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Ye [d. i.] ohne Unterlaß unsere liebe Frau bitten, daß sie euch helfe, daß ihr unsere Lektion wohl lernet.

Ziemlich euern Willen und euere Sinne halten, daß sie Friede haben in allen Dingen, die Gott thut mit euch und auch mit allen Creaturen.

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Alle diese Lektion muß ohne Widerrede, von freyem Herzen und Willen gehalten werden.

Siebentes Capitel.

Wie der Doctor diese Lektion gar bald (doch mit Mühe) lernet, und wie ihn dieser Laie ferner weiset auf den nächsten Weg zu der höchsten Beschaulichkeit, ingleichen wie er ein sterbendes Leben anfahen müßte, und sich darin üben und versuchen, so lang, bis er sich zuleht überwände. Und in dieser nachgehenden Lehre liegt der wahre Grund fast aller Predigten, jo in diesem Buche stehen, woraus denn auch dieser Doctor den Verstand der heiligen Schrift und die Vollkommenheit seines Lebens geschöpft hat, wie klärlich hernach offenbar wird.

Nun, lieber Herr, nehmet diese kindliche Lektion (ohne Widerrede)

von Gott für gut, die euch Gott gibt durch mich armen, unwürdigen Menschen.

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Da sprach der Meister: Du magst diese Lektion wohl kindlich heißen, es dünket mich (aber] männlich zu seyn, sie anzugreifen. Nun sage mir, lieber Sohn, wie lange willst du mir Frist geben, diese Lektion zu lernen? Da sprach der Mann: Wir nehmen fünf Wochen, den heiligen fünf Wunden zu Ehren, auf daß ihr sie desto besser lernet. Ihr sollt euer selbst Meister seyn, und wenn ihr an dieser Buchstaben einem fehlet, also daß euch dünket, daß ihr ihn nicht könnet wohl lernen, so sollt ihr euch selber ausziehen, und sollt euern Leichnam' züchtigen, daß er der Seele unterthan werde und der Vernunft. Da sprach der Meister: Ich will gern gehorsam seyn. Da dieses drey Wochen gewähret hatte, da sprach der Mann zu dem Meister: Lieber Herr, wie stehet es um euch: Der Meister sprach: Lieber Sohn, du sollst wissen, daß ich in diesen drey Wochen mehr geschlagen bin um dieser Lehre, denn ich alle meine Tage je geschlagen bin. Da sprach der Mann: Lieber Herr, ihr wisset wohl, daß man Niemand ehe etwas mehr ́aufgibt, bis er zuvor die ersten Zeilen kann. Da sprach der Meister:: Spräche ich, daß ich sie wohl könnte, so sagte ich nicht wahr. Da sprach der Mann: Lieber Herr, so lasset es also seyn, bis daß ihr sie recht wohl gelernet. Darnach aber, über drey Wochen, sandte der Meister nach dem Manne und sprach zu ihm: Lieber Sohn, freue dich mit mir, denn mich dünkt, daß ich die erste Zeile mit der Hülfe Gottes wohl könne. Und willst du, ich will dir die Lektion sagen und lesen, daß du sie hörest. Nein, lieber Herr, sprach der Mann, ich will mich gerne mit euch freuen, und will euch glauben, daß ihr

sie wohl könnet. Da antwortete der Meister: Ich sage dir fürwahr, daß es mir etwas schwer ist worden. Und, lieber Sohn, ich bitte dich, daß du mich nun ferner lehrest. Da sprach der Mann: Ich kann euch nichts ferner lehren, für meine Person; aber will euch Gott durch mich lehren, so will ich gerne das Meine thun, und will gerne unsers Herrn Werkzeug seyn, durch das er wirke.

Höret, lieber Herr, ich will euch rathen in göttlicher Liebe und brüderlicher Treue: Wenn euch geschähe, wie dem Jünglinge, zu dem unser Herr im Evangelio sprach: Gehe, und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und folge mir nach; wenn euch also geschähe, daran will ich keine Schuld haben. Da sprach der Meister : Lieber Sohn, dessen darfst du nicht Sorge tragen, denn ich habe mich deß bereits begeben, und will mit der Hülfe Gottes fortfahren und Gott und dir gehorsam seyn. Da sprach der Mann: Weil ihr das festgesetzt habt, daß ihr euch gänzlich wollet Gott befehlen, so will ich euch getreulich rathen, daß ihr euerm Orden und euerm Obersten [immerdar] gehorsam seyd. Denn es kann gar mißlich kommen, wollet ihr den rechten, engen Weg gehen, daß ihr werdet gedrängt und ge drückt werden, allermeist von euern Brüdern. Und wenn das geschie het, so werden euere sinnlichen Gedanken gar weit um sich gedenken, wegen des Wortes, damit ihr euch gegen Gott verbunden habt, und auch ganz anderswo hin, in der Meinung, daß sie sich gern von dem Kreuz löseten, das soll aber nicht seyn; sondern ihr sollet williglich gehorsam seyn, was euch zu leiden gehöret, von wannen oder von wem es herkommet. Denn wisset, ihr müsset in demselbigen Wege durchgehen, wie unser Herr dem Jüngling auch sagte; ihr müsset euer Kreuz auf euch nehmen, und unserm Herrn Jesu Christo nachfolgen und seinem [Vor] Bilde in rechter Wahrheit, in Demuth und in Geduld, und müsset alle euere stolze, finnreiche Vernunft lassen fahren, die ihr durch die Schrift habt. Ihr sollt auch in dieser Zeit nicht studiren noch predigen; gegen euere Beichtföhne und Töchter aber sollt ihr euch gar einfältig halten, wenn sie gebeichtet haben, und keinen Rath ihnen mehr geben nach der Beichte, sondern ihr sollt zu ihnen sprechen: Ich will lernen, daß ich mir selber mag rathen, und wenn ich das kann, so will ich euch gern auch rathen. So man euch fraget, wann ihr predigen wollet, so sprechet ihr mit Wahrheit, daß ihr zumal nicht müßig seyd; also entschlaget ihr euch der Leute. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, id will es gerne thun, was soll ich [aber] dann anfahen? Da sprach der Mann: Ihr sollet in euere Zelle gehen und euere Zeiten lesen und im Chor auch helfen singen, und sollet des Tages Messe halten, wenn ihr möget [könnet]. Was euch Zeit übrig bleibet, darin sollt ihr das Leiden unsers Herrn für euch nehmen,

Tauler's Bredigten, I. Band.

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und betrachten, wie euer Leben gewesen sey gegen sein Leben, und gedenken an eure verlorne Zeit, daß ihr euch selbst darin gemeinet habt, und wie gar klein eure Liebe gewesen sey gegen seine Liebe. In diesen Dingen follet ihr gar demüthiglich studiren; so möget ihr wohl einigermaßen zu wahrer Demuth kommen und auch hiemit eurer alten Gewohnheit entwerden und davon abgehen. Wenn es denn unserm Herrn Zeit dünket, so macht er aus euch einen neuen Menschen, daß ihr also von Gott anders werdet geboren.

Ihr sollt jedoch wissen: ehe denn dieses geschiehet, so müsset ihr verkaufen alles, was ihr habt, und es Gott demüthiglich aufgeben. Damit ist aber gemeint, daß ihr ihm aufgebet alles, was ihr in eurer stolzen Sinnlichkeit habt, es sey in der Schrift oder ohne die Schrift, wie oder was es sey, dadurch ihr Ehre in dieser Welt möch tet erwerben, oder davon ihr Liebe oder Lust möchtet vor Zeiten gehabt haben. Das müsset ihr nun alles lassen fahren, und müsset `mit Sanct Maria Magdalena vor die Füße Christi fallen und alle diese Dinge ernstlich angreifen; dann kommt es ohne Zweifel, daß der ewige himmlische Fürst euch mit Lust wird ansehen. Er läßt es auch dabey nicht, er treibet euch ferner, daß ihr desto mehr bewähret und geläutert werdet, wie das Gold in dem Feuer; und es mag da wohl geschehen, daß er euch schenke den bittern Trank, den er seinem einge: bornen Sohn geschenket. Damit meine ich aber: Gott wird euch schenken, daß all euer Thun und all euer Lassen und all euer Leben wird verachtet und vernichtet werden in der Leute Augen. Alle euere Beichtsöhne werden von euch gehen und denken, ihr habt nicht gute Sinne; alle euere gute Freunde und Brüder in euerm Kloster werden sich stoßen an euerm Leben und werden sprechen: ihr habt eine wunderliche Weise an euch genommen.

Wenn nun diese Dinge gekommen sind, so sollt ihr gar nicht erschrecken, sondern freuet euch; denn alsdann ist nahe euer Heil. Ohne Zweifel wird euere menschliche Schwachheit davor erschrecken und krank werden; darum aber, lieber Herr, sollt ihr nicht verzagen, sondern ihr sollt Gott wohl trauen, denn er verläßt seiner Diener keinen; das wisset ihr selber wohl von den lieben Heiligen. Nun, lieber Herr, ist es, daß ihr diese Dinge wollet angreifen, so wisset, daß euch in dieser Zeit nichts besser ist, noch nüßlicher, denn eine grundlose, große, demüthige Gelassenheit in allen Sachen, es sey sauer oder süß, es thue wohl oder wehe, also, daß ihr mit Wahrheit möget sprechen: Ach mein Herr und mein Gott, wenn es dein Wille wäre, daß ich in diesem Leiden und in diesem Gedränge bis an den jüngsien Tag sollte bleiben, dennoch wollte ich von dir nicht abstehen, sondern ich wollte stets in deinem Dienste bleiben. Lieber Herr, ich erkenne

wohl in der Gnade Gottes, daß ihr in euerm Herzen denkt, daß dieß gar eine schwere Sache sey, die ich nun mit euch geredet habe, und darum bat ich vorher Urlaub, und sagte, wenn ihr wieder hinter euch ginget, daß ich daran keine Schuld wollte haben. Da sprach der Meister: Du hast wahr geredet, es dünket mich freylich etwas hart, dieses anzugreifen. Der Mann sprach: Ihr batet mich doch, daß ich euch den nächsten Weg zu der allerhöchsten Beschaulichkeit weisete. Nun weiß ich keinen nähern noch einen sicheren Weg, denn diesen, dem wahren Bilde unsers Herrn Jesu Christi nachzufolgen; aber, lieber Herr, ich rathe euch ganz auf all meine Treu, daß ihr euch nehmet eine Zeit, und bedenket euch gar eben; was euch dann Gott zu thun gibt, das thut im Namen Gottes. Da sprach der Meister : Das will ich thun, und will warten, ob ich mit der Hülfe Gottes überwinden möge.

Achtes Capitel.

Wie es dem Doctor darnach ergangen, und wie er in großes Gedränge seiner Natur und in Verachtung kam, also, daß er anfing fast schwach zu werden; wie ihm der Laie rieth, und erlaubte, der Natur zu helfen mit etwas guter Speise oder Gewürz 2c., und darnach von ihm schied.

Darnach am eilften Tage fandte der Meister nach dem Manne und

sprach zu ihm: Ach lieber Sohn, was hab ich große Marter, Streitens und Fechtens Tag und Nacht in inir selber gehabt, ehe ich dazu gekommen bin, daß ich den Teufel und mein eignes Fleisch überwunden habe. Doch habe ich mich durch Gottes Gnade nun ganz vereiniget mit allen meinen Kräften von innen und außen, diese Dinge fröhlich anzugreifen und fest und stet daran zu bleiben, mir geschehe wohl oder wehe. Da sprach der Mann: Lieber Herr, gedenket ihr auch noch der Rede, die ich mit euch redete, da ihr mich fragtet, wie ihr anheben solltet? Der Meister sprach: Ja, ich schrieb sie von Stund an, da du von mir gingst, von Wort zu Wort auf. Da sprach der Mann: Lieber Herr, daß ihr dieß kühne Gemüth in Gott gefunden, dessen bin ich von Grund meines Herzens froh geworden und gönne es euch also wohl, als mir selbst; dessen soll Gott mein Zeuge seyn. Nun hebet es an in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi. Da nahm der Mann Urlaub und ging hinweg, und der Meister that, was ihm geheißen war.

Es geschah, ehe das Jahr umkam, daß der Meister also unwerth in dem Kloster gehalten ward von allen seinen vertrauten Freunden, und seine Beichtleute zogen sich alle von ihm, recht als ob sie ihn nie hätten gesehen. Das war ihm gar schwer und that ihm zumal wehe, das Haupt begann ihm fast krank zu werden; da sandte er nach dem

Manne, und sagte ihm, wie es ihm ginge, wie er fast krank wäre an seinem ganzen Leibe, und sonderlich am Haupte. Da sprach der Mann; Herr, ihr sollet nicht erschrecken, und sollt euch demüthiglich an Gott halten und ihm wohl vertrauen; wisset, daß ihr mir wohlgefallet, und es stehet gar wohl um euer Leben, und es wird noch alle Tage besser.

Lieber Herr, ihr wisset wohl, wer auf den rechten Weg will kommen und diese Straße gehen, der muß dem Leiden unsers Herrn Jesu Christi nachfolgen; darum verzaget nicht, und lasset euch gänzlich Gott Denn wisset, daß mir auch also geschah; immittelst sollt ihr euch behelfen, dieweil ihr in diesen Dingen seyd, und sollet dem Leib gütlich thun mit guter Speise, die dem Leib zu Hülfe kommen mag. Mir ward eine Büchse mit Würzen gemacht, also will ich euch auch eine lassen machen, die stärket euch das Haupt. Aber ihr sollt wissen, daß ich mich allewege mit dem Leibe und Seele gänzlich Gott gab, daß er damit thäte, was er wollte.

Da sprach der Meister; Du sprachst aber zuvor, ich sollte mich hüten vor guter Speise und Trank. Da sprach der Mann: Ja, Herr, das war in dem ersten Anbeginn, da der Körper noch geil war, aber nun, da er dürr worden ist und dem Geist gehorsam seyn will, so mag man ihm wohl etwas zu Hülfe kommen durch Besserung, es wäre das sonst eine Versuchung Gottes [Vermessenheit]. Dieweil ihr in dieser Krankheit seyd, so thut ihr Gott einen Dienst daran, daß ihr dem Leibe ordentlich helfet, [nur] aber doch nicht, unordentlich zu leben; das soll nicht seyn. Lieber Herr, nehmet Gott zu Hülfe, und gehet fröhlich für euch), und lasset euch Gott in ganzer, wahrer Gez lassenheit und vertrauet seiner grundlosen Barmherzigkeit und wartet der Gnade Gottes, was Gott dann von euch will, es sey süß oder sauer, daß ihr dem mit der Hülfe Gottes genug thut. Auch bitte ich euch durch Gott, daß ihr es nicht vor übel nehmet, denn ich muß wegen einer großen Sache heim, daran liegt mir viel, das rede ich ernstlich. Wäre es aber, daß ihr meiner nicht entbehren wolltet oder möchtet, so sendet nach mir in die Stadt, so will ich gerne kommen, wenn ihr euch aber leiden könntet ohne aller Creatur Hülfe, das wäre euch dos allerbeste. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, rede nicht also, denn ich kann noch mag dein in die Länge nicht entbehren, es wäre mir gar schwer, wenn du von mir gingest, denn ich hätte keinen Trost in der Zeit. Der Mann sprach: Lieber Herr, ich will euch einen bessern Trost geben, das ist der heilige Geist, der euch hiezu gerufen, geladen und gebracht hat, vermittelst mir armen Creatur; dessen ist das Werk, das an euch geschehen ist, und nicht mein, sondern ich bin sein Werkzeug dazu gewesen, und habe ihm auch dazu gedienet und habe es gar gerne gethan, Gott zu Ehren, und

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