ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ganz nichts davon. Nun stehet in einer guten Seele eine liebliche Begehrung auf und sucht und fraget fleißiglich und wüßte gern von ihrem Gott, der ihr also verdeckt und verborgen ist. In diesem fleiBigen Suchen gehet ihr ein Stern auf, das ist ein Schein und ein Glanz göttlicher Gnaden, ein göttliches Licht, und dieses Licht spricht: Er ist jezund geboren! und weiset die Seele auf die Geburt, wo sie ist; denn darauf kann uns kein natürliches Licht weisen, wo er ist, Etliche Menschen wollen mit ihrem natürlichen Lichte tasten nach dieser Geburt; aber alle die müssen bleiben, sie müssen verderben, da wird nichts daraus. Diese Geburt mag nicht gefunden werden, sondern dasselbe Licht, das sie gezeiget [offenbart] hat, das muß auch diese Geburt beweisen und zu erkennen geben, welche sie sey und wann und wo sie geschehen sey. Nun diese thörichten Menschen können und wollen nicht also lange erbeiten [warten], daß ihnen das Licht leuchte, darinnen diese Geburt gefunden wird, sondern sie brechen heraus und wollen mit ihrem natürlichen Lichte das finden; das mag aber nicht seyn, sie müssen der Zeit beiten [harren], und die ist noch nicht. Diese Begehrung wirkt in ihnen und wird in etlichen also groß, daß sie durch Fleisch und Blut gehet, ja auch durch das Mark und Gebein. Was die Natur leisten mag, das muß dieß kosten, *) soll anders dieser Be gehrung ein Genüge geschehen, und soll diese Geburt in der Wahrheit gefunden werden. Alles natürliche Licht weiß sie nicht, nnd mag sie dir nicht weisen.

Nun sind hier drey Dinge zu merken. Das eine, das da suchet, ist die Begehrung; das andere ist die Weise des Suchens; das dritte ist das Finden der Geburt. Nun sind hier drey Dinge: das eine klebet an der Natur im Fleisch), als die leiblichen Sinne und Sinnlichkeit; das andere ist die Vernunft; das dritte eine lautere bloße. Substanz der Seele. Diese alle sind ungleich und empfinden auch ungleich, jegliches nach seinem Wesen. Der Schein der Sonne ist gar einfältig an sich selber; aber derselbe Schein wird gar ungleich in dem Glase empfangen: das eine Glas ist schwarz, das andere gelb, das dritte weiß. Unter dem schwarzen Glase mag man die Sinnlichkeit, unter dem gelben die Vernunft und unter dem weißen den bloßen lautern Geist verstehen. Wenn nun die Sinnlichkeit in die Vernunft, und die Vernunft in den Geist einzieht, so wird das Schwarze gelb, und das Gelbe weiß, und wird eine lautere Einfältigkeit, wo dieß Licht allein leuchtet, und nichts anderes. Wird dieß Licht in der Wahrheit recht empfangen, so fallen alle Bilde, Formen und Gleichnisse ab nnd es weiset allein die Geburt in der Wahrheit. Der

*) Die Natur kann jene Erkenntniß nicht erreichen, wohl aber muß erstere daran gefeßt, aufgegeben werden, daß man lehtere erreiche.

Himmel ist jetzt in seiner natürlichen Dunkelheit; wird er aber in eine lautere klare Sonne allzumal verwandelt, so möchte Niemand des andern Bild vor der Klarheit sehen. Also wenn jenes klare Licht in der Seele leuchtet, so entweichen alle Bilde und Formen; und wo solches Licht scheinen soll, da muß das natürliche Licht untergehen und erlöschen. Der Stern, der den dreyen Königen diese Geburt weiset, das war nicht ein natürlicher, wie ein anderer Stern, er stand auch nicht natürlich, wie die andern an dem Himmel. Die Sinne nehmen von den natürlichen Dingen die Bilde, und doch viel edler in den Sinnen, denn die Dinge an sich selber sind. Das schwarze Glas be: deutet die Sinne, die Vernunft kommt hinüber, und löset [scheidet] die himmlischen Bilde von ihrer Sinnlichkeit, und machet sie vernünftig; da wird alles gelb. Aber so die Vernunft sich selbst entwird und sich selber verläugnet und sich in den lautern, bloßen Geist verwandelt, da wird es weiß; da leuchtet dieser Stern allein, und darauf gehet ganz blößlich aller Menschen Leben. Und diese Drey antworten [vergleichen sich den dreyen Opfern, die die drey Könige allhie opferten.

17. An der heiligen drey Könige Tag.
Die erste Predigt.

Bon dreyen Myrrhen; sie sagt, wie Gott aus großen Treuen ordnet alle Dinge und Leiden, ju ewigem Nugen eines jeglichen Menschen. Matth. II. v. 11. Magi obtulerunt Domino aurum, thus et myrrham. *) Die Könige haben geopfert Gold, Weihrauch und Myrrhen.

Nun nimm zuerst die Myrrhe: die ist bitter, und bedeutet die Bit

terkeit, die dazu gehört, daß der Mensch Gott finde. Zuerst muß er sich ja kehren von der Welt zu Gott, daß er alle Lust und Begierde austreibe. Es muß von Noth seyn, daß alles das heraus kommt, was der Mensch mit Lust besessen hat, und das ist nun zuerst gar bitter und sauer. Alle Dinge müssen dir also bitter werden, als die Lust [süß) war (was wohl seyn muß, und wozu gehöret ein gro ßer Sinn und ein behender Fleiß); darnach die Lust groß war, darnach wird auch die Myrrhe bitter, ja eine bittere Bitterkeit.

Nun möchte man sprechen: wie mag der Mensch ohne Lust, Freude und Begierde seyn, so lange er in der Zeit ist? Mich hungert, ich esse; mich dürstet, ich trinke; mich schläfert, ich schlafe; mich friert, ich wärme mich. Traun, das kann doch nicht geschehen, daß mir das bitter seyn möge, weil das nach Begierde der Natur geschieht; das fann ich nimmer anders machen, sofern die Natur Natur ist. Aber diese Freude, Lust, Gemach (Gemächlichkeit], Genüge, Wonnesamkeit

*) Serm. IV. 1498. f. 11; 1508. f. 9; 1521. f. 7; 1523. f. 6; 1543. f. 38; 1565. f. 33; 1548. p. 42; 1552. p 98; 1621. p 109; Arodt p. 116.

oder Gefälligkeit [Wohlgefallen] soll nicht eingehen, noch keine Stätte in der Innigkeit [im innern Wesen] haben. Sie sollen hinfließen mit den Werken und kein Bleiben seyn; du sollst nicht Lust darauf segen, | sondern das hinfließen lassen, und nicht in einiger eigenen Besitzung, mit Vergnügen oder Gefallung darauf rasten, die du zu der Welt und den Creaturen in dir findest. Du mußt die Creatur und die Lust in dir tödten und überwinden, ja [selbst auch] das Vergnügen und die Freude, die du findest mit den Gottes-Freunden und mit den guten Menschen. Das und alles, dazu du dich geneiget findest, mußt du alles überwinden. Aldieweil Herodes und alles sein Gesinde, die des Kindes Seele suchen, in dir zumal wahrlich und sicherlich nicht todt sind, so betrüge dich nicht selber; siehe gar eben, wie es mit dir stehe, und ser nicht zu frey, daß du ohne Furcht [dahin-] lebest.

Noch ist eine andere Myrrhe, die fern [weit] über die erste gehet. Das ist die Myrrhe, die Gott gibt, es sey welcherley es sey, Kummer und Leiden, es sey inwendig oder auswendig. Ach! könntest du die Myrrhe in der Liebe aus dem Grunde nehmen, daraus sie Gott gibt, welch eine wonnigliche Weise würde in dem Menschen geboren! Ach! was eine Freude und ein Friede und ein edles Ding wäre das! Ja das mindeste und das meiste Leiden, das Gott immer auf dich fallen läßt, das gehet aus dem Grunde seiner unaussprechlichen Liebe, und also große Liebe, kannst du anders ihrer wahrnehmen, wäre dir nüßer, als die höchste und beste Gabe, die er dir geben möchte oder je gab.*) Ja, es mag nimmer so kleines Leiden auf dich fallen: Gott, der das allermindeste Haar zählt, das von deinem Haupte je fiel und das du nicht achtest (ein Haar soll nicht ungezählt bleiben), hat es zuvor ewiglich angesehen und das geliebet und das gemeinet und also gewollt, daß es auf dich falle.

Als [z. B.], dein Finger oder dein Haupt thut dir wehe, dich frieret an deinen Füßen, dich hungert oder dürstet, man betrübt dich mit Worten oder mit Werken oder was dir immer widerfahren mag, davon du Noth hast oder leidest, das alles bereitet dich also zu dem edlen wonniglichen Wesen und ist alles von Gott also angesehen und geordnet, daß dir das also widerfahren und werden soll; denn es ist gemessen, gewogen und gezählt, und mag nicht minder noch anders seyn. Daß mir mein Auge in meinem Haupte stehet, das ist also ewiglich von Gott angesehen; nun das fahre mir aus, und ich werde blind oder taub, das hat der himmlische Vater ewiglich angesehen, daß das also kommen sollte, und einen ewigen Rath darum ewiglich gehabt, und hat das ewiglich in sich beschlossen. Soll ich denn meine innerliche Augen und Ohren nicht aufthun und meinem Gott darob

*) Die Quelle der Gaben ist in der That noch etwas Höheres, Größeres, als die Gaben.

danken, daß sein ewiger Rath an mir vollbracht ist? Sollte mir das leid seyn? es sollte mir wunderbar zu Dank seyn! Desgleichen ist der Verlust an Freuden oder des Guts oder der Ehren oder des Trostes oder was das sey, das dir Gott gibt, das bereitet dich alles und dienet dir zu wahrem Frieden, könntest du es nur so nehmen! Nun sprechen etliche Menschen: Herr, es gehet mir übel, ich habe viel Leis, dens und Betrübniß; so spreche ich: ihm sey recht also; so sprechen fie: nein, Herr, ich habe es [ja] verdienet, ich habe ein böses Bild in mich gezogen. Rüge dich [bedenke ja], liebes Kind, es sey ver dienet oder unverdienet, achte, daß das Leiden von Gott sey, und danke und leide dich und lasse Lergib] did).

Alle Myrrhen, die Gott gibt, die sind in rechter Ordnung, daß er den Menschen dadurch zu großen Dingen will ziehen. Um des Leidens willen hat er alle Dinge gesetzt in Widerwärtigkeit wider den Menschen. Eben so wohl und eben so leichtlich hätte Gott das Brod können wachsen lassen, als das Korn; aber der Mensch muß in allen Dingen geübet seyn. Er hat also Jegliches in seiner Ordnung geordnet und versehen, daß der Maler nimmer also in seinem Sinn versieht, wie er einen jeglichen Strich streiche an dem Bilde, wie kurz, wie lang, wie breit er seyn soll, was doch nicht anders seyn kann, soll anders das Bild eine meisterliche Form gewinnen, und die rothe und blaue Farbe erscheinen. Gott ist tausendmal mehr geflissen, wie er den Menschen mit manchen Strichen des Leidens und mancher Farbe zu der Form bringe, daß er ihm auf das Höchste gefällig werde. Wenn wir nur auch dieser Gabe und Myrrhe recht thäten [in der rechten Weise uns ihrer bedienten]! Aber etlichen Menschen gez nügt nicht an der Myrrhe, die ihnen Gott gibt; sie wollen ihrer mehr auf sich laden, und machen böse Häupter und kranke Phantasien, und haben lange gelitten und viel, und thun den Dingen nicht recht. Es wird ihnen aber daraus wenig Gnade, denn sie bauen auf ihren eigenen Aufsatz, es sey in Pönitenz oder Abstinenz oder im Gebete oder in Andacht. Da muß Gott ihrer Müßigkeit [un: nüßen Arbeit] erbeiten [warten], bis sie das Ihre gethan haben. Doch daraus wird nichts: Gott hat sich dessen berathen, daß er nicht lohne, denn seinen eignen Werken. In dem Himmelreich krönet er nichts in der Ewigkeit, denn seine Werke, und nicht die deinen. Was er nicht in dir wirket, davon hält er nichts.

Zum dritten ist eine gar bittere Myrrhe, die Gott gibt, inwendiges Gedränge und inwendige Finsterniß. Wer dessen will wahrnehmen und sich darein lassen [ergeben), das verzehret Fleisch und Blut und die Natur, und das inwendige Werk verwandelt die Farbe viel mehr, denn große Uebung von außen: denn Gott lohnet mit gräulicher

Anfechtung und in wunderlichen Dingen und sonderlichen Weisen, die niemand erkennet, als wer sie empfindet. Es haben die Menschen also wunderbarliches Leiden in sich, also wunderbarliche Myrrhe, daß sich jemand kaum daraus aufrichten mag; aber Gott weiß wohl, was er damit will. Und so man dessen nicht wahrnimmt, das ist schädlich, daß niemand den Schaden mag voll beklagen. In welcher unermeßlichen Liebe Gott diese Myrrhe gibt, das mag kein Herz begreifen. Die sollten wir zu unserm Nußen gebrauchen, die lassen wir [aber] hingehen in einer schläfrigen Unachtsamkeit, und wird nichts daraus. So kommen denn solche und sprechen: Ach' Herr, ich bin so dürr und so finster von innen. Spreche ich: Liebes Kind, leide dich, so bist du viel besser daran, denn ob du in großem Befinden [Empfinden] wärest.

Nun diese Myrrhe wird angetastet in zweyerley Weise, mit den Sinnen und mit der Vernunft. Die äußere Myrrhe wird angetastet mit den Sinnen, also, daß solche Menschen also [gar so] wissend seyn und es mit ihrer Weisheit abwehren wollen, und geben es [schreiben es zu] dem auswendigen Zufalle, dem Glück und dem Unglück, und meinen, sie sollten die Leiden wohl abgewehrt haben. Wäre es also [so und so] gethan worden, so wäre es wohl bekommen [gelungen], und das Leiden wäre wohl abgewehrt. Sie wollen Gott zu weise seyn und ihn lehren und ihn meistern und können nicht die Dinge von ihm nehmen; die haben großes Leiden, und ihnen wird ihre Myrrhe gar bitter.

[ocr errors]

Die andern tasten die inwendige Myrrhe an mit ihrer natürlichen Behendigkeit, und brechen aus diesem Gedränge mit vernünftigen Dingen und Bilden. Es gehen oft einfältige Leute schneller zu und [erreichen ihr Ziel] viel besser, als die mit den vernünftigen Dingen umgehen; denn die Einfältigen folgen Gott einfältiglich, sie wissen nicht anders, sondern sie trauen [Gott]. Folgten die Vernünftigen und ließen sich ihm allein, sie kämen viel adelicher und wonniglicher ein [zum Ziel, denn ihre Vernunft diente ihnen [dann] zu allen Dingen viel adelicher und freyer. Ach, die sich allein diesem ließen, kein Blutstropfen so klein, es diente alles sonderlich dazu.

[ocr errors]

es wäre

Hievon wächst ein edles Rüthlein, ein Zweiglein des edlen WeihrauchKörnleins. Das Weihrauch-Korn hat guten Rauch; wenn nun das Feuer das Körnlein ergreift, so leckt es und sucht den Rauch, der in dem Körnlein ist, daß er aufgehe, und es wird ein guter Rauch daraus. Das Feuer ist nichts anders, denn die brennende Liebe zu Gott, die in dem Gebete liegt, und dieses ist der Weihrauch, der ausgehen lässet den rechten guten Geruch der heiligen Andacht wie geschrieben steht: Das Gebet ist nichts anders, denn ein Aufgang des Gemüths in Gott. Recht, wie das

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »