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hernieder fallen. Sehet, also war es vordem nicht; darum bedürfen die Menschen großen und kräftigen Enthaltens [einer Stüße), daß sie vor diesem sorglichen Fall behütet werden. Wähnet nicht, daß man das thun soll, besondere Vollkommenheit zu erreichen, sondern es ist uns noth um der menschlichen Schwäche willen (der Sieche bedarf des Arztes wohl, dessen der Gesunde nicht bedarf), daß man mit dieser Hülfe behütet werde und bewahrt vor diesem sorglichen Fall, der nun unter vielen geistlichen Personen herrschet.

Darum soll Niemand von diesen sprechen, ob sie nicht große Vollkommenheit haben oder große Werke thun? Es ist genug, daß sie ihren heiligen Orden halten so viel sie können, und daß sie das zu thun meinen [den Willen haben], was sie aber nicht vermögen, daß sie das mit Urlaub lassen. Man bedarf auch dazu keiner großen Vernunft. Es ist zumal genug, daß sie gerne wohl und recht thäten, und daß ihnen die Augen also weit aufgethan werden, daß sie sich vor jenem großen schreckbaren Schaden hüten wollen, und daß ihnen diese ferner offen bleiben. Darum sollen unsere jüngsten Schwestern zu unsers Herrn Frohnleichnam fleißigst und gerne gehen. Ich will unsere lieben alten Schwestern auch entschuldigen und verantworten; die sind dahin gegangen in großer Heiligkeit, in den Zeiten, da es [noch] nicht so übel um die Creaturen stand, wie nun, und haben den Orden in großer Strenge gehalten und die Geseze geminnet und gemeinet. So hielten sie auch gerne die guten alten Weisen, alle vierzehn Tage hinzuzugehen. Ihre große Vollkommenheit und Heilig keit, die genügte auch da gar wohl, weil es besser stand, denn es jeßo stehet, und war [der seltenere Gebrauch des Sakramentes] unschädlicher der verdorbenen Natur, was jetzt nicht taugen würde bey den jungen Leuten, weil diese nun mehr Neiglichkeit haben, als man dazumal hatte. Darum bedarf man nun viel mehr Hülfe, denn damals, und ohne sonderlichen Enthalt [Stüße] kann man nicht bestehen in den obersten guten Weisen. Es sinkt nun alles in den Grund der thie rischen Lüste nach sinnlicher Vergnügungen. *)

Darum, lieben Schwestern, ich heische von euch keine große Vollkom menheit und Heiligkeit, als daß ihr Minne habet zu euerem heiligen Orden, und die minniglichen Gesetze zu halten meinet, so weit ihr könnet, und euer Schweigen gern an allen Stätten haltet, wo es ge boten ist, und allermeist über Tisch und in dem Chor; daß ihr euch gerne hütet vor aller Menschen Heimlichkeit [Vertraulichkeit), die euch Gott fremd machen. Die alten lassen es aus Heiligkeit, diese aber

*) Die Pergamenthandschrift, wie auch die Ausgabe von 1498 läßt hier och weiter fel gen: und ouch niht si der bewisunge der die die wise furent, die also jung sint und also frang und desselben leders sint so diese fint."

[sollen es] thun wegen ihrer Schwachheit. Gewiß, thut ihr das mit aller Andacht, so wird euch Gott heimlich, und ihr werdet dann auch fliehen alle Landern] Ursachen [Gelegenheiten], die euch diesen Schaden des Herzens bringen. Wisset, daß unerträgliches Leiden auf etliche Klöster gefallen ist, und wenn sie diese Uebung so fleißig nicht vorge übt hätten, so möchten sie zunichte geworden seyn.

Lieben Kinder, ob ihr auch nicht Süßigkeit empfindet, deß erschrecket nicht. So der Mensch das Seine thut und er von innen verlassen ist, das gehet über alles Schmecken und Empfinden, das man haben mag. Dieß Eittere Elend trägt den Menschen näher in den Grund lebendiger Wahrheit, denn alle Empfindlichkeit. Unser Herr sprach: Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen? Und auf dem Berge Oliveti: Herr, dein Wille, nicht der meine! Kinder, fürchtet euch nicht! Unser Herr sprach: Die mir nachfolgen wollen, die heben auf ihr Kreuz und folgen mir. Kinder, dieß Kreuz ist der gekreuzigte Christus, der soll und muß geboren werden in allen Kräften, in Vernunft, Willen und im äußern Menschen, in den Sinnen, und besonders in den vier [Kräften], deren eine ist die auswendige Gelustlichkeit; in diesen muß das Kreuz geboren werden. St. Paulus spricht: Die Gottes sind, die haben ihr Fleisch gekreuziget mit allen seinen Lüsten, die müssen gezähmt und aufgehalten [zurückgehalten] werden. Das andere ist die zürnende Kraft, daß man sich in allen Dingen lassen könne, und einem allewege dünke, daß ein Anderer mehr Recht habe, denn er, und daß man nicht streitig und kibig [zänkisch] sey, sondern lerne sich lassen und still seyn und gutlich, wo [auch] der Wind herwehe. Es size etwa ein Mensch allein oder in einer Versammlung, und da sizen etliche, die klaffen und schweigen selten, liebes Kind, dabey soulst du lernen dich lassen und leiden und dich kehren zu dir selbst. Wenn ein Mensch eine Kunst soll können, [wie könnte das geschehen], wenn er sie nicht lernen wollte? Sollte ein Mensch ein Schirmer [Fechter] werden, und wollte es nicht lernen, er könnte großen Schaden haben, wo er das Werk ohne die Kunst üben wollte. Also in aller Widerwärtigkeit soll man lernen streiten. Die andern zwey Kräfte, in denen das edle Kreuz geboren werden soll, sind subtil, das ist die Vernunft, und inwendig die Lüste des Geistes, und also kurz gesagt, in dem inwendigen und auswendigen Menschen soll der allerminniglichste Christus in uns und aus uns geboren werden.

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So werden wir wieder in ihm geboren, als die Frucht seines Geistes, wie geschrieben stehet: Ihr sollt seyn wie neugeborne Kinder. Lieben Kinder, lebet ihr also, so habt ihr alle Tage Kirchweihe in euch, und euch werden alle euere Sünden vergeben in dieser Geburt

des heiligen Kreuzes. Daß wir dem minniglichen Kreuze, daß Christus ist, also anhangen, daß er ohne Unterlaß in uns neu geboren werde, deß helfe uns Gott. Amen.

129. Auf des heiligen Kreuzes Erhebung. Die andere Predigt.

Wie Christus alle Dinge nach sich zieht, das ist, wie er den Menschen nach allen seinen Kräften, inwendig und auswendig, durch mancherley Leiden und Zufall bereitet, damit er mit seinem Gemüthe zulezt in die Verborgenheit des göttlichen Abgrundes tomme; und wie etliche Menschen so kaum dazu kommen, diesem Zuge zu folgen. Ego si exaltatus fuero a terra, etc. Joh. XII. v. 32.*)

Es ist heute der Tag der Erhebung des heiligen Kreuzes, dessen

Würdigkeit nicht auszusprechen ist, an dem alle Ehre liegt, die man in Zeit und Ewigkeit erdenken mag; denn man meinet ja mit diesem den, der daran starb. Darum nehmen geistliche Personen das Kreuz über sich, und heben an zu fasten nach der Regel, und das ist ein würdiges Ding allen denen, die es vermögen [ertragen können).

Nun begehet man (festlich die Erinnerung daran], wie ein ChristenKönig dem heidnischen Könige das heilige Kreuz nahm und es mit allen Ehren und Würdigkeit, die seine Herrschaft leisten mochte, nach seiner Würde, doch nicht nach des heiligen Kreuzes Ehre, gen Jeru salem führen wollte. Da er gegen die Pforte kam, da schloß sich die Pforte zu mit einer dicken starken Mauer und ein Engel stand auf der Mauer und sprach: Du kommest hergeritten in großer Herr lichkeit mit dem Kreuze, und der daran starb, ward mit großer Schmach) und Schande hinausgetrieben, und trug es auf seinem Rücken und baarfuß. Der Kaiser fiel bald von seinem Rosse und zog seine Klei: der ab bis auf sein Hemd, und nahm das heilige Kreuz auf seinen Rücken, und die Pforte that sich auf, und er trug es in die Stadt, und da geschahen wunderlich viele Zeichen an allerley Siechen, Lahmen und Blinden.

Unser Herr sprach: Wenn ich erhoben werde, so ziehe ich alle Dinge nach mir. Der Mensch ist alle Dine, wie St. Gregorius spricht, denn er hat Gleichheit mit allen Dingen. Der Menschen fin det man wohl, die das Kreuz finden, und die an das Kreuz gezogen werden von Gott mit mancherley Leiden und Uebung, daß sie Gott also zu sich ziehe; aber dieß Leiden muß nicht allein gefunden werden, wie man heute von diesem heiligen Kreuz begehet, sondern auch auf gehoben. Nähme der Mensch seiner selbst oft wahr und kehrte sich zu sich selbst, so fände er das Kreuz noch zwanzigmal des Tages, mit

*) Serm. LXXVIII. 1498. f. 240; 1508. f. 191; 1521. f. 151; 1523. f. 132; 1543. f. 248; 1565. f. 194; 1548. p. 398; 1552. p. 507; 1621. II. 148; Arudt p. 348. Nach der Pergamenthandschrift bearbeitet.

manchem peinlichen Einfall und Vorfall, womit er gekreuziget würde, wäre er bei sich selbst; aber er erhebet es nicht und thut dem Dinge gar unrecht. Man sollte alle Bürden des Kreuzes auferheben in Gott und williglich nehmen für sein Kreuz, es wäre auswendig oder inwendig, leiblich ober geistlich. Also würde der Mensch in Gott gezogen, der ja alle Dinge nach sich ziehen will, wie er spricht, wenn er erhoben würde.

Nun findet man Menschen, die dieß Kreuz wohl auswendig_tragen mit guter auswendiger Uebung; sie tragen die Bürden eines Ordens, Singen, Lesen, zu Chor und zum Refectorium Gehen, und thun unserm Herrn also einen schmalen Dienst mit ihrem äußern Menschen. Wähnet ihr, lieben Kinder, daß euch Gott allein darum gemacht habe, daß ihr seine Vögel seyet? Er wollte auch seine besondern Bräute und Freunde an euch haben. Nun, diese tragen das Kreuz auswendig, aber mit allem Fleiß hüten sie sich, daß es nicht in sie komme und suchen Kurzweil, wo sie können. Diese tragen das Kreuz nicht mit unserm Herrn, sondern mit dem Simon, der dazu gezwungen ward. Aber es ist doch dieses Tragen sehr gut: es behütet sie wohl vor mancher Untugend und Leichtfertigkeit, und nimmt ihnen ab ein gräuliches Fegfeuer, vielleicht gar eine ewige Hölle.

Nun spricht unser lieber Herr: er wolle alle Dinge nach sich ziehen. Wer die Dinge will ziehen, der sammelt sie zuerst, und dann zieht er sie. Also thut unser Herr: er sammelt den Menschen zuerst von all seinem Auslaufen und Zerstreuung seiner Sinne, Kräfte, Worte und Werke, und von innen seiner Gedanken, seiner M inung, seiner Einbildung, seiner Begehrung, seiner Lust und seines Verständ: nisses, seines Willens und seiner Minne; dann aber, wenn das wohl gesammelt ist, so zieht Gott den Menschen nach sich; denn es muß alles ab, woran du klebst, inwendig und auswendig, alles das Vergnügen. Dieß Abziehen wird ein schweres Kreuz, und so viel schwerer, als das Ankleben härter und stärker war; denn alle Lust und Liebe, die du zu den Creaturen hast, sie scheine oder heiße, wie heilig oder wie göttlich oder wie sie dich dünke, es muß alles ab, sollst du anders immer recht erhöhet und in Gott gezogen werden.

Dieß ist der erste und niederste Grad — in dem äußeren Menschen. Soll man aber das Kreuz in dem inwendigen Menschen erheben, so ist es noth, daß er [auch] von aller inwendigen Lust gezogen werde, von aller seiner Ankleblichkeit der Lust des Geistes, auch derjenigen, die von den Tugenden kommt. Die Meister disputiren [wollen er: weisen] in den Schulen, man solle keiner Tugend gebrauchen [genießen], sondern man solle sie fruchtbar nüßen und soll Gottes allein gebrauchen. Diese Dinge können nicht wohl ohne Lust seyn, aber es soll seyn ohne

Eigenschaft. Kinder, was meinet ihr, daß Lust oder Vergnügen sey? Etwa dieses, daß der Mensch wohl könne fasten, wachen, beten, den Orden tragen? Diese Lust wollte unser Herr mit nichten, daß ich dem Orden recht thun [genügen] könne. Warum meinet ihr nun, daß dieß Gott gestattet, daß es dir selten einen Tag oder Nacht gehet, wie die andere, und was dir heute sehr zur Andacht half, mergen oder heute dir nichts hilft, und daß du viele Bilde und Einfälle hast, und wird nichts daraus? Liebes Kind, dieses Kreuz nimm von Gott und leide dich; das wird ein minnigliches Kreuz, kannst du anders es Gott auftragen und von ihm in rechter Gelassenheit es nehmen und dafür Gott danken: Meine Seele macht groß den Herrn in allen Dingen, er nehme, er gebe.

Des Menschen Sohn soll erhöht werden an dem Kreuze. [Gar manche] unserer Kinder sind gar lauter in ihren Gründen, aber sie sind zu kleberig [anhänglich] und wollen gerne empfinden und schmecken und vernünftiges Erkennen haben. Liebes Kind, laß dich, befleißige dich rechter Gelassenheit und erschrick mehr vor den Dingen, erkenne dich unwürdig der Dinge und liebe mehr das Kreuz der Bekorungen (Anfechtungen], als die Blüthe der Süßigkeit, denn der Mensch muß immer ein Kreuz haben. Es war noth, daß Christus litt und kam in seine Glorie. Was dir entgegenläuft in deiner Inwendigkeit, Leuchten oder Schmecken, deß unterwinde dich nicht, frage auch nicht, was es sen, sondern fall auf dein Nichts, und auf nichts sonst. Unser Herr sprach: Wer zu mir kommen will, der nehme sein Kreuz und folge mir. Nicht mit Wohlseyn, sondern mit dem Kreuz folget man Gott. Es sprach St. Andreas: Ich grüße dich, allerminnigliches Kreuz, das ich von allem meinem Herzen lange begehrt habe; nimm mich von den Menschen und gib mich wieder meinem Meister. Dieß soll nicht an einem Tage yn und am andern nicht, es soll ohne Unterlaß seyn allezeit, daß du deiner selbst wahrnehmest in allen Dingen. Du sollst auch deine Sünden und deine Gebrechen zählen; und ob du des Tages zu siebenzigmal fallest, so oft sollst du wiederkehren. Komm zu Gott und dringe dich wieder in Gott so geschwinde, daß dir die Sünde zumal entfalle, ehe du damit zu der Beichte kommest, daß du sie nicht wissest zu sagen. Es soll dich das [dein vielfältiges Sündigen] nicht entsetzen; es ist dir nicht aufgefallen zum Schaden, sondern zu einer Erkenntniß deines Nichts und zu einer Verschmähung deiner selbst, mit einer Gelassen heit, nicht mit einer Schwermuth, wenn anders der Mensch in sich findet, daß er einen guten, bereiten Willen zu Gott hat. Der Mensch ist ja nicht ohne Sünde, wie unsere liebe Frau war; so sey denn zu frieden aller dieser Leiden und dieses Kreuzes. St. Paulus spricht: Alle, die Gott lieben, denen kommen alle Dinge zu gut, auch die

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