leute in die alte Fee Gelehrsamkeit ohne Zähne und Haare verliebt sein könnten. Er suchte den Geist und lebendigen Hauch in Geschichte, Kritik, Philosophie und PhiloLogie und fand ihn nicht; mißmuthig blickte er auf die Bequemlichkeit unter den Gelehrten, die sich auf der weiten Oberfläche der Materialien genügten, während er, das erste Vorbild jener prometheischen Titanennaturen

und Fauste, in den Schacht herunterstrebte, der die Quellen des Wissens enthielte, in den fernsten Orient zurückging, um die Anfänge der Humanität zu suchen, in die Tiefen der Sprachen sich eingrub, um von da erst auf die Philosophie zu gelangen. Hundert wichtige Probleme berührt er so, ohne im geringsten selbst etwas zu ihrer Lösung beizutragen, als daß er zeigt, wie wenig die Anderen beigetragen hatten; immer voll zerftreuter Gedanken und Anregungen, die oft wie Blige ein blendendes Licht, niemals Wärme und Helle gaben, oft sogar nur wie Irrwische ein Scheinlicht warfen. Seine Schriften find wie ein Sauerteig in die Nation geworfen, ungenießbar an sich, eine nöthige Gährung im_Ganzen.“*) Grobheit gehört einmal zu einer solchen Natur, wie Gestank zum Schwefel; er kennt schon jenen polternd-biffigen Schimpfflyl, wie sich ihn später die Ultramontanen so trefflich anzueignen wußten aber seine Polemik ist nicht geistreich, nur scheltend; er hebt blos mit heftiger Geberde den Stock, wo ein Lesfing nach Fechterregeln pariren und ausfallen würde. Neben der Natur ist die Schrift sein A und sein D. Wie Winckelmann den Sinn für das griechische Heidenthum, das ihm die allein seligmachende Kirche der Kunst war, neu zu erwecken strebte, so redete sich Hamann zulegt dies als die Mission seiner Autorschaft ein, das Christen- und Lutherthum in seiner Reinheit herzustellen, und den alten Prophetenjargon, mit

*) Gervinus, Geschichte der deutschen Dichtung, IV. Th. Seite 407.

interessanten Idiotismen vermehrt, zu erneuern. Während jener den Göttern des Alterthums den Weihrauch reiner Begeisterung, opferte, trieb dieser schriftstellerischen Gößendienst mit der Bibel, und überstopfte seine kabbalistische Prosa mit Citaten aus der Schrift, bis „das Haus Simonis des Ausjägigen voll ward vom Geruche der evangelischen Salbung." *) Eine Faust'sche Unruhe lag in seinem Wesen, und er beschwor fortwährend Geister mit wunderlichen, krausen Formeln ; da verschrieb er sich denn auch dem Geiste, der stets .verneint (aber was? den gesunden Menschenverstand); er verschrieb sich dem Geiste des Pietismus mit all seinem demüthigen Hochmuth, mit all seinen frommen, unerträglichen Prophetenlaunen. Kam dieser über ihn, was häufig geschah, dann schrieb er etwa in dem Styl jenes Buches, aus welchem die Here in Faust declamirt; und wenn man sich vergeblich abmüht, diese Offenbarungen zu verstehen, so muß man nur zum Troste der Worte Mephistopheles' gedenken: „Ein ganz vollkommener Widerspruch bleibt stets geheimnißvoll - für Weise wie für Thoren!"

Die Urtheile und Expectorationen Hamann's über die Zeitrichtungen der Literatur, über Werke und Schriftsteller sind in seinen zahlreichen Briefen zerstreut, die nicht selten den Weiheton apostolischer Episteln anschlagen; die leitenden Gedanken seiner Naturtheorie finden sich aber so ziemlich in seiner ,,Aesthetica in

*) Dieses geschmackvolle Bild gehört Hamann felbft an. Vergl. deffen Schriften, I. Theil S. IX des Vorberichts.

nuce, einer Rhapsodie in kabbalistischer Prosa“ (1762) beisammen.*) Es kostet einige Mühe, die fruchtbaren Gedankenkörner aus all' den Hülsen salbungsvollen Schwulstes herauszuklauben; oft möchte man auch dem Manne, wie Falstaff dem Pistol zurufen: er möge seine Neuigkeiten melden wie ein Mann von dieser Welt. Doch hören wir ihn nun selbst.

Nicht Leier!

noch Pinsel !

eine Wurfschaufel für

meine Muse, die Tenne heiliger Literatur zu fegen! . . .

Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechtes, wie die Malerei älter als Schrift, Gesang als Declamation, Gleichnisse als Schlüffe, Tausch als Handel.

Sinne und Leidenschaften verstehen nichts als Bilder. Der erfte Ausbruch der Schöpfung und der erste Eindruck ihres Geschichtsschreibers — die erste Erscheinung und der erste Genuß der Natur vereinigen sich in dem Worte: Es werde Licht! Hiemit fängt die Empfindung von der Gegenwart der Dinge an.

Die Schuld mag liegen, woran fie will, (außer oder in uns): wir haben leider an der Natur nichts als Turbatverse und disjecti membra poëtae zu unserem Gebrauche übrig. Diese zu sammeln, ist des Gelehrten, fie auszulegen, des Philosophen, fie nachzuahmen, oder noch kühner! fie in Geschick zu bringen, des Poeten bescheiden Theil.

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Reden ist überseßen aus einer Engelsprache in eine Menschensprache; d. h. Gedanken in Worte Sachen in Namen Bilder in Zeichen. Freilich kommt diese Art der Ueberseßung häufig mit der verkehrten Seite von Tapeten überein, oder mit einer Sonnenfinsterniß, die in einem Gefäße voll Wassers in Augenschein genommen wird.

Wagt euch nicht in die Metaphysik der schönen Künfte, ohne in den Orgien und eleusinischen Geheimnissen vollendet zu sein. Die Sinne find Ceres, und Bacchus die Leidenschaften; alte Pflegeeltern der schönen Natur.

*) Vergl. Hamann's Schriften, herausgegeben von Friedr. Roth, II. Th. S. 255–308.

Nur durch Sinne und Leidenschaften wirkt die Natur. Wer nun ihre Werkzeuge verstümmelt, wie mag der empfinden ? Sind auch gelähmte Sennadern zur Bewegung aufgelegt?

Eure mordlügnerische Philosophie hat die Natur aus dem Wege geräumt, und warum fordert ihr, daß wir selbige nachahmen sollen? — damit ihr das Vergnügen erneuern könnt, an den Schülern der Natur auch Mörder zu werden ?

Ja, ihr feinen Kunstrichter! fragt immer, was Wahrheit ist, und greift nach der Thür, weil ihr keine Antwort auf diese Frage abwarten könnt ... Und fragt ihr nicht auch, wodurch ihr die Natur aus dem Wege geräumt? Durch eure Abftractionen, mit denen ihr sie schindet!

Alle Farben der schönen Welt verbleichen, sobald ihr jenes Licht, die Erftgeburt der Schöpfung erstickt, den Geißt nur zum Kammerdiener des tødten oder gar zum Waffenträger des tödtenden Buchstabens macht. Ihr aber macht die Natur blind, damit fie nämlich eure Wegweiserin sein soll! oder ihr habt euch felbft durch den Epikurismus die Augen ausgestochen, damit man euch ja für Propheten halten möge, welche Eingebung und Auslegung aus ihren fünf Fingern saugen.

Leidenschaft allein giebt Abftractionen sowohl als Hypothesen Hände, Füße, Flügel — Bildern und Zeichen Geift, Leben und Zunge! Wo find schnellere Schlüffe? wo wird der rollende Donner der Beredsamkeit erzeugt, und sein Gefelle, der einfilbige Blit? Wer weiß es nicht, wie Alles, was noch so entfernt ift, im Affecte ein Gemüth mit einer besonderen Nichtung trifft; wie jede einzelne Empfindung sich über den Umkreis aller äußeren Gegenstände verbreitet, wie wir die allgemeinsten Fälle durch eine persönliche Anwendung uns zuzueignen wiffen? Die Vollkommenheit der Entwürfe, die Stärke ihrer Ausführung, die Empfängniß und Geburt neuer Ideen und neuer Ausdrücke fie alle liegen im fruchtbaren Schooße der Leidenschaften vor unseren Sinnen vergraben.

Bacon vergleicht die Natur der Penelope ; ihre frechen Buhler find die Weltweisen und Schriftgelehrten! Doch ihr kennt auch die Geschichte des Bettlers, der rächend am Hofe zu Ithaka erschien !

O eine Muse wie das Feuer eines Goldschmieds und wie

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