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Dreyzehntes Capitel.
Folgen noch dreh gute Lehren. *).

Liebes Kind, willst du immer zu Gott kommen und zu deinem Besten, so mußt du diese drey Punkte mit Fleiß wahrnehmen. Erstlich du sollst Gott bloß und lauter meinen, und die Ehre Gottes in allen Dingen suchen und nicht deine Ehre, sonderlich seinen Willer und nicht deinen. Das andere: Du sollst in allen deinen Werken und Ausgang, deiner selbst fleißig wahrnehmen. Siehe in deine grundlose Nichtigkeit, und bleibe dabey; nimm wahr, womit du umgehest, was in dir sey [vorgehe], und nimm deines Grundes wahr mit allem Fleiß. Das dritte: Nimm dich dessen nicht an, was dir nicht be: fohlen ist. Laß alle Dinge auf sich selber stehen: was gut ist, das laß gut bleiben, was böse ist, das richte nicht; kehre dich in deinen Grund, bleibe dabey und nimm wahr der väterlichen Stimme, die dir ruft, standhaft in ihm zu bleiben.

liebes Kind, halte auch diese zwey Punkte, so erlangst du und überkommst große Dinge. Das erste: daß du in Wahrheit klein seyest, auswendig und inwendig, von Grund deines Herzens, nicht mit bloßen Worten, sondern in der Wahrheit; in allem deinem Verstande, ja im Grund deiner Seele, in deinen Augen sey, ohne alle Heuchelen, klein und nichts.

Das andere ist: Habe wahre göttliche Liebe, nicht, was wir Liebe in sinnlicher Weise, sondern in wesentlicher Weise heißen daß du es recht meinst in dem allerinwendigsten Grunde.

Mensch, darum sollst du bloß seyn alles Gemerks, Verstandes und Sinnlichkeit, weil Gott der Herr ledig und bloß ist, auf daß der Geist zu dem lautern bloßen Wesen möge gefügt werden; denn noth wendig muß die Seele ledig und bloß seyn, die da verstehen soll die Verborgenheit seiner Heimlichkeit. Also muß der Mensch alle Dinge abschneiden, darin er etwas des Seinen finden mag.

Vierzehntes Capitel.

Wie dieser heilige Lehrer ein Ende nahm und darnach seinem lieben Freunde, dem Laien, erschien, und ihm anzeigte die Ursache seines strengen Hinzugs aus dieser Welt, was sein Fegfeuer gewesen, worauf er zu großer Freude und zu der ewigen Seligkeit gelanget, die ihm zum Lohn seiner getreuen, guten Lehre von Gott gegeben ward.

Nun sollet ihr wissen, daß dieser Meister an einem göttlichen Leben

zunahm und ward durch die Gnade des heiligen Geistes so weise, daß er Geistlichen und Weltlichen predigte auf diese Weise, und ward in dem Lande also lieb und werth und auch in der Stadt, daß, was

*) Cap. 13 fehlt in ed. 1498. 1508.

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die Leute Wichtiges zu verrichten hatten, das mußte er ausrichten mit seiner Weisheit, es mochten seyn geistliche oder weltliche Sachen; und was er ihnen rieth, das war ihnen lieb und dem waren sie ganz gehorsam. Da nun dieser Meister wohl acht Jahre in diesem frucht baren Leben war, da wollte Gott seinen Diener nicht länger in diesem Elende lassen und wollte ihn ohne Fegfeuer zu sich lassen kommen. Dieserwegen sandte er ihm sein Gericht und griff ihn mit Krankheit also an, daß er zu Bette lag wohl zwanzig Wochen und gar große Wehetage hatte und große Schmerzen litt. Da erkannte er in der Gnade des heiligen Geistes, daß er von dieser Welt scheiden sollte; denn Gott wollte ihm lohnen seine Arbeit. Deßwegen sandte er nach dem Manne, seinem lieben Freunde, daß er zu ihm käme; denn er versehe sich, daß er nicht lange mehr leben werde in dieser Zeit. Der Mann war gehorsam und kam zu dem Meister, der ihn gar freundlich empfing, und der Mann war froh, daß er ihn noch lebend fand, und sprach: Lieber Herr, wie geht es euch? Da sprach der Meister: Ich glaube, daß die Zeit gar nahe sey, da mich Gott von dieser Welt nehmen wolle; darum, lieber Sohn, ist mir das ein großer Trost, daß du bey meinem Ende bist. Und ich bitte dich, daß du nehmest die Bücher, die da liegen; da findest du geschrieben alle die Reden, die du vor Zeiten mit mir geredet hast, und auch meine Antworten, die ich dir wieder that, und findest etwas von meinem Leben, was Gott mit seinem armén unwürdigen Knechte gethan hat. Lieber Sohn, dünket dich es gut, und gäbe dir Gott Gnade es zu thun, mache ein Büchlein davon. Da sprach der Mann: Lieber Herr, ich habe euerer Predigten fünfe geschrieben, und dünkt es euch gut, so will ich sie dazu schreiben, und will ein Büchlein euretwegen [in eurem Namen] machen. Sprach der Meister: Lieber Sohn, ich ver mahne dich, ́wie ich allerhöchst immer vermahnen kann, in göttlicher Liebe, daß du nichts meinetwegen schreiben sollst und daß du meinen Namen nicht wollest nennen; denn du sollst fürwahr wissen, daß das Leben und die Worte und die Werke, die Gott durch mich armen unwürdigen, sündigen Menschen gewirket hat, nicht mein sind, sondern des allmächtigen Gottes, und noch heute des Tages und auch ewiglich sind. Darum, lieber Sohn, willst du es schreiben zum Nußen unserer Ebenchristen [Mitchristen), so schreib es ja, daß weder mein noch dein Name genannt werde; du magst aber wohl schreiben: der Meister und der Mann. Auch sollst du das Büchlein Niemand in dieser Stadt lesen laffen oder sehen, man merket sonst, daß ich es wäre gewesen, sondern führe es mit dir hin in dein Land, also, daß es bei meinem Leben nicht auskomme.ona gora

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Es währte wohl eilf Lage, daß der Meister viele Rede hatte mit

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dem Manne; darnach kam die Zeit, daß der Meister sterben sollte. Da sprach er: Lieber Sohn, ich bitte dich durch Gott, daß du deinen Willen dazu gebest, fosses Gott fügte, daß mein Geist wieder zu dir fäme und dir sagte, wie es um mich wäre. Dansprach der Mann: Lieber Herr, will es· Gott ́also haben, so will ich es auch gern.

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Da geschah es, daß der Meister an seinem Ende eine gar gräßliche und schreckliche Geberde hatte, daß alle Brüder in dem Kloster und auch andere Leute in große Angst und Noth kamen und wunderten sich sehr des erschrecklichen Ernstes, den sie sahen an seinem Ende. Als er nun starb, wurden alle die bewegt mit Leide, die in dem Kloster und in der Stadt waren. Da die Leute aber gewahr wurden des Mannes, der ihm: so lange war heimlich) [vertraut] gewe: sen, kamen sie und wollten ihm eine Ehre erweisen und ihn zu Gaste bitten. Als er das gewahr ward, floh er von Stund an aus der Stadt und zog wieder heim. Und da yer unterwegs war, am dritten Tage nach des Meisters Tode, übernachtete er in einem kleinen Dörf lein nebst seinem Knechte, und als er sahe einen Edelmann dort ber gehen an einem Wege, sprach er zu ihm: Lieber Freund, ist hier eine Herberge, in diesem Dorfe? Es sprach der Edelmann: Nein. Da sprach der Mann: So thut so wohl und herberget uns um Gottes willen, lieber Freund, diese Racht, und nehmet dafür, was ihr wollt. Da sprachen: Wollet ihr für gut nehmen, was wir haben, so will ich euch gerne herbergen und das Beste thun, das ich kann. Also führte er sie mit sich heim.

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Da es Nacht war, da legt er den Mann auf ein Pfühl und wies den Knecht in die Scheuer auf das Stroh.

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In der Nacht nun, da dieser Mann erwachte, hörte er eine Stimme gar nahe bey: ihm," sahe aber doch Niemand. Da begann ihm zu grausen und er machte ein Kreuz für sich. Da sprach die Stimme: Fürchte dich nicht; mein lieber Sohn, ich bin es, der Meister. Da sprach der Mann Lieber Herr: Meister, 'seyd: ihrs? so begehre ich von ganzem Herzen von euch, wenn es Gottes Wille ist, daß ihr mir wollet sagen, wie es um euch stehe und woher es gekommen, daß ihr ein so gar strenges Ende hattet; denn euere Brü der im Kloster wurden sehr verzagt an euch, und es ist zu glauben, daß eure eignen Brüder in dem Klöster an eurem strengen Ende sich gar sehr werden stoßen. Da sprach des Meisters Stimme: Lieber Sohn, das will ich dir sagen: du sollst wissen, daß Gott der Herr wollte, daß ich ein solch strenges Ende nehmen sollte auf daß die heiligen Engel meine Seele von Stundman sollten empfahen und zu sich nehmen, und [eben-] darum mußt du auch ein solch strenges Ende haben. Ich mußte dieses leiden für ein Fegfeuerwisse aber auch,

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mein lieber Sohn, daß mir die bösen Geister viel Leides thaten und mit listiger Behendigkeit mich anfochten, daß ich allewege Sorge hatte, ich möchte verzagen; aber wie streng mein Tod war, doch war er gering gegen die Freude, die mir der allmächtige, ewige und barmherzige Gott dafür gegeben hat. Wisse, lieber Sohn, zu Stund, da meine Seele von meinem Leibe schied, da nahmen sie die lieben Engel und führten mich in das Paradies und sprachen zu mir: Allhier sollst du fünf Tage beiten [harren] und sollst hier keine Sorge haben oder dich fürchten, daß dir die bösen Geister etwas mehr schaden, und du sollst auch keine Arbeit mehr haben, denn nur, daß du diese fünf Tage der ewigen, freudenreichen Gesellschaft entbehren mußt. So wollen wir dann mit Freuden wieder kommen und dich führen in die unaussprechliche Freude und dir lohnen für deine getreue, gute Lehre und deinen nützlichen Rath, den ich von deiner vernünftigen Lehre empfangen habe, und wofür ich Gott und dir nimmermehr voll danken kann.

Da sprach der Mann: Lieber Herr, ich begehre von Grund meines Herzens von euch, wenn ihr zu Gott kommet, daß ihr ihn für mich) wollet bitten. Was der Mann darnach [noch] sprach oder was er fragte, so antwortete ihm Niemand mehr. Da hätte er gerne geschla fen und wandte sich von einer Seite auf die andere, es half aber alles nichts, er konnte keine Ruhe die Nacht mehr haben, so daß er kaum den Tag erbeiten [erharren] konnte. Da stand er auf und schrieb von Stund wieder zurück an den Prior und an die Brüder alle Dinge, die der Geist mit ihm geredet hatte, und zog heim, und nahm auch) ein seliges, gutes Ende.

Daß wir nun alle dem lieblichen Bilde unseres Herrn Jesu Christi nachfolgen, damit wir nach diesem elenden Leben, aus dieser vergäng lichen Welt kommen zu der immer und ewig währenden Freude, zu Gott und seinen lieben auserwählten Freunden, dazu helfe uns Gott der Vater und Gott der Sohn und Gott der heilige Geist Amen.

Hiemit endet sich die Historie des erleuchteten Lehrers Johannes Tauler.

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