ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

von ihm. Sie thun große gute Werke, die einen Schein von Tugenden haben, sie zeigen Demuth in Worten und Werken; mit denselben kehren sie sich aber wieder zu sich selber mit Hoffart und thun sich damit ewigen Schaden. Dieselben Menschen gefallen sich selber, und darum kann man kaum vor ihnen genesen [ungekränkt bleiben]. Sie sind voll Urtheils, andere Menschen zu richten, und wie unser Herr vor den Pharisäern nie genesen konnte, recht also ist diesem Volke: sie sind voll Urtheil, und halten nichts auf die, die in ihren Weisen nicht sind, denn sie sind ihrer selbst voll, in geistlicher Hoffart. Dieses Gebrechen warf den allerhöchsten Engel in den allertiefsten Abgrund. Darum hütet euch davor, wie vor dem ewigen Tod. Kehret zu euch selbst und urtheilet euch [selbst] und nehmet euch nicht fremden Urtheils an. Wäre ein Ding zumal böse, dennoch mildert es, wo ihr könnet. Das sind die neun und neunzig Schafe, die er in der Wüste ließ, während er das eine Schaf suchte. Gott hält zumal nichts von diesem verkehrten Volke. Er weiß von ihnen nicht, wie er in dem Evangelio spricht: ich weiß von euch nicht.

Die dritten von diesen Sündern, das sind kalte, schläfrige, laue Menschen, die in der heiligen Taufe gewesen sind, wie alle; das aber hat ihnen Gott voraus gegeben, daß sie nicht in namhafte große Todsünde gefallen sind, in den Dingen, die die heilige Kirche geboten oder verboten hat. Darauf verlassen sie sich und haben keinen Fleiß noch Ernst zu Gott noch zu göttlichen Dingen, und singen und lesen viel der Bücher und kehren der Blätter viel her und herwieder, aber da ist weder Schmack noch Gnade innen. Ihnen ist wohl mit den Creaturen, dazu haben sie Liebe und Gnade; die schmecken ihnen und damit ist ihnen wohl; daran gewöhnen sie sich muthwillig und freventlich, und suchen daran Lust und Genüge, so viel ihnen werden mag, und reizen sich selbst dazu, mit allen Weisen, Worten und Werken, mit Kleidern, mit Gelaß [artigem Benehmen] und mit mancherley Weise und Wandel in Gehen, in Stehen, mit Boten, mit Briefen. So geben sie sich aus (verlieren sie sich selbst] in mancher Unbehutsamkeit ihrer Sitten, ihrer Sinne und mit ihrem thörichten Geschwäßz, und meinen doch, sie wollten ungern Todsünde thun, vorab die merk lich [und grob] wären. Aber wie es mit diesen Menschen stehet, das weiß Gott wohl, sie mögen und dürfen ihn wohl fürchten. Ihnen geschieht eben wie den Menschen, die böse Mägen, die unreine und böse Dinge darin haben: das stinkt und geht ihnen auf, daß sie keine gute Speise essen mögen, die Lust zu guter Speise ist [ihnen] ganz vergangen, und wenn sie essen, so schmeckt es ihnen nicht, und gutes Ding dünket sie bitter, von der Bosheit wegen, die in ihnen ist, oder es ist ihnen wie den Frauen, die schwanger sind, und die etwan ge

lüstet Erde und unreines Ding. Recht also ist diesem verdorbenen Volke: der Magen ihrer Liebe ist voll Mist der Creaturen, darum ist ihnen die Lust aller göttlicher himmlischer Dinge vergangen, und dünket sie bitter und ungeschmack; sie sind schwanger geworden in ihrem inwendigen Grunde von den Creaturen, darum gelüftet sie Erde und unreine Dinge, und das ist ihre Speise und ihre Lust und alle ihre auswendige Ueppigkeit. Die Meister sprechen: daß die erste Materie dürstet und gelüstet nach der Form, die ihr eigen ist. Die Materie in der Mutter Leibe, so sie schwanger geworden ist, die ist zuerst eine bloße Materie. Darnach gewinnet die Materie eine thierliche Form, und die dürstet nach einer menschlichen Form. So nun die Materie des Menschen bereitet wird, die dürstet nach einer ewigen, vernünftigen, nach Gott gebildeten Form, und diese Form gewinnt nimmer Rast nach Ruhe ewiglich, sie werde denn mit der Form überformet, die alle Formen in sich trägt und voll macht, das ist, mit dem ungeschaffenen, ewigen Wort des himmlischen Vaters. Die Seele bat

einen Funken und einen Grund in sich, also daß auch Gott nicht ver mag, der doch alle Dinge vermag, daß er den Durst mit etwas anderem lösche, denn mit sich selbst. Gäbe er ihr alles, was er je im Himmel und auf Erden schuf, sie begnügte sich nicht, noch würde sie ersättiget; so ist es in ihr von Natur. Diesen Grund und dieses Heischen verderben diese verkehrten Menschen, und sie gähnen also weit auf, als ob sie von dem Winde gesättiget würden. Denn der Ge schmack und Lust ist weg, des Magen Kropf ist erfüllet, sie nahen sehr dem ewigen Tode. Lieben Kinder, was wähnet ihr, daß diese Menschen an ihrem Ende thun werden, so sie selbst sehen, daß sie ihren natürlichen Adel verkehret haben und sie so mit thörichter Albernheit so unermeßliches Gut versäumet und ihren Grund verderbt und verwüstet haben? Ach), Kinder, die Noth und die Angst und der Jammer, der da werden soll, gehet über alle Noth.

[ocr errors]

Nun merket, es hat der Mensch alle Dinge von Gott empfangen, alles, was er hat, inwendig und auswendig, Gut der Natur, Gut der Gnaden, Gut des Glücks, dieß hat er alles darum, daß er es Gott wieder auftragen [opfern] sollte, mit Liebe und mit Dankbarkeit und Lob. Die Seele [aber], die ihre Zeit also hinbringt, die thut kaum so viel, daß sie das, was ihr täglich zufällt (zu Theil wird]. bezahlet. Wo bleibt dann die unmäßige [unermeßliche] Schuld, die der Mensch schuldet? Kinder, so man darein siehet und das alles, was da gefordert wird, bis auf den allermindesten Punkt, was meinet ihr, daß da werden soll? Sehet euch vor, daß euch nicht geschehe, wie den thörichten Jungfrauen, von denen nicht stehet, daß sie grobe Sünden thaten, sondern [nur] daß sie nicht bereit gefunden wurden.

Sie wollten sich bereiten, das schien fast ein guter Wille, dennod blieben sie außen, und ward zu ihnen gesprochen: Ich weiß von euch nicht. Sicher, es gehet nicht, wie ihr wähnet! Nein, traun, nein! Diese blinden Menschen meinen, daß das kostbare Leiden unseres Herrn Jesu Christi und sein theueres Blut also mit Spielen ohne Fruc soll hingehen. Nein, Kinder, nein, es gehet nicht also!

Wohl sprechen sie: Wir sind in einem heiligen Orden und haben die heilige Gesellschaft und beten und lesen. Ja, das thust du, aber alles ohne Liebe und ohne Andacht, mit einem zerstreuten Herzen, so blind und so kalt. Also beichten sie, doch nur mit Worten, ohn ganzen Willen, nicht von Grund des Herzens, und so empfangen si auch den heiligen Leichnam unsers lieben Herrn. Sie thun recht, al wer einen König zu Haus ladet und ihn in einen unreinen stinkender Stall unter die Schweine seht. Es wäre ihnen tausendmal besser daß sie ihn nimmer empfingen. Wer aber käme und sie der gräulicher Angst [Gefahr] warnte, in der sie leben, und wie sorglich sie sterber werden, dessen spotten sie und sprechen: Es ist eines Begharden Rede es sind das die neuen Geister! Dieß thun sie denen, die ungern ihrer erbärmlichen Schaden sehen und die sie davon auf die rechte Straß weisen möchten, so daß Juden und Heiden niemals die Christen alse verspotteten und verschmähten. Wisset, bleiben sie hierin ohne Rem und Erkenntniß ihres Gebrechens, so kommen sie vor das Antlit Gottes nimmermehr. Sie sprechen: sie wollten ungern Uebels thun Dünket dich aber, daß das wohl gethan sey? Du gibst die schnöde auswendige Murmelweise Gott mit deinen thierlichen Sinnen, wi [dein] Lesen und Beten, auswendig, mit dem Munde, deine Guns aber, deine Liebe und deine Meinung, darum er den Tod erlitten bat gibst du mit deinem freyen Willen den Creaturen. Dafür gibt e dir nicht drey Bohnen. Dieß sind die Schafe, die er in der Wüste ließ, daran wenig Frucht ist. Wisset aber, es sey denn, daß dir Goh die Gnade gönne, daß dir wird Reue an deinem Ende (was dec mißlich ist), daß du [noch] behalten wirst, so mußt du doch unmäßiges Fegfeuer leiden, gebacken und gebraten werden, vielleicht bis an den jüngsten Tag. Und so du dieß alles leidest, so wirst du vielleicht unaussprechlich fern von den sonderlichen Freunden Gottes in einem Winkel seyn. Dieß sind Sünder, doch halten sie sich nicht dafür. Sie nahen sich also mit auswendigem Leben und mit ihrer auswendigen Unschuld unserm Herrn, ihr Herz aber, ihr Grund und ihre Liebe ist ihm fremd und fern.

Die vierten Sünder sind selige und liebliche Sünder. Es mag wohl seyn, daß sie tiefer gefallen sind, denn alle jene Menschen, in manche schwere, große Todsünde; da achte ich aber nun nicht darauf,

wie viel oder wie groß die sind, denn diese nahen sich unserm Herrn von Grund, und thun oder haben einen wahren, gründlichen Abkehr von alle dem gethan, was Gott nicht lauter und bloß ist oder da er nicht innen scheinet und haben ihr Herz und ihre Gunst zu Gott gekehrt, in solcher Weise, daß sie ihn vor allen Dingen lieben und meinen, daß sie sich ihm lassen, von außen und von innen, so daß, was er will, das alles seyn soll. Von dieser Menschen Sünden will Gott nimmer keine Rechnung haben, er will auch ihre Sünden nicht wissen; sie haben sich gänzlich davon gekehrt, so hat sich auch Gott davon gekehret. Wollen sie von ihnen nicht mehr wissen, so will auch Gott nicht mehr von ihnen wissen. Nun, wie ist die Weise, die hiezu gehört? Diese ist, so der Mensch in sich in der Wahrheit findet, ohne alle Glosse, daß er von Grund seines Herzens Gott allein meine lieb zu haben und niemand anders sonst, und meine und begehre ihn vor allen Dingen allein und über alle Dinge blößlich zu lieben und ibn meine in allen seinen Werken. Da findet er denn auch in sich einen guten wohlbereiteten Willen, daß er zu allem, wovon er wüßte, daß es Gott von ihm haben wollte, es wäre, was es wäre, ganz bereit sey es zu thun oder zu lassen, und meine, welchen Weg ihn Gott ziehen oder führen will, es sey durch Mittel oder ohne Mittel, daß er dem gerne folgen wolle, lediglich und abgeschieden, wie es Gott will und in welcherley Weise er will.

Das Evangelium spricht: daß er [der Herr] das verlorenr Schaf suchte. Nun, wie soll man dieß Suchen verstehen? Gott sucht und will haben einen demüthigen, sanftmüthigen und armen Menschen, einen lautern und gelassenen Menschen, einen der gleich [im Gleichgewicht, in Ruhe] ist; doch ist das nicht also zu verstehen, daß man niedersize und den Mantel über das Haupt schlage. Du sollst [dich)] von Gott also suchen lassen, daß du so viel gedrückt und vernichtet werdest, bis du Demuth in allen Weisen lernest, woher [von wem und durch wen] das komme. Wer ein Ding sucht, das er verloren hat, das sucht er nicht an einem Ende, er sucht es an manchen Enden, da und dort, so lange bis er es findet. Also muß dich Gott in mancherley Weise suchen. Lasse dich nur in allen Weisen und Zu fallen finden, die auf dich fallen; wo es herkomme und durch wen es wolle, in welcher Schmach oder Niederkeit, das nimm nicht anders, denn von Gott, der sucht dich. Er will einen sanftmüthigen Menschen haben; so lasse dich denn so oft und so viel angeworfen werden, daß du in dem Leiden so wohl getreten wirst, daß du Sanftmuth darinnen lernest. Gott will einen armen Menschen haben; lasse dich also finden, wolle man dir nun nehmen das Gut oder den Freund oder den Schah, woran du klebest. Lug, daß du deinen Grund bloß

und arm mögest Gott überantworten; Gott sucht dich, lasse dich da finden. Er will einen lautern Menschen haben; den sucht er mit vieler Widerwärtigkeit, bis daß er geläutert und verklärt wird. Gott sucht dich in allem dem, was auf dich fällt und fallen mag, von wannen es herkomme oder fließe oder durch wen es komme, es sey Feind oder Freund, es thue es dir deine Mutter oder deine Schwester. Nicht nimm, es [als] von den Menschen, sondern allein lauter und bloß [als] von Gott und lasse dich Gott da suchen.

Lieben Kinder, hätte einer eine Wunde, darin etwas Faules und Böses wüchse, er ließe sich schneiden und behandeln gräulich, wohl an viel Enden, daß ihm nicht andere große Pein würde; er würde seiner nicht schonen, damit nur das Böse heraus käme und er also genäse. Lieben Kinder, also möget ihr auch lieber die Anfälle leiden in dem, worin euch Gott sucht, darum, daß der Grund zumal gesund und heil werde ewiglich. Wenn unversehenes Leiden auf euch fällt, es sey von innen oder von außen, so sprechet in euerem Gemüth: Sey willkommen, mein lieber getreuer Freund, hier hätte ich mich deiner nicht versehen noch deiner gewartet. Neige dich demüthig dagegen. Wisse, Gott sucht dich in allen Dingen; er will dich einen gelassenen Menschen haben. Gott suchet nicht große Pferde noch starke Ochsen, nicht solche Menschen, die von großer, besonderer Uebung sind. Er sucht auch nicht, die von großen, auswendigen Werken sind; er sucht allein demüthige, sanftmüthige, das ist, kleine, gelassene Menschen, die sich Gott suchen lassen, und die, wo man sie sucht, man als Schafe findet.

Willst du dieß Schäflein werden und seyn, so seße dich in einen wahren, gleichen Frieden, alles dessen, was auf dich fallen mag, in welcher Weise es sey. So du das Deine thust, so sey du ohne Sorge, wie alle Dinge kommen; bleibe in Frieden, empfiehl alle Dinge Gott dem Herrn und lasse dich ihm zumal in allen deinen Gebrechen nach himmlischer Weise, das ist, in einem Abkehr und in einem Mißfallen, da mag es nicht zu viel seyn, [nur] aber nicht in vernünftiger und auch nicht in sinnlicher Weise; das wäre ein großes Hinderniß. Also halte dich aller Dinge in Friede, auch in den Gaben Gottes. Er gebe dir, er nehme dir: bleibe in allem gleich, so wirst du ein gelassener Mensch, daß du alle Dinge von Gott gleich nimmst, Liebe und Leid, Sauer und Süß, in einem wahren vollkommenen Frieden.

Kinder, dieß ist das minnigliche Schäflein, das der Herr gesucht und gefunden hat, nicht aber die hochherzigen Schafe, die sich vor andern Menschen dünken und sprechen: Wir sind die, die es erfochten haben, und sind da und dort gewesen, was [aber] seyd ihr? wer ist der? was kann er? wer ist sie? und dergleichen Worte, und sizen und schlagen um sich, wie die ungezähmten Pferde. Ach, Kinder, hütet

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »