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Menschen nämlich „fasste sich die Selbstsucht in der äusseren astralisch-irdischen Matrix" (Jac. Böhme), worauf erst die geschlechtliche Scheidung eintrat. Diese anomale Fassung wird im Missbrauche des natürlichen Triebes als normal confirmirt und damit dem Bösen, das ja selbst nicht Natur annehmen kann, freier Eingang zu ihrer Dissolution und Zerstörung verschafft. Hierüber bemerkt Baader: „Nach jenem und durch jenen schrecklichen Contakt des Himmels und der Hölle (des Lichtes und der Finsternisse), welcher den Anfang dieser äusseren Creation machte, ward die äussere Natur als Veste zwischen beiden, und sie gleichsam isolirend, gesetzt, und nur in dem Menschen blieb diese Veste offen. Gerade in der Erregung des Gattungstriebs wird diese Oeffnung am offensten, und Himmel, Erde und Hölle ringen hier um das Primat der Bildung; aber letzterer erwacht hierbei die alte Lust, das Himmlische prostituirend sich zu subjiciren, jene Wollust des Verderbens, welche um so grösser, je edler, himmlischer das zu Verderbende ist. Durch Schuld des Menschen und in ihm vermag nun diese Lust sich zu äussern, und der göttliche Same kann noch in unreinere Regionen verschüttet werden als bei Onan. Hier ist der Schlüssel zu jenen geheimen Orgien und zu dem Unzuchtsgeist (esprit), welcher Tieferes und Höheres im Sinne hat als das Menschenthier, das sich hiezu missbrauchen lässt."*)

Mit diesen Lichtblicken in das mysterium iniquitatis versteht man, wie die Offenbarung des Satans eine Offenbarung „des ewigen Lebens der tiefsten Natur" sein kann. Man erkennt so zugleich, wie

*Baader, Werke XV S. 353 fg.

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diese Offenbarung auf dem „Gipfel des Brockens" der Fausthandlung dient; denn sie berührt sich eben mit der durch Magie erstrebten Aufdeckung des Kerns der Natur, jener Quellen alles Lebens, an denen Himmel und Erde hängt", des magischen Aufstörens und Ansichreissens der Wirkens- und Samenkraft" der Dinge. Dieses sein von Anfang gestecktes Ziel hat unser Held auf seinem Wege verfehlt und musste es verfehlen; denn es ist das secretum semper tegendum, das ewig verborgen zu haltende Geheimniss der Schöpfung. Erreicht dagegen hat er durch seinen Handel mit Mephistopheles und durch seinen mit diesem Handel im Zusammenhang stehenden schnödesten Missbrauch des edelsten Gefühls, das, was ihm Mephistopheles versprochen, die Einweihung in das Finsterreich des Bösen.

Es leuchtet ein, dass und weshalb der Dichter bei dem Versuche der Ausführung seiner Faustidee in dieser Richtung, ungeachtet der seherhaften Intuition seines Genius, auf unüberwindliche, nicht nur objektive, sondern auch subjektive Schwierigkeiten stossen und die Hand davon zurückziehen musste. Wir können, mit Baader, im Verhalten des Menschen zur Natur eine religiöse, eine naturservile und eine egoïstische Epoche unterscheiden, und von Goethes Leben sagen, dass es in die letzte gefallen sei, in der, als der hoffärtigen, der Mensch über Gott und Natur Herr geworden zu sein wähnt. Trotz seines plastisch antiken Natursinns, ja seiner Gebundenheit an die Natur", bemerkt Baader, vermochte Goethe, in diese egoïstische, sich nur selber überall bespiegelnde Epoche eintretend,*) der Natur nicht Meister zu wer

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*) Diess hat auch Turgenjew in seinem Aufsatze ,,Ueber Goethes Faust" erkannt: „Faust ist ein Egoïst und

den", d. h. gerade wegen dieser seiner Gebundenheit an die Natur blieb er zeitlebens ausser Stand, die intuitiv erfassten ethischen Tiefen seiner poetischen Jugendprobleme zu erschöpfen und diese danach vollkommlich auszugestalten. So sind Faust und Wilhelm Meister Fragmente geblieben, und dieses Unvermögen musste besonders schwer seine den Conflikt des Geistes mit der Natur spiegelnde Faustidee treffen.

Trotz alledem ist nunmehr durch unsere Erläuterung der bis jetzt betrachteten, der ursprünglichen Conception angehörigen Bestandtheile der Tragödie der Nachweis erbracht, nicht nur dass diese Conception in Wahrheit den tiefsinnigen Kern der Faustsage*) in genialer Intuition erfasst hatte, sondern auch dass es dem Dichter immerhin gelungen ist, diesen Kern wenigstens so weit herauszuarbeiten, dass wir im Stande sind, das Grundmotiv: die vermessene Intimation der Natur, von Anfang bis zu Ende durch alle Abschweifungen und Abschwächungen hindurch festzuhalten. Dieses wichtige, den ästhetischen Genuss der Dichtung allererst ermög

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kümmert sich lediglich um sich selbst" Die dichterische Fähigkeit der Empfänglichkeit und Reproduction, welche in Goethes Seele immer so kräftig war, stand ihm schliesslich höher als selbst der Inhalt, als selbst das Leben: er bildete sich ein, auf der Höhe der Anschauung zu stehen, während er auf alles Irdische (?) von der Höhe seines kalten, veralteten Egoïsmus herabsah." A. a. O. S. 20. 29. Mit diesem übrigens keineswegs veralteten" Egoïsmus ist seitdem der Naturservilismus in Kartell getreten.

*Deutlich genug ist dieser Kern auch im „Volksbuch" bezeichnet, in der mit Fausts Blut geschriebenen Vertragsurkunde, wo Faust als Motiv der Verschreibung angibt: ,Nachdem ich mir vorgenommen, die Elemente zu erforschen, aus den Gaben aber, die mir von oben herab bescheert und gnädig mitgetheilt worden, solche Geschicklichkeit in meinem Kopf nicht befinde" etc.

lichende Ergebniss wird durch die nun noch folgenden, von Düntzer als die „Auflösung“ des Dramas bezeichneten Schlussscenen, sowie durch die bis jetzt nicht betrachteten, nur mittelbar mit dessen Idee zusammenhangenden Nebenscenen vollkommen be

stätigt.

7.

Die Schlussscenen.

Die nächstfolgende Prosascene „Trüber Tag. Feld" gehört nach Form und Inhalt ganz zur alten Dichtung. Es war kein Beweis für den kritischen Scharfblick der modernen Ausleger, dass sie auf ein vages Zeugniss Riemers aus dem Jahre 1803, ja aus inneren Gründen die Entstehung dieser Seene in eine spätere Zeit versetzten. Weisse glaubte sogar „in dem prosaïschen Stil den Ton jener Periode zu erkennen, welche Egmont, Iphigenie, Tasso ihre gegenwärtige Gestalt gab"! Es hätte wahrlich nicht erst der Auffindung einer Abschrift des alten Faustmanuscripts bedürfen sollen, solche Annahmen auszuschliessen. Form und Inhalt zeugen gleich stark für die dem geläuterten und ernüchterten Dichter gänzlich unähnliche Jugendarbeit. Aber sie zeugen zugleich für die ursprüngliche Conception und für die Leichtfertigkeit, mit der diese, im Fragment von 1790 weggelassene alte Scene trotz des neuen Plans fast unverändert aufgenommen wurde.

Zunächst erscheint Mephistopheles materiell hier noch, der Sage gemäss, nur als Zwischenagent jenes Teufels, welcher selbst dem Faust nicht in Person

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