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nämlich Selbstbeschränkung, Selbstverläugnung und angestrengte Arbeit, wozu sich Faust jedoch, bereits mit dem Teufel du und du," nicht bequemen" zu können erklärt, sondern mittelst des durch Hexenkünste gebrauten Feuertranks, der alsbald seine Wirkung thut:

Hör! Du musst mir die Dirne schaffen !

und

Hätt ich nur sieben Stunden Ruh,
Brauchte den Teufel nicht dazu,

So ein Geschöpfchen zu verführen

eine Verführung, die sammt ihren Folgen bekannt-
lich den weiteren Inhalt der Tragödie bildet.
Und das wäre die Zauberkraft des Genies"?
Freilich auch die Hölle hat ihr Ingenium:

Sie fühlt dass ich ganz sicher ein Genie,
Vielleicht wohl gar der Teufel bin.

Dass es nichts an der Sache ändert, wenn der Dichter keinen persönlichen Glauben an die „Sudelköcherei" mitbringt, ja wenn er, nicht mehr mit vollstem künstlerischem Ernst bei seiner Composition, Allotria einmischt, wie die „Bettelsuppen" und die Verspottung der missverstandenen Trinitätslehre, wird wohl keiner Ausführung bedürfen. Ebenso dass damit nicht die Meinung man habe die Scene erklärt, gerechtfertigt sei, wenn man mit Düntzer in der dargestellten Handlung zu gleicher Zeit eine Verspottung des ganzen albernen Hexenglaubens" und den Versuch der Versenkung Fausts in bestialische Sinnlichkeit" finden will; denn beides in dieser Verknüpfung widerspricht sich und wäre widersinniger als der Hexenglaube selbst. Auch die bloss symbolische Erklärung erfordert die Aufzeigung eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen Symbol und Bedeutung. Die „tolle

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Sinnlosigkeit der Hexenwirthschaft" wird also hier wie in der Walpurgisnacht-Scene nicht um desswillen „mit den lebendigsten Farben" geschildert „um die gemeine Sinnlichkeit in ihrer jedes höheren Sinnes entbehrenden Bestialität zu zeigen" (Düntzer), sondern gerade umgekehrt, um die sehr bedeutsame diabolische Berückung (Versetzung) der Sinne zur Darstellung zu bringen, wie solche Faust beim Blick in den Zauberspiegel und beim Genuss des Zaubertranks erfährt. Sonst freilich wäre die Handlung sinnlos, das Mittel zum Zweck absurd, und nur wer jenen Causalzusammenhang aufweist und erklärt, der erklärt unsere Scenen.

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Denken wir die aus einer veränderten Grundanschauung der Natur, im Stil der Iphigenie hinzugedichtete und zum Beweise ihrer Isolirtheit im "Fragment" von 1790 naiver Weise sogar hinter die. Brunnenscene gestellte Scene Wald und Höhle" hinweg, so dass die Verführungsgeschichte ohne die vorübergehende Sinneswandlung Fausts verläuft wo bleibt alsdann auch nur der Schatten einer Aehnlichkeit der wirklichen Handlung mit dem was hier für deren begriffliches Gegenbild ausgegeben wird? Wir fragen: was wird aus dieser Fischerischen unmittelbaren Naturoffenbarung" in der Tragödie? aus diesem „Erleben der Natur" in jenem „urmenschlichen " Sinne? Die wirkliche Handlung mahnt uns an eine Naturoffenbarung, aber nicht an die vom Urmenschen vernommene Urnatur," sondern an jene Naturoffenbarung wie sie

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Der Unmensch ohne Zweck und Ruh,

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Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste
Begierig wüthend nach dem Abgrund zu,

nachdem er zum Verderber geworden, in der Walpurgis

nacht und beim Cultus auf dem „Gipfel des Brockens" erfährt, wo ein und der andere „ganz besondre Saft“ vergossen wird:

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Aufs Angesicht nieder,
Verehret den Herrn!
Er lehret die Völker
Und lehret sie gern.
Vernehmet die Worte:
Er zeigt euch die Spur
Des ewigen Lebens
Der tiefsten Natur.

In dieser Naturoffenbarung, ohne deren tieferes Verständniss die ursprüngliche, wirkliche, durch die Faustsage und Faustdichtung illustrirte Faustidee Goethes nicht ins rechte Licht treten kann, liegt in Wahrheit der tragische Lebensgang des genialen Weltstürmers;" während in jener Naturoffenbarung, die sich nur im höchsten Grad eines physisch-ästhetischen Naturgenusses und in schönen Worten erschöpft, wie sie Faust ganz gleicherweise im Monolog in Wald und Höhle" und beim Ersteigen des Brockens zur Feier der Walpurgisnacht zum Besten gibt:

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Das ist die Lust, die solche Pfade würzt u. s. f.

des Pudels Kern unmöglich zu finden ist. Bei solcher Naturoffenbarung hält sich der Teufel nicht lang auf:

Und kurz und gut, ich gönn' ihm das Vergnügen
Gelegentlich sich etwas vorzulügen;

Doch lange hält er das nicht aus.

Denn eben darin behält Mephistopheles, wennschon nicht in seinem Sinne, recht:

Natur sei, wie sie sei,

's ist Ehrenpunkt: der Teufel war dabei!

Und ohne diesen Teufelsantheil zu berücksichtigen, verstehen wir Fausts Erkenntniss nicht:

Geheimnissvoll am lichten Tag,

Lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben. Uneingedenk dieser Erkenntniss hat Faust diese Beraubung dennoch unternommen. In welchem Geiste, mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolg, zeigt die Handlung der Tragödie. Wenn er im Monolog versichert der „erhabene Geist" habe ihm alles gegeben worum er gebeten, so war diess besten Falls eine Selbsttäuschung; denn die Verdunkelung seines Geistes führt ihn ja tiefer und tiefer nein, höher und höher:

Dort droben möcht' ich lieber sein!
Schon seh' ich Gluth und Wirbelrauch.
Dort strömt die Menge zu dem Bösen:
Da muss sich manches Räthsel lösen.

Worauf der seines Siegs gewisse Verderber höhnt:
Doch manches Räthsel knüpft sich auch.

Diese Räthsel in der That sind es, ohne deren deutliche Fassung, ich sage nicht Lösung, wir mit unserer Fausterklärung nur im Nebel der unteren Bergschichten herumirren!

Wie aus solchen Gesichtspunkten die ursprüngliche Faustidee Goethes sich gestalte, und ein überraschendes Licht falle nicht allein auf die theils gänzlich ignorirte, theils der dramatischen und moralischen Wahrheit und Gerechtigkeit zuwider als „urmenschlich" in Umlauf befindliche Haupthandlung, sondern auch auf die meist zu viel betrachteten Nebenpartieen, diess darzulegen ist unsere Aufgabe.

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