ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

euch zu euerer Seelen Seligkeit. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, Gott sey dein ewiger Lohn; weil es so eine ernstliche Sache ist, so will ich mich darin Gott lassen und leiden aufs beste, wie ich mag. Der Mann sprach: Lieber Herr, nachdem ihr nun seyd in dem Zwang und in der Geistlichkeit (geistlichem Leben] und Gehorsam Gottes und euch mit Willen darein gegeben habt, so sollt ihr nun wissen, daß ihr bescheiden und weislich lebet und euch selber recht haltet und lasset euch nicht reuen, daß ihr von den Creaturen verlassen seyd, sondern geschieht es, daß euch etwas Geldes gebricht oder Noth thut, so ver sezet einen Theil euerer Bücher, und leidet keinen übrigen [übermäßigen] Mangel. Aber mit nichten sollet ihr die Bücher verkaufen, denn es kommt noch die Zeit, daß euch gute Bücher gar nüße werden und ihr derselben wohl bedürfen werdet. Da nahm der Mann Urlaub und schied von dannen, es gingen aber dem Meister die Augen über und er begann zu weinen.

Neuntes Capitel.

Wie Doctor Tauler von Gott wunderbar heimgesucht, berührt und erleuchtet worden, und der Laie wieder zu ihm gekommen und ihn gütlich ermahnte, daß er wiederum jollte predigen und sich üben in der heiligen Schrift. Item von einem jeltsamen Zufall, der ihm darnach begegnete, dadurch er etwas mehr (doch nicht ohne Frucht) gedrängt und gedemüthiget worden.

Wie nun der Meister wohl zwey Jahre also gelitten hatte große

Anfechtung und große Verschmähung aller seiner Freunde, auch große Armuth, also, daß er einen Theil seiner Bücher versetzen müssen, und dazu kam in eine gar große Krankheit [Schwäche] seines Leibes, und er dabey sich gar demüthig hatte bezeiget: da geschah es auf St. Pauli Bekehrung in der Nacht, da kam ihm die allergrößte Anfechtung, die man immer erdenken möchte. Davon ward alle seine natürliche Kraft so krank, daß er auf die Zeit nicht konnte zur Metten kommen, son: dern also sigen blieb in der Zelle, und sich Gott ließ in großer Demuth, ohne aller Creatur Trost und Hülfe. Und da er in dieser Krankheit lag, da gedachte er an das Leiden unsers Herrn Jesu Christi und an seine große Liebe, die er zu uns hat, und bedachte sein eigenes Leben, wie gar klein sein Leben gewesen wäre gegen die Liebe Gottes. Darüber kam er in eine große Neue um alle seine Sünden und um alle seine verlorene Zeit, und sprach mit Mund und Herz: Ach barmherziger Gott! erbarme dich über mich armen Sünder durch deine grundlose Barmherzigkeit, denn ich bin nicht würdig, daß mich die Erde trage. Und da er also in seiner Krankheit und großen Traurigkeit saß, völlig wachend, da hörte er mit seinen leiblichen Ohren, daß eine Stimme sprach: Stehe nun fest in deinem Frieden und vertraue Gott, und wisse, da er auf Erden in mensch)

licher Natur war, da machte er den Siechen, den er gesund machte am Leibe, auch gesund an der Seele. Zuhand da diese Worte ge= sprochen wurden, da kam er von seinen Sinnen und von seiner Vernunft, und wußte nicht, wie oder wo er hingezogen war. Aber da er wieder zu sich selber kam, da befand er in sich selber, daß er in allen seinen innerlichen und äußerlichen Kräften einer neuen Kraft und Macht gewahr ward, und befand auch einen klaren Unterschied [eine flare, bestimmt unterscheidende Erkenntniß] in den Dingen, die ihm zuvor gar fremd waren, und ihn wunderte gar sehr, von wannen es herkäme, und gedachte: du kannst dich nicht wohl hieraus finden, du willst nach deinem Freunde senden und willst ihm dieses sagen. Also sandte er nach dem Manne; der Mann kam, und der Meister sagte ihm alle Dinge, wie es ihm ergangen wäre. Da sprach, der Mann: Diese Rede habe ich von Grund meines Herzens gerne gehört. Lieber Herr, ihr sollt wissen, daß ihr nun allererst die wahre, große Gnade in Gott gefunden habt, und ich sage euch in Wahrheit, daß ihr von dem Obersten allererst berührt worden seyd, und ihr sollt wissen: wie euch der Buchstabe hat etwas getödtet, also wird er euch wieder lebendig machen; denn eure Lehre, die kommt nun von Gott dem heiligen Geist, die da zuvor war von dem Fleisch, denn ihr habt nun das Licht des heiligen Geistes von der Gnade Gottes empfangen, und ihr habt in euch die heilige Schrift *). Darum habt ihr nun einen großen Vortheil, und ihr werdet auch hinfüro viel lauterer erkennen durch die Schrift, als ihr zuvor thatet; denn ihr wisset wohl, daß die Schrift an vielen Enden lautet, als wäre sie wider einander. Da ihr aber nun in dem Lichte des heiligen Geistes habt von der Gnade Gottes empfangen, daß ihr in euch habt die heilige Schrift, so werdet ihr erkennen, daß alle Schrift hat einen gleichen Verstand, und sich selbst nicht zuwider ist; ihr werdet nun auch dem Bilde unsers Herrn Jesu Christi recht nachgehen. Ihr sollt auch wieder anheben zu predigen, und sollt euern Neben - Christen lehren und weisen den rechten Weg zu dem ewigen Leben. Die Zeit kommt nun, daß euch gute Bücher nüße werden; denn wisset, daß eine Predigt wird nun nüßlicher seyn, und die Leute werden mehr Frucht davon empfangen, als zuvor von Hunderten; denn die Worte, die ihr nun aussprechen werdet, gehen aus lauterer Seele, gar einfältiglich schmeckend. Daher so unwerth ihr den Leuten seyd gewesen, so viel werdet ihr ihnen nun werther und lieber seyn. Es wird euch aber sonderlich noth seyn, daß ihr euch demüthig haltet; denn ihr wisset wohl, wer einen großen Schatz offenbar trägt, der muß sich gar wohl hüten vor den Dieben. Ich

*) Die eigentliche, wesentliche Erkenntniß gewinnen wir erst dann, wenn das, was uns der Buchstabe äußerlich vorhält, in unserem Junern selbst lebendig wird.

sage euch fürwahr, daß der Teufel gar sehr erschrickt, wenn er erkennet, daß Gott einem Menschen solchen edlen, theuern Schat verliehen hat, und die Teufel werden all ihre Kunst und Weisheit und ihre List dazu thun, daß sie euch des edlen Schazes berauben und entfremden oder nehmen; darum sehet euch weislich vor, denn ihr könnet ihn mit nichten besser bewahren, als mit grundloser Demuth. Nun, lieber Herr, ists nicht mehr noth, daß ich in lehrender Weise mit euch rede, als ich zuvor gethan habe; denn ihr habt nun den rechten und wahren Meister (dessen Werkzeug ich gewesen bin), dem höret zu und seyd ihm gehorsam; das rathe ich euch auf alle meine Treue. Und ich begehre nun in aller göttlichen Liebe, von euch Lehre zu empfahen, ich habe nun mit der Hülfe Gottes den Nußen geschafft, warum ich bergetrieben und gekommen bin. Ich will, so Gott will, eine gute Weile bey euch bleiben allhier und eure Predigt hören. Gäbe es euch Gott, so däuchte mir gut, daß ihr nun wieder anhöbet zu predigen. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, wie räthst du? ich habe viel gute Bücher verseßt, wohl für dreyßig Gulden. Da sprach der Mann: Sehet, die will ich euch um Gottes willen geben, und was euch übrig bleibet, gebet das Gott wieder; denn es ist sein alles, was wir haben, es sey leiblich oder geistlich. Also lösete der Meister seine Bücher ein, und ließ verkünden, er wolle darnach am dritten Tage predigen. Das nahm die Leute groß Wunder, dieweil er so lange nicht geprediget hatte, und viele Leute kamen dar, eine gar große Schaar. Da nun der Meister kam, und sah, daß des Volkes also viel war, da stieg er auf das Lektorium an eine hohe Stätte, daß man ihn desto besser börte. Da that er seine Kappe für seine Augen und sprach: Barmherziger, ewiger Gott, ist es dein Wille, so gib mir zu reden, daß dein göttlicher Name davon gelobet und geehret und diese Menschen davon gebessert werden. Da er diese Worte sprach, da flossen seine Augen von inniglichem Weinen ihm so sehr über, daß er kein Wort sprechen konnte aus großer Innigkeit; das währte so lange, daß es die Leute gar sehr verdroß. Da sprach ein Mensch aus dem Haufen: Herr, wie lange sollen wir hier stehen und sizen? es ist gar spät; wollet ihr nicht predigen, so lasset uns heimgehen. Der Meister blieb in großer Andacht und sprach wiederum zu Gott: Ach mein Herr und mein Gott, ist es dein göttlicher Wille, so nimm das Weinen von meinen Augen, und gib mir, daß ich diese Predigt vollbringen möge, zu deinem Lob und Ehre. Ist es [aber], daß du das nicht thust, so ist es ein Zeichen, daß du meinest, ich sey noch nicht genug verspottet worden. Nun vollbringe, lieber Herr, deinen göttlichen Willen an mir Armen, zu deinem Lob und zu meiner Nothdurft. Dieses half alles nichts, des Weinens ward je mehr und mehr; da

erkannte er, daß es Gott also haben wollte, und sprach mit weinenden Augen: Ihr lieben Kinder, mir ist von ganzem Herzen leid, daß ich euch so lange habe aufgehalten, denn ich kann kein Wort zu die semmal vor Weinen sprechen; bittet Gott für mich, daß er mir helfe, so will ich es euch bessern, mit seiner Gnade, auf eine andere Zeit, so ich allererst kann. Da gingen die Leute hinweg, und diese Mähre wurde ausgebracht, und erscholl über die ganze Stadt. Darüber ward er recht zum Gespötte, von allen Leuten vernichtiget und die Leute sprachen: Nun sehen wir alle wohl, daß er ein rechter Thor ist wor den, und seine eigenen Brüder im Kloster verboten ihm härtlich, daß er nicht mehr predigen sollte; denn er thäte ihnen großen Schaden in dem Kloster und schändete den Orden mit seiner thörichten Weise, die er hätte an sich genommen; davon wäre ihm das Haupt wüste geworden und vertobet [von Sinnen gekommen].

Da sandte der Meister nach dem Manne, und sagte ihm alles, was ihm widerfahren war. Der Mann sprach: Lieber Herr, gehabt euch wohl und erschrecket nicht über diese Dinge. Der Bräutigam pfleget also zu thun allen seinen liebsten und besten Freunden, und es ist ein gewisses Zeichen, daß Gott euer guter Freund ist; denn ohne Zweifel ist noch etwas Hochmüthiges in euch verborgen gewesen, das ihr selber nicht vernommen noch gewußt habt, und deßhalb seyd ihr zu Spott worden. Ihr möget werdet wohl] etliche große Gaben von Gott empfangen haben, die ihr noch seiber nicht wisset noch erkennet, die euch sind gegeben durch Mittel der Geduld, die ihr geheget habt in euerer Anfechtung; gehabt euch darum halber wohl und seyd fröh lich und demüthig. Auch dürfet ihr dieses nicht für eine fremde Sache halten, denn ich habe dergleichen wohl mehr vernommen von andern Leuten. Ihr sollet diesen Druck des Kreuzes, den euch Gott zugesandt hat, nicht verschmähen, sondern ihr sollt ihn achten für einen großen Schatz und übergroße Gabe von Gott. Ich rathe euch, daß ihr also bey euch selbst bleibet fünf Tage, und euch leidet [stille haltet] ohn aller Menschen Rede, zu Lob und zu Ehren der heiligen fünf Wunden unsers Herrn Jesu Christi. Und wenn die fünf Tage umkommen, so bittet cuern Prior, daß er euch erlaube, eine Predigt in Latein zu thun. Will er das nicht thun, so bittet ihn, daß er euch versuche in der Schule und lasse euch den Brüdern eine Lektion lesen. Dieß geschah. Da las er ihnen so durchaus gründlich, daß sie dergleichen ihr Leben lang noch nicht gehört hatten; also große, tiefe, göttliche Lehre that er. Da erlaubten sie ihm, eine Predigt zu thun. Nachdem nun ihrer Brüder einer geprediget hatte in dem Kloster, wo der Meister pflegte zu predigen, verkündigte er dem Volke und sprach: Ich bin geheißen zu verkünden, daß der Meister morgen hier predigen wolle; geschiehet

ihm aber, wie neulich geschah, daran will ich keine Schuld haben. So viel kann ich mit der Wahrheit sagen, daß er uns in unserer Schule so große und tiefe Lehre mit großer göttlicher Kunst vorgelesen hat, als wir in langer Zeit nicht gehöret. Wie er aber nun thun wird, das weiß ich nicht, sondern Gott weiß es. An dem andern Tage darauf kam, der Meister in das Kloster (das war ein JungfrauenKloster) und hob die Predigt also an, und sprach:

Zehntes Capitel.

Eine schöne Predigt, die dieser Doctor hielt nach seiner Erleuchtung in einem Kloster, von Christo, dem wahren Bräutigam, der Seele, darin er zeigte, wie dieselbige ihm nachfolgen soll in wahrer, schamhafter, demüthiger und geduldiger Gelassenheit, und wie Christus sie vorher auf mancherley Weise versuche, und zulezt freundlich annehme. Gerichtet auf diese Worte: Ecce sponsus venit, exite obviam ei. Matth. 25. 6. (Diese Predigt kann gehalten werden auf einen heiligen Frauentag.)

Lieben Kinder, es mögen wohl zwei Jahre seyn, oder mehr, daß id) Lieben zum letztenmal geprediget habe; da sagte ich euch von 24 Stücken. Es war aber damals meine Gewohnheit, daß ich viel Latein sprach und viele Stücke anführte, allein ich habe im Willen, solches nicht mehr zu thun, sondern wenn ich Latein will sprechen, das will ich thun, so die Gelehrten gegenwärtig sind, die das vernehmen. Jego sprechet nur zum Anfang ein: Ave Maria und bittet um Gnade.

Lieben Kinder, ich habe ein Wort für mich genommen, darauf will ich diese Predigt richten und dabey bleiben, und das Wort lautet im Deutschen also:

[ocr errors]

Sehet der Bräutigam kommt, gehet aus, ihm entgegen. Der Bräutigam ist unser lieber Herr Jesus Christus, und die Braut das ist die heilige Kirche und die Christenheit. Ach lieben Kinder, nun heißen wir alle Bräute Christi, als sollten wir gar williglich unserm Bräutigam entgegen gehen, allein das fehlet uns leider. Lieben Kin der, die rechten Wege und gleichen Straßen, durch die man dem wahren Bräutigam entgegen gebet, sind leider gar wüste geworden und sind gar sehr verfallen, und wir fangen an, ihrer in der Zeit gar wenig wahrzunehmen; ja die Straße ist vielen Leuten gar fremd, also daß man dem wahren Bräutigam nicht entgegengeht, wie man billig sollte, wovon ich denn mit der Hülfe Gottes zu einem andernmal sagen will. Jeßt aber, da wir hören, daß wir alle Bräute geheißen find, so will ich euch sagen etwas, wie die Braut thun soll, daß sie dem Bräutigam entgegengehe.

[ocr errors]

Meine lieben Kinder, eine getreue Braut soll billig meiden alles, was dem Bräutigam zuwider ist, und das ist eitle Ehre, Hoffart, Neid und alle andere Sünde dieser Welt, und alle Wollust des Leibes und des Fleisches, es sey an Weichlichkeit des Leibes oder an

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »