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Sünde, wie die Glosse spricht. Schweige und fliehe zu Gott und siehe auf dein Nichts, bleibe innen und laufe nicht zuhand damit zu dem Beichtiger. St. Matthäus, unberichtet und unbereitet, folgete Gott; und so du dich in Gebrechen findest, so mache das Kreuz nicht zu groß in den auswendigen Sinnen. Lasse es die Wahrheit selber machen, und sey getreu in Ruhe, denn nichts ist verdammlich, außer die sich mit Muthwillen zu den vergänglichen Creaturen kehren, vielmehr ist denen alles eine Uebung, die Gott gerne minneten und meineten. Doch warne ich euch in Treue: send ihr mit den Creaturen be sessen williglich und gebet ihr Ursache [Gelegenheit] dazu, das ist wahr, lich eure Verdammniß, und wenn euch [auch] Gott wahre Reue darum gibt, was gar mißlich ist, so müsset ihr [doch] gräuliches Fegfeuer darum leiden. Wenn ihr das also wüßtet, ihr möchtet davon ver dorren; und ginget ihr damit zu unseres Herrn Leichnam, so thätet ihr recht, als ob ihr ein zartes junges Kind nähmet und trätet das in einen unreinen Pfuhl. Dieß thut man dem lebendigen Gottes Sohn, der sich aus Liebe zu uns hingegeben hat. So thut ihr auch die Beichte, wollet euch aber doch vor der Ursache der Sünde nicht hüten. Davon löset euch der Papst mit allen seinen Cardinälen nicht ab; denn da ist keine Reue, und ihr werdet dann wahrlich schuldig an dem Leichnam unseres Herrn.

Unser Herr spricht: Willst du mir folgen, so verzichte auf dich, verläugne dich selbst, und nimm dein Kreuz. Dieß Verläugnen und dieß Kreuz wird manchem Gottes-Freunde vorgehalten und er darauf getrieben, daß man ihm nicht zu sagen braucht, wie gründlich man sich lassen müsse und sich selbst verläugnen in allen Weisen, wo man sich finden mag. Was nichts kostet, das gilt auch nichts; wer kärglich säet, der wird auch kärglich schneiden, und wie du ausmissest, so misset man dir wieder ein. Liebe Kinder, was soll aber alles, das man euch hievon sagen mag, die ihr eure alte Weise und Gewohnheit nicht lassen wollet und klebet auswendig an eurem Wirken mit den Sinnen? Du mußt dich lassen, und ersterben deiner selbst zu Grunde. Er sprach ja: du sollst mir nachfolgen und: der Knecht gehet seinem Herrn nach, nicht vor. Auch [geht es] nicht nach des Knechtes Willen, sondern nach des Herrn Willen. Wir brauchten auch nicht mehr Lehre, denn daß wir sehen, wie Diener und Dirnen so wenig ihren Willen mögen haben, sondern all ihr Fleiß und ihre Macht gehet nach ihres Herrn Willen und Dienst in aller Weise. Kind, das Weißenkorn, das muß sterben, soll es anders seine Frucht bringen; so mußt du auch deines eigenen Willens zu Grunde sterben. Der Mensch sollte also auch gar seiner selbst und seines Willens ausgehen, und wenn er sich Gott von innen gibt, so sollte er recht seyn, als ob er nie Willen

Taulers Predigten, III. Band.

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hätte gewonnen. Eine Jungfrau stand in dem Chor und sang und sprach: Herr, diese Zeit ist mein und dein, so ich mich aber einkehre, so ist die Zeit dein und nicht mein.

Soll sich der Mensch Gott geben, so muß er sich in eine grund: lose Willenlosigkeit von allem geben; denn der Mensch ist recht, als ob er drey Menschen sey: sein thierischer Mensch, wie er nach den Sinnen ist, dann sein vernünftiger Mensch und endlich sein oberster Gott förmiger, Gott-gebildeter Mensch. In diesen obersten, inwendigen Menschen soll sich der Mensch kehren und mit dem legen vor den göttlichen Abgrund, und seiner selbst ausgehen und sich ihm gefangen geben. Die zwey niedersten Wege und Menschen soll er übertreten und unterdrücken. In diesem Sinne spricht St. Bernhard, daß man den thierischen Menschen mit seiner sinnlichen Lust abziehen solle von den Dingen, die er mit Liebe besessen hat. Welch ein hartes Kreuz das ist, das wisset ihr wohl. Eben so schwer und nicht minder, spricht er, ist es, den auswendigen Menschen zu ziehen in den inwendigen Menschen, und von den bildlichen und gesichtlichen Dingen in die unsichtlichen, das ist, in den Grund, wie St. Augustinus dafür hält. Alle die Auffälle und die Kreuze, die in die niedersten zwey Menschen fallen, von denen ihn dünket, daß sie ihn oft von dieser Einkehr ziehen und hindern, die nehme der Mensch für sein Kreuz, und befehle die Auffälle Gott; sie seien von den Sinnen oder von der Vernunft, die lasse er alle und befehle sie den niedersten Kräften. Mit aller Kraft aber erhebe er sich darüber in seine obersten, wie Abraham den Esel und den Knecht danieden an dem Berge ließ, da er Gott opfern sollte, und allein ging auf die Höhe des Berges mit seinem Sohne. Ebenso laß den thierischen Menschen, der wohl ein Esel ist, und den Knecht, der da ist die natürliche Vernunft, weil sie dazu gedienet hat und den Menschen leitet an den Berg dieses Aufganges. Da soll sie bleiben, da unten aber lasse diese beyden, und gehe allein hinauf mit dem Sohne, das ist, mit dem Gemüthe, in das Allerheiligste, und ihue da dein Opfer. Gib dich zumal auf und gehe da ein und verberge dein verborgenes Gemüth in die Verborgenheit des göttlichen Abgrundes, wie der Prophet spricht in dem Psalter: Herr, du wirst sie verbergen in die Verborgenheit deines Antliges. In der Verborgenheit wird der geschaffene Geist wieder getragen in seine Ungeschaffenheit, wo er ewiglich gewesen ist, Gott in Gott, und doch an sich selber Creatur und geschaffen; in Gott dagegen, weil sich in ihm dieser Grund findet, find alle Dinge Gott. So der Mensch hierein kommt, spricht Proklus, was dann auf den äußeren Menschen fallen mag, Leiden, Armuth und was das sey, das achtet er nicht, wie der Prophet spricht: Du wirst sie verbergen vor der Betrübniß der Menschen. Diese folgen

unserm Herrn, wie auch unser Herr anderswo spricht: Ich bin in dem Vater, und er ist in mir, und ich in euch, und ihr in mir. Daß wir nun alle von unserm Herrn gezogen werden, wie er sich alle Dinge wollte nachziehen, und wir das Kreuz also erheben, daß wir durch das heilige Kreuz gerathen müssen in den wahren Grund, der uns vorgegangen, an dem Kreuze für uns gestorben ist, deß helfe uns Gott. Amen.

130. Auf des heiligen Kreuzes Erhebung. Die dritte Predigt.

Sie beschreibet ein geistliches leidenhaftes Kreuz durch vier Tugenden, göttliche Liebe nämlich für das Obertheil, gelassene Liebe für die linke Seite, inwendige Lauterfeit für die rechte Seite, und willigen Gehorsam für das Untertheil. Mit vielen guten Bescheiden und Unterrichtungen, auch für die, so sich für kranke und schuldige Sünder achten.

Quasi Cedrus exaltata sum in Libano, et quasi Cypressus in monte Sion. Ecclesiast. XXIV. v. 14.*)

Man begehet heute den Tag des ehrwürdigen Kreuzes, wie es er

hoben ward, dessen Ehrwürdigkeit Niemand vollkommen aussprechen noch gedenken kann. Man mag hievon sprechen, was in der Weisheit Buch geschrieben stehet: Ich bin erhaben wie ein Cedernbaum auf dem Libanon, und wie die Cypresse auf dem Berge Sion.

Auf dem Berge Libanon wächst der Weihrauch, durch den be deutet ist ein geistliches göttliches Opfer, daß wir nämlich allezeit Gott. ein sonderliches Opfer seyn sollen. Mit dem Rauch des Cedernbaumes wird alle Bergiftung der Schlange vertrieben, des Teufels mit allen seinen Listen. Und ich bin erhöhet, wie die Cypresse an dem Berge Sion. Die Cypresse ist der Art, daß wenn ein Mensch die Speise nicht behalten kann, sie bei ihm bleibt, wenn er dieß Holz genießt. Ebenso wer das Kreuz unseres Herrn wohl in sich nimmt und fasset, dem bleibt die edle Speise des Wortes Gottes, das die lieben Heiligen und Propheten gesprochen haben, so daß alles das Wort Gottes unverloren [und ohne zu verderben] in dem Menschen bleibt, der dieß in sich nimmt und daß es ihm wohl bekommt. Es hat aber auch einen edlen Geruch, der anzieht und stärket. Ebenso gibt das Holz des Kreuzes auch Geruch über alle Süßigkeit und ziehet das Herz ihm nach, wie unser Herr sprach: Ist es, daß ich`erhoben werde, so ziehe ich alle Dinge mir nach. Gleichwie er ziehet durch das Kreuz, zu dem er sollte erhoben werden, so sollte er [auch] alle Menschen ziehen mit Demuth, mit Geduld und mit Minne. Wie er hat gelitten, also sollen wir ihm auch nachfolgen nach unserm

*) Serm. LXXIX. 1498. f. 243; 1508. f. 193; 1521. f. 153; 1523. f. 133; 1543. f. 250; 1565 f 196; 1548. p. 401; 1552. p. 511; 1621. II. 154; Arndt p. 352. Nach der Bergamenthandschrift bearbeitet.

Vermögen, daß wir geistlich mit ihm gefangen, gebunden und ver urtheilt werden.

Unser Herr Christus kam entblößt an das heilige Kreuz, daß ibm nicht ein Fädelein an seinem Leibe blieb, und seine Kleider wurden vor seinen Augen verspielet. Nun weiß ich, so wahr Gott lebt: sollst du immer zu deinem Besten kommen, so mußt du also alles dessen bloß werden, das Gott nicht ist, daß du nicht einen Faden bebaltest, es muß das verspielt und vernichtet und von andern Menschen für ein Gespötte und eine Thorheit und Raserey geachtet werden. Unser Herr sprach: Wer zu mir kommen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach, und zu dem Jüngling sprach er: Willst du vollkommen werden, so verkaufe all deine Habe und hebe auf dein Kreuz und folge mir. Er soll dieß Kreuz aufheben. Es stehet ge= schrieben in ́der Apokalypse, daß große unsägliche Plagen kommen sollen, die nicht viel minder sind, denn der jüngste Tag, wiewohl er es doch nicht ist; die Zeit aber der Geschichte ist aus [herum], von der diese Prophezeyung gilt, und wir warten [ihrer Erfüllung] alle Tage und alle Jahre und alle Stunde. Wisset aber, wenn diese Plagen kommen, so kann überall Niemand genesen, denn diejenigen, welche dieß Kreuz auf sich haben. Da unser Herr Urlaub gab dem Engel, zu schlagen und zu verderben alles, was auf Erden war, da sprach er: Du sollst Niemandes schonen, denn die das Tau [T] an der Stirne tragen, welches das Kreuz bedeutet. Wer das Kreuz nicht in sich und vor sich hat, dessen wird nicht geschont. Unter dem Kreuz versteht man aber Pein. Gott hieß den Engel nicht schonen den Menschen, von großer Vernunft, noch der Schauenden, noch der Leute von wirkendem Leben, sondern allein: des leidenden Menschen. Er sprach nicht: Wer mir will fol gen oder wer zu mir kommen will, der folge mir mit Schauen nach, sondern mit Leiden.

Nun will ich ein wenig sprechen von dem Kreuz. Wer das Kreuz auf sich nimmt, der wird der allerbeste Mensch auf Erden, und dem selben Menschen kann nimmer eine Plage schaden; er kommt auch nimmer in ein Fegfeuer, und es ist auch keine große Pein darin [in dem Kreuzel. Es ist aber leider dazu gekommen, daß Niemanden mehr dünket, Pein aushalten zu können. Die Leute sind krank [schwach], und leider, der Fleiß und der Ernst, der ehedem war, der ist erkaltet und erloschen, und will sich Niemand nichts mehr sauer werden lassen. Könnten wir eine Weise finden, die Niemand wehe thäte, die dürften wir fürbringen [an den Tag geben]; die würde man wohl achten oder befolgen. Jeder minnet [jegt nur] sich selber.

Es ist das Kreuz nicht Fasten noch Wachen noch hart Liegen noch Bittfahrten thun, noch große Almosen geben, noch arm seyn, noch sonst

sonst so etwas. Es dienet wohl alles dazu, Beten, Fasten, Wachen und alle [vorbenannten] Dinge, und thu du eines jeglichen so viel, als es dir dazu dienen kann und dich fördern. Es ist auch Niemand zu krank noch zu alt noch zu tump [ungeschickt), daß er das edle Kreuz nicht könnte auf sich nehmen.

Das Kreuz ist von vier Hölzern gemacht, eines oben, eines unten und zwey seitwärts. Das oberste Ende ist die wahre göttliche Minne, der linke Arm aber ist tiefe Demuth; der wird angenagelt mit Unachtsamkeit [Verläugnung] seiner selbst und aller Dinge, die einem zufallen mögen, was mehr ist, denn Verschmähung, die noch etwas Hoffart in sich hat. Der andere Arm des Kreuzes soll seyn rechte, inwendige, wahre Lauterkeit, die an das Kreuz geschlagen wird mit einem willigen Mangel alles dessen, was die Lauterkeit beflecken oder vermengen oder verdüstern kann, inwendig oder auswendig, es sey, was es sey. Die Füße, damit ist gemeinet wahrer, vollkommener Gehorsam; die werden angenagelt mit wahrer, williger Gelassenheit alles dessen, worin du dich und das Deine hast, es sey, was es sey; worinnen du dich findest, da lasse dich zuhand. Die Hölzer des Kreuzes werden aber mitten zusammengeschlagen mit: Fiat voluntas tua, das ist, daß gefügt wird ein Holz in das andere, ein wahrer und ein vollkommener Ausgang deines Willens, ein wahrer Ausgang und ein vollkommenes Verzichten.

Nun merket zuerst von der linken Hand, die da die Demuth bedeutet. Unter dieser sollen wir verstehen, wie St. Augustinus spricht, den Menschen, der da wandelt in der rechten Demuth und der da sicher behalten wird in der Pein. Wisset, der Mensch muß gar zunichte werden in seinem [eigenen] Gemüthe und dazu in aller Menschen Augen. Er muß ganz bloß ausgezogen werden von allem Aufenthalt [Anhalt] und von allem, was er ist oder hat, und es muß dieses vor seinen Augen verspielt werden, wie unserm Herrn geschah, das ist, du mußt gar verspottet und verz schmähet werden. Dazu soll dein Leben also verachtet und als eine Albernheit angesehen werden, daß alle, die bey dir sind, dich ver: schmähen sollen, und vor deinem Angesicht sollen sie es für eine Irrung oder eine Kezerey achten, und harten Haß darauf werfen, und wenn du dieß weißt und siehest, sollst du es verschmähen, irgend etwas darüber zu reden oder dagegen zu sprechen, [als etwa]: Er ist ein solcher Mensch oder er thut mir doch hierin Unrecht. Du sollst [vielmehr bey dir] gedenken: Ach, ich bin dessen nicht würdig, daß mich so ein edler Mensch verschmähe, und sollst dich dagegen neigen und es für nichts achten. Die rechte Hand, das ist, rechte Lauterkeit, die wird angeschlagen mit einem willigen Darben aller Dinge, die Gott nicht sind, und was da die Lauterkeit beflecken mag, aller Lust der Sinne. Die Füße, das ist wahrer Gehorsam, daß man der Meisterschaft (der

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