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Gottes, als Zeit und Statt [Ort]. Zeit und Statt sind Stücke, Gott aber ist eins; darum, soll die Seele Gott erkennen, so muß sie ihn arlennen, über Zeit und über Statt; denn Gott ist weder dieß noch das, wie diese mannigfaltigen Dinge, Gott ist eins.

Soll die Seele Gott sehen, so muß sie auf kein Ding sehen in der Zeit; denn dieweil die Seele erkennet Zeit oder Statt oder des: gleichen einig [irgend ein] Bild, so mag sie Gott nimmer erkennen. Wenn das Auge die Farbe soll erkennen, so muß es zuvor von aller Farbe geschieden seyn.*)

Soll die Seele Gott erkennen, so darf sie mit dem Nicht [Nichtigen] feine Gemeinschaft haben. Wer Gott sieht, der erkennet, daß alle Creaturen nichts sind; denn wenn man eine Creatur seht gegen die andere, so scheinet sie schön, und ist etwas, wenn man sie aber jehet gegen Gott, so ist sie nichts.

Ich spreche mehr [noch weiter]: Soll die Seele Gott erkennen, so muß sie auch ihrer selbst vergessen und muß sich selbst verlieren, denn wie sie sich selbst sieht und erkennt, so sieht und erkennet sie Gott nicht. Wenn sie sich aber durch Gott verlieret und alle Dinge verlast, so findet sie sich wieder in Gott und wenn sie Gott erkennet, dann erkennet sie sich selber und alle Dinge, davon sie sich geschieden hat, in Gott vollkommen. Soll ich das höchste Gut oder die ewige Gutheit erkennen wahrlich, so muß ich sie erkennen, darin [worin] se gut ist in sich selbst, nicht darin die Gutheit getheilt ist. Soll ich das wahre Wesen erkennen, so muß ich das erkennen, darin das Wesen ist in sich selbst, [und] das ist in Gott.

In Gott allein ist das ganze göttliche Wesen; in einem Menschen aber ist nicht die ganze Menschheit. Ein Mensch ist ja nicht alle Menschen; aber in Gott erkennt die Seele die ganze Menschheit, und alle Dinge in dem Höchsten, denn sie erkennt sie [hier] nach dem [ihrem wahren] Wesen. War ein Mensch in einem schön gemalten Hause, der weiß viel mehr darum, denn ein anderer, der nicht darin war, und könnte viel davon sagen; also bin ich so gewiß, als ich lebe und Gott lebet, soll die Seele Gott erkennen, so muß sie ihn erkennen über Zeit und Statt, und solche Seele erkennet Gott und weiß, wie nahe Gottes Reich ist, das ist, Gott mit all seinem Reichthum.

Die Meister haben viel Fragens in der Schule, wie das möglich sen, daß die Seele Gott erkennen möge. Es ist nicht von les gilt hier nicht] Gottes Strengigkeit, daß er viel heischet von dem Menschen; es ist (vielmehr] von seiner großen Mildigkeit, daß er will,

*) Die Klarheit des Anges als Spiegels, sagt F. Baader, ist eben seine Unsichtigkeit oder Durchfichtigkeit. Mit dem trüben, sichtbaren Auge sieht man nicht, mit dem klingenden Ohre hört man nicht.

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daß die Seele sich weiter mache, damit sie viel empfange und daß er ihr viel geben möge. Niemand soll denken, daß es schwer sen, hiezu zu kommen, wiewohl es schwer lautet und auch schwer ist in dem Unfange und in dem Abscheiden und Sterben aller Dinge; aber wenn man darein kommt, so wird kein Leben lichter, noch lustlicher, noch lieblicher; denn Gott ist gar fleißig, daß er allezeit bei dem Menschen sen, und lehret ihn, daß er ihn zu sich bringe, so er anders folgen will. Es begehrte nie ein Mensch einiges Dinges so sehr, als Gott begehrt, daß er den Menschen dazu bringe, daß er ihn erkenne. Gott ist allezeit bereit, aber wir sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, aber wir sind ihm fern; Gott ist von innen, wir sind außen; Gott ist heimlich wohl zu Hause), wir sind fremde. Der Prophet spricht: Gott führet die Gerechten durch einen engen Weg in die breite Straße, daß sie kommen in die Weite und in die Breite, das ist, in [die] wahre Freyheit des Geistes, der ein Geist mit Gott worden ist. Daß wir ihm alle folgen, daß er uns bringe in sich, dazu helfe uns Gott. Amen. *)

4. Auf den dritten Sonntag im Advent. Wie wir Gott in unserm Herzen eine lustliche Wohnung bereiten und alle Schwermuth austreiben sollen.

Tu es, qui venturus est? Matthaei XI. v. 3. **) Bist du, der da kommen soll?

Alle gutherzigen Christen- Menschen freuen sich der lieblichen Zu

kunft unsers Herrn und wir mögen uns [auch] wohl freuen und Gott danken aus allen Kräften unserer Seele, daß Gott uns armen ver lornen Menschen nun so heimlich [vertraulich] und gemein worden ist durch seine heilige Menschwerdung, daß er sich selbst und alles, was er leisten mag, uns zumal gegeben hat und noch geben will unserer Seele alle Augenblicke. Es ist kein Ding auf Erden, das so allgemein und leicht zu gewinnen ist, als Gott, weil wir allein mit einem guten Willen und Begehren Gott überkommen mögen; und wann wir ihn nicht wollen einlassen, so bleibt er vor der Thüre unserer Seele stehen und klopfet. Nun ermahnt uns unsere Mutter, die heilige Kirche, oftmal, daß wir uns bereiten sollen, den Herrn zu empfangen.

Der Herr will empfangen werden in ein reines Gewissen, mit mancherley Blumen der Tugend verziert, und das ist wohl billig; denn wie ungleich ist ein wonniglich Bett, das schön mit Rosen, Lilien

*) 1543. Statt der zweyten Predigt ist auf die getreue Ermahnung vom ftrengen Ur theil Gottes im Tode verwiesen, welche aus der Medulla animae Cap. LXXV. (LXVII) genommen ist. 1621. p 24 und die Spenerischen Ausg. haben diese Ermahnung nochmals abgedruckt.

**) Bersaffer: Henricus Suso. 1543. f. 17; 1565. f. 16; 1548. p. 7; 1552. p. 59; 1660. p. 77; fehlt in 1621 und in den Spenerischen Ausg.

und mancherley Blumen bespreitet ist, da man süßlich darinnen rasten und schlafen mag, einem ungerotteten Acker, der voll Disteln und Dornen steht, also ungleich ist es um das Gewissen eines ungeordneten Menschen. Es ist Gottes Herzen eine Lust, in der geblümten Statt zu raften, und das gesinnet sich solchen Sinnes war] die liebhabende Seele zu einer Zeit, da sie verlangend nach dem lieblichen Umfaben ihres Gemahles zu ihrem Geliebten sprach: Unser Bettlein ist geblümet; recht als ob sie spräche: das Lädlein oder Gädemgin [Kämmerlein] unserer Heimlichkeit ist beschlossen, das Bettlein unserer Liebe it geblümet; nun komme, mein allerliebstes Liebstes, da hört [gehört] nichts mehr zu, denn daß du mich unter den Armen deiner grundlosen Liebe süßiglich entschlafen lassest.

Run find etliche Menschen, welcher Gewissen nicht ist mit Blumen zesticket, sondern ihr Herz mit Mist verunreint; denn es sind etliche Menschen, deren Gebrechen sind auswärts gekehret auf eitle vergäng liche Lust und Ehre dieser Welt; dieselbigen lassen wir fahren. Auch find etliche Menschen, deren Gebrechen sind alle inwärts gerathen, und derselben innere Gebrechen sind gar viele. Sonderlich sind ihrer bren, die so gar schwer sind, daß man ihnen kaum einige andere Gebrechen mag vergleichen. Das eine ist unbescheidene [unverständige] Inturigkeit, das andere ungeordnete, schwere Müdigkeit, das dritte ungestüme Zweifelhaftigkeit. Von dem ersten sollt ihr wissen, daß in Mensch oftmal so recht traurig wird, daß er nichts Gutes thun mag und weiß doch nicht, was ihm gebricht, und fragte er sich selbst tarum, er wüßte nicht, was ihm wäre. Diese Traurigkeit empfand der liebliche König David, da er sagte: Meine Seele, warum bist da so traurig und warum betrübest du mich? Recht, als ob er spräche: Dir gebricht etwas, du weißt aber nicht was; habe ein Vertrauen tuf Gott, es wird besser, du wirst noch oft in seinem Lobe erfreuet.' Diese Traurigkeit ist die Natur, und hat tausend Menschen von ihrem quten Anfang wieder hinter sich getrieben; denn unter allen Menschen in der Zeit bedarf Niemand also viel gutes Gemüthes, als der Mensch, ver ritterlich durchbrechen soll die harten Streite seiner eigenen Gebrechen. Was mag einem Menschen schwer fallen an einiger leiblichen Krankheit, der inwendig ein getrost Gemüth in Gott hat, und was mag [kann] dem Menschen lüstlich seyn, der zu aller Zeit mit bösem, schwerem Gemüthe beladen ist; darum soll sich ein Mensch dieses Gebrechens erwehren mit all seiner Macht.

Wie soll man aber dieses Gebrechens ledig werden? Da merke: ein Mensch hatte dieses Gebrechen lange unleidlich gehabt, und Gott so oft darüber gebeten; da ward zu einer Zeit zu ihm gesprochen, da er in seiner Zelle saß in großer Trauer: Stehe auf, und ergehe dich

in meinem Leiden, so verlierst du all dein Leiden. Und das geschah, sein Leiden verging ihm zuhand.

Das andere inwendige Gebrechen ist ungeordnete Schwermüthigkeit. Wer dieses Gebrechen hat, der hat wohl [auch] so viel Bescheidenheit [Verstand], daß er weiß, was ihm ist, weßhalb er es hat, daß er [nämlich] nicht recht nach Gottes Willen geordnet ist. Dieses Gebrechen kommt davon, daß der Mensch wäget Lund ermessen will], was nicht zu wägen ist, und sonderlich das Leiden, das Gott dem Menschen innerlich gesendet. Nun findet man vier der allerschwersten Leiden, die ein Menschenherz tragen mag, und die dem elenden Herzen Nicmand wohl glauben kann, denn der es selber empfunden hat oder dem es von Gott gegeben wäre. Denn wenn ihr Leiden leichter sollte werden, das ist, so sie sich zu Gott kehren, so haben sie [gerade] das allerpeinlichste, Leiden und böse Einfälle wider Gott; die Schwere dieser Leiden soll man [jedoch nur] verstehen von dem bitteren Wehe, aber nicht von einigem Schaden, den sie der Seele bringen. Diese vier Anfechtungen sind: Zweifel am Glauben, Zweifel an Gottes Barmherzigkeit, einschießende Gedanken wider Gott und seine Heiligen, und Anfechtung, sich selbst zu tödten. Nun nehme (betrachte] ich das andere Leiden von den vieren, das ist, daß der Mensch anfängt zu zweifeln an Gottes Erbarmen. Dieser Zweifel kommt sonderlich von drey Sachen, das ist, daß sie nicht können wägen, was Gott ist, was Sünde, was Reue ist. Sehet, Gott ist ein also unerschöpflicher Brunnen grundloser Barmherzigkeit und natürlicher Gutheit, daß nie eine getreue Mutter ihrem eigenen Kinde, das sie an ihrem Herzen trug, ihre Hand so gerne reicht, wenn sie es im Feuer sähe, als Gott thut einem reuigen Menschen, wäre es auch möglich, daß er aller Menschen Sünde alle Tage tausendmal gethan hätte. Ach, lieb licher Herr, warum bist du manchen Herzen also recht lieblich? Warum erfreuet sich manche Seele von dir ? Warum erfreuet sich deiner manch Gemüth? Ist das von ihrem unschuldigen Leben? Nein, wahrlich nicht. Es ist darum, so sie gedenken, wie sie sind, wie recht sündig, wie gebrechlich, wie recht unwürdig sie deiner sind, und daß du, o milder freyer Herr, dich ihnen [doch] so fren erbietest.

Ach, Herr, das macht dich in ihren Herzen so recht groß und süß, daß du menschliches Gutes so recht unnothdürftig bist. Dir sind tausend Mark wie ein Pfennig zu erlassen, und tausend Todsünden wie eine zu vergeben. Herr, das ist eine Würdigkeit über alle Würdigkeiten! Die Menschen können dir nimmer voll danken, und ihre Herzen fließen [ganz] hin von deinem Lob; denn nach der Schrift sind sie dir viel löblicher, als ob sie nie in Sünden wären gefallen und in Lauigkeit lebteu und auch nicht so viel Liebe zu dir hätten. Nach St. Bernhards

Lehre siehst du nicht an, was ein Mensch gewesen ist; du siehst an, wie er seyn wolle nach Begierde seines Herzens, und darum, wer dir ab will sprechen, Sünden zu vergeben, auch also oft, als es Augenblicke gibt, der will dich großer Ehre berauben. Die Sünde hat dich ja vom Himmelreich auf das Erdreich gebracht, einen so lieblichen, zarten Erlöser, der uns so lieblich alle Stunde will empfangen; daher wer erwägen kann, was Gott ist, der kann, wie David spricht, Gott nicht mißtrauen.

Das andere ist, daß sie nicht können wägen, was Sünde ist. Rechte Sünde ist allein, daß ein Mensch mit einem vorbedachten Willen, wissentlich und gerne, sonder Widersprechen der Bescheidenheit [Vernunft], sich von Gott auf sündliche Gebrechen kehret. Wäre es auch, daß der Mensch so manchen Einfall [Anfall] der Sünde hätte, als es manche Augenblicke gibt, und die so recht ungeschaffen [übel beschaffen] und bös wären, wie ein Menschen-Herz möchte erdenken oder einiger Zunge möglich wäre zu sprechen, von wem sie auch wären, von [über] Gott oder von den Creaturen, und daß der Mensch in dem stände ein ganzes Jahr oder zwey, oder wie lange es auch währte, hat die Bescheidenheit allein [nur] einen Abscheu und Unwillen dawider und ein Mißbehagen; wenn [also] die Natur in solchen Sachen it, daß sie nicht gänzlich, mit vorbedachtem Muthe und ganzem Billen darauf fällt und einwilligt, so ist keine Todsünde da geschehen. Und dieß ist also sicher wahr, nach der heiligen Schrift und nach der heiligen Kirche Lehre, aus welcher der heilige Geist uns lehret, als Gott in dem Himmel ist.

Nun ist ein verborgenes Gedränge [Bedrängniß] hierin beschlossen [enthalten] und das ist das allerkleinfügigste und schärfste Band [Fallstrick), das hier einfallen [sich finden] mag. Wenn nämlich ein ungeschaffener [übel beschaffener], böser Einfall geschieht, und ein Mensch vielleicht mit Lust darauf fällt und sich selbst vergißt, daß er sich nicht geschwind davon kehret, so meint er [dann], daß er mit Willen und mit Bescheidenheit darauf gefallen sey, und habe also seiner selbst vermißt und Todsünde gethan; aber das ist nicht also. Denn nach der Heiligen Lehre wird die Bescheidenheit oft verkommen [überwältigt] mit verkehrten Einfällen und mit Lust eine gute Weile und eine lange Zeit, ehe die Bescheidenheit ihrer selbst recht inne wird mit guter Bedächtigkeit; alsdann [erst] mag er dasselbige empfangen oder lassen, sündigen oder nicht sündigen. Darum sollen die Menschen [hier] kein Erschrecken haben in den Sachen von Todsünden, wenn sie christlicher Lehre glauben wollen.

Augustinus spricht: daß die Sünde recht williglich geschehen muß; denn geschieht sie nicht recht williglich, so ist es keine Sünde. Die

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