ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Geist anzuziehen vermochte, und eben diese Anziehung hat seine Verwegenheit und seinen Uebermuth gegenüber dem nunmehr leibhaft gewordenen Gespenste zu scheinbarer Feuerfestigkeit gesteigert. Er hat das volle Bewusstsein von dem höllischen Charakter dieses verwandelten Pudels, so dass die Fragen nach dessen Namen und Wesenheit nur die nähere Bekanntschaft vermitteln sollen. Mephistopheles insinuirt ihm sogleich die von Faust längst durchschaute Nichtigkeit alles Zeitlebens, sofern dieses nicht von seinem ewigen Grunde getragen und gehalten wird. Dass die ihrer wahren Bestimmung entfremdete materielle Welt der fortwährenden Wiederauflösung anheimfallen muss, dass dieses kreisende Feuerrad von Geburt und Tod nur eine Carricatur der wahren Beständigkeit des im Geiste wiedergeborenen Lichtlebens sei, hat er in besseren Momenten selbst erkannt; nun aber verwirrt sich beides vor seinem Geiste, wenn er sagt:

So setzest du der ewig regen,
Der heilsam schaffenden Gewalt
Die kalte Teufelsfaust entgegen,

Die sich vergebens tückisch ballt!

Mephistopheles weiss es besser: nicht die unablässige Regsamkeit des Alls, sondern dass dieses Generationsfeuer „heilsam" im Grunde gehalten wird und der Offenbarung des stillen und beständigen Lichtes dienstbar bleibt, gibt ihm, als dem Rad des Lebens, seinen Werth und seine Berechtigung. Deshalb spiegelt er eine falsche Theorie dieses „stolzen Lichtes" vor, das zwar aus der Finsterniss", dem kalten Angstfeuer, als Blitz hervorbricht, aber keineswegs von dieser Finsterniss als solcher erzeugt wird, so wenig wie das Gewächs von seinem Mutterboden. Demgemäss ist auch die Körperlichkeit (Leibhaftig

77

keit) des Lichtes, von dem er lügt, dass es „verhaftet an den Körpern klebt“, keine Verfangenschaft des Lichtes in der Materie, sondern gerade sein Sieg über diese, seine Glorie, Herrlichkeit und Vollendung; während die Flamme", deren sich Mephistopheles als der ihm vorbehaltenen Domaine rühmt, nur eben jenes wild ausgekommene zerstörende Zornfeuer der in ihrem Widerstreit (im Chaos) gebundenen und festgehaltenen, durch das Böse in der Welt zur Aufstörung gelangten Generationskräfte sein kann.

Der Schluss der Scene versetzt uns wieder ganz in die magische Sphäre, wofür die modernen Ausleger weder Sinn noch Verständniss haben. Da die Umstrickung der Seele Fausts nur eine allmäliche sein kann, bricht Mephistopheles ab und umnebelt seine Sinne mit Hilfe der ihm dienstbaren kleinen Geister, indem er genau bei Fausts Seelenzustand einsetzt. Denn die Vorspiegelung, er werde „in dieser Stunde mehr gewinnen, als in des Jahres Einerlei", knüpft an Fausts Ueberdruss vorm Alltagsleben an, worüber dieser schon im Eingangsmonolog geklagt hat, ihm zum Bewusstsein bringend, dass mit jener ewig regen Gewalt" ihm selbst kein Genügen geschieht, weil sein „Herz“ nichts dabei „gewinnt." Auch verspricht er, statt des blossen uninteressirten Schauspiels (des leeren Zauberspiels") eine ins Herz („Gefühl") dringende Befriedigung des gesammten Sinnenmenschen. An diesem, nicht an dem Geistmenschen setzt der Versucher seinen Hebel an, Faust in ein Meer des Wahns" zu versenken. Die ganze Scene, wie deutlich sie auch, besonders in dem Chor der Geister, die Spur späterer Entstehung trägt, schliesst. sich der ursprünglichen Conception ungezwungen an.

[ocr errors]

3.

Die Verschreibung.

Wir kommen nun auf den Höhepunkt der Handlung, zu der Scene, in der Faust sich dem Bösen verschreibt d. h. sein Unsterbliches, seine Seele. Dass es einer Verschreibung bedarf, folgt aus der ethischen Grundeinsicht, nach der „die Hölle selbst ihre Rechte hat." An dieser Verschreibung also konnte kein Zweifel obwalten; mit der nachmals der ursprünglichen Conception untergeschobenen Streberidee aber war sie nicht so leicht in Zusammenhang zu bringen. Deshalb sehen wir unseren Dichter in dieser wichtigen Scene heterogene Stimmungen, Gedanken und Motive förmlich durcheinander schütteln, damit die gewünschte Lösung" der widerstrebenden Ingredienzen endlich Bestand gewinne. Denn auf die sogenannte Paktscene ist jener treffende Vergleich des Dichters ganz besonders zu beziehen, weil sie ihn vollständig bewahrheitet. Diese Scene ist deshalb auch der eigentliche Tummel- und Kampfplatz der modernen Ausleger, und ihr Bemühen, das was in diesem vieldeutigen Dialog die Hauptsache ist zur Nebensache zu machen und was Nebensache ist zur Hauptsache, findet unleugbar ihren Anhalt in der

[ocr errors]

gleichen Absicht des mit seiner ursprünglichen Conception leichtsinnig wirthschaftenden Dichters. Darin eben liegt die Schwierigkeit unserer Aufgabe: die dieser aus der blossen Reflexion entsprungenen Absicht Schritt vor Schritt widerstrebende intuitive richtige Fluchtlinie des Genius aufzuweisen. Glücklicherweise gibt uns selbst durch den logischen und ethischen Irrgarten dieser Scene Mephistopheles, der immer weiss was er will und demgemäss folgerichtig redet und handelt, den Leitfaden an die Hand, der beim Helden allein schwer zu finden wäre.

Mephistopheles tritt als cavaliere servente bei Faust wieder ein, diesem „die Grillen zu verjagen", mit dem Vorschlage vorerst seine Aussenseite gleichfalls junkerhaft herzurichten:

Damit er, losgebunden, frei,

Erfahre was das Leben sei.

Bei diesem offenbar illusorischen Rathe setzt nun Faust mit tragischem Pathos ein, und da ihn Mephistopheles an seine Furcht vor dem Tode erinnert, steigert er sich zur Verfluchung Alles dessen

was die Seele

Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt

Und sie in diese Trauerhöhle

Mit Blend- und Schmeichelkräften bannt.

Denn, wie bereits hervorgehoben worden, es fehlt ihm keineswegs die Einsicht in die Nichtigkeit des Zeitlebens als solchen; aber er verzweifelt momentan an der hoffärtig angestrebten Selbsthilfe, indem er die tiefe, aber negative Einsicht, deren er gewürdigt ist, in ihr Widerspiel verkehrt. So wirft er „die Schöpfung seiner regen Brust", den „Gott, der ihm im Busen wohnt", mit dem „Gott, der über allen seinen Kräften thront" zusammen und verschliesst

sich der positiven Einsicht, dass jener Gott als ein selbstgemachter Gott, trotz aller Selbstüberhebung, „nach aussen nichts bewegen kann, und folgeweise ,,in der Begierde verschmachten" muss, wenn er sich nicht mit seinem Willen dem lebendigen Gott einergibt, der, eben weil er über allen seinen Kräften thront, auch der Herr der Bewegung seiner Geschöpfe sein und bleiben muss. Denn nur die in ihrem eigenen Grunde ruhende Bewegung ist dem von ihr Bewegten gegenüber selbst unbewegt und deshalb bewegend. Es zeigt sich immer deutlicher: dieser Alles begehrende, das Entbehren verwünschende Faust weiss was er nicht will, was sein besseres Selbst als unbefriedigend verwerfen muss; aber er weiss nicht was er will, es fehlt ihm das positive, reale, erfüllte, weil seines Ziels bewusste Wollen. Es fehlt ihm ein solcher Wille bis zum Ende, sogar bis zum Ende des zweiten Theils, wo Faust, nach allem Möglichen und Unmöglichen tastend, schliesslich bei der falschen Vorstellung sich zur Ruhe setzen zu können vermeint, dass das „Streben", die Thätigkeit an sich ein ethisch leerer Begriff des Menschen Heil und Bestimmung sei. Dass aber dieser dem ursprünglichen Faust völlig entwachsene Streber selbst, bis zu seinem Tode, „Magie von seinem Pfade nicht entfernen kann", beweist wiederum nur, wie der Dichter des "Faust" von Faust" von seinem eigentlichen Thema trotz aller Abirrungen im Banne gehalten blieb.

Ich sage: Der Inhalt des Faustischen Wollens. im weiteren Verlaufe des ersten Theils der Tragödie und von diesem allein handeln wir charakterisirt sich, als auf das Wegräumen der natürlichen Schranken gerichtet, als ein negativer; er wird aber, wie alles

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »