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also, daß ich sprach) Achy ewiger, barmherziger Gott, wäre es dein Wille, daß du mich etwas ließest erfinden, das da über alle sinnliche Vernunft wäre! Alsbald ich das gethan, da erschrack ich gar sehr die ser großen Begehrung und sprach in großer Innigkeit: Ach mein Gott und mein Herr, vergib mir, durch deine grundlose Barmherzigkeit, daß ich dieses gethan habe, und daß ich armer Wurm diese Dinge je durfte in mein Herz lassen kommen, eine solche große gnadenreiche Gabe zu begehren, und ich erkenne ja das wohl, daß ich nicht allezeit so gelebt babe, als ich billig von Recht sollte. Ich erkenne auch, lieber Herr, daß ich dir in allen Sachen undankbar gewesen bin; darum dünket mich, daß ich nicht würdig sey, daß mich die Erde trage, und daß eine solche große, gnadenreiche Begehrung dürfte aufstehen in mir; darum muß es meinem Leichnam noch zu schwer werden. Da that ich mich aus und schlug mich, daß mir das Blut über den Nacken floß. Da nun diese Worte währten im Herzen und in dem Munde bis an den Tag, und das Blut floß, in derselben Stunde bewies mir Gott seine Barmberzigkeit, daß die Vernunft voll klarer Verständniß ward; und in der jelben Stunde ward ich aller meiner verständigen Vernunft beraubt, aber die Zeit däuchte mir gar kurz zu seyn. Und da ich wieder zu mir selber gelassen war, da sah ich ein übernatürlich großes Wunderzeichen, daß ich wohl mit St. Petro möchte gesprochen haben: Herr, es ist mir gut hier zu seyn. Nun wisset, lieber Herr, daß ich in der selbigen kurzen Stunde mehr Wahrheit und mehr lichtreichen Unterschied fand [klare, bestimmte Erkenntniß gewann], denn alle Lehrer bis an den jüngsten Tag mit dem Munde und mit allen natürlichen Künfren oder Lehren mir sagen und lehren können. Nun lieber Herr, ich babe zu diesemmal, wie es noch um euch stehet, euch genug gesagt.

Fünftes Capitel.

Wie Gott einen Heiden in fremden Landen durch diesen frommen Laien bekehrte, und daß der heilige Geist noch heutigen Tags dieselbige. Gewalt seiner Gnade beweise, wie er an dem heiligen Pfingsttag erzeigte, wenn er geschickte Gemüther findet. Stem, wie dieser fromme Mann den Doctor dieser Dinge noch besser berichtet, auch ihm wies, daß er ein rechter Pharisäer wäre, und ihn dazu brachte, daß er sich ergab, sich zu bekehren und zu bessern,

Da

a sprach der Meister: Gäbe dir Gott Enade mehr zu reden, das ließe ich wohl gut seyn [würde mir lieb seyn]; denn ich rede es in der Wahrheit, daß ich dich gerne gehöret habe. Thue es nun, lieber Sohn, durch Gott, und laß mich nicht, sondern bleibe hier bey mir; wäre dir Geldes Noth, und sollte ich ein Buch darum versetzen, ich ließe dich nicht mangeln. Da sprach der Mann: Lohne euch Gott, lieber Herr. Wisset, daß ich eures Gutes nicht bedarf, denn Gott hat mich zu einem Schaffner gesetzt, daß ich habe des zeitlichen Gutes fünf tausend Gul

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den, die Gottes sind;; und wüßte ich, wo man ihrer bedürfte, oder wo sie Gott hin wollte, da gäbe ich sie hin. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, so bist du eines reichen Mannes und gar großen Herrn Schaffner. Ich verwundere mich recht über das Wort, daß du spricht, ich und alle Lehrer könnten dich bis an den jüngsten Tag nicht so viel lehren mit dem Munde, als du in einer Stunde gelehrt bist worden. Nun sage mir doch, ich höre es gern; es ist ja aber doch die Schrift aus dem heiligen Geist gekommen? Da sprach der Mann: Herr, es dünket mich unmöglich zu seyn, da ich euch so viel gesagt habe, daß ihr noch so kindisch redet. Saget mir, lieber Herr! ich will euch ein Ding fragen; könnt ihr mir das mit aller eurer Vernunft durch die Schrift oder ohne die Schrift weisen, so will ich euch zehn tausend Gulden geben. Da sprach der Meister: Was ist das? Der Mann sprach: Könnet ihr mich unterweisen, wie ich einem Heiden einen Brief soll schreiben, fern in die Heidenschaft, in der Weise und Sprache, die der Heide lesen und vernehmen möchte, und daß der Brief also stände, daß der Heide zum Christen Glauben käme. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, das sind die Werke des heiligen Geistes; sage mir, wo ist das geschehen? Weißt du etwas davon, so sage mir: in welcherley Weise ist das geschehen, und ob es dir selber widerfahren sey? Da sprach der Mann: Wiewohl ich seiner unwürdig bin, doch wirkte es der heilige Geist durch mich armen Sünder. Und wie es geschah, davon wäre viel zu sagen, und das würde so weitläufig seyn, man schriebe wohl ein ganz großes Buch davon. Der Heide war gar ein gutherziger Mann, und rief oft in den Himmel und rief den an, der ihn und alle Welt erschaffen hat, und sprach: O Schöpfer aller Creaturen, ich bin in diesem Lande geboren. Nun haben die Juden einen andern Glauben, die Christen einen andern. Herr, der du über uns bist und alle Creatur erschaffen hast, ist nun kein Glaube besser, denn darin ich geboren bin, oder ist irgend einer besser denn der? Den zeige mir, in welcher Weise du willst, also, daß ich ihn glauben möge; so will ich dir gerne gehorsam seyn und glauben. Wäre es aber, daß du mir ihn nicht wiesest und ich stürbe in meinem Glauben, sintemal ich doch keinen bessern wüßte, und wäre denn ein besserer Glaube, du hättest mir den aber nicht gewiesen noch geoffenbaret, so hättest du mir gar Unrecht gethan. Nun sehet, lieber Herr, also ward dem Heiden ein Brief gesandt und geschrieben durch mich armen Sünder, daß er zum Christen - Glauben kam. Und er schrieb mir einen Brief herwieder, wie es ihm ergangen wäre, und der stand also in guter deutscher Zunge geschrieben, daß ich ihn gar wohl lesen konnte. Lieber Herr, hier wäre viel zu sagen, es ist [aber] zu diesemmal genug, ihr merket den Sinn wohl. Da sprach der Meister:

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Gott ist wunderbar in allen seinen Werken und Gaben. Lieber Sohn, du hast mir gar fremde seltsame] Dinge gesagt.

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Der Mann sprach: Lieber Herr, ich fürchte, daß ich euch etliche Dinge gesagt habe, die euch in eurem Sinn gar sehr verdrießen; das kömmt davon, daß ich ein Laie bin, und ihr seyd ein großer Meister der heiligen Schrift, und daß ich so viel mit euch geredet habe in lehrender Weise. Ich habe es doch gar freundlich gemeint und euerer Seelen Seligkeit darin gesucht und lauter [nur] die Ehre Gottes und anders nichts, dessen, soll Gott mein Zeuge seyn. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, soll es denn ohne Zorn seyn, so will ich dir sagen, was mich verdrießt. Da sprach der Mann; Ja, lieber Herr, saget nur getrost, es soll euch nicht verdacht werden. Der Meister sprach: Es wundert mich gar sehr. in meinem Sinn, und ist mir gar schwer, daß du ein Laie bist und ich bin ein Pfaffe, und ich soll von dir Lehre empfangen; auch bekümmert mich das sehr in meinem Sinn, daß du sprachst, ich wäre ein Pharisäer. Da sprach der Mann: Gebricht [fehlt] euch nicht mehr. in euerm Sinn? Der Meister: Nein, ich weiß nicht mehr. Da sprach der Mann: Soll ich euch der beyden Dinge halber auch unterrichten? Er sprach: Ja, lieber Sohn, dessen bitte ich dich ganz freundlich, um Gottes willen. Da sprachy der Mann: Nun saget mir, lieber Herr, wie kam das oder wer thät das, daß die liebe Sanct Katharina, die doch eine junge Jungfrau war, kaum vierzehn Jahre alt, wohl fünfzig der großen Meister überwand und machte, daß sie dazu williglich in den Tod gingen? Wer wirkte dieses ? Da sprach der Meister: Das that der heilige Geist. Der Mann Glaubet ihr nicht, daß der heilige Geist noch dieselbe Gewalt habe? Da sprach der Meister: Ja, ich glaube es gänzlich. Der Mann: Warum glaubet ihr denn nicht, daß derselbige heilige Geist auch zu dieser Zeit durch mich armen Sünder und unwürdigen Menschen rede mit euch und euch zusprechen möge; ebenso sprach er durch Caipham die Wahrheit, der auch ein Sünder war. Wisset aber, die weil ihr diese Rede also übel nehmet, die ich mit euch rede, so will ich mich hüten, mit euch zu reden. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, das thue nicht. Ich hoffe, ob Gott will, mich zu bessern durch deine Worte. Der Mann sprach: Ach lieber Herr, es verdrießt euch auch, daß ich sprach), ihr wäret ein Pharisäer, und da ich das sprach, da sagte ich euch zudem so viel, daß ihr mir nicht konntet Unrecht geben; daran solltet ihr euch haben lassen genügen. Dieweil nun dieses nicht geschehen ist, so muß ich euch mehr davon sagen und will euch noch besser bescheiden, daß ich Recht habe und daß ihr daran schuldig seyd. Lieber Herr, ihr wisset gar wohl, daß unser Herr Jesus Christus hat selber gesprochen: Hütet euch vor den Pharisäern, denn sie legen

euch schwere Bürden auf den Hals, und wollen sie selber nicht mit ihrem kleinsten Finger anrühren. - Nun, lieber Herr, sehet euch selber für, ihr habt uns auch in dieser Predigt 24 Stücke aufgeleget oder gebunden, und ihr haltet ihrer gar wenig. Unser Herr spricht auch: Hütet euch vor den Pharisäern, thut nach ihren Worten und nicht nach ihren Werken. Da sprach der Meister: Unser lieber Herr sprach diese Worte zu einemmal. Da sprach der Mann: Er spricht sie noch, nun und ewiglich zu allen Menschen. Lieber Meister, sehet euch selber an, ob ihr sie berühret oder haltet mit dem Leben; das weiß Gott wohl und auch ihr selber. Aber ich bekenne, wie es noch um euch stehet, so folge id) lieber euern Worten nach, denn euerm Leben. Sehet euch eben an, ob ihr nicht vor den Augen Gottes heißet, ein Pharisäer; aber doch nicht der falschen Pharisäer einer, die da gehören in die höllische Pein. Der Meister sprach: Ich weiß nicht, was ich reden soll; ich erkenne wohl, daß ich ein Sünder bin, und will nun mein Leben bessern, und sollte ich darum sterben. Lieber Sohn, ich kann nicht länger warten, ich bitte dich lauter durch Gott, daß du mir rathest, wie ich mein Leben angreifen soll, und mich weisest und lehrest, wie ich kommen soll zu der allerhöchsten Vollkommenheit, dazu der Mensch in dieser Zeit kommen mag. Da sprach der Mann: Lieber Herr, erzürnet nicht, denn ich sage euch fürwahr, daß euch schwerlich zu rathen sey; denn wenn ihr sollt umgekehrt werden, so muß euern gewöhnlichen Sitten gar wehe geschehen, weil ihr euere alte Weise müsset lassen, und dazu so möget ihr wohl bey fünfzig Jahren alt seyn. Da sprach der Meister: Es mag also seyn. Ach lieber Sohn, der zu der letzten Stunde kam, dem ward derselbe Pfenning, der dem ersten ward. Ich will dir sagen, lieber Sohn, ich habe mich dessen berathen und habe es also fest in mein Herz gesetzt, und wüßte ich gleich, daß ich sterben sollte, so will ich doch meine Sinnlichkeit und meine Vernunft-Betrachtung lassen fahren mit der Hülfe Gottes und nach deinem Rath leben. Ich bitte dich durch Gott, daß du mich nicht länger aufhaltest, sondern sagest mir von Stund an, wie ich es angreifen soll. Da sprach der Mann: Lieber Herr, weil ihr nun die Gnade habt von Gott, daß ihr euch wollet demüthigen und unterwerfen und biegen unter eine schnöde, arme, unwürdige Creatur: wie dem nun allem sen, so sollen wir Gott die Ehre geben, dessen sie doch billig ist, denn sie gehet von ihm und fließt wieder in ihn Lieber Herr, dieweil ich euch nun lehren soll und rathen von Gottes wegen, so will ich ihn zu Hülfe nehmen und will euch in göttlicher Liebe rathen und will euch eine Lektion aufgeben, wie man in der Schule zuerst den Kindern fürgibt, das sind die 24 Buchstaben, und will anheben am A.

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Dieß ist das güldne A BC, das dieser fromme Mann dem Doctor fürgab zu lernen, um sein Leben darnach zu bessern, welches auch ohne Zweifel uns allen sehr nüze und noth wäre, viel und oft zu überlesen, und unser Leben darnach zu richten.

Anfangen

nfangen follt ihr ein gutes Leben mit rechtem Ernst, männlich und nicht kindisch.

Bosheit sollt ihr lassen, und das Gute thun mit bedachtem Muthe, fleißiglich.

Ziemlich und mäßig in allen Dingen; lernet das Mittel halten. Demüthiglich inwendig und auswendig mit Worten und Werken. Euern eigenen Willen müsset ihr zu Grund lassen; fest und mit stetem Ernst an Gott und in Gott bleiben.

Fleißig, gehorsam und willig zu allen guten Werken, ohne Mur

ren seyn.

Gänzlich euch üben in allen göttlichen Werken der Barmherzigkeit, leiblich und geistlich.

Hinter euch nicht sehen, nach der Welt oder den Creaturen oder nach ihren Geschäften.

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Inwendig in dem Herzen bedenken das alte Leben mit rechter Wahrheit, wahrer Reue, in Bitterkeit des Herzens und Thränen der Augen. Kühn und stark widerstehen des Teufels, Anfechtung und des Fleisches und der Welt.

Lange Faulheit lernet mit Kraft überwinden und alle Weichlichkeit des Leibes und des Teufels Gemach [Gemächlichkeit).

Mit brennender Liebe, in gewisser Hoffnung, mit starkem Glauben in Gott bleiben und gegen den Rächsten wie gegen euch selbst.

Niemands Gut begehren, es seye was es sey, geistlich oder leiblich. Ordentlich alle Dinge zum Besten kehren, nicht zum Aergsten. Pönitenz, das ist Buße, sie komme von Gott oder von den Leuten, oder von den Creaturen, die sollet ihr williglich empfahen für eure Sünden.

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Quitt, ledig und los sollet ihr lassen alle, die euch je Leides ge than mit Gedanken, Worten und Werken.

Reinigkeit Leibes und der Seele, Guts und Ehren follet ihr halten mit ganzem Fleiß.

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Sanftmüthigkeit zu allen Dingen, und Besserung daraus nehmen. Treue und Wahrheit sollt ihr zu allen Leuten haben, ohne arge List. Uebermäßig essen, es sey welcherley Weise das sen, das sollt ihr lernen abthun und davon lassen, mit rechten Ernst. ...

XChristi, unsers lieben Herrn Leben nachfolgen und euch gänzlich darnach richten nach all euerm Vermögen.

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