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Jahre, als man zählte nach Christi Geburt MCCCXL, geschah es, daß ein Meister der heiligen Schrift in einer Stadt viel predigte, und man hörte ihn auch gern, und man sprach viele Meilen weit von seiner Lehre. Das ward ein Laie, ein gnadenreicher Mann, gewahr, und ward dreymal in dem Schlaf ermahnet, er sollte gehen in die Stadt, da der Meister inne war, und sollte ihn hören predigen. Nun war die Stadt in einem anderen Lande, wohl über dreyßig Meilen weit. Da gedachte der Mann, du willst dahin gehen und willst warten, was Gott da schaffen oder wirken wolle. Er kam in die Stadt und hörte des Meisters Predigt zu fünfmalen; da gab. Gott diesem Manne zu erkennen, daß der Meister gar ein süßer, sanftmüthiger, gutherziger Mann war in seiner Natur und "gutes Verständniß hatte in der Schrift, aber er war finster im Licht der Gnade. Das ers barmte diesen Mann gar sehr, under ging zu dem Meister, und sprach: Lieber Herr Meister, ich bin wohl dreyßig Meilen um eueretz willen gezogen, daß ich eure Lehre hörte, nun habe ich euch zu fünf malen predigen gehört, ich bitte euch durch Gott, daß ihr meine Beichte höret. Der Meister sprach: gerne! Da beichtete der Mann dem Meister gar einfältiglich, und wenn er Gottes Leichnam nehmen wollte, so gab er ihn ihm. Als das zwölf Wochen gewähret hatte, sprach der Mann zu dem Meister: Lieber Herr, thut es durch Gott und prediget »uns und lehret uns, wie der Mensch zum Nächsten und Höchsten kommen möge, dahin er in dieser Zeit kommen mag. Der Meister sprach: Ach lieber Sohn, was bittest du, was soll ich dir so hohe Dinge sagen, denn ich glaube wohl, daß du davon gar wenig verstehest. Hierauf sprach der Mann: Ach lieber Herr, ob ich davon wenig oder nichts vernehme, so soll mich doch darnach jammern (ziemt mir doch, darnach Verlangen zu tragen). Euch laufen viele Leute nach; wäre nur ein Mensch unter den allen, der es verstände, so wäre

Tauler's Predigten, I. Band.

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alle eure Arbeit wohl gethan. Da sprach der Meister: Lieber Sohn, soll ich es thun, so muß ich darauf noch studiren und arbeiten, da mit ich es zusammenbringe. Der Mann ließ nicht ab, sondern er bat und hielt so lange an, daß ihm der Meister es zusagte.

Als nun der Meister geprediget hatte, da verkündigte er dem Volk, daß sie am dritten Tage wieder kommen sollten, denn er wäre gebeten, daß er lehren sollte, wie der Mensch zu dem Allernächsten und Höchsten und Besten kommen möchte hier in der Zeit; und als der Tag kam, da kamen viele Leute, es setzte sich der Mann an eine Stätte, da er wohl hören mochte, und der Meister kam, und hob die Rede also an, und sprach:

Zweytes Capitel.

In dieser nachfolgenden köstlichen Predigt werden gesett XXIV Stücke, durch die man erkennen mag, welches da seyen die rechten, wahren, vernünftigen, erleuchteten, schauenden Menschen; und welcher Mensch diese Stücke an sich hat, zu dem mag Christus der Herr wohl sprechen diese Worte: Ecce vere Israelita, in quo dolus non est Joh. I. 47. Siehe, das ist wahrlich ein Gott Schauender, in dem kein Arges funden wird.

Lieben

Lieben Kinder, ich habe euch viel zu sagen in dieser Predigt von den Dingen, die ich gelobet habe; daher ich diesesmal das Evangelium nicht kann erklären, wie sonst meine Gewohnheit ist, auch werde ich nicht viel lateinisch in dieser Predigt sprechen, denn was ich sagen will, das will ich beweisen mit der heiligen Schrift, Schrift, und sprach: Lieben Kinder, ihr sollt wissen, daß man viele Menschen findet, die wohl kommen zu klarer Verständniß und zum vernünftigen Unterscheiden, aber dieses geschieht in Bilden und in Formen durch Menschen, und ohne die Schrift. Man findet auch viele Menschen, wenn sie merken, daß ihnen etwas bekannt wird durch die Schrift, lassen sie sich damit begnügen. Ein solcher Mensch ist noch gar fern von seinem höchsten und nächsten Gute. Lieben Kinder, wenn der Mensch diese Dinge durchbrochen hätte, und dadurch erstorben wäre, und gekommen wäre über vierzig [über alle irgend denkbaren] Beschauungen und über alle vernünftige Begreifungen, beyde mit Bilden und mit Formen: wo ein solcher Mensch wäre, der hiezu gekommen, der wäre Gott lieber und werther, denn hundert tausend Menschen, die aus sich selbst nicht ausgehen und in eigener angenommener Weise leben; denn Gott kann in sie nicht kommen noch in ihnen wirken. Das kömmt alles von ihrem eigenen Willen und angenommener Einfältigkeit, die sie haben in ihrer Wohlgefälligkeit oder Verständniß ihrer eigenen Vernunft, in Bildung. Die Menschen aber, die hier durchgebrochen sind, und sich Gott in einer sterbenden Weise Lindem sie der Welt und allem Eigenwillen entsagen] gelassen [übergeben), und sich außer aller bild

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reichen Form und Schauung gefunden, sich auch demüthiglich bemüht haben und gedrungen sind über alle vernünftige Bildung, wie der liebe St. Dionysius spricht: das Licht des Glaubens will den Menschen haben über vernünftige Begreifung: wisset, lieben Kinder, daß Gott in einem solchen Menschen Ruhe findet und Stätte, in ihm zu wohnen und zu wirken, wann er will. Wenn nun Gott in einem solchen Menschen kein Hinderniß findet, so wirket Gott in ihm eigene Werke, und ziehet ihn recht an sich und in sich. Nun wisset, daß ein solcher Mensch seltsam ist [nicht leicht ersehen wird], denn sein Leben und seine Weise ist allen Menschen verborgen und unbekannt, es wäre denn einem Menschen, der desselben Lebens wäre, welches leider wenig, wie ich fürchte, geschieht. Nun sollet ihr wissen, lieben Kinder, daß zu diesem Wesen und zu dieser edlen Vollkommenheit mag Niemand kommen, denn mit grundloser Demuth, mit lauterer Verständniß und mit klarer Vernunft; denn es ist geschehen, daß etliche große Doctoren und Pfaffen gefallen sind, und [ebenso] gar viele vernünftige Geister von der Engelschaar, die an ihrer Natur und Wesen anders nichts erkannten, denn lautere Bernunft, und daher geirrt haben und ewiglich von der ewigen Wahrheit gefallen sind. Also geschieht noch allen denen, die sich in eigener Vernunft ansehen und in der eigenwilligen Verständlichkeit Gott wollen gleich machen. Dieserwegen ist es nüßlich und nothdürftig (nothwendig] zu vernehmen, welches die rechten, wahren, vernünftigen, erleuchteten, schauenden Menschen sind. Nun, lieben Kinder, will ich euch sagen, soviel ich in der Schrift finden kann, daß nämlich vier und zwanzig Stücke sind, die ein solcher Mensch an sich haben soll.

Das erste Stück setzt der allerhöchste Meister aller Meister, Künste und Weisheit, das ist, unser Herr Jesus Christus, indem er spricht : Daran sollt ihr merken, ob ihr meine Jünger send, so ihr euch unter: einander lieb habt, wie ich euch geliebt habe, als ob er sprechen wollte: Ob ihr wohl Kunst und Weisheit habt und hohe Vernunft, so ist doch alles umsonst, wo ihr nicht Treue und Liebe dabey habet. Man meint, daß Balaam also vernünftig gewesen, daß er die Dinge vers standen, die Gott über viele hundert Jahr thun wollen oder offen baren; das half ihm aber gar wenig, welches daher kam, weil er sich nicht mit Treue und mit großer Liebe zu dem hielt, was er verstand.

Das andere Stück, was zu einem wahren, vernünftigen, erleüchteten Menschen gehört, ist, daß er seiner selbst muß ledig werden; das soll ihm aber in keiner Weise dünken [ihn stolz machen], sondern ihm soll dünken, wie er sich allezeit je mehr und mehr ledigen soll und geben allen Dingen Urlaub.

Das Dritte: Er soll sich Gott ganz zu Grund lassen, also daß

Gott seine Werke in ihm wirken möge, und dessen soll er sich auch] nicht annehmen, daß er es sey (nicht sich selbst es zuschreiben], sondern er soll sich allezeit zu klein dazu dünken.

Das vierte Stück: Er soll von sich selber ausgehen in allen Dingen, in denen er sich selbst noch findet und sich meinet Lauf sich selbst zielet], in Zeit und in Ewigkeit; damit gewinnt er ein wahres Zunehmen.

Das fünfte Stück: Er soll das Seine überall in keiner Weise suchen, in keiner Creatur, es sey zeitlich oder ewig; das gibt ihm ein gutes Genügen.

Das Sechste: Er soll allezeit dessen warten, was Gott von ihm haben wolle, und dem soll er mit der Hülfe Gottes genügen, und soll sich selbst dessen nicht annehmen.

Das Siebente: Er soll täglich ohne Unterlaß seinen Willen aufgeben in den Willen Gottes, und daß er anderes nicht wolle, denn was Gott will.

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Das achte Stück: Er soll sich fügen, und üben also stetiglich und fo festiglich in Gott und in großer Kraft und Liebe, daß Gott, in ihm nicht wirken möge ohne ihn, und er nicht ohne Gott.i

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Das Neunte: Er soll gebrauchen [nüßen] Gottes Gegenwärtigkeit in allen seinen Werken, zu allen Zeiten und in allen Stätten, wie es Gott füge und gefalle, es sey sauer oder süß.

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·Das zehnte Stück: Er soll von keiner Creatur Lieb oder Leid em pfangen, sondern bloß von Gott; wiewohl Gott oft wirket durch die Creatur, dennoch soll er es nicht anders empfahen, denn [als] von Gott.

Das Eilfte: Er soll nicht gefangen werden von keinen Gelüsten. oder Geschmack der Creatur, ohne redliche Nothdurft.)

Das zwölfte Stück: Er soll von keinem Widerwunsch oder Unglück gedrungen noch getrieben werden, daß es ihn von der Wahrheit scheiden könne; darum bleibet stetig und gänzlich bei derselben.

Das dreyzehnte Stück: Er soll nicht betrogen werden von einigem Ansehen der Creatur, auch von keinem falschen Lichte [Schein], sondern er soll - alle Dinge gütlich und lieblich auf, sich selbst; lassen stehen und aus allen Dingen das Beste ziehen, und soll sich davon bessern, und nicht ärgern [schlimmer werden] in keinerley Weise; das ist ein gewisses Zeichen der Gegenwart des heiligen Geistes..

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Das Vierzehnte: Er soll allezeit bereitet und gewappnet seyn mit aller Tugend, zu fechten wider alle Untugend; damit soll er den Sieg und Preis behalten in allen Streiten.

Das Fünfzehnte: Er soll die Wahrheit blößlich erkennen und schauen, wie sie in ihr selbst ist, wie es Gott will und dem Menschen möglich ist, und dem gemäß leben und genug thun [dem], was er erkennet.

Das Sechzehnte: Er soll wenig Worte haben und viel inwendi gen Lebens.

Das Siebenzehnte: Er soll vollkommen und gerecht seyn, aber das soll ihm selbst nicht dünken in keinerley Weise.

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Das Achtzehnte: Er soll haben ein wahrhaftiges Leben, das soll er den Leuten vortragen, und predigen mehr mit dem Leben, denn mit Worten.

Das Neunzehnte: Er soll suchen die Ehre Gottes vor allen Dins gen, und anderes nichts darin meinen.

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Das zwanzigste Stück: Er soll sich lassen [zurecht] weisen und nachgeben, wenn er mit Jemand kriegt [streitet], wenn es ihn allein angehet, aber nicht, was Gott angehöret.

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Das Ein und zwanzigste: Er soll keinen Vortheil begehren noch suchen in einigen Dingen, denn er soll sich des Allermindesten nicht würdig dünken.

Das Zwei und zwanzigste: Er soll sich selbst halten für den allerunweisesten und unwürdigsten Menschen, der in der Zeit ist, doch soll er in sich selber finden [lassen] großen Glauben, und soll zumal nichts halten von seiner Weisheit noch von allen seinen vernünftigen Werken, und damit soll er sich demüthigen unter alle Menschen; denn der Bidner aller Wahrheit wirket kein übernatürliches Werk in ihm, es sey denn, daß er den Menschen zu Grund demüthig finde, und ihm selbst mit seiner vollkommenen Gnade zuvorkomme, wie er St. Paulo that; aber mich dünket, daß dieses, leider, in dieser Zeit gar selten in Acht genommen wird.

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Das Drèy' und zwanzigste: Er soll das Leben und die Lehre unseres Herrn Jesu Christi vor sich nehmen, zu einem [Vor] Bilde seines Lebens in Worten und in Werken, daß er sich ohne Unterlaß darin besche, als in einem Spiegel, damit er alles ablege, nach Möglichkeit, was dem würdigen Bilde unseres Herrn nicht zugehört.

Das vier und zwanzigste Stück und das letzte ist: Er soll her: für gehen sich erzeigen] wie ein wenig wirkender Mensch, der alle zeit anhebet zu wirken in einem guten Leben; und ob er gleid, darum verachtet würde von vielen Leuten, soll es ihm doch viel lieber seyn, denn aller Welt Gunst.

Nun, ihr lieben Kinder! dieses sind die Zeichen eines vernünftigen Grundes, da das Bild aller Wahrheit innen leuchtet und lehret; und wer diese Stücke an sich nicht hat, der darf noch soll von seiner eigenen Vernunft nichts halten, weder er, noch andere Leute.

Daß wir alle ein solches wahres Bild in rechter Wahrheit und vollkommener Demuth werden, das helfe uns die ewige Wahrheit, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.

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