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6. Auf den vierten Sonntag im Advent. "

Von vielem Fragen, von gründlicher Demuth, Gelassenheit und Vernichtigung u serer selbst, mit einem Uebergang in Gott

Miserunt Judaei ab Hierosolymis sacerdotes et levitas ad Joannem, ut interrogarent eum, tu quis es? Et confessus est, et non negavit. Et confessus est; quia non sum etc. Johann I. v. 19 et 20. *) *

Die Juden und die Pharisäer sandten zu Johannes und fragten,

wer er wäre? ob er wäre Elias? Er bekannte und läugnete nicht, und sprach: Non sum (ich bin es nicht). Bist du dann Christus? Non sum, der ein Prophet? Non sum. Colcher Pharisäer sind noch viele, die mit unnüßen Fragen umgehen. Die Einen fragen nach weltlichen Dingen, was die und die thun, was neuer Mähr in den Städten, in den Landen, bey den Herren und Leuten, geistlich und weltlich, geschehen, von diesem und von dem, und ihnen ist wohl mit neuen Mähren. Pfuy der großen Schande unter geistlichen Leu ten! Ein geistlicher Mensch sollte sich immer schämen, zu sagen und zu wissen einige neue Mähre. Was geht einen geistlichen Menschen an alles, das dieser Welt ist? Die Andern fragen aus Vorwiß, daß sie gern viel wissen möchten und von hohen Dingen könnten verstehen und sagen; aus denen wird auch nimmer nichts. Die Dritten fragen, um zu versuchen [auszuspüren], was in den Leuten sey, und kommen schmeichelnd, wie die Juden sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist. Also thun diese; finden sie ihre Weise in den Leuten, so ist es alles gut; finden sie aber die nicht, so taugt alles Thun nichts, und sie gehen andere fragen, und gehen also immer fragen, daß sie ihre verkehrte Weise beschirmen, und wollen nicht davon lassen, was man ihnen singt oder sagt. Die Vierten sind gute Frager, deren Herz und Wille quellet [strebt] nach dem allerliebsten und guten Wil len Gottes; essen sie, schlafen sie, schreiben sie, lesen sie, spinnen sie, gehen sie, stehen sie, so begehren sie: ach), wie erreichen wir den aller liebsten Willen unsers lieben Gottes? Die Fünften fragen nicht; das find vollkommene Leute, die sind über die Fragen gekommen. Aber wo findet man sie? In diesen Leuten ist kein Wunder (Verwunderung] denn Augustinus und Aristoteles sprechen: Das Fragen kommt von der Verwunderung. Sie [aber] find kommen über alles Verwundern denn die Wahrheit hat sie durchgangen.

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Jene Boten fragten Johannem: Wer er wäre? Was antwortet der Himmelsfürst, der Morgenstern, der Erzengel Johannes? Er sprach Non sum (ich bin es nicht); er bekannte und läugnete nicht. All Menschen wollen dieses Wort verläugnen, und aller Menschen Thui

*) Verfasser: Henr. Suso. 1543 f. 22; 1565 f 20; 1548. p. 14; 1552. p. 67. Febr 1621 u. den Spen. Ausg.

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geht darauf, wie sie das Wort: Non sum (ich bin es nicht) verz läugnen und verbergen. Sie wollen alles etwas seyn oder scheinen, es sen im Geist oder in der Natur. Lieben Kinder, wer diesen Grund allein treffen könnte, der hätte Kunde von dem allernächsten, kürzesten Wege zu der höchsten Wahrheit, die man in der Zeit erfolgen [erreichen] mag. Zu diesem: [Ich bin's nicht] ist Niemand zu alt, noch zu krank, noch zu jung, noch zu arm, noch zu reich. Ach, was ein unaussprechliches Wesen liegt in diesem: Non sum. Diesen Weg will [aber] Niemand wandeln; man kehre es, wo man es hinkehre, wir wollen immer etwas seyn. Ja, wir sind und wollen und wollten immer seyn. Hierin sind alle Menschen also gefangen und gebunden, daß sich Niemand lassen will. Ihnen wären leichter zehn Werke, denn Ein gründlich, Berlassen; hierum ist aller Streit, alle Arbeit. Die Weltlichen wollen Gut; Freunde und Verwandte haben und! wagen Leib und Seele, nur daß sie etwas] seyn wollen, daß sie groß, reich, hoch und gewaltig seyen. Wie viel die Geistlichen darum thun und lassen, leiden und wirken, darin untersuche ein jeder sich selbst. Dessen sind Klöster und Klausen voll; daß ein jeglicher will je etwas seyn und scheinen.

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Der Lucifer im Himmel erhob sich auf und wollte seyn. Das zog ihn hernieder in das Allertiefste, in den Grund des Nichts, [ja] ärger denn alle Nichts; ebendieses zog unsern Vater und Mutter und trieb sie aus dem wonniglichen Paradies, und hat [auch] uns alle in Roth und Arbeit gebracht. Hievon kommt aller Jammer und Klage, die man findet, daß wir (nämlich] sind gottlos, gñadenlos, lieblos und aller Tugend nackt und bloß. Hierum finden wir nicht Friede von innen, noch von außen; hierin ist allein alles, was uns gebricht, an Gott und an den Leuten; das thuts allein, daß wir wollen seyn. Ach, das Richt- Seyn hätte in allen Weisen, in allen Stätten, mit allen Leuten, ganzen, wahren, wesentlichen, ewigen Frieden, und wäre das Seligste, Sicherste; und Edelste, & das diese Welt hat; aber Niemand will daran, reich noch arm, jung noch alt.

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Wir lesen in St. Lucas Evangelio, daß ein reicher Marin, ein Pharisäer, hatte unsern Herrn Jesum geladen in seins Hausum Das war ein sehr gutes Werk, Christum speisen, mit allen seinen Jün gern; und da war [auch noch viel Volks Dieser meinte es gar wohl; aber ihm gebrach des edlen: Non sum (ich bin ses nicht). Da kam eine Sünderin, die fiel nieder, und sprach in ihrem Grunde: Non sum (ich bin es nicht). Dadurch ist sie erhaben über alle Himmel und über manchen Chor der Engel. Diese fiel in das Allerniederste vor Christus Füße, und aus ganzem innerlichen Herzen sprach sie: Nou sum (ich bin es nicht). Aus dem Grunde wuchs ein ewiges

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immerwährendes: Ego sum (ich bin es). Christus that › ihr Alles, was sie wollte. Da saß da der Wirth, der in dieser großen, guten Uebung war und ihnen allen Essen und Trinken gab; der verschmähete dieses und meinte: warum sich Christus zu ihr kehrte, fie wäre eine Sünderin. Ach, es war in ihm das leidige: Ego sum (ich bin es), und nicht: Non sum (ich bin es nicht) und er meinte, er wäre der zu dem man sich kehren und ihn hören sollte; mit ihm sollte man redens und nicht mit dem Weiber Ach, lieben Kinder, was findet man dieser Pharisäer noch, geistliche und weltliche! Die Welt ist ihrer voll, schwarz und grau, roth und blau, die um ihr Gut oder um ihre Macht oder um ihre Weisheit oder Kunst oder um ihre Vernunft oder um Almosen oder um ihren Schein, daß sie sich heiliger dünken und dieser gleichen meinen, daß man sich zu ihnen mit Achtung sollte tehren; man follte mit ihnen sprechen,” man sollte ihre Worte hören, man sollte um ihrer willen etwas thun und sie denken zuhand: Sollte man mi das nicht thun? ich habe ihnen das und das gethan; ich bin der und der; es wäre ihrer sehr unwerth; man hielte nicht recht von ihnen mehr denn von andern, an denen sie diese Dinge nicht erkennen. Gott segne mich, wie sind sie, von wannen kommen sie, wie dürfen sie dieß denken, was wir wohl mögen thun? und verschmähen andere Leute Also that der Pharisäer, der sich erhob über den Zöllner, und e blieb ungerecht; denn ̋‍ihn däuchte, er wäre etwas, und der arm Zöllner, der Non sum, der sich nichts ließ bedünken, der seine Auger niederschlug und sprach: O Herr, erbarme dich meiner, denn ich bin nichts, ich bin ein Sünder, weniger als nichts; dieser ging gerecht in sein Haus. Dieß sprach der edle Mund Gottes selber: Jeder seh sich für, und erhebensich über Niemander sey wer oder wie er sey Diese selige Sünderin, die in des Mannes Haus ging, that dre Dinge wirklich in der Uebung. Sie kehrte wieder zu Gott, wie si vorher abgekehrt war wie sie ihre Augen zur Welt gekehret hatte also begoß sie diese mit heißen Thränen, und mit ihrem Haar trocknet sie dem Herrn seine Füße, zur Besserung, daß sie der Welt damit ge dient hatte; ihren Leichnam [opferte fie] mit der Benien [Kniefall] ihr Gut/ mit der Salbe: Das andere, das sie that: fie ließ Lüberließ sich an Christum zumal Das dritte: sie war voll Leids. Kinder! für alle Gelassenheit die nicht ausgeübt ist gebe ich nicht einen Bohne sie werde dean erfolgt [durchgesezt] mit den Werken und in der Wahr heit außer der schalkhaftigen Natur, die mehr denn tausend Winkel un Listen hat day sie sich innen enthält [verbirgt]; wird die nicht ausge wurzelt," sol wäre es mir recht darum, als wenn mir ein Teufel er schiene in englischem Gewand: Auf der Leute Wort ist recht zu bauen als ob ein Halm eine Brücke wäre über den großen Rhein, und eine

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darüber zu gehen meinte; also sicher ist man dieses Wesens und dieser Gelassenheit. Dieß ist wankende Gelassenheit. m

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So kommen sie dann: Herr, sagt uns von der nächsten Wahrbeit! Wahrlich, dem Wort bin ich so recht unhold. Pilatus fragte unsern Herrn Jesum Christum, welches die Wahrheit wäre, und Christus schwieg; also wenig kann man sagen, was die Wahrheit sey. Gott ist die Wahrheit'; Wahrheit und Lauterkeit und Einfalt, das ist ein und ein [dasselbe] Wesen. Diese Leute, wenn man sie ankommt mit Worten oder mit Werken, zuhand wischen sie herfür mit Wiederbeißen und ist ihnen so unwerth [sie sind so voll Unmuth), und klagen": sie haben mir dieß und das gethan. Da wird man wohl gewahr, woher die Gelassenheit war, an ihren Worten und Werken; da leuchtet ihr Grund heraus. Kinder, betrüget euch nicht selber. Es schadet mir nicht, ob ihr mich betrüget; ihr send's, die betrogen bleibet, der Schade bliebe euch und nicht mir. Ich zweifle ein Haar nicht daran, es seyen manch tausend, tausend Menschen, die sich viel heilig und besonders beweisen, und sind in geistlichem Leben gewesendall sihrè Tage, und hängen ihre Häupter nieder und werden doch sterben, da wahre Gelassenheit nie in sie blickte [auch nur] einen Augenblick. Einen verständigen Menschen mag es jammern, und er möchte auch vor Wunder lachen, daß die Leute so ganz sich selbst betrügen. Wiffet, in der Wahrheit, so lange du noch ein Tröflein Blutes unversehrt hast in deinem Fleisch und eine Thräne Mark in deinem Gebeingol du habest es denn verzehrt um rechte Gelassenheit, so nimm dich nime mermehr an [halte ja nicht dafür], daß du seyest ein gelassener Mensch. Wisse: dieweil dir der allerleßte Punkt rechter Gelassenheit gebricht, in einem wahren Erfolgen (Ausüben], dieweil muß dir Gott ewiglich entbleiben, die nächste und höchste Seligkeit zu finden in Zeit und in Ewigkeit.

Kinder, das Weißen-Korn muß von Noth_sterben," soll es#Frucht bringen; stirbt es, so bringt es viele und große Frucht. Kinder, hier muß ein Sterben, ein Verwerden, ein Vernichten geschehen. Es muß fein: Non sum (ich bin nicht). Fürwahr, es geht nicht mit Wünschen, mit Begehren oder mit Bitten allein zu; nein, liebes Kind'; es muß erfolgt [errungen] werden, es muß etwas kosten; was nichts kostet, vas gilt auch nichts. Möchte man es mit Begehren und Bitten oder mit Wünschen kriegen, sonder Mühe, sonder Arbeit, daß es nicht wehe thäte, nicht sauer "würde, so wäre es ein gar kleines Ding. Traun, Kinder, das mag nicht seyn.

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St. Augustin spricht: Gott, der dich gemacht hat ohne dich, wird vich nicht gerecht machen ohne dich. Du sollst nicht gedenken, daß vich Gott durch Zeichen gerecht machen will; ob Gott jest wollte eine

schöne Rose aufgeben lassen, das vermöchte Gott gar wohl, aber er thut es nicht, denn er will, daß es ordentlich geschehe, im May, durch) Reif, durch Thau und mancherley. Gewitter, die dazu geordnet und gefügt sind.

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Ach, Kinder, es ist wahrlich ein erbärmliches und klägliches Ding in der Wahrheit, daß ein geistlicher Mensch lebt dreyßig oder vierzig Jahre und geht also dahin in Klagen und führet zumal ein eitles Leben und weiß noch heute am Tage nicht, wie er daran ist. Sollte er nicht lieber ein Jahr lang sich getrösten Lauf seine Selbstheit verzichten] sterben und entwerden und das Garn worin er verwickelt ist] ents zwen schneiden? Ach und ach), wenn der Tod kommt, under seine langen Jahre versäumet, verloren und verzehrt hat; ach, wie ein unwiederbringlicher Schade ist es, das Ewige hinterbleiben [zurücklassen] und ewig entbehren! Ach, das ist größerer Jammer, als den man in der Zeit nennen mag! Ein geistlicher geordneter Mensch sollte also leben, daß er mit Fleiß und stetem Ernst fort geht und immer mehr Gutes überkommt, daß nimmer ein Tag sey, er fände sich denn: also weit fort gegangen, daß er kaum wieder in das Alte sehen könnte. Es ist ein Jammer, daß weltliche Herzen fleißiger sind, um‹ schnöde vergängliche Dinge, denn Gottes Auserwählte um das höchste: Gut, das Gott heißt und ist. Ein geistlicher, geordneter Mensch sollte so willenlos seyn, daß man nimmer: etwas an ihm würde gewahr, denn: Non sum. So kommen viele Leute und erdenken mancherley Weise; so wollen sie: Wasser und Brod essen oder eine andere Stätte suchen; so ist es dieß oder das. Ich sage euch den kürzesten, schlichtesten Weg: gehe in deinen Grund, untersuche, was das sey, das dich allermeist hindert, was dich enthält Laufhält], das Hinderniß und den Stein wirf in des Rheines Grund. Sonst laufe die Welt aus und durch, es hilft dir nicht viel. Dieß Scheermesser aber schneidet, das Fleisch von den Beinen, das ist Sterben seines eigenen Willens - und der. Begierden. Viele Leute tödten die Natur und lassen ihre Gebrechen leben; daraus wird nimmer, etwas Gutes. 1942 19

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Ach, Kinder, kehret eucy in euch selbst und sehet, wie fern und ungleich ihr seyd dem lieblichen Bild) unsers/Herrn Jesu Christi ; dessen Gelassenheit mehr und gründlicher war, als wenn alle Gelassenheit zusammen wäre, die alle Menschen in der Zeit je hatten oder weiter noch haben mögen. Nun, jene Frau ließ sich Christo allein; das soll man aber also verstehen: daß, wenn man sich um Gott läßt, dann alles Gott gelassen ist. Viele Leute lassen sich Gott wohlwollen: sich aber nicht den Leuten lassen, [also] daß sie: Gott drücke, nicht aber die Leute. Nein," man: soll; sich Gott: lassen, wie es Gott gelassen will haben. Und wer dich in dein Nichts will weisen, das empfange

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