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genommen, doch wird es von Gott geboren und gegeben überzeitlich in Ewigkeit, über alle Bilde.

Nun möchtest du fragen: Sintemal sich meine Vernunft hat be raubt ihres natürlichen Werks, und sie kein eigen Werk noch Bild hat, worauf soll sich denn die Vernunft enthalten [verweilen], die allewege einen Vorwurf und einen Aufenthalt will haben; können die Kräfte dieweil sich irgendwo anheften und darin wirken, es sey Ge dächtniß, Vernunft oder Wille? Nun verstehe dessen eine Berichtung. Der Vernunft Vorwurf und ihr Aufenthalt ist Wesen und nicht Zufall, das bloße lautere Wesen in sich selber. Wenn nun die Ver? nunft erkennet Wahrheit des Wesens, zuhand so neiget sie sich darauf und will darauf ruhen; da spricht sie ihr Wort vernünftiglich von dem Vorwurf, den sie da hat. So lange aber die Vernunft nicht findet Wahrheit des Wesens eigentlich, also daß sie den Grund nicht berühret, so daß sie möge sprechen: das ist dieß und ist also und anders nicht, so lange stehet sie allewege in einem Suchen und in einem Beiten [Vers langen], und neiget sich nicht und ruhet nicht, oder sie arbeitet nur zuweilen und legt ab alles Suchen in einem Beiten, und also ist sie etwa ein Jahr oder mehr arbeitend in einer natürlichen Wahrheit, was es sey. Ja viel länger [noch] arbeitet sie in einem Abscheiden [dessen], was die Wahrheit nicht ist, so lange [nämlich, als] sie stehet ohne Ver: nunft und ohne Enthalt, und spricht (auch da noch kein] Wort von ihm, denn sie hat noch kein Ende dieser Erkenntniß der Wahrheit. Siehe also ergründet die Vernunft nimmer in diesem Leben den Grund der übernatürlichen Wahrheit, die Gott ist, und darum stehet sie in einem Beiten und in einem Arbeiten, und muß mehr seyn oder heißen ein Unwissen, denn ein Wissen, was sie hier von Gott: mag haben; denn Gott offenbart sich nimmer so sehr seinen Freunden in diesem Leben; es ist noch nichts gegen dem, was Er ist. Wohl ist die Wahr: heit in dem Grund, aber sie ist verdeckt und verborgen der Vernunft. Und all die Weile wird die Vernunft nicht enthalten [verweilen], daß sie ruhe in einem Vorwurf; sie endet noch nicht, sondern sie beitet und arbeitet noch zu einem Lauf etwas hin], das noch erkannt soll werden und noch verborgen ist; also daß der Mensch nicht wissen mag zumal, was Gott ist, sondern nur weiß, was er nicht ist, und scheidet das alles ab; dieweil aber wird die Vernunft nicht enthalten in einem Vorwurf, sondern sie beitet, wie die Materie [nach] der Form [begehrt). Denn wie die Materie nicht ruhet, sie werde denn erfüllet mit allen Formen, also ruhet auch nicht die Vernunft, außer in der Wahrheit, die alle Dinge in sich beschlossen hat. Des Wesens begnügt sie sich allein, das enthält ihr aber Gott alles vor, und verzieht es ihr darum, daß er ihren Fleiß erwecke und sie reize voran zu gehen und mehr zu erfolgen

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[erreichen] und mehr große, wahre Güter zu überkommen und sie sich nicht lasse mit kleinen Dingen begnügen, sondern stelle [strebe] nach dem Höchsten.

Nun möchtest du sprechen: Ach Herr, nun habt ihr uns viel gesagt, daß alle Kräfte schweigen sollen, und [jeßt) sezt ihr alle Dinge in ein Nachstellen und Begehren in dieser Stille; das wäre [aber] ein größer Beruf und ein Gespräch, da also ein Quellen und Harren wäre auf etwas, das man nicht hat, und das benähme diese Stille und diese Rube; es wäre Meinen oder Wollen oder Suchen oder Danken oder Loben, was sich darin erhöbe oder erbildete, da wäre nicht ganz wahre Stille! Deß nimm [beachte] einen Unterschied: wenn sich der Mensch also gar entblößt von sich selber und von allen Dingen in aller Eigenschaft und in aller Weise und in allen Dingen, was dann in dir geboren wird, das ist nicht dein, sondern gar deines Gottes, dem du dich ge lassen hast. Nun sage mir weiter: ist das Wort, das da gesprochen wird, dessen, der es spricht, oder dessen, der es hört? Wiewohl es in dem ist, der es hört, so ist es doch eigentlich dessen, der es gebieret und der es spricht, und nicht dessen, der es hört. Hiefür nimm ein Gleichniß: die Sonne wirft ihren Schein in die Luft, und die Luft empfähet das Licht und gibt es dem Erdreich und gibt uns in dem: selben, daß wir erkennen den Unterschied der Farbe. Wiewohl nun das Licht, der Form nach, in der Luft ist, so ist es doch wesentlich in der Sonne, und es entspringet aus der Sonne, und nicht aus der Luft; aber es wird in der Luft wohl empfangen, und von der Luft fürbaß erboten [mitgetheilt] allem dem, was des Lichts empfänglich ist. Also ist es auch in der Seele, in der sich Gott gebieret mit der Geburt seiner Gnaden: die Seele empfähet es fürbaß in ihre Kräfte, in mancherley Weise, in einer Begehrung, in guter Meinung, in neuer Wirkung und in Dankbarkeit; wie es dich aber anrührt, so ist es doch alles sein und nicht dein. Was Gott da wirket, das nimm an als das Seine, und nicht als das Deine; wie geschrieben ist: der heilige Geist geistet in Ungestüm, in unzähliger sanfter Weise. Er betet nicht in uns, wir beten in ihm, wie St. Paulus spricht: Niemand mag sprechen : Herr Jesu Christe, denn in dem heiligen Geist. Das ist dir noth vor allen Dingen, daß du dich nichts annehmest [an nichts haftest], sondern lasse dich ganz, und lasse Gott in dir wirken und mit dir seinen Willen haben. Denn dieß Werk ist sein, und dieß Wort ge bieret seine Werke und alles, was dir zugehört. Wenn du dich ge: lassen hast mit dem Ausgang deiner Kräfte und dem Werke deines Wesens mit der Eigenschaft [mit dem allen Gott geopfert], so muß Gott eingehen in dein Wesen und in deine Kräfte, weil du dich aller deiner Eigenschaft beraubet hast und verwüstet und vernichtet. Wie

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geschrieben stehet: Die Stimme rufet in der Wüste. Laß diese edle Stimme in dir rufen, wie es ihr gefällt, und habe dich selber in Hut in allen Dingen.

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Nun möchtest du sprechen: Ach, wie soll sich der Mensch halten, der sein selber in allen Dingen gern ledig wäre, oder der sein selbst und aller Dinge zumal soll ledig und los werden? Soll der Mensch allezeit in einem Warten des Werks Gottes seyn und zumal ohne Wirken seyn, oder soll er etwa selber etwas wirken, als Beten, Fasten, Wachen, Lesen und andere tugendliche Werke, da doch der Mensch nichts nehmen soll von auswendig, sondern alles von in wendig, von seinem Gott? Wenn aber der Mensch die Werke nicht thut, versäumt er dann nichts? Da merke: er soll die auswendigen Werke nicht unterwegs lassen, denn sie sind dem Menschen gesezt von Ordnung wegen, auf daß der Mensch dadurch in Gott werde gerich tet durch ein geistliches Leben und zu guten Dingen; daß er sich selber nicht böse Stätte gebe zu keiner Ungleichheit [Unebenheit], daß er damit geübt werde, und sich selber nicht entlaufe in fremde Dinge und daß er in Gott wohl wirke, wenn er ihn will haben, daß ihn Gott bereit finde, und daß Gott nicht vor ihm fliehe, von seinen fernen und groben Dingen. Denn je größer das Gelüste der äußern Dinge ist, je ferner wird des Menschen Seligkeit; und je größere Liebe, je größere schwere Leiden, so es ans Scheiden geht. Sehet, darum ist alles Wirken erfunden und erdacht mit guter Uebung, als Beten, Lesen, Singen, Fasten, Wachen und Knien und was der tugendlichen Ueb: ung mehr ist, daß der Mensch damit werde gefangen und aufenthalten [bewahrt] vor fremden, ungeschickten, ungöttlichen Dingen. Darum, wenn der Mensch gewahr wird, daß der Geist Gettes in ihm nicht wirket und daß der innere Mensch von Gott verlassen ist, so ist ihm nichts besser, denn daß er sich in allen Tugenden übe, insonderheit [in denen], die ihm allerbest mögen dienen und ihm allernüglichst sind und allernothdürftigst und daß er keine Eigenschaft in sich selber suche, die nicht die rechte Wahrheit ist. Ebenso darum, daß er nicht in grobe Sachen gezogen werde, sondern daß er in guten Dingen: Gott anhafte und daß ihn Gott recht finde, wenn er kommen will, seine Werke in der Seele zu schauen, daß er dann nicht lange dürfe su chen. Wenn aber der Mensch will, daß er in eine wahren, geordneten Innigkeit gefunden werde, so soll er alle Unmuße [Unruhe] der Auswendigkeit von sich legen, wären es auch solche Uebungen, zu denen du dich mit [solchem] Gelübde verbunden hättest, das dir weder Pabst noch Bischof abnehmen möchte. Denn so daß ist, daß ein Mensch Gott ein Gelübde thut, das mag ihm Njemand abnehmen, man wandle es ihm denn in einen höhern Stand; denn ein jegliches

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Gelübde ist ein, sich Verbinden zu Gott Hätte nun ein Mensch viele Gelübde gelobet: zu beten, zu fasten, Wallfahrt und dergleichen zu thun, deren ist er aller ledig und los, so er in einen Orden kommt; denn in dem Orden wird er allen, Tugenden und Gott verbunden. Recht also spreche ich auch hier: wie viel sich ein Mensch Gott ver: bunden hätte zu manchen Dingen, kommt er in die rechte, wahre Liebe, so ist er ihrer aller ledig, alldieweil [so lange] die wahre Innigkeit in ihm währet. Und wenn sie eine Woche währet oder einen Monat oder ein Jahr, alldieweil versäumt weder Mönch noch Nonne nimmer keine Zeit vor Gott; dem sie verbunden sind, dem müssen sie vor allen Dingen gelten Egenug thun]. Wenn aber der Mensch wieder zu sich selber kommt, so vollbringe er das, was er gelobt hat von der Zeit an, von der er sich wieder selbst finden mag; aber von der vergangenen Zeit, und was er darin versäumet hat, das ihn dünkt, daß er dem Orden schuldig sey, dessen darf er sich nichts unterwinden noch gedenken zu thun. Denn Gott erfüllet es selber, dieweil er dich unmüßig macht, und du folltest nicht wollen, daß es mit aller Creaturen Werken erfüllet wäre; denn das Allermindeste von Gott gethan, ist besser denn aller Creaturen Werke. Das ist gesagt von den ge lehrten und erleuchteten Menschen, die von Gott und von der Schrift gelehret und erleuchtet sind.

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Wie soll es aber seyn um einen lauteren Laien, der nichts weiß, noch verstehet außer von der leiblichen Uebung, und der doch etwas gelobt hat zu thun und auf sich genommen hat, es sey Gebet oder Fasten oder andere Dinge dergleichen? Da spreche ich also: findet er an sich, daß es ihn hindert, und er es in Gott seßet, daß er mit Wissen ledig sey der Gelübde oder Sache, die er sich vorgenommen oder gelobt hat zu thun, so sey er kühnlich ledig. Denn eine jegliche Sache oder Gelübde, die dich zu Gott mag bringen und dich in Gott näher schließt, das sollst du in Gott suchen und das soll dich das Allerbeste dünken in deiner Meinung. Wie St. Paulus, da er sprach: Wenn das kommt, was da vollkommen ist, so vergehet das, das halb ist. Es ist gar ungleich gegen einander: die Gelübde, die man thut in eines Priesters Hand, als die Ehe oder andere verbundene Sache, das ist so viel, als so man es Gott gelobet in einer Einfältigkeit. Es ist ein gutes Geloben und eine gute Meinung, daß sich der Mensch also zu Gott verbinden, will, und daß er das dieweil [zunächst] für das Beste hält. Wenn aber der Mensch in sich ein Besseres erkennen mag in seiner Verständniß, und wenn er es in seiner eigenen Strafe [im Gewissen] befindet, wie wohl oft kommet, so einer eine Sünde will thun, wenn er dann gedenkt, das ist wider Gott und deiner Seele Heil: so ist das erste, daß du dich zumal davon erledigest, und dann daß du das

durch einen sichern Weg magst suchen, der dich zu den ewigen Freuden bringen mag. Das ist gar leicht zu bewähren; denn man soll mehr ansehen die Frucht und die innere Wahrheit, als das äußere Werk. Darum spricht St. Paulus: Litera occidit; der Buchstabe, das ist, alle äußerliche Uebung tödtet, aber der Geist, das ist, ein innerliches Empfinden der rechten Wahrheit, macht lebendig. Das sollst du gar fleißiglich wahrnehmen in dir; und was dich allernächst dazu fügen mag, demselben sollst du eigentlich folgen vor allen Dingen: du sollst ein aufgehabenes Gemüth haben und nicht ein niederhangendes, vielmehr ein brennendes, und das in einer schweigenden Stille. Du darfst Gott nicht sagen, was du begehrest oder bedarfst, er weiß es alles zuvor; wie der Herr Jesus sprach zu seinen Jüngern: So ihr betet, so sollt ihr nicht viel Worte machen, und sollt nicht thun wie die Pharisäer thaten; die wollten erhört werden in ihrem Vielsprechen und Worten, die doch wider Gott waren.

Daß wir hier mit dieser Ruhe und mit diesem inwendigen Schweigen also mögen nachfolgen, daß wir das ewige Wort in uns mit dem Einsprechen des heiligen Geistes empfangen, und daß wir eins mit ihm werden, das verleihe uns die heilige Dreyfaltigkeit, Gott der Vater und Gott der Sohn und Gott der heilige Geist. Amen.

15. An der heiligen drey Könige Abend.

Sie lehret uns vorsichtiglich im Anfange eines jeglichen Werks des Endes wahrnehmen, und warnet uns vor drey Feinden, die unsere Seele zu verderben suchen. Matthaei II. v. 20. Accipe puerum et matrem ejus, et vade in terram Israel. *) Nimm das Kind und seine Mutter, und gehe in das Land Israel.

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Penn man die heilige Schrift in dem heiligen Evangelium tausendmal überläse und predigte und überdächte, so findet man immer eine neue Wahrheit, die nie von den Menschen gefunden ward.

Nimm das Kind und die Mutter, und fahre wieder in das Land Israel; denn die sind todt, die die Seele des Kindes gesucht haben und es tödten wollten. Lieben Kinder! Es sind etliche Menschen, sobald ihnen inwendig eine gute Begehrung [Begierde] eines neuen Wesens aufstehet und eines guten Dinges, alsbald sind sie so gar kühn und verwegen, und fallen in der Jungheit der Geburt des Geistes darauf, mit einem geschwinden Ernst und Einkehren solches zu thun, aber dabey wissen noch sehen diese Menschen nicht, ob das ihre Natur vermöge oder ob ihr inwendiger Grund oder ihre Gnade so groß sey, daß sie genugsam zu dem Ende des edlen Werks sey, das sie da angefangen haben. Darum,

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*) Serm. II. 1498. f. 8; 1508. f. 6; 1521. f. 5; 1523. 4; 1543. f. 36; 1565. f. 31; 1548. p. 38; 1552. p. 94; 1621. p. 101; Arndt p. 11.

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