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sie sich hiedurch nicht bestimmen lassen, in die Reihen der Gegner derselben einzutreten, und wohl noch entschiedener fühlten sie sich von den Irrthümern und Verkehrtheiten abgestoßen, in welche ebendiese versunken waren. Da blieb ihnen denn nichts anderes übrig, als dem tiefen Sehnen, welches dem menschlichen Gemüthe in seinem innersten Grunde schon von Natur aus einwohnt, folgend, zur ewigen Quelle alles Lichtes und Lebens zu flüchten. In der wesentlichen Gemeinschaft mit der Gottheit, nach welcher sie so sehnsüchtig verlangten, glaubten fie nichts anderes, als das eigentliche Ziel des Christen als solchen, und in dem Weg zu diesem Ziele, in der Lösung nämlich des Herzens und Willens von der Anhänglichkeit an die Dinge der Außenwelt sowie in dem Aufgeben alles eigenwilligen, wenn auch noch so rühmlich scheinenden geistigen Strebens doch nur dasjenige zu erkennen, was dem Christen überall zur Pflicht gemacht ist. Wird dieses Bemühen, sofern man mit demselben wirklich Ernst macht, Mystik genannt, so vermochten sie denn allerdings durch die Mystik, in Kraft der höheren Klarheit, die sie ihnen gewährte, sich selbst und Andere vor den schweren Verirrungen, von denen sie sich umgeben fanden, zu schützen, wohl auch ebendiesen Verirrungen, nicht mit äußerer Gewalt, vielmehr mit den Waffen des Geistes im höchsten Sinn des Wortes siegreich zu begegnen. Ebense war es ihnen in Folge der reichen Fülle des Lebens, das sich der von ihnen eingeschlagenen Richtung gemäß von Oben herab in ihr Inneres ergoß, beschieden, der in sich selbst ersterbenden und erstarrenden Kirche zu einer theilweisen Wiederbelebung zu verhelfen, eine Reformation derselben von innen her anzubahnen.

In solcher edeln und durchaus friedlichen Weise wirkte denn Tauler mit seinen Geistesgenossen in seiner Vaterstadt als Prediger und Seelsorger. Nachmals traten aber Ereignisse ein, die ihm einen noch weiteren Wirkungskreis eröffneten und ihu auch zugleich in die Nothwendigkeit verseßten, der geistlichen Obergewalt, zuwider zu handeln. Ludwig der Bayer war von dem zu Avignon in der Botmäßigkeit der französischen Könige gehaltenen Papste gebannt und die Geistlichkeit angewiesen worden, aller Orten, wo man ihm als Kaiser huldigte, den Gottesdienst einzustellen. Der Bischof von Straßburg war ein entschiedener Gegner Ludwigs, und die meisten Priester und Mönche unterwarfen sich dem päpstlichen Gebote und mußten nun auf Geheiß des Magistrats die Stadt verlassen. Einige jedoch blieben zurück aus Mitleid mit dem armen Volke, das sie bey dem Streite der Fürsten nicht dem Fluche des Papstes preisgegeben wissen wollten, und fuhren fort zu predigen und den Gottesdienst aufrecht zu halten, und unter diesen war Tauler.

Er gehörte zu den sogenannten Gottesfreunden, unter welchen fromme Vereine von Geistlichen und Laien zu verstehen sind, die sich am Rhein, in Schwaben und in Bayern gebildet hatten, um in jenen Zeiten allgemeiner Noth dem verlassenen Volke durch Predigten und durch Verbreitung deutscher Bücher zu Hülfe zu kommen. Bald erlangte er allerwärts einen großen Ruf, und war im Auslande nicht weniger verehrt, als in seiner Vaterstadt.. Heinrich Suso besuchte ihn und theilte ihm seine Schriften mit, und der Dominikaner Benturini von Bergamo schrieb an Egelolph von Ehenheim, er hoffe, durch ihn und durch Tauler werde der Name Christi in Deutschland immer mehr verbreitet werden. Im Jahr 1338 ging Tauler nach Basel, wo er auf den von Natur sehr zaghaften Priester Heinrich von Nördlingen ermunterud und erkräftigend einzuwirken bemüht war. Um diese Zeit machte er auch noch andere Reisen: bald besuchte er Christine Ebner, die Aebtissin des Klosters Engelthal bey Nürnberg, bald deren Schwester im bayerischen Kloster Medingen, bald die ihm geistesverwandten Dominikaner zu

Köln; selbst nach den Niederlanden, zu Ruysbroek soll er gekommen seyn. Während er zu Basel war, hörte Nikolaus von Basel, das Oberhaupt des geheimen Bundes der Gottesfreunde im Oberland" von ihm reden; dieser entschloß sich, ihn in Straßburg aufzusuchen, und hiedurch trat in Tauler's Leben ein sehr bedeutsamer Wendepunkt ein.

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Ganz bestimmten Angaben zufolge, welche Profeffor Carl Schmidt in einem handschriftlichen, aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammenden Memoriale des Straßburger Johanniterhauses (S. 26 ff. des oben angeführten Buches) aufgefunden, war nämlich jener Laie, von welchem die den Predigten Tauler's vor= angestellte Historie" desselben so merkwürdige Dinge berichtet, kein anderer, als gerade Nikolaus von Basel. Dieser, der Sohn eines reichen Basler Krämers, zeigte sich von Jugend auf von einer sehr innigen Frömmigkeit beseelt, was ihn jedoch nicht hinderte, nachdem er Jüngling geworden war, sich dem Sohne eines Ritters anzuschließen, und nach dem Tode seiner Aeltern, die ihm ein sehr ansehnliches Erbtheil hinterließen, den Handel aufzugeben und mit seinem ritterlichen. Freunde Burgen und Turniere zu besuchen. Er gewann die Liebe einer adeligen Jungfrau; doch gerade vor dem Tage der Verlobung fühlte er sich in seinem Innern zum Entschlusse gedrängt, seiner Braut und der Welt zu entsagen. Von nun an führte er zunächst lediglich ein beschauliches Leben, las deutsche Schriften von dem Leben der Heiligen und unterzog sich körperlichen Beinigungen, bis er sich stark genug hielt, auch ohne solche in der göttlichen Liebe zu beharren. Ebenhiebey_gelangte er aber zur Ueberzeugung, daß zum lebendigen Verkehre mit Gott weniger äußere Entsagung und Armuth, als vielmehr völlige innere Selbstentäußerung hinleite. Auch hielt er es nicht für angemessen, daß man in Muße seine Tage hinbringe und für sich allein die göttlichen Gnadengaben genieße; der Gottesfreund solle vielmehr die Frömmigkeit immer mehr zu verbreiten sich angelegen seyn lassen, zumal die Hüter der Kirche so blind und nachlässig geworden seyen. So suchte denn Nikolaus gleichgesinnte Genossen an sich zu ziehen, unter denen besonders vier, der Ritter, sein Jugendfreund, dann ein reicher Domherr, ferner ein Jurist und endlich ein Jude, der in der Taufe den Namen Johannes erhielt, hervortreten. Mit diesen Freunden lebte er lange in Basel zusammen; im Jahr 1340 aber kam er von da nach Straßburg, um das Seinige dazu beyzutragen, daß Tauler, den er noch nicht für demüthig und noch nicht erleuchtet genug hielt, innerer Reinigung und höherer Vollkommenheit theilhaftig werden möchte.

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Ueber die Art, wie Nikolaus hiebei verfuhr und über die merkwürdige geistige Gewalt, die er auf Tauler ausübte, wie er diesen in die härtesten geistlichen Uebungen und Demüthigungen eingehen ließ, in der Absicht, daß jeder Rest der Eigenliebe bey ihm ausgetilgt und er zu immer näherer, immer unmittelbarerer Gemeinschaft mit Gott gelangen, dem höchsten, lebendigen Lehrer aller Bahrheit allein anhängen möchte, gibt die schon gedachte Historie" näheren, ausführlichen Bericht. Es läßt sich nicht läugnen und erhellet zur vollen Genüge aus dem im zweyten Capitel der „Historie" mitgetheilten Vortrage, daß Tauler schon vorher ein sehr frommer, geistreicher Prediger gewesen sey; wiederum muß aber auch zugestanden werben und erweiset sich's aus der im zehnten Capitel nachfolgenden Predigt, daß er seitdem an Tiefe des Geistes und Gemüthes noch wesentlich gewonnen habe. So wartete er denn auch fort und fort seines Predigtamtes mit unermüdlichem Eifer, und, bey aller Milde, zugleich mit dem größten Freymuthe, wie in seiner eigenen Klosterkirche, so auch in Frauenklöstern, für Klausnerinnen und in sogenannten Beghinen-Häusern, in welchen Laien ohne Mönchsregel zusammenlebten und deren es in Straßburg sehr viele

gab. Er strafte die Sünden seiner Zeitgenossen, der Geistlichen und der Laien mit solchem Ernste, daß erstere ihm das Predigen sogar einmal verboten, welches Berbot sie jedoch auf Andringen des Magistrats wieder zurücknehmen mußten, Auf manche Geistliche wirkte er dagegen entschieden bessernd ein, so daß einem alten Berichte zufolge „viele Priester ganz fromm wurden," wie denn auch,,der Bischof ihn viel und gern und mit Verwunderung hörte."

Als aber die Stadt Straßburg Kart IV., nachdem er zum König erwählt worden war, tie Anerkennung verweigerte und darum das Interdikt fortbestand, so trat nun der Bischof gegen die Geistlichen, die das Predigen nicht unterließen, mit aller Schärfe auf. Zu den politischen und kirchlichen Zerwürfuiffen hatte sich noch andere Noth gesellt: auf die entsetzlichsten Orkane, Erdbeben und Hungersnoth war noch eine allverheerende Seuche, der schwarze Tod gefolgt. Wenn nun bey solchem doppelten und dreifachem Elend die Bürger Straßburgs mehr als je des geistlichen Trostes bedurften, wie hätte ihnen Tauler solchen versagen können? Es schlossen sich ihm hierin der Generalprior der Augustiner Thomas und der Karthäuserprior Ludolph von Sachsen an; und diese drey Männer erließen auch Schreiben an den gesammten Klerus, worin sie sagten, das Christus für alle Menschen gestorben sey, daß derjenige, der sonst den rechten christlichen Glauben bekenne und sich nur gegen des Papstes Person verfehle, darum noch kein Ketzer sey und daß diejenigen, die im unrechten Bann leben, frey vor Gott feyen und der Papst ihnen den Himmel nicht verschließen könne. Diese Schreiben follten verbrannt werden, doch ließ man es beym bloßen Verbot bewenden. Tauler aber und seine zwey Freunde verließen die Stadt und zogen sich in die außerhalb der Mauern gelegene Karthause zurück. Als einige Monate darauf Karl IV. nach Straßburg kam, ließ er die dreh Männer vor sich kommen und gebot ihnen, nicht fernerhin mehr freventlich wider die Kirche und deren Bann zu handeln. Jezt ging Tauler nach Köln, und wirkte hier in dem Dominikanerkloster, zu St. Gertrud als Prediger, wohl auch als Beichtiger.

Wann er von da nach Straßburg zurückgekehrt sey, weiß man nicht; doch finden wir ihn daselbst wieder als siebzigjährigen Greis auf dem Todbette. Er starb am 16. Juny 1361 außerhalb seines Convents, und zwar in einem Gartenhause bey seiner hochbetagten Schwester, einer Nonne des Dominikanerkløsters St. Claus in den Unden, zu welcher er sich im Verlauf seiner, zwanzig Wochen andauernden Krankheit hatte bringen lassen. Eilf Tage vor seinem Tode, von welchem ,,Alle im Kloster und in der Stadt mit Leid. bewegt wurden" und über dessen Umstände die Historie" Näheres enthält, war seinem Wunsche gemäß Nikolaus von Basel bei ihm eingetroffen, und unter mancherley ernsten Gesprächen bis zu seinem Hinscheiden, das unter sehr schweren Kämpfen erfolgte, bey ihm verblieben. Tauler wurde in seinem Kloster begraben; der Stein, der sein Grab bedeckte, ist seit 1824 in der ehemaligen Dominikanerkirche, jezt Neue Kirche, aufgestellt; der letzte Ueberrest der alten Klostergebäude wurde im Jahr 1861 ein Raub der Flammen.

Die Handschriften, Ausgaben und Ueberfeßungeu der, Predigten Tauler's.

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Die Schriften Tauler's sind hauptsächlich seine „Predigten" sowie das Büchlein von der Nachfolge des armen Lebens Christi"; dann mögen ihm noch einzelne Sendbriefe an Nonnen, einige türzere ascetische Anweifungen und noch eine Reihe von geistlichen Dichtungen zuzuschreiben seyn. Das gegen stellen sich die ,,Divinae institutiones" oder die,,Medulla animae" nur

als eine Compilation aus den Werken Taulers, Ruysbroeks und Anderer dar, und rühren die ihm gleichwohl häufig zugeschriebenen,,Exercitationes super vita et passione Jesu Christi" ganz und gar nicht von ihm her. Wie hoch man aber ven jeher seine Schriften gehalten und wie förderlich für Erleuchtung des Geistes und für Reinigung und Läuterung des Sinnes und Wandels, das erhellet nicht nur aus den vielen Handschriften von seinen Arbeiten, die sich in jo verschiedenen Bibliotheken vorfinden, sondern auch und ganz besonders aus den zahlreichen Abdrücken, Bearbeitungen, Uebersetzungen, wie solche jedes Jahrhundert aufzuweisen hat. Die älteste Sammlung Tauler'scher Predigten, 38 an der Zahl, wahrscheinlich für das Johanniterhaus in Straßburg bestimmt, ist verloren gegangen. Ohne Zweifel noch in den letzten Jahren des vierzehnten Jahrhunderts wurde jedoch diese erste Sammlung mit 41 andern Predigten Tauler's vermehrt und mit der größten Sorgfalt auf Bergament abgeschrieben. Dieses schöne, in der Straßburger Stadtbibliothek aufbewahrte, nur nicht mehr ganz vollständige Manuskript ist wohl das beste unter allen auf unsere Zeiten gekommenen; doch könnte auch seine Zuverlässigkeit insofern für einigermaßen zweifelhaft erklärt werden, als Tauler feine Bredigten nicht eigenhändig niederschrieb, sondern dieß vielmehr von seinen Schülern geschah. Noch eine dritte umfassendere Handschrift findet sich in Straßburg vor. Auch in Köln wurden Sammlungen Tauler'scher Predigten veranstaltet; die meisten aber entstanden während des fünfzehnten Jahrhunderts in bayerischen Klöstern, wie denn auch die königliche Bibliothek zu München nicht weniger als 12, aus Augsburg, Tegernsee, Rebborf, Gars u. s. w. stammende Handschriften, derselben aufzuweisen hat. Auch in St. Gallen, dann in Leipzig fowie in Berlin liegen dergleichen vor.

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Die älteste im Jahr 1498 zu Leipzig im Druck erschienene Ausgabe, die zu den schönsten deutschen Inkunabeln gehört und sich durch besondere Correktheit auszeichnet, kommt, der in ihr herrschenden meißnischen Mundart unerachtet, der Straßburger Bergamenthandschrift am nächsten. Die häufigere Einschiebung der Anrede: Kinder und anderer liebevoller Ausdrücke gibt dem Vortrage etwas überaus Inniges, was in den folgenden Ausgaben sehr verwischt ist. Diese häuften sich mehr und mehr im Reformationszeitalter, weil man sich bei dem damals in der Kirche obwaltenden Verderben umso entschiedener zur Mystik hingezegen fühlte und letztere von den Reformatoren selbst wohl geradezu begünstigt wurde. Schon im Jahr 1508 kam zu Augsburg ein neuer Abdruck heraus, der von dem Leipziger nur darin abweicht, daß in demselben statt der sächsischen vielmehr die Augsburger Mundart herrscht. Der nämliche Johann Rynmann, der diesen Druck auf seine Kosten hatte machen lassen, lich dann 1521 zu Basel eine neue Ausgabe im oberrheinischen Dialekt: erscheinen, welche außer demjenigen, was bisher geboten worden. war, noch 42 Stücke, meist Predigten, aber auch Briefe und kleine Traktate von Tauler selbst wie von andern Verfassern, zudem noch eine ganze Reihe Predigten von Meister Eckhart enthält, und die gleich im darauffolgenden Jahre 1622 einen zweyten, ganz unveränderten Abdruck erfuhr. Ueberdieß unternahm im Jahr 1543 Beter von Nymwegen, ein Kölner Theologe, eine neue Ausgabe der Tauler'schen Werke nach mehreren alten Handschriften, hauptsächlich nach einer, die er im Kloster zu St. Gertrud in Köln gefunden hatte. Die Echart'ischen Predigten sind von ihr ausgeschlossen, von den 25 neuen Predigten aber, die sie bringt, können mehrere nicht für echt erklärt werden; eine derselben rührt jedoch von dem älteren Eckhart her, zwey dagegen haben den jüngeren Eckhart, eine Ruysbroek, sechs Heinrich Suso, zehn wahrscheinlich ganz andere Männer zu Verfassern, und nur etwa fünf mögen wirklich Tauler' angehören.

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Dabey ist der Text überall, mehr oder weniger, durch weitschweifige Zusäße oder durch willkürliche Auslassungen entstellt. Doch hat diese Kölner Ausgabe den Grund gelegt zu der in allen nachfolgenden Ausgaben und Umarbeitungen eingehaltenen zweckmäßigern Anordnung der Predigten nach dem Verlaufe des Kirchenjahrs. Durch Verlegung mehrerer, die ursprünglich für Wochentage bestimmt waren, auf Sonntage und durch Einschiebung der 25 neuen an passenden Orten wurde hier eine vollständige Postille von 114 Predigten gewonnen, denen dann noch 37 auf die Festtage der Heiligen nachfolgen.

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Beter von Nymwegen hatte in seiner Vorrede den Wunsch ausgesprochen, Tauler's Schriften möchten auch fremden Nationen zum Nußen und Trost" ins Lateinische übersetzt werden. Diesen Wunsch erfüllte bereits im Jahr 1548 der Kölner Karthäusermönch Lorenz Surius; doch war es weniger eine eigentliche Uebersetzung, als vielmehr eine Umschreibung des Kölner Textes in lateinischer Sprache, welche er lieferte, und durch die er sich um Aufhellung des Sinnes unstreitig sehr große Verdienste erworben hat. Die spätern, von Katholiken wie von Protestanten besorgten Ausgaben sind entweder bloße, jedesmal in neueres Deutsch übertragene. Abdrücke der oben aufgeführten, welche sie weder berichtigen noch vermehren, oder bloße Wieder - Uebersetzungen der Paraphrase des Surius. Noch im sechzehnten Jahrhundert kommt eine niedersächsische Uebertragung des Rynmann'ischen Textes, Halberstadt 1523, dann eine Uebertragung des Textes von Nymwegen in drey Ausgaben, Frankfurt 1565, Amsterdam 1588, Antwerpen 1593, ans Licht. Die Paraphrase des Surius aber erschien in ebendiesem Jahrhundert noch sechsmal zu Köln, zu Lyon und zu Venedig, dazu noch eine italienische Uebersetzung ebenderselben von C. Sciotto, Piacenza 1568.

Ebenso hat das siebzehnte Jahrhundert eine ganze Reihe von Ausgaben der Tauler'schen Predigten aufzuweisen: zuvörderst eine Wiedergabe des Ryumann’schen Textes im meißnischen Dialekt mit einer Borrede von Johannes Arndt, Hamburg 1621, dann nicht weniger als sieben Abdrücke der Paraphrase des Surius selbst und zwey holländische und sechs deutsche, darunter zwey für Katholiken und vier für Protestanten bestimmte Ueberseßungen ebenderselben, unter diefen eine mit einer Vorrede von Phil. Jak. Spener. Auch das achtzehnte Jaht= hundert, dessen Denk- und Sinnesweise im Ganzen nur wenig mit jener Tauler's übereinkam, brachte doch noch sechs solcher Uebersetzungen, darunter eine für Katholiken und fünf für Protestanten. Nachdem in Deutschland in Folge der schweren Drangsale, die es im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zu erbulden hatte, wie der religiöse so auch der vaterländische Sinn wieder mehr sich erhoben hatte und man seinen Blick nun gerne auf die eigene große Vergangenheit zurückwenden wollte, erschien es wohl am Plaße, auch Tauler aus seiner Verborgenheit wieder hervorzuheben. Da erfolgte denn diejenige Ausgabe seiner Predigten, von welcher wir hier eine neue Bearbeitung liefern, die vor der im Jahr 1841 zu Berlin erschienenen, nur auf Arndt und Spener sich stützenden Ausgabe von Ed. Kunge und 3I. H. R. Biesenthal wohl Manches voraus haben dürfte. Möge unser Bemühen, Tauler's Predigten einen noch weiteren Leserkreis zu verschaffen, von günstigem Erfolg begleitet seyn! Alle diejenigen, welche es nicht verschmähen wollen, denselben ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden und mit Liebe in fie einzugehen, werden sich gewiß freudig unserer Ueberzeugung anschließen, daß in ihnen ein wahrer Labequell fließe, der dem Bedürfniß unserer in tausendfacher Eitelkeit und Mühseligkeit sich abquälenden und jammervoll in sich selbst vertrocknenden Zeit in erwünschtester Weise entgegenkommt.<

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