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grandios gerathene Ende" Fausts aus seiner,,besten. Zeit" stammt!

Ende gut, alles gut! Nachdem sich der Held den ganzen zweiten Theil hindurch im Zauberwesen bewegt, wendet er sich schliesslich,,,wie Goethe von der Romantik", völlig von der Magie ab. Das ist ,,Faust und die Sorge".

Hienach bewegt sich der neue Versuch Schmidts wesentlich in dem alten Geleise der Parallelisirung des Inhalts des Gedichts mit dem Leben des Dichters und den Vorstellungen seines Zeitalters.,,Faust als Magier die Sturm- und Drangperiode; Faust in Wald und Höhle: die Einkehr in die Naturwissenschaft, die Periode des Sittlich-Schönen, der Iphigenie; Faust vor der aufgehenden Sonne: die rein ästhetische Kunstperiode, Italien, Schiller; Faust auf zackigem Fels: die Wiederkehr ins deutsche Leben; Faust und die Sorge: volle Abwendung von der Romantik (Magie), Richtung auf das Gemeinwohl, selbstverläugnende Resignation. Es ist ein gehaltener energischer Blick in die eigene Geschichte." Nein, es ist diess eine in der modernen Kunstkritik landläufige Methode, die vielleicht bei keinem Werke so verführerisch und entschuldbar sein mag wie bei Faust, an dessen äusserlicher Fertigstellung alle Lebensalter des Dichters ihren Antheil haben, deren Anwendung jedoch, soweit es sich um den specifischen Kunstgehalt eines Werkes, um dessen poetischen Kern handelt, als gänzlich verkehrt bezeichnet werden muss. Solcher Vermischung von Leben und Dichtung gegenüber bemerkt v. Löper mit Recht: ,,Jenes Aufsuchen von Reminiscenzen aus des Dichters eigenem Lebensgange bringt etwas durchaus Fremdartiges in das Stück. Es ist diess ein eben so unberechtigter

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als unfruchtbarer Gesichtspunkt; denn der Dichter gibt nur Fausts Geschichte und nicht die eines anderen Individuums." Eben deshalb führt diese Methode von dem Eigenthümlichen des Stücks, das in der Geschichte Fausts und sonst nirgends zu finden ist, unwillkürlich ab, wie wir dies bei Vischer gesehen haben, bei Schmidt in erhöhtem Grade sehen und bei den meisten modernen Faustkritikern und Auslegern immer von neuem wahrnehmen können.

Freilich hat uns Schmidt ja von vornherein gesagt, und mit Recht gesagt, die nunmehr abgeschlossen vorliegende Faust-Dichtung sei kein einheitliches dramatisches Kunstwerk, sondern, wie Goethes Schaffen im Grossen und Ganzen überhaupt, fragmentarisch. Aber von der ursprünglichen Conception muss behauptet werden, dass ihr jene Einheit nothwendig innewohnte und dass der von Schiller bewunderte Torso des Herkules" die fehlenden Glieder durchaus bedingte, eben weil der Bau vom Auge des Künstlers einheitlich vorgeschaut war und sich mit Deutlichkeit im Fragment zeigte. Mit Deutlichkeit, sage ich, d. h. für die geistige Anschauung, keineswegs aber auch schon für die discursive, begriffliche Erkenntniss. In diesem Sinne behaupte ich: das „Fragment" war der Conception nach ein Ganzes; denn seine Theile bezogen sich, von einzelnen Incommensurabilitäten abgesehen, unmittelbar auf das Ganze, waren anschauliche Glieder eines Leibes. Es war mehr als ein blosser Torso; denn die poetische Gestalt des Ganzen leuchtete deutlich daraus hervor. Auf der anderen Seite ist der schliesslich fertiggestellte Faust demselben Betracht nach fragmentarisch; denn die einzelnen Theile passen nicht mehr zu einander und von dem Ganzen vermögen wir

keine unmittelbare einheitliche Anschauung mehr zu gewinnen.*)

Die gründlichste Einsicht in die Disharmonie derjenigen Bestandtheile des Faust, welche der ursprünglichen Conception angehören, mit dem späteren ,Plan" des Dichters und den dadurch entstandenen Ergänzungen, Einschiebseln und Auslassungen gewähren Kuno Fischers,,Vorträge über die Entstehung und Composition des Gedichts", zu deren Betrachtung wir übergehen, nachdem wir zuvor auf Karl Biedermanns Ansicht über Goethes Faust einen Blick geworfen.

*) Dieses scheinbar paradoxe Urtheil stimmt mit der Auffassung älterer Faustkritiker überein. Auch O. Fr. Gruppe gelangt in seinem wenig beachteten Werke „Leben und Werke deutscher Dichter. Geschichte der deutschen Poesie in den drei letzten Jahrhunderten", Leipzig 1872, Bd. 4 S. 462, zu dem Resultate: das „Fragment" sei in mancher Rücksicht mehr Fragment geworden als geblieben.

4.

Karl Biedermann.

Karl Biedermanns litterarhistorischer Essay,,Zur Entwicklungsgeschichte der Goetheschen Faust-Dichtung") sticht durch seine Nüchternheit von den meisten modernen Versuchen am Faust wohlthätig ab. Die ästhetischen Urtheile sind in der Hauptsache treffend und mehr zu beachten als die anspruchslose Form ihrer Mittheilung voraussetzen lässt.

Schon der Ausgangspunkt Biedermanns verräth seinen richtigen Blick. Er erinnert an,,die speculativreligiösen Betrachtungen des jugendlichen Dichters während dessen Krankheit in Leipzig", die diesen, wie er selbst erzählt, ,,von den irdischen Dingen abgesondert", an die Fortsetzung derselben in dem mystisch-kabbalistischen Kreise der Klettenberg und ihres Wunderdoctors, sowie an die alchymistischen Experimente Goethes. Ich füge hinzu: In Leipzig wurde dem Werdenden in der Person Langers jene edle Neigung entgegengebracht, welcher er viel schuldig geworden" zu sein bekennt. Von Langer, welcher die Bibel,,als ein Document ansah woraus

*) In ,,Nord und Süd", Jahrgang 1877, Bd. 3 S. 228-250.

wir allein unseren sittlichen und geistigen Stammbaum darthun könnten", wurde der physisch und seelisch erschütterte Jüngling auf Gedankengänge geführt, die ihm bis dahin fremd gewesen. Die ,,Poetischen Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi" (1765) waren nur,,auf Verlangen entworfen", obwohl sie schon den Löwen aus der Klaue erkennen lassen. Durch diese speculativen Unterhaltungen vorbereitet, studirte er sich im Winter 1769 in die Terminologie von Wellings,,Opus mago-cabbalisticum“ hinein, las den Basilius Valentinus, Paracelsus, van Helmont, Starkey, alle wohl nur in Arnolds,,Kirchenund Ketzer-Geschichte", und bildete sich schliesslich auf neuplatonischer Grundlage,,mit vieler Behaglichkeit" seine eigene Religion". In dieser Religion haben Lucifer, dem,,die ganze Schöpfungskraft übertragen war, und der Mensch, der die Verbindung mit Gott wiederherstellen sollte", die Hauptrollen. Von dieser Religion war ihm, zur Zeit da er das achte Buch von ,,Wahrheit und Dichtung" schrieb, nur die Anerkennung übrig geblieben:,, dass wir uns in einem Zustande befinden, der, wenn er uns auch niederzuziehen und zu drücken scheint, dennoch Gelegenheit gibt, ja zur Pflicht macht, uns zu erheben und die Absichten der Gottheit dadurch zu erfüllen, dass wir, indem wir von einer Seite uns zu verselbsten genöthigt sind, von der anderen in regelmässigen Pulsen uns zu entselbstigen nicht versäumen."

Mit solchen Fonds kam er nach Strassburg, wo sein Faust bereits concipirt wurde, wie schon der Brief an Zelter vom 1. Juni 1831 vermuthen lässt, mehr noch die gesammte Constellation seines Lebenslaufs. Auch die dort betriebenen anatomischen und medicinischen Studien Goethes hatten nach Bieder

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