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Obrigkeit] gehorsam sey und der heiligen Kirche. Die werden angeschlagen mit Gelassenheit, daß man sich williglich könne lassen in allen Dingen. Das Mitteltheil ist ein freyer Ausgang deines Willens, ein wahrer Ausgang, wie große Pein Gott oder die Menschen auf dich legen, daß du das willig leidest und dich freuest und dich neigest gegen das Kreuz. Nun möchtest du wohl sprechen: Ach Herr, ich kann es nicht thun, ich bin zu schwach. Wisse, du hast zwey Willen, einen obersten und einen niedersten, wie Christus hatte. Der niederste Wille, der will allezeit des Leidens ledig stehen; der oberste aber spricht mit Christo: Nicht wie ich will, sondern wie du willst. Das Haupt des Kreuzes ist die Liebe Gottes; die hat keinen Aufenthalt [Anhalt), sondern sie ist ein bloßes Ausgehen und von Gott verlassen seyn und von allen Creaturen, also, (daß du wahrlich mit Christo sprechen mögest]: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! Sein Haupt war ohne allen Anhalt. Hätte ein Mensch die Minne und verlangte er nach Gott in seiner trostlosen Verlassenheit, was würde ihm wohl, wenn er die wollte? *) Ein guter Mensch fragte einst unsern Herrn, warum er seine Freunde also gräulich leiden ließe? Da sprach er: Der Mensch ist allezeit geneigt zu der Sinne schädlichem Vergnügen; darum verzäune ich ihm den Weg, daß ich sein Vergnügen allein sey.

Das Haupt, die Minne, hing allzumal niedergeneigt und hatte keinen Anhalt. Kinder, es kann anders nicht seyn, man kehre es, wie man wolle, der Mensch muß ein Kreuz tragen. So er ein guter Mensch seyn will, oder zu Gott kommen will, so muß er immer leiden; er muß ein Kreuz auf sich haben, es sey welcherley das sey; flieht er das eine, so fällt er in das andere. Der war nie geboren in dieser Zeit, der so wohl sprechen konnte, daß er dir das abspräche; du mußt je Leiden haben. Fliehe, wohin du wollest, thue, was du willst, es muß je gelitten seyn. Es mag wohl eine Weile geschehen, daß Gott seine Achsel darunter beugt und trägt die Bürden an dem schwersten Theil, und dann wird der Mensch so frey und so ledig, dann dünkt ihm nicht, daß er je etwas gelitten habe, dann weiß er um kein Leiden mehr. So bald aber Gott aus der Bürde geht, so bleibt die Bürde des Leidens in ihrer Schwere und in ihrer Bitterkeit und Unleidlichkeit. Dieß hat Christus vorgetragen in der allerschwersten Weise, und das haben ihm alle nachgetragen, die ihm die liebsten sind gewesen. Dieß Kreuz ist der feurige Wagen, auf dem Elias hinaufgefahren wurde gen Himmel, wobey er dem Elisäus seinen Mantel ließ.

Vernehmet ein Gleichniß. Eine Schwester unsers Ordens hatte

*) Also die Pergamenthandschrift („was wurde im denne obe er die wolte!") Die Ausgabe von 1498 und die andern alten Drucke haben dafür: „was were dem menschen dan ob alle diße werlot wider yn were."

oft begehrt, unsern Herrn zu sehen als ein Kind. Und zu einemmale in ihrer Andacht erschien ihr nun unser Herr als ein Kindlein, und lag zumal gewindelt in einer Menge scharfer Dornen, also daß ihr das Kindlein mit nichten mochte werden, sie mußte zumal männlich und mit Ernst und Verwegenheit zugreifen, und erkannte nun, wer ihn wahrlich haben wollte, der müßte sich unterziehen aller Schärfe und allem Leiden.

Nun sprechen etliche Menschen: Ja, wäre ich lauter und ́unschuldig, daß ich es mit meinen Sünden nicht verdient hätte, so möchte es mir nüger seyn. Da wisse, ein schuldiger, sündiger Mensch mag in der und der Weise leiden, es wird ihm nüßer und lohnbarlicher, denn manchem, der unschuldig ist. Aber gleichwie einer, der einen großen Sprung thun will, je weiter er springen will, umso weiter auch hinter sich geht, wovon ihm ein Raum wird und eine Macht, vorwärts zu springen umso kräftiglicher: also soll der Mensch sich sündig achten, und dadurch, daß er sich hinter sich seßet, wird sein Sprung in Gott umso stärker, und umso näher, je mehr er sich in der Wahrheit vernichtet, nicht mit [bloßen] Glossen, sondern von Grund sich hinter sich selbst zurückzieht; je weiter [von Gott] er sich setzet, um so näher springt er in der Wahrheit und umso vollkommener wird sein Eingang.

Daß wir also dieses Kreuz unseres Herrn uns lassen nachziehen und alle Dinge williglich um Gott leiden, deß helfe uns der, der an dem Kreuz unser wegen auferhoben ward, damit er alle Dinge nach sich ziehe. Amen.

131. Auf das Fest St. Matthäi, des Zwölf: boten und Evangelisten.

Bon zweyerley Weisen, durch die man Gott nachfolgen soll in rechter Gelassenheit. Eine Weise ist bildlich, die andere ohne alles Bild, ein inwendiges gelassenes Stillschweigen in einem eingekehrten Gemüthe.

Sequere me. Matth. IX. v. 9. *)

Unser Herr sprach zu St. Matthäus: Folge mir, und er stand auf,

und verließ alle Dinge und folgte ihm.

Dieser minnigliche heilige Matthäus ist gewesen ein Erempel allen Menschen: Er war zuerst ein großer Sünder, wie die Schrift von ihm sagt, und ward darnach einer der allergrößten Gottesfreunde. Als unser Herr ihm inwendig in dem Grunde zusprach, da verließ er alle Dinge und folgte ihm nach. Daran liegt alles, daß man Gott in der Wahrheit folge, dazu gehört aber ein ganzes, wahres Verlassen

*) Serm. LXXX. 1498. f. 246; 1508. f. 196; 1521. f. 155; 1523. f. 135; 1543. f. 251; 1565. f. 197; 1548. p. 403; 1552. p. 513; 1621. II. 160; Arndt p. 356. Nach der Pergamenthandschrift bearbeitet.

aller Dinge, die Gott nicht sind, was es ist, womit er in seinem Grunde besessen ist; denn Gott ist ein Liebhaber der Herzen, und kehret sich nicht an das Auswendige. Ihm ist um einen innigen lebendigen Grund, der in sich trägt eine bereite Neiglichkeit zu allem dem, das göttlich und tugendlich ist, wo und an wem das ist. Da ist mehr Wahrheit innen, als ob ich so viel betete, als alle Welt und also hoch [laut] sänge, daß es bis an den Himmel langte, und alles, was ich auswendig mit Fasten und mit Wachen und mit allen Dingen thun möchte.

Nun sprach unser Herr: Folge mir nach. In den nachfolgenden sechs Stücken folget der Mensch unserm Herrn nach; deren sind drey in den niedersten Kräften, und drey in den obersten. In den niedersten, da ist Demuth, Sanftmuth und Geduld; die andern drey aber tragen [erheben] sich über die Kräfte alle: Glaube nämlich, Hoffnung und Liebe. Unser Herr sprach: Folge. Dieses Folgen ist in einer Weise nach dem minniglichen Bild unseres Herrn in Danken und in Lob, zuweilen aber in einem nähern Wege, das ist, ohne alle Weise, weder mit Gedanken noch mit etwas anderem, sondern [vielmehr] mit einem inwendigen gelassenen Stillschweigen, in einem eingekehrten Gemüth und Gottes lauterlich zu warten, was er in einem wirken will, je nachdem es ihm gefällig ist oder seyn mag. Man findet wohl Menschen, denen mit auswendigen Uebungen recht wohl ist, und fließt das recht durch sie, es sey Beten, Fasten, Wachen und andere Dinge; daran nehmen sie so große Lust, daß es Gott um so viel minder darum ist. Die Lust könnte oft so groß seyn, daß es Gott gar nichts darum wäre und er sich davon abkehrte; das ist so, wenn die Menschen ihre Werke thun aus sich selbst, mit Eigenschaft und mit großer Annehmlichkeit, während doch alles Gute Gottes ist und nicht dein [eigen].

Nun möchte man aber sprechen, wie man die Lust von dem, das gut ist, scheiden könne? Darüber vernehmet eine Figur [Gleichniß]. In der alten Ehe [Testament] war den Priestern verboten, daß sie das Feiste [Fett] von dem geopferten Fleische essen sollten, sie sollten es verbrennen und Gott opfern. Das Feiste aber, das an dem er: laubten Fleische inne war, durften sie wohl essen. Alle Lust also, die man in allen Uebungen der Tugenden und der Werke haben kann, das soll alles in das Feuer der Liebe geworfen und Gott wieder aufge opfert werden, dessen es ist. Eigene Annehmlichkeit oder Vergnüglichkeit, die in den Werken von Natur klebet, so fern sie eben gute Werke sind, die mag der Mensch in einer einfältigen Weise haben, doch ohne irgend eine Annehmlichkeit.

Nun das Wort: Folge mir und davon, daß St. Matthäus alle Dinge ließ, und Gott folgte. Der Mensch, so er alle Dinge gelassen

hat und sich selber in allen Dingen, da soll er Gott folgen über alle Dinge mit dem äußern Menschen in aller Uebung der Tugend und mit der allgemeinen Liebe, mit dem inwendigen Menschen aber in rechter Gelassenheit seiner selbst in allen Weisen, von innen und von außen. Nun verstehet, was ich spreche von mir, damit meine ich alle Menschen. Ich habe empfangen von Gottes Gnaden und von der heiligen Christenheit meinen Orden und diese Kappe und diese Kleider und meine Priesterschaft, zu seyn ein Lehrer und Beichte zu hören. Käme es nun, daß mir dieß der Papst nehmen wollte und die heilige Kirche, von der ich es habe, da würde ich es ihnen lassen und nicht fragen, warum sie das thäten, wäre ich anders ein gelassener Mensch und sollte einen grauen Rock anthun, könnte ich ihn haben. Und sollte ich nicht mehr in dem Kloster seyn bey den Brüdern, so ginge ich eben heraus; und sollte ich nicht mehr Priester seyn noch Beichte hören und nicht mehr predigen, so spräche ich denn: In Gottes Namen, so sey es nicht mehr, sie haben mir es gegeben, und können mir es auch nehmen, ich habe sie nicht zu fragen, warum? ich möchte nicht ein Kezer heißen, wollte auch nicht in Bann gethan seyn. Dann wäre ich ein recht gelassener Mensch. Wollte aber mir dieser Dinge eines Je mand anders nehmen, wäre ich ein gerechter, gelassener Mensch, ich sollte eher den Tod dafür erwählen, ehe ich mir es nehmen ließe. Auch, wollte uns die heilige Kirche das Sakrament auswendig nehmen, wir sollten uns darein lassen [ergeben]; aber geistlich es zu gebrauchen, das kann uns Niemand nehmen. Alles, was sie uns gegeben hat, das kann sie uns wieder nehmen, und das soll alles gelassen werden ohne alles Murren und Widersprechen.

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So viel von dem Auswendigen; ebenso sollte es aber auch und noch mehr seyn in den inwendigen Dingen. Was haben wir, das uns Gott nicht gegeben hat? Darum alles, was er uns gegeben hat, das soll ihm in rechter Gelassenheit alles gelassen werden, als ob man es nie gewonnen hätte. Liebe Leute, euch, die ihr mit heiligen Bilden und Gedanken und Weisen und Werken umgehet, die meine ich hier nicht, zu denen spreche ich nicht, die haben sich dieser Rede nicht anzunehmen, sondern ich meine allein die sonderlichen, welche den finstern Weg gehen sollten und die engen Pfade durchschlüpfen, was nicht aller Menschen Ding ist. Diese Leute haben viel anders zu gehen, denn die, von denen wir jetzt gesagt haben und [angegeben] wie sie die Dinge haben sollen; jenen sind aber etliche Dinge zu thun, und etliche zu lassen.

Man soll die Dinge haben in den Kräften, ohne alle Eigenschaft und über alle Kräfte, und soll der Dinge nichts haben, noch auch die Eigenschaft. Nun ist aller Menschen Natur dazu geneigt, daß sie habe und daß sie wisse und wolle; das sind die Werke der Kräfte. Nun

stehen hier die sechs Dinge, die wir zuvor berührten; deren ist uns hier wahrzunehmen. Es sind drey in den niedersten und drey in den obersten Kräften. In den niedersten, da ist Demuth, Sanftmuth und Geduld, und in den obersten Glaube, Zuversicht und Liebe. Nun kommt da der Glaube und beraubet dich und nimmt dir die Vernunft und alles ihr Wissen und machet sie blind, und sie muß sich also ver: läugnen. Dann kommt die Zuversicht und nimmt die Sicherheit und das Haben [den wirklichen Besig]. Ebenso kommt die Liebe und be rauber den Willen aller Eigenschaft und Besitzungen.

Diese alle gehen dann in die niedersten Kräfte ein, in die Demuth und die Sanftmuth und Geduld, und diese antworten [entsprechen] jenen dreyen. Die Demuth sinkt allzumal in einen Abgrund und vers liert den Namen und stehet auf ihrem lautern Nichts, und weiß [auch] nichts [mehr] von der Demuth. Die Sanftmuth hat die Liebe der Eigenschaft beraubt des Willens, und da sind ihr die Dinge alle gleich und ganz nichts zuwider, darum weiß sie nichts davon, daß sie Tugend habe, und da hat sie die Dinge in einem gleichen Frieden, und die Tugend hat ihren Namen verloren und ist Wesen geworden. auch die Geduld. Diese Menschen lieben und es dürstet sie nach und von [ihrer] Geduld wissen sie nichts.

Also ist

Leiden

Liebe Kinder, nach dieser Gelassenheit mag es wohl geschehen, daß dir ein gar hartes Wort entfährt, dessen erschrick aber nicht; Gott hat es dir zu gut verhängt, daß du noch tiefer versinkest in dein Nichts. So kommt auch wohl ein Zorn; das weiset dich alles auf ein größeres Verläugnen, und vollends in dein Nichts, daß du dich dessen unwürdig dünkest, daß dir Gott einen guten Gedanken einsendet. Hieran ist alles gelegen, an einem grundlosen Entsinken in ein grundloses Nichts. Dieser Leute Thun, das liegt nicht an auswendigem Wirken noch an Weisen noch an Bilden. Darin sollet ihr euch, ihr lieben Leute, die ihr hierzu noch nicht gekommen seyd, fleißiglich üben. Gott wird euch euere Sünde vergeben und euch das Himmelreich geben, nachdem ihr euer Fegfeuer ausgelitten habt. Wisset aber, daß ihr mit eurer [eigenen] Weise nicht dazu kommen könntet, [auch nur] die Knechte der Knechte jener Leute zu werden. Doch so diese Leute wohl gerathen, dann ist ihr Wesen über alles Maaß wonniglich, es ist [zugleich auch] so sorglich, wie das des wildesten Menschen dieser Welt, in seiner Art. Dieser Weg ift ein zumal finsterer Weg, und wie ich das Wort] von Job sagte: Dem Manne ist der Weg verborgen und er ist umfangen mit Finsterniß. In diesem wilden Weg müssen diese Menschen alle stehen in einer Verläugnung aller der Vorwürfe [Dinge], die sich immer erbieten mögen. Unser Herr spricht allewege: Folge mir, gehe durch alle Dinge. Ich bin es nicht, geh fürbaß [vorwärts], folge mir, gehe fürbaß.

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