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Jugendlich von vornherein klar!" Ja wohl, sein Genius hatte ihm magisch das Ganze an die Hand gegeben; aber innerlich dieses Geistbild festzuhalten und ihm in jedes Glied poetisches Leben einzuhauchen, das war gerade für seine Individualität und für die bis dahin erworbene intellectuelle und moralische Ausrüstung des Jünglings, der gewohnt war spielend zu arbeiten, nichts weniger als leicht. Unter vielen Schwierigkeiten braucht nur an die eine erinnert zu werden, dass dieser eben erst in's volle und tolle Leben hineinstürmende Jüngling seinem schon im gereiften Mannesalter stehenden Helden das Wort leihen sollte.

In diesem Sinne haben wir die „rein subjective Schwierigkeit" zu verstehen und können wir Vischers. Endurtheil adoptiren: „das schwere Losgehen vom Innern“ sei „die geheimste letzte Ursache des langen Zögerns" gewesen. Vischer aber versteht diess von der späteren Conception (Goethes „Plan"), als ob es theils die Incommensurabilität des gegebenen Motivs (der Faustsage) mit der modernen Streberidee, wie sie später im Prolog zu Tage trat, theils die „Intimität“ des Stoffs gewesen wäre, bei dem der Dichter ein Gefühl gehabt haben müsse als stelle er sein geheimstes Innere nackt vor die Augen der Welt." Aber sein geheimstes Innere herauszukehren ist recht eigentlich des Dichters Lust und Beruf, und der junge Goethe war der letzte, der davor zurückgeschreckt wäre. Und wenn Vischer den Satz ausführt: Goethe habe sein Motiv, die Faustsage, nicht allein vertiefen, sondern radical umwandeln" müssen, so gibt er uns zwar dabei zur rein ästhetischen Würdigung des Faust manche feine und treffende Bemerkung mit in den Kauf, aber er verlässt damit völlig die ursprüngliche

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Conception der Dichtung, die sich auf ein nicht nur willkürliches, sondern ungeeignetes Motiv geworfen haben müsste, wenn es in allen Punkten eine radicale Umwandlung zu erfahren gehabt hätte. Die Sache liegt in Wahrheit ganz anders, wie Vischers richtiges ästhetisches Gefühl ihn trotz der falschen Auffassung ahnden lässt, wenn er hinzufügt: das wunderbare dabei sei dass dennoch zugleich der dunkle bange Stimmungshauch der Faustsage erhalten blieb, getragen durch die tiefen Zusammenhänge mit dem geheimnissvoll Selbsterlebten im Dichter." Freilich ist diess wunderbar und wäre vollkommen unverständlich, wenn diese „tiefen Zusammenhänge" sich auf einen unerklärlichen Stimmungshauch" reducirten und Goethe auch ursprünglich mit der Sage nur gespielt" hätte. Mehr aber als diese ästhetische Stimmung“ bringt eben die moderne Exegese mit ihren philosophischen Reagentien nicht heraus. Alle diese Mittel, wie z. B. ironische Lichter, mit welchen das Rationelle überall durch das Mythische durchscheint, die Illusion aufgehoben und wiederhergestellt wird," "das scharfe, kecke, springende Contrastleben" und was dergleichen an sich richtige ästhetische Aperçus mehr sind, dringen nicht auf den Grund; sie beleuchten, statt „tiefe Zusammenhänge" aufzudecken, nur die Oberflächen der Dichtung.

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Vischer sagt: Goethes Jugendwerk habe vermöge seiner ganzen Natur einen anderen Stil" nicht vertragen als den des geistdurchdrungenen germanischen Realismus," der aber eine geschlossene Composition so gut zulasse und fordere wie der classisch-idealistische." „Bei einem Stoff wie der des Faust mag der Dichter nach dieser Seite besondere Nachsicht ansprechen dürfen, aber er darf nicht

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meinen, damit sei jede Willkür zugedeckt, jedes Schlendern erlaubt."

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Ich bin der Meinung, der Stoff des Faust habe gar keine Willkür, gar kein Schlendern erlaubt; er sei so ernst und schwer, dass jeder begreift wie Schiller schreiben konnte: ihm schwindle wenn er an die Ausführung denke; jedoch nicht sowohl, wie Schiller meinte, wegen des Umfangs der Aufgabe, der Totalität der Materie" denn diese hat, wie die Faustsage zeigt, ihre bestimmten Gränzen — als vielmehr wegen der Tiefe des Problems, welches künstlerisch zu bewältigen war. Was mich so viele Jahre abgehalten hat, wieder an den Faust zu gehen," schreibt Goethe 1798, „war die Schwierigkeit den alten geronnenen Stoff wieder ins Schmelzen zu bringen. Ich habe nun auf Cellinische Weise ein Schock zinnerne Teller und eine Portion hartes trockenes Holz daran gewendet, und hoffe nun das Werk gehörig in Fluss zu erhalten." Diese zinnernen Teller und dieses alte Holz, meint Vischer, seien jene Bestandtheile des ersten Theils der Tragödie wo der Dichter „allen Boden der Wirklichkeit uns unter den Füssen wegzieht und in Träumen eines Delirirenden umwirbelt, so dass statt Phantasie nur Phantasiren eintritt" Bestandtheile die seit der Veröffentlichung so mannichfachen Anstoss gegeben haben:" die Walpurgisnacht und der Walpurgisnachtstraum.

Ueber den letztgenannten urtheilt Vischer: es sei „ein Epigrammenhaufen, gute und schlechte, viele darunter von rein ephemerer Bedeutung, das Ganze eine Einstreuung von satyrischem Häckerling in ein ewiges Gedicht, die ein unverantwortlicher Leichtsinn zu nennen" sei. Auch die Walpurgisnacht gehöre nicht herein; denn so sehr es auch der Dichter vermocht

habe uns in die irre Traum- und Zauberstimmung zu versetzen, so verfehle doch das Ganze, dessen Theile mit der denkbar gründlichsten Verachtung aller Einheit zusammengewürfelt seien, seinen Zweck. Es lasse sich nicht etwa ein mythisches Bild denken, eine dem Prolog im Himmel gegenübergestellte Versammlung der höllischen Heerschaaren um Beelzebub, worin philosophische Offenbarungen über das Böse vorkämen, die tiefer wären als diejenigen, welche in Charakter und Thun des Mephistopheles poetisch niedergelegt seien: „eben daran dass dem Ganzen kein Mittelpunkt zu geben war, hätte Goethe zum Bewusstsein kommen können, dass er den ganzen Brockeneinfall opfern müsse."

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Das sind die Früchte der absolut vagen Vorstellung von „Faust" als dem „Bilde der strebenden Menschheit." Zwar will Vischer, wie natürlich, zugeben dass auf dem realen Boden einer reichen glänzenden Welt voll sinnbetäubender, geistgewürzter Zerstreuungen, in welche Faust zu führen gewesen sei, dämonische geisterhafte Motive nur ganz zulässig wären;" allein die Natürlichkeit geschweige denn die Nothwendigkeit solcher Motive ist aus Vischers Voraussetzungen über die Idee der Dichtung gar nicht zu folgern. Von der „reichen glänzenden Welt" ist im ersten Theile nichts zu sehen; die „Zerstreuungen" Fausts tragen vielmehr einen specifisch beschränkten Charakter. Dagegen folgt jene Nothwendigkeit „dämonischer Motive" ganz gewiss aus dem Stoff der Tragödie, aus dem Inhalt der Faustsage und somit aus der Faustidee selbst.

folgt die Nothwendigkeit

Aus eben diesem Stoffe zwar nicht des Allegori

sirens, Mystificirens und Satyrisirens, deren Eindringen in die erwähnten Bestandtheile der Dichtung Vischer

mit Recht beklagt anderen Scenen, so stark hervortretenden Elements der Geschlechtsliebe, dessen specifische Bedeutung in Goethes Faust Vischer zwar nicht, wie die meisten Ausleger modernen Schlags, einfach ignorirt, aber doch gänzlich verkennt, wenn er seinem an sich gewiss löblichen Widerwillen gegen die Obscönitäten der Brockenscene u. a. die Worte leiht: „Goethe hat seinen Faust nicht für zu gut geachtet um ihn als Ablagerungsgrube für solche Phantasieen zu behandeln." Mit Rücksicht auf die Gedankenstriche beim Tanze mit den Hexen äussert er insbesondere: „In einer Handlung, welche die Epoche in Fausts Leben, die hier darzustellen war, nicht phantastisch uneigentlich, sondern phantasiereich eigentlich darstellte, müsste Faust tief in die Wirbel des Sinnengenusses gerissen werden; sollen wir aber annehmen, er treibe Dinge, die dem entsprechen, was hier ekelhaft angedeutet wird, so ist er ein Schwein geworden, an dem nichts mehr zu retten ist."

wohl aber des hier, wie in

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Diese Kritik verräth das Ungenügen der dem Verfasser über den Stoff der Tragödie zu Gebot stehenden Begriffe. Wir kommen darauf ausführlich zurück; beiläufig nur soviel, dass der „Mittelpunkt" in den Offenbarungen über das Böse" des Dichters ursprünglicher Intention und dem Motiv der Sage gemäss allerdings nicht allein denkbar, sondern auch irgendwie darstellbar sein musste, wie denn auch ein bedeutsamer Anlauf dazu in den Paralipomena „Gipfel des Brockens" genommen worden. Hier sehen wir „Satan auf dem Thron," nachdem er aus „Feuersäulen“ und „Rauchqualm" hervorgetreten: „grosses Volk umher, Mephistopheles und Faust stehen im nächsten Kreise." Der Oberste des Finsterreichs

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