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Der erste Theil

der Predigten

des

hochgelehrten und würdigen Vaters, erleuchteten Lehrers der heiligen Schrift,

Doctor Johannes Tauleri,

die da anzeigen

den rechten Grund eines wahren christlichen Lebens, gegründet auf die heilige Schrift und etliche vornehme heilige Lehrer, aus denen er den allersüßesten Honig geistlicher Vollkommenheit zusammengelesen und zu fruchtbarem Nußen vieler Menschen gepredigt hat.

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Vom Advente bis zum Himmelfahrtstage."

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1. Auf den ersten Sonntag im Advent.

Daß wir sollen aufstehen aus unsern Sünden, unsere Feinde überwinden und dié gnadénreiche Zukunft unsers Herrn in unserer Seele wahrnehmen.

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Hora est, nos jam de somno surgere. Ad Romanos XIII. v. 11. Es ist Zeit, daß wir von dem Schlaf aufstehen. *)

Heute

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Deute begeht man den Anfang des Advents, das ist, der Zukunft unsers Herrn, und fängt eine gar wonnigliche Zeit nun an, davon gar freudige und andächtige Worte gelesen und gesungen werden in der heiligen Kirche. Wie der May alle andere Zeit mit Lust und Freude übertrifft, so ist diese Zeit besonders innig und heilig vor andern Festen. Dieß ist die Zeit, nach welcher alle Propheten und Heiligen des alten Testaments bey fünftausend Jahren mit großer Begierde und Seufzen verlangt und gerufen haten: Herr, zerreiß den Himmel und komm herab, zu erleuchten, die da sizen in Finsterniß und in dem Schatten des Todes. Auch sind alle Geschichten und Figuren des alten Testaments [darauf] gerichtet, zu bezeichnen die Großheit desjenigen, der da sollte kommen und nun gekommen ist. Ach, darum laßt uns Gott ohne Unterlaß danken und loben, daß er uns in der Zeit der Gnaden geschaffen hat und uns alle seine Gnaden und Reichthümer mittheilen will, wenn wir nur selbst wollen.

Nun ermahnt uns der heilige Apostel, daß wir vom Schlaf der Sünden aufstehen, denn die Nacht ist vergangen, der Tag ist herbey gekommen; darum sollen wir im Tag ehrlich [ehrbarlich] leben. Da müssen wir nun mit Fleiß anmerken, wie wir gefallen sind, und wie wir aufstehen sollen aus allen Sünden und Gebrechen zu unserer ersten Unschuld. Unser Herr hat die Menschen dazu geschaffen, daß die ledigen Stätten im Himmelreich mit ihnen erfüllt sollten werden, von denen Lucifer mit seiner Gesellschaft ist ausgestoßen worden. Derselbige Lucifer, aus seinem grimmen Haß, hat auch den Menschen ver: rathen, daß er Gott ungehorsam ward und verlor alle Gnade und Tugend, womit er Gott und den Engeln sollte gleich seyn, und ver giftete seine lautere Natur, daß sie unrein ward. Der Mensch hat sich dadurch selbst zum Tode verwundet mit Blindheit in seiner Vernunft, mit Verkehrtheit oder Bosheit in seinem Willen, mit bösen Begierden in seinem Herzen und mit Krankheit [Schwäche] in zornig

*) 1543. f. 14; 1548 p. 1; 1552. p. 44; 1565. f. 14; 1621. p. 1. ·

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licher Kraft [in seinem Gewissen]. Er war in Ehren und hat's nicht verstanden; er ist den unweisen [unvernünftigen] Thieren gleich worden.

Hieraus folgt, daß drey Feinde wider uns aufgestanden sind, die nun leider allenthalben überhand nehmen und regieren in der Leute Herzen: die Welt, der Feind und das Fleisch. Wenn diese drey ihren Willen haben, so wird die edle Seele verloren, die Gott so freundlich hat érkören; denn an welchen sie übei hand nehmen, die fahren ohne Zweifel in den ewigen Tod. Wie grausam und sorglich (bedrohlich] diese drey Feinde jezt regieren und besitzen Gottes Stätte in manchen Menschen, geistlich und weltlich (wie es wohl scheinet), das beweinen die Freunde Gottes, die Gott lieben und meinen [auf Ihn gerichtet sind], mit bittern Thränen. Der ewige Schade ihrer Nächsten ist ihnen ein großes Leiden, daß ihre Herzen in ihrem Leibe möchte:: verdorren von dem großen Wehe, daß die Eigenliebe so gar eingewurzelt ist, daß wenige Menschen fürder Gott lauter lieb haben und

meinen wollen.

Die Welt regiert mit Hoffart, es sey auswendig oder inwendig. Wie viele Menschen gehören in diesen Teufels-Orden; sie wollen etwas scheinen und seyn, und ihre Sünden und Gebrechen sind nicht zu zählen.

Des Feindes Reich führet sie zu Bitterkeit, zu Haß und Zorn, zu Argwohn, zum Urtheilen [Richten], zum Rächen, zu Unwillen, zu Zwiespalt. Alle seine Jünger sind zwieträchtig, lieblos und schwermüthig auf [finstern Sinnes gegen] ihren Nächsten.

Unser eigen Fleisch will alle Zeitlust und beste Gemach [Gemächlichkeit] und sinnliches Genügen [Vergnügen] und Wohltage haben in allen Dingen. Wie großer Schaden hiervon kommt, wissen die Leute nicht, besonders die nicht, die [selbst] damit verblendet sind. Durch diese drey Feinde werden meistens alle Menschen verführt in die ewige Verdammniß.

Wer nun wiederkommen will zu seiner ersten Ehre und Würdigkeit, die Adam zuvor und wir nach ihm mit Sünden verloren haben, und der Zukunft unsers Herrn in seiner Seele Stätte geben will, der muß die Welt fliehen, die Feinde überwinden, sein Fleisch mit Bescheidenheit [Verstand] bezwingen und sich fleißig üben in diesen sechs Stücken. Der Mensch fiel im Paradies durch zwey Dinge: Wollust und Hoffart; also müssen wir auch mit zweyen Dingen wiederkommen, auf daß die Natur ihre Kraft wieder gewinne. Wir müssen aller unordentlichen Wollust widerstehen und [ihr ab] sterben, männlich und bescheiden. Das andere: wir müssen unsere Natur versenken und niederdrücken unter Gott und alle Menschen mit tiefer Demuth, gegen die sie sich erhoben hatte mit Hoffart. Seße dich allzeit in die niederste Stätte, so magst du aufsteigen zur höchsten Staffel. Mit diesen zwey [Dingen] gewinnet die Natur ihre erste Kraft, wieder,

Der Mensch muß weiter den Engeln gleich werden an zweyen Dingen. Er muß verzeihen und erlassen allen, die ihm Leid thun, und seiner Feinde lauterer Freund seyn, wie die Engel thun, welche wir mit unsern Sünden oftmal erzürnen. Das andere: er foll seinem Nächsten willig dienen, wie die lieben Engel uns allezeit dienen durch Gott [um Gottes willen].

Der Mensch muß endlich Gott gleich werden an zweyen Dingen. Das erste ist rechter Gehorsam, den unser Herr seinem himmlischen Bater geleistet hat bis in den Tod; das andere, daß er in Gehorsam und in allen Lugenden soll zunehmen und darin] verharren bis zum Ende seines Lebens.

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Hiermit werden die Menschen lautere, himmlische Herzen, und werden ein Geist mit Gott, in gründlicher Demuth, williger Gelassen: heit, sanftmüthiger Geduld, bloßer Armuth des Geistes und feuriger Liebe Gottes. Und alle, die diesem Reich; nachgehen (deren leider wenig sind), die überwinden ihre Feinde, und Gott erlöst sie von ihren schweren Bürden und hilft ihre Leiden tragen; denn Gott verhängt über sie gar mannigfaltiges. Leiden, und das thut, der getreue Gott darum, daß vier Dinge in dem Menschen geboren werden. Das erste: daß der Mensch zu sich selber komme, und sehe, woher das Leiden kommt, und gehe in sich selber durch das Leiden, und bleibe bey sich selber. Das andere: daß er probire [erfahre], warum Gott die Bürde des Leidens ihm aufgelegt hat. Wohin Gott durch das Leiden mit ihm wolle, dahin folge er Gott und ergebe sich in seinen göttlichen Willen. Das dritte: daß der Mensch seiner selbst zumal ausgehe | und aller Creaturen. Das vierte: daß der Mensch lerne wahre Geduld in mannigfaltigen Leiden, Was ist aber die wahre Geduld in Leiden? Ist sie das, daß der Mensch unbewegt bleibe von außen? Nein. Wahre Geduld aber ist, daß der Mensch, empfinde in seinem Grunde und in der Wahrheit dafür halte, daß ihm Niemand könne oder möge Unrecht thun, und daß ihn alleweg dünke, man thue ihm recht und man solle ihm billig mehr Leids, thun, und ihn mehr peinigen, und daß er habe barmherziges Mitleiden über alle, die ihm Leiden anthun. Diese sind's, die dem demüthigen Christus nachfolgen, in denen er regiert und zu denen er sprach: Bleibet ihr in meinen Reden, so werdet ihr wahrlich meine Jünger und ihr sollet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit soll euch frey macher..!!

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Nun sind zweyerley Leute, die dem Wort Christi nachgehen. Die einen hören's mit Freuden und gehen dem nach, so es ihnen, wahr werden mag, und empfangen das mit der Vernunft, wo sie sich zu den Sinnen hält, alles mit ihrem natürlichen Licht; was sie dagegen nicht schmecken noch fühlen, davon halten sie nichts, und mit diesen

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