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Unser lieber Herr hat uns durch Vereinigung seines heiligen Leibes und seiner Seele mit seiner göttlichen Natur gegeben, daß sein Leichnam eine Speise ist unsers Geistes, welchen keine Creatur speisen kann, geistlich oder leiblich, sondern nur Gott allein. Die Creatur mag wohl trösten, aber nicht speisen, wovon er selbst sprach: Mein Fleisch ist wahrlich eine Speise. Durch [diese Vereinigung] werden auch die Seele und der Leib des Herrn aufgehalten [bewahrt], daß sie nicht personet werden mit einer besondern [einzelnen] menschlichen Person, wie anz dere Menschen, von denen ein jeder gesondert ist von dem andern-z denn die Person des Sohnes untersteht [hat unter sich] und personet Leib und Seele unsers Herrn, wie sie denn an allen Enden und in allem seyn mag [kann]. Davon haben wir den Nußen, daß kein Ding ist, das uns also eigen seyn möge [könne], als Gott; denn, wann Gott in uns ist, so ist nichts in ihm, dessen wir nicht mögen empfänglich und theilhaftig werden. Es ist aber auch da nicht allein eine wesentliche, sondern auch eine wirksame Vereinigung, also daß die obersten Kräfte und die Vernunft _[Christi] anschauen und der Wille gebrauchet das göttliche Wesen, daran alle Seligkeit gelegen ist. Hie von erhalten wir, daß (auch wir der Seligkeit empfänglich sind in derselben Weise, in der er selig ist, und daß wir auch hier schon empfangen einen Vorschmack dessen, davon wir [dereinst] ewig selig sollen seyn.

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Weil auch alle die niedersten Kräfte und leiblichen Sinne unsers Herrn Jesu Christi also geeinigt worden mit der Gottheit, daß man sprechen mag: Gott sah, Gott hörte, Gott litt, davon haben wir den Nußen, daß von seiner Einigung [von der Einigung mit ihm) alle unsere Werke göttlich mögen werden, Ferner, weil menschliche Natur vereinigt ist mit der göttlichen Person und mit den Engeln, daher haben alle Menschen Gemeinschaft mit ihm, mehr denn einige Creatur, da sie seine Mitglieder sind und haben einen Einfluß von ihm, als von ihrem Haupt, das er ist. Hievon aber haben wir den Rußen, daß wir alle, die feine Mitglieder sind, solche, Gemeinschaft haben unter einander, daß alles Gut, was unsere 'iebe Frau und alle Heiligen haben, mir also eigen ist, als ihnen. Auch was seitdem mehr gen Himmel aufgeht, ist mein, und das Meine ist [wieder] ihnen also eift eigen, wie mir, durch diese liebliche Vereinigung in Christo, dessen wir ihm billig aus allen unsern Kräften und Vermögen danken, ihn loben und lieben sollen zu allen Zeiten und in Ewigkeit Aus dieser lieblichen Vereinigung ist uns [endlich auch gegeben, daß wir, durch und mit dem Sohn, den Vater sehen und erkennen mögen; denn der Sohn spricht: Das ist das ewige Leben, daß sie dich, Gott, erkennen, und den du gesandt hast, Jesum Christum, und: Niemand erkennet den Vater, denn der Sohn. Darum soll der Mensch, woran seine

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ewige Seligkeit gelegen ist, Gott erkennen: so muß er mit Christo ein einiger Sohn des Vaters seyn. Willst du selig werden, so mußt du ein Sohn seyn, mit Christo Jesu vereiniget.

Nicht viele Söhne! du magst [kannst] wohl und sollst unterschieden seyn nach der leiblichen Geburt, aber in der ewigen Geburt muß nicht mehr denn ein Sohn seyn, da in Gott nicht ist, denn ein natürlicher Ursprung, woher auch nichts als ein natürlicher Ausfluß des Sohnes ist, nicht zwey. Darum, sollst du ein Sohn seyn mit Christo, so mußt du ein ewiges Ausfließen seyn mit dem ewigen Worte.

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Wie soll nun der Mensch dazú kommen, daß er ein einiger Sohn sey des Vaters? Da merke: Als das ewige Wort, unser Herr Gott, annahm menschliche Natur, nahm er diese nicht nach den Menschen [nach Art der einzelnen Menschen], sondern er nahm an sich eine freye, ungetheilte menschliche Natur, die da war sonder Bild. Indem nämlich von dem Worte menschliche Natur angenommen wurde, so ist sie eigentlich ein Bild des Vaters, denn der ewige Sohn [das Abbild des Vaters] ist ein [Vor-] Bild der menschlichen Natur. So wahr [gewiß] also Gott Mensch geworden ist, so wahr ist (auch] der Mensch Gott geworden aus Gnaden. Es ist ja die menschliche Natur, indem sie geschaffen] worden, in das göttliche Bild, das da ist ein Bild des Vaters, überbildet. Willst du nun ein Sohn' seyn, so mußt du von dir abscheiden, verlassen und abthun alles, was Unterschied [Scheidung, Trennung] in dir macht, denn der Mensch ist ein Zufall der Natur. *) Darum gehe ab [von dem], und verliere alles, was dir Zufall anbringet, und nehme dich nach der freyen, ungetheilten menschlichen Natur, und so gewiß denn dieselbige Natur, nach der du dich nehmend bist, Sohn des ewigen Vaters ist worden durch Annehmung [der menschlichen Natur von Seite] des ewigen Worts, so wirst du auch ein Sohn des ewigen Vaters mit Christo, darum daß du dich in derselbigen Natur nehmend bist, die Gott geworden. Darum hüte dich, daß du dich nicht nehmest, daß du dieser oder der Mensch bist, sondern nehme dich nach der Freyheit ungetheilter menschlicher || Natur. **) Auch, willst du ein Sohn seyn, so scheide dich von allem Nicht [Nichtigen], denn das Nicht macht Unterschied.

*) Dem Menschen, wie er jetzt (in Folge des Abfalls) ist, haftet viel Zufälligkeit, gar vieles an, was nicht zu seinem Wesen selbst gehört, mit ebendiesem vielmehr in Widerspruch steht.

**) Das ewige Wort, sofern es Mensch geworden, ist die Einheit, das Haupt der ganzen Menschheit, dem wir als Glieder angefügt oder einverleibt werden sollen. Dieß kann aber freplich nur damit geschehen, daß wir unserer Eigenwilligkeit entsagen, dasjenige aufgeben, woburch wir, jeder in sich selbst, und wiederum einer vom andern getrennt, geschieden wird. Schwindet bey uns diese trennende, scheidende Gewalt, dann können wir zur Einigung mit Christe und durch diese auch zur wesentlichen Gemeinschaft mit Gott gelangen.

Tauler's Predigten, 1. Band.

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Merke also, daß du nicht bist noch heißest der und der Mensch; das Nichtige machet Unterschied zwischen dir und dem Menschen. Darum, willst du sonder Unterschied seyn, so scheide dich vom Nicht, denn eine Kraft ist in der Seele, die ist geschieden vom Nicht, und hat nichts gemein mit andern Dingen; denn in dieser Kraft ist nichts als Gott allein, der leuchtet allein in dieser Kraft. Der Mensch, der also ein Sohn ist, nimmt [und bezieht] Bewegung und Wirkung und alle Dinge, die er nimmt, auf ihr Eigenstes und Edelstes; denn worin der Sohn des Vaters nach der Ewigkeit Schn ist, das ist er von dem Vater und was er hat, das hat er in ihm. Er ist eins mit dem Vater nach Wesen und nach Natur; darum hat er alles Wesen in sich. Und wie er [weiter] sprach: Vater, wie du und ich eins sind, also will ich, daß sie eins seyen; und wie [hienach] der Sohn eins ist mit dem Vater, also bist du (dann auch] eins mit ihm, und hast das alles in dir von Gnaden, was der Vater hat in sich. Das hast du von Gott, daran zweifle nicht: Gott ist dein eigen, und alles, was du also nimmst, das ist dein eigen; alle deine Werke aber, die du nicht nimmst in diesem göttlichen Eigen, die sind alle eitel vor Gott. Das sind die Werke, dazu du bewegt wirst von fremden Sachen, wodurch Gott nicht lauter gemeint wird. Die kommen nicht aus dem Leben; darum sind sie todt; denn nur die Dinge leben, die Bewegung nehmen von ihrem Ursprung. Darum, sollen deine Werke leben, so müssen sie geschehen aus ihrem eigenen Grunde, in und durch Gott, nicht von fremden Dingen außer Gott.

Nun merke! Liebest du die Gerechtigkeit, wie sie Gerechtigkeit ist in dir oder an dir, so liebest du die Gerechtigkeit nicht, wie sie an sich selber ist, und wie sie einfältig ist, sondern du nimmst sie getheilt. Da Gott die Gerechtigkeit selbst ist, so nimmst, noch liebest du dann Gott nicht, der da einfältig ist.

Du sollst die Gerechtigkeit nehmen, wie sie ist in sich selbst; denn so nimmst du sie nach dem, wie sie Gott ist, und also wirkest du allezeit Gerechtigkeit und sie wirket durch dich. Also sollst du auch Güte, Weisheit, Liebe und was man Gott zuschreiben mag, an sich selbst und um sich selbst, sonder [ohne] einige andere Meinungen [Absichten] nehmen und lieben. Damit kommst du zu wahrer Einigkeit mit dem Sohne, den Vater zu bekennen. Zu dieser Einfältigkeit helfe uns Gott! Amen. *)

*) Hier ist in Ausgabe 1552. p. 53 und 1660 p. 67 eine Predigt auf den 2ten Adv. Sount. eingeschoben: Text. Deus spei repleat vos omni gratia. Rom. XV.

3. Auf den zweyten Sonntag im Advent.

Wie nahe uns Gott ist und wie wir Gott und sein Reich in uns selbst inwendig suchen und erkennen sollen, über alle Zeit und Stätte. Seitote, quia prope est regnum dei. Lucae XXI. v. 31. *)

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nser lieber Herr spricht hier, daß das Reich Gottes uns nahe ist. Ja, das Reich Gottes ist in uns, und St. Paulus spricht: daß unfer Heil näher bey uns ist, denn wir glauben. Nun sollt ihr wissen: wie das Reich Gottes uns nahe ist; zum andern: wann uns das Reich Gottes nahe ist.

Hier müssen wir den Sinn mit Fleiß merken: Wäre ich ein König, und wüßte das selbst nicht, so wäre ich kein König. Hätte ich aber ein ganz Gedünken, daß ich ein König wäre, und meinten und dächten das alle Menschen mit mir, und ich wüßte fürwahr, daß alle Menschen das meinten und glaubten, so wäre ich ein König, und so wäre all der Reichthum des Königs mein; wenn mir dagegen dieser dreyer Dinge eins gebräche, so könnte ich kein König seyn. Also ist auch unsere Seligkeit daran gelegen, daß man erkenne und wisse das böchste Gut, das Gott selbst ist. Ich habe eine Kraft in meiner Seele, die Gottes allzumal empfänglich ist; ich bin dessen so gewiß, als ich lebe, daß mir kein Ding also nahe ist, als Gott; Gott ist mir näher, als ich mir selbst bin. Sein Wesen hänget daran, daß mir Gott nahe und gegenwärtig sey. Wohl ist er es auch einem Stein und einem Holz, aber sie wissens nicht; wüßte das Holz Gott und erkennte, wie nahe er ihm ist, wie das der höchste Engel erkennt, das Holz wäre also selig, als der höchste Engel. Und darum ist der Mensch feliger, denn ein Holz, weil er Gott erkennet und weiß, wie nahe ihm Gott ist, und also viel mehr ist er selig, als er dessen mehr erkennet, und also viel minder, als er das minder erkennet. Nicht ist er davon selig, daß Gott in ihm und ihm so nahe ist und daß er Gott hat, sondern davon, daß er Gott erkenne, wie nahe er ihm ist, und daß er Gott wissend und liebend ist; und so wird er erkennen, daß Gottes Reich nahe ist. ·

Wenn ich gedenke an Gottes Reich, das macht mich oftmals schweigen, feiner Großheit halben; denn Gottes Reich, das ist Gott selbst mit allem seinem Reichthum. Gottes Reich, ist kein kleines Ding: wer alle Welten bedächte, die Gott machen möchte [könnte], das ist Gottes Reich nicht.**) In welcher Seele aber Gottes Reich erscheinet und die Gottes Reich erkennet, der darf man nicht [erst] predigen noch lehren; sie wird davon gelehrt und versichert des ewigen Lebens.

Verfasser: Eccard sen. 1543. f. 16; 1565. f. 16; 1548. p. 5; 1552. p. 57; 1621. p. 23.
Im Reiche der Allmacht offenbaret sich Gott noch nicht in seiner ganzen Hoheit, son-

dern erst im Reiche der Gnade und im Reiche der Herrlichkeit.

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Wer weiß und erkennet, wie nahe ihm Gottes Reich ist, der mag sprechen mit Jakob: Gott ist in dieser Stätte und das wußte ich nicht. Gott ist allen Creaturen gleich nahe.

Ein weiser Mann spricht: Gott hat seine Neße und Stricke auf alle Creaturen ausgebreitet, also daß man ihn in einer jeglichen finden mag [kann] und erkennen, wer [nur] dessen wahrnehmen will. Ein Meister spricht: Der erkennet Gott recht, der ihn gleich kennet in allen Dingen. Wer Gott mit Furcht dienet, das ist gut; wer ihm aus Liebe dienet, das ist besser; aber wer die Liebe kann nehmen in Furcht, das ist das Allerbeste. [Und ich sage]: daß ein Mensch ein ruhiges oder rastliches Leben in Gott hat, das ist gut; daß der Mensch ein peinliches Leben hat mit Geduld, das ist besser; aber daß man Rast habe in dem peinlichen Leben, das ist das Allerbeste. Ein Mensch gehe auf dem Felde und spreche sein Gebet und erkenne Gott, oder er sey in der Kirche und erkenne Gott: erkennt er mehr darum, daß er in einer rastlichen Stätte ist, das kommt von seiner Gebrechlichkeit, nicht von Gottes wegen. Gott ist gleich in allen Dingen und in allen Stätten, und ist bereit, gleich sich zu geben, sofern es an ihm ist, und der erkennt Gott recht, der ihn gleich (jederzeit und überall gleichmäßig] erkennt.

St. Bernhard spricht: Warum erkennt mein Auge den Himmel, und nicht meine Füße? Das ist darum, weil mein Auge gleicher ist dem Himmel, denn meine Füße. Soll meine Seele nun Gott erkennen, so muß sie himmlisch seyn. Was bringet doch die Seele dazu, daß sie Gott in sich erkenne, und wisse, wie nahe ihr Gott sey? Da merket! Der Himmel mag [kann] keinen fremden Eindruck empfangen, ihm mag keine peinliche Noth eingedrückt werden, die ihn entsege [be unruhige]; also muß die Seele befestigt und bestätigt seyn in Gott, die Gott erkennen soll, daß sich nicht in sie drücken möge weder Hoffnung, noch Furcht, noch Freude, noch Jammer, noch Liebe, noch Leid, noch mehr landeres], das sie entseßen möge.

Der Himmel ist an allen Orten gleich fern von der Erde; also soll auch die Seele gleich fern seyn von allen irdischen Dingen, daß sie dem einen nicht näher sey, als dem andern; sie soll sich gleich fern davon halten in Liebe, in Leid, im Haben, im Entbehren; was dessen ist, dessen soll sie zumal gestorben, gelassen und auferhaben [hocherbaben] stehen.

Der Himmel ist rein und klar, sonder alle Flecken; den Himmel berühret nicht Zeit, noch Statt. Alle leiblichen Dinge haben darin keine Stätte, er ist auch nicht in der Zeit; sein Umlauf ist unglaublich schnell, sein Lauf ist sønder Zeit; aber von seinem Lauf kommt die Zeit. Nichts verhindert die Seele so sehr an der Erkenntniß

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