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1. Auf den ersten Sonntag im Advent.

Daß wir sollen aufstehen aus unsern Sünden, unsere Feinde überwinden und dié gnadenreiche Zukunft unsers Herrn in unserer Seele wahrnehmen.

Hora est, nos jam de somno surgere. Ad Romanos XIII. v. 11. Es ist Zeit, daß wir von dem Schlaf aufstehen. *)

Heute

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eute begeht man den Anfang des Advents, das ist, der Zukunft unsers Herrn, und fängt eine gar wonnigliche Zeit nun an, davon gar freudige und andächtige Worte gelesen und gesungen werden in der heiligen Kirche. Wie der May alle andere Zeit mit Lust und Freude übertrifft, so ist diese Zeit besonders innig und heilig vor andern Festen. Dieß ist die Zeit, nach welcher alle Propheten und Heiligen des alten Testaments bey fünftausend Jahren mit großer Begierde und Seufzen verlangt und gerufen haten: Herr, zerreiß den Himmel und komm herab, zu erleuchten, die da sißen in Finsterniß und in dem Schatten des Todes. Auch sind alle Geschichten und Figuren des alten Testaments [darauf] gerichtet, zu bezeichnen die Großheit desjenigen, der da sollte kommen und nun gekommen ist. Ich, darum laßt uns Gott ohne Unterlaß danken und loben, daß er uns in der Zeit der Gnaden geschaffen hat und uns alle seine Gnaden und Reichthümer mittheilen will, wenn wir nur selbst wollen.

Nun ermahnt uns der heilige Apostel, daß wir vom Schlaf der Sünden aufstehen, denn die Nacht ist vergangen, der Tag ist herben gekommen; darum sollen wir im Tag ehrlich [ehrbarlich] leben. Da müssen wir nun mit Fleiß anmerken, wie wir gefallen sind, und wie wir aufstehen sollen aus allen Sünden und Gebrechen zu unserer ersten Unschuld. Unser Herr hat die Menschen dazu geschaffen, daß die ledigen Stätten im Himmelreich mit ihnen erfüllt sollten werden, von denen Lucifer mit seiner Gesellschaft ist ausgestoßen worden. Derselbige Lucifer, aus seinem grimmen Haß, hat auch den Menschen ver rathen, daß er Gott ungehorsam ward und verlor alle Gnade und Jugend, womit er Gott und den Engeln sollte gleich seyn, und ver giftete seine Lautere Natur, daß sie unrein ward. Der Mensch hat sich dadurch selbst zum Tode verwundet mit Blindheit in seiner Vernunft, mit Verkehrtheit oder Bosheit in seinem Willen, mit bösen Begierden in seinem Herzen und mit Krankheit [Schwäche] in zornig*) 1543. f. 14; 1548 p. 1; 1552. p. 44; 1565. f. 14; 1621. p. 1.

licher Kraft [in seinem Gewissen]. Er war in Ehren und hat's nicht verstanden; er ist den unweisen [unvernünftigen] Thieren gleich worden.

Hieraus folgt, daß drey Feinde wider uns aufgestanden sind, die nun leider allenthalben überhand nehmen und regieren in der Leute Herzen: die Welt, der Feind und das Fleisch. Wenn diese drey ihren Willen haben, so wird die edle Seele verloren, die Gott so freund lich hat érkören; denn 'an welchen sie übei hand nehmen, die fahren ohne Zweifel in den ewigen Tod. Wie grausam und sorglich (bedroh lich] diese drey Feinde jest regieren und besigen Gottes Stätte in manchen Menschen, geistlich und weltlich (wie es wohl scheinet), das beweinen die Freunde Gottes, die Gott lieben und meinen [auf Ihn gerichtet sind], mit bittern Thränen. Der ewige Schade ihrer Nächsten ist ihnen ein großes Leiden, daß ihre Herzen in ihrem Leibe möchte:: verdorren von dem großen Wehe, daß die Eigenliebe so gar eingewurzelt ist, daß wenige Menschen fürder Gott lauter lieb haben und meinen wollen,

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Die Welt regiert mit Hoffart, es sey auswendig oder inwendig. Wie viele Menschen gehören in diesen Teufels-Orden; sie wollen etwas scheinen und seyn, und ihre Sünden und Gebrechen sind nicht zu zählen.

Des Feindes Reich führet sie zu Bitterkeit, zu Haß und Zorn, zu Argwohn, zum Urtheilen [Richten], zum Rächen, zu Unwillen, zu Zwiespalt. Alle seine Jünger sind zwieträchtig, lieblos und schwer müthig auf [finstern Sinnes gegen] ihren Nächsten.

Unser eigen Fleisch will alle Zeitlust und beste Gemach [Gemächlichkeit] und sinnliches Genügen [Vergnügen] und Wohltage haben in allen Dingen. Wie großer Schaden hiervon kommt, wissen die Leute nicht, besonders die nicht, die [selbst] damit verblendet sind. Durch diese drey Feinde werden meistens alle Menschen verführt in die ewige Verdammniß.

Wer nun wiederkommen will zu seiner ersten Ehre und Würdig keit, die Adam zuvor und wir nach ihm mit Sünden verloren haben, und der Zukunft unsers Herrn in seiner Seele Stätte geben will, der muß die Welt fliehen, die Feinde überwinden, sein Fleisch mit Be scheidenheit [Verstand] bezwingen und sich fleißig üben in diesen sechs Stücken. Der Mensch fiel im Paradies durch zwey Dinge: Wollust und Hoffart; also müssen wir auch mit zweyen Dingen wiederkommen, auf daß die Natur ihre Kraft wieder gervinne. Wir müssen aller unordentlichen Wollust widerstehen und [ihr ab-] sterben, männlich und bescheiden. Das andere: wir müssen unsere Natur versenken und nieder drücken unter Gott und alle Menschen mit tiefer Demuth, gegen die sie sie sich erhoben hatte mit Hoffart. Seße dich allzeit in die niederste Stätte, so magst du aufsteigen zur höchsten Staffel. Mit diesen zwey [Dingen] gewinnet die Natur ihre erste Kraft wieder.

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Der Mensch muß weiter den Engeln gleich werden an zweyen Dingen. Er muß verzeihen und erlassen allen, die ihm Leid thun, und seiner Feinde lauterer Freund seyn, wie die Engel thun, welche wir mit unsern Sünden oftmal erzürnen. Das andere: er soll seinem Nächsten willig dienen, wie die lieben Engel uns allezeit dienen durch Gott [um Gottes willen]...

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Der Mensch muß endlich Gott gleich werden an zweyen Dingen. Das erste ist rechter Gehorsam, den unser Herr seinem himmlischen Vater geleistet hat bis in den Tod; das andere, daß er in Gehorsam und in allen Tugenden soll zunehmen und (darin] verharren bis zum Ende seines Lebens.

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Hiermit werden die Menschen lautere, himmlische Herzen, und werden ein Geist mit Gott, in gründlicher Demuth, williger Gelassenheit, sanftmüthiger Geduld, bloßer Armuth des Geistes und feuriger Liebe Gottes. Und alle, die diesem Reich, nachgehen (deren leider wenig sind), die überwinden ihre Feinde, und Gott erlöst sie von ihren schweren Bürden und hilft ihre Leiden tragen; denn Gott verhängt über sie gar mannigfaltiges. Leiden, und, das "thut, der getreue Gott darum, daß vier Dinge in dem Menschen geboren werden. Das erste: daß der Mensch zu sich selber komme, und sehe, woher das Leiden kommt, und gehe in sich selber durch das Leiden, und bleibe bey sich selber. Das andere: daß er probire [erfahre], warum Gott die Bürde des Leidens ihm aufgelegt hat. Wohin Gott durch das Leiden: mit ihm wolle, dahin folge er Gott und ergebe sich in seinen göttlichen Willen. Das dritte: daß der Mensch seiner selbst zumal ausgehe: und aller Creaturen. Das vierte: daß der Mensch lerne wahre Geduld in mannigfaltigen Leiden. Was ist aber die wahre Geduld in Leiden? In sie das, daß der Mensch unbewegt bleibe von außen? Nein. Wahre Geduld aber ist, daß der Mensch empfinde in seinem Grunde und in der Wahrheit dafür halte, daß ihm Niemand könne oder möge Unrecht thun, und daß ihn alleweg dünke, man thue ihm recht und man solle ihm billig mehr Leids, thun und ihn mehr peinigen, und daß er habe barmherziges Mitleiden über alle, die ihm Leiden anthun. Diese sind's, die dem demüthigen Christus nachfolgen, in denen er regiert und zu denen er sprach: Bleibet ihr in meinen Reden, so werdet ihr wahrlich meine Jünger und ihr sollet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit soll euch frey macher.. :..!!.

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Nun sind zweyerley Leute, die dem Wort Christi nachgehen. Die einen hören's mit Freuden und gehen dem nach, so es ihnen wahr werden mag, und empfangen das mit der Vernunft, wo sie sich zu den Sinnen hält, alles mit ihrem natürlichen Licht; was sie dagegen nicht schmecken noch fühlen, davon halten sie nichts, und mit diesen

Sinnen laufen sie immer aus und suchen, daß sie etwas Neues hören und verstehen. Sie prüfen [erkennen] aber nicht, daß sie diesem Auslaufen sterben müssen; sollen sie besser werden, sie müssen einen andern Weg.

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Aber die andern kehren sich zu sich selbst und bleiben bey sich selbst in ihrem inwendigen Grund und nehmen einfältiglich wahr der Ordnungen Gottes in vernünftiger Einleuchtung, und warten von innen ihrer Ladung und ihres Rufs, wohin sie Gott will. Gie nehmen das sonder alle Mittel von Gott; denn was mit Mittel, wie durch sterbliche Creaturen wird gegeben, das ist abschmeckend, das wird auch verhüllet und vermannigfaltigt und hat in ihm [sich] den Angel [Stachel] einer Bitterkeit. Ihm sauert je etwas Creatürliches nach, dessen es vonnöthen entkleidet und entblößt muß werden, soll es dem Geist in der Wahrheit schmecken und soll es in den wahren Grund kommen. Die der Gaben und Gottes Ordnungen von innen wahr nehmen, es sey mit Mittel oder sonder Mittel, die nehmen es aus dem Grunde und tragen [heben] es wieder in den Grund der gött lichen Güte. Das sind die, die in dem rechten Brunnen schöpfen und schmecken; aber die ersten, von denen wir sprachen, die suchen das Jhre. In allen Weisen und Dingen wollen sie immer in dem Ihren stehen, in der Wahrheit finden sie aber doch das Ihre nimmer so lauter und so gewiß, als in dem inwendigen Grunde ohne Mittel.

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Nun möchtet ihr fragen, wie man diese unvermittelte Ordnung Gottes gewahr soll werden? Das soll man empfinden mit einem [vermöge eines] fleißigen Innewohnen und Innebleiben bey_sich selbst. Darum sey der Mensch ein Inwohner seiner selbst und lasse sein Ausjagen und Aussuchen seyn. Ist er daheim zeitlich, so wird er sicherlich gewahr, was daheim zu thun ist, was ihm Gott verordnet inwendig ohne Mittel und auch auswendig mit Mittel, und dann lasse [ergebe] er sich und folge Gott, in welchen Weg ihn der liebliche Gott ziehen will; es sey in eine schauende oder wirkende oder gebrauchende oder genießende Weise, dem allen folge er, es sey leidend oder in Freude. Gibt ihm aber Gott dieß alles nicht, so laffe er sich in seiner Einfältigkeit, und entbehre dessen durch Gott aus Liebe, dringe sich ins Innere und sehe vor sich das liebliche Bild-unsers lieben Herrn Jesu Christi. Der wirkte alle seine Werke um drey Dinge. Das eine: er meinte noch suchte in allen seinen Werken nichts denn die Glorie feines himmlischen Vaters, des Seinen aber nichts in einigen Dingen, weder groß, noch klein; dann trug er [opferte] ihm alle Dinge wieder auf.

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Das andere: er suchte und meinte von ganzein Grunde das Heil und die Seligkeit der Menschen, daß er alle Menschen behielte und

sie brächte zur Erkenntniß seines Namens nach den Worten St. Pauli: Gott will, daß alle Menschen selig werden und kommeu zur Erkenntniß seines Namens.

Das dritte, das er meinte in allen seinen Worten, Werken und Leben, ist: daß er uns gab ein wahres Exempel und Bild eines ganz vollkommenen Lebens, im höchsten Maße.

Die Menschen, die in diesem stehen in Wahrheit, werden die aller: edelsten, lieblichsten Menschen; die hierin werden geboren, diese sind die großen reichen Schäße der heiligen Christenheit und sie wirken in allen Zeiten das Beste und sehen nicht auf kleine oder auf große Werke, auf mehr oder auf minder; sie sehen allein auf Gottes Willen in allen Dingen; und aus diesem Grunde sind alle ihre Werke die allerbesten. Sie sehen auch nicht darauf, ob sie Gott hoch oder niedrig jetzen will, denn ihnen schmeckt nichts als der göttliche Wille in allen Dingen gleich [ohne Unterschied].

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Daß uns allen dieß geschehe, das gönne uns Gott. Amen. *)

2. Auf den ersten Sonntag im Advent.
Die andere Predigt.

Was großer Würdigkeit und Seligkeit Gott uns gegeben hat durch seine heilige Menschwerdung und wie wir eins mit ihm werden.

Ecce rex tuus venit tibi, justus et salvator. Zachariae IX. v. 9.**) Siehe, dein König kommt, dich rechtfertigend und dir ein Erlöjer.

Dieß ist eine Stimme der Fröhlichkeit und Seligkeit in den Häusern

der Sünder. Erfreuet euch alle, Berge und Wälder vor dem Angesicht des Herrn, denn er ist gekommen. Wie dankbar sollen wir Menschen seyn, daß der Herr sich so groß erbarmet hat über nns arme Erdwürmlein und fündige Creaturen. Wer möchte ein so stei: nernes Herz haben, daß seine Seele nicht erschmelze und zerfließe von Liebe, wenn er hört oder gedenkt, daß der höchste Gott unsere sterb liche Natur angenommen hat in dem heiligen Leichnam seiner würz digen Mutter; daß unser Herr geworden ist unser Knecht, der Sohn Gottes unser Bräutigam und der oberste Richter unser Bruder. Er bat sich selbst uns gegeben mit all seinem Reichthum und Gnaden; denn Jesus der Erlöser der Welt kommt nicht ohne Heil, noch Christus obne geistliche Salbe, noch der Sohn Gottes ohne Glorie. Nun sollt ihr wissen, daß alle die Reichthümer, die uns der Herr durch seine heilige Menschwerbung gegeben hat, weder der Verstand der Engel noch der Menschen begreifen kann. Darum will ich nur wenig und nicht viel davon reden.

* Hier ist in Ausgabe 1552 p. 44 und 1660 p. 55 eine Predigt über denselben Text eingeschoben.

**) Verfasser: Eccard jun. 1543. f. 15; 1565. i, 15; 1548. p. 3; 1552. p. 51; 1621. p. 11.

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