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Armuth zu begehren. Wer sich selber dazu seßt ohne inwendige Zuneigung, oder wer es selbst annimmt, wenn er es liest in der Schrift oder hört, oder aus Sorgfältigkeit angreift, daraus wird nichts. Wer hiezu nicht kommt aus göttlichem Antrieb, der bleibt und kommt nicht zu den rechten Tugenden, und hält sich auswendig allein an die Weise oder an den Stand der freywilligen Armuth, aber nicht, wie ihn Christus angesehen hat, dazu er etliche Menschen berufet (welcher Stand der höchste ist in der heiligen Kirche), das ist, um Gottes willen, vorher auswendig arm zu werden, auf daß man auch inwendig arm werde. Etliche halten sich nur auswendig an den Stand der Armuth, kehren sich aber nicht einwärts, sondern sind mit der auswendigen Armuth wohl zufrieden; denn es dünket sie, daß alles daran stehe. Kommet ihnen aber zu Zeiten inwendige Andacht und süßer Geschmack, das heißen sie contempliren oder beschauliches Leben, was doch noch ist in dem niedersten Grade der Natur, nach der Redlichkeit [Vernünftigkeit] und Geistlichkeit der niedersten Kräfte; sie suchen also nicht fürder [weiter] inwendig in sich, und meinen, es sey kein höherer Weg. Sie werden also Christo wohl ein wenig gleich nach seiner Menschheit, sie sollten aber auch nun fürbaß lernen, Christo gleich zu werden nach dem Geist und in der Wahrheit. Wie er in seinem Geist mit seinem Vater vereinigt war, also sollten nun diese thun, so viel als ihnen möglich ist in diesem Leben.

Diese inwendige Armuth ist viel höher, als die auswendige; denn diese gehet nach der Gleichheit Gottes, die andere nach seiner Menschheit allein, und diese Armuth ist viel sicherer, denn die andere. Wer sie aber beyde haben könnte, das wäre das Höchste; solches wird aber nicht viel gefunden, denn die Leute sind sehr krank [schwach] in der Natur, und soll oder muß man ihrer eine entbehren oder lassen, so ist es besser, daß man nicht habe die auswendige und kehre sich zu der inwendigen nach seinem Vermögen, in welchem Stande man auch sey; denn ein demüthiges, armes Herz ist allen Menschen noth, aber nicht ein jeder Mensch ist schuldig, auswendig arm zu seyn, sondern nur wer dazu berufen wird von Gott.

Dieser inwendige Weg und Armuth ist schwer zu tragen, und hätte der Mensch so große Stärke, als je ein Mensch gewann, deren bedürfte er wohl, soll er anders darin verharren bis zum Ende seines Lebens. Ist es darum wohl nicht redlich [vernünftig], daß diese Leute Gemach [Gemächlichkeit] und gute Wartung haben auswendig, wenn sie krank werden, sonderlich die den auswendigen Menschen lang gequälet haben? Weil es schwer ist zu erfolgen [zu erlangen], so können sie es nicht wohl erkriegen, unter Abziehung ihrer Nothdurft, Wachen und harter auswendiger Arbeit; denn bey diesen Leuten hin

dern die auswendigen harten Abstinenzen, weil sie so viel Leiden, Be drückung, Bangigkeit oder hartes Wehethun haben in ihrem Herzen, daß sie dieselben kaum ertragen können. Thäten sie da noch harte auswendige Buße, so zerbrächen ihre Natur und ihr Haupt, und könnten sie den Vermahnungen Gottes inwendig nicht folgen. Darum ist ihnen Wartung erlaubt, um eines Besseren willen, wenn sie es also in sich finden. Sie dürfen ihr Gemach der Natur mit Angst und Furcht wohl nügen und nehmen; sie können auch seyn in großem Stande auswendig nach der Welt, in Gut, in Habe, nach ihrem Stande, und haben dennoch diese inwendige Armuth. Je mehr diese Leute aus: wendige Ehre, Gut und Gemach haben, je mehr Druck sie auch darum inwendig tragen; und so werden sie auch auswendig gedrungen, das Ihre zu thun zu dieser Armuth des Geistes. Wenn sie das ohne Gemach der Natur nicht enden können, so nehmen sie das mit Angst und Bitterkeit, so heimlich als sie können, auf daß sie Niemand ärgern; und so könnte Jemand ein Königreich haben ohne seinen Schaden oder irgend einen andern Stand, und dennoch arm seyn im Geist und elend. Das können wenige Menschen wohl glauben, daß hierin so großes Gut zu verdienen ist in jedem Stande der Welt, wollte man nur der Lust der Natur sterben und sich zu dieser Armuth mit Willen #kehren. Zu diesem Wege zu kommen und in ihm zu leben oder darin zu wandeln, ist Niemand zu reich oder zu groß oder zu arm, er kann es wohl erlangen, wenn er sich mit Ernst dazu kehren will. Wer diese Armuth alle beyde nicht vermag, der kehre sich zu der einen, bleibe in seinem Beruf, und lerne arm werden im Geist, das ist, demüthig seyn von Herzen.

Die beste Uebung, die hiezu dienet, ist, daß der Mensch Gott anrufe um Hülfe und bitte, daß ihn Gott vor Sünden bewahre und ihm gebe Verharrung [Standhaftigkeit] im Leiden. Armuth des Gei stes ist gelegen [bestehet] in Leiden, Unterdrückung, in inwendigem Elend, und daß man das nicht vertreibe mit keinerley Lust. Wenn der Mensch sich übt in allen Tugenden nach seinem Vermögen und ihm das nicht gefällt, und dazu ihm noch mehr Leiden kommt von den Leuten und er von Gott kasteyet und gepeiniget wird in dem Leich)nam, und er von allen Menschen, geistlich und weltlich, vertrieben, verachtet und verspottet wird, und er in allem diesem und dergleichen sich leidet und davon nicht ausbricht, sondern wartet, wenn ihm Gott Leichterung inwendig sendet: sehet, das heißt arm seyn im Geiste. Nun merket, ob mehr Arbeit dazu gehöre, diese inwendige Armuth zu belieben, denn die auswendige Armuth. Sie ist wahrlich Gott viel angenehmer und ist auch viel edler. Die diese inwendige Armuth predigen oder lehren, die thun Gott einen viel bessern Dienst, denn die

keit und sein Wesen, da er eins ist mit seinem Vater. Es folgte ihm aber eine große Schaar, und das ist die Schaar der lieben Heiligen, deren Tag man heute begehet. Die sind ihm alle gefolget, ein jeglicher nach seinem Ruf, wie ihm Gott gerufen hat. Diesem sollen wir [auch] nachfolgen, also daß ein Jeglicher vor allen Dingen seines Rufes wahr nehmen soll, welches [immer] sein Ruf sey, darin ihm Gott gerufen hat, und daß wir] dem folgen.

Nun sollen wir diese großen Heiligen mit allem Fleiß ehren. Was ist nun die meiste Ehre, die wir den Heiligen thun können? Das ist es, daß man in lediger Abgeschiedenheit mit ihnen einsinke in den edlen Grund, darin sie sich verloren haben und darin ihre oberste Seligkeit ist. Darein versinke du mit ihnen, du kannst ihnen keine größere Ehre bringen, noch Lieberes thun.

Nun nehmen wir [fassen wir ins Auge] die Schaar der Heiligen, wie die ihm auf das Gebirge gefolgt sind, ein jeglicher, wie er ge zogen ist. Zum ersten sind ihm nachgegangen die heiligen Väter der alten Ehe [Testament] in quellender [sehnsüchtiger] Begehrung, und glaubten, daß er kommen würde. Diese waren mit Gott in heiliger Liebe und Hoffnung besessen, und waren nicht von außen, sondern von innen ledig und bloß alles dessen, das Gott nicht war. In großer Liebe theilten sie, was sie hatten, mit dem erwählten Volk, und war all ihr Fleiß immer, daß dem Menschen nichts gebräche, von dem diese Geburt [die Geburt des Herrn] geschehen sollte. Sie waren ohne alle Eigenschaft ihres Leibes, alle zu dienen zu dieser Geburt, von welchem Geschlechte er sollte geboren werden. Deren, die da folgten, von denen liest man heute, daß ihrer von jeglichem Geschlechte wären zwölf tausend verzeichnet, der Geschlechte aber waren eilf, die ihm folgten. Das war wohl eine große Schaar, die ihm folgte, andere aber, deren waren zahllos viele.

Darnach kam die andere Schaar; das waren die heiligen Apostel. Die kamen nach der Geburt unseres Herrn, und die waren zu einem viel höheren Weg gerufen von unserm Herrn und zu viel größerer Vollkom menheit. Diese ließen [gaben sich auch] nicht allein von innen, sondern auch von außen in der Besißung, in wahrer Armuth Leibes und Geistes, und das in dem höchsten Grade, den man erfolgen [erreichen] mag.

Darnach die heiligen Martyrer, und deren waren allzumal eine große Schaar, die ihm folgten; die ließen nicht allein alle Dinge, sondern sie ließen auch das Leben, wie das über sie kam und wie es Gott wollte und durch wen.

Darnach folgte ihm eine große Schaar der heiligen Beichtiger [Be kenner], die sind ihrem Ruf in mancher Weise gefolget. Die einen haben Gott allein gelebt in Abgeschiedenheit, und haben der Wahrheit

von innen wahrgenommen in einem Stillschweigen und Hören, was Gott, das ewige Wort, in ihnen spräche, und solche flohen in die Wälder, in die Höhlen. Andere aber in die heiligen Orden, wo man die hält; solche haben in der heiligen Christenheit gelebt mit Predigen und mit Schreiben und mit Beichtehören, mit Lehren und mit Strafen, alles in einem bereiten Willen, wie sie Gott haben wollte, in wahrer Gelassenheit ihrer selbst und alles dessen, was Gott nicht war.

Darnach folgete ihm die selige Schaar der reinen, keuschen, an Leib und an Gemüth unbefleckten Jungfrauen. O, wie ein schönes, wonnigliches Ding das ist, in dem Leibe unberührt gefunden zu werden, wie ein Engel! Wem Gott die Ehre gönnte, daß er in dem Kleide gefunden wird, was er selber und seine werthe Mutter so über alle Zierde trugen, einen solchen Menschen sollte vor Freude [hierüber] Niemand in dieser Zeit betrüben mögen; kein Leid und kein Schade sollte ihm zu Herzen gehen, so lange er nur den Schaß behalten hat. Wer aber diesen behalten soll in seinem rechten Adel, der muß streiten und leiden, und sein Herz manche Wunde empfangen von den Sinnen und der Unart der Natur, der Welt und der Feinde. Wisse, liebes Kind, daß ein jeglicher Anstoß der Anfechtung allewege neue Lauter: keit gebiert, wenn man seiner selbst darin wahrnähme, und das ist dann der Lohn. O, Kinder, wer dieses Lohns in dieser Geburt Acht hätte!

Darnach kommt die Schaar der gemeinen Menschen, die in und mit den Dingen zugehen. Die werden auch behalten durch den Glauben und das Gebet der Gottes-Freunde; sie müssen aber in dem Fegfeuer geläutert werden, sonst können sie nicht kommen in das Reich des Vaters. Wie nun heute der Tag ist der lauteren Seelen, also wird morgen seyn der Tag der unlautern Seelen, daß sie geläutert werden. Wir müssen in dem Fegfeuer mehr leiden, mehr Pein, um ein irdisches Vergnügen und eine tägliche Sünde, denn aller Martyrer Pein zu Haufen wäre, deren Tag heute ist. Dieß muß von Noth seyn, um das mindeste Widerstehen, da wir Gott widerstanden haben m Sünden und seinem Ruf ausblieben und uns vermittelten [etw as die Mitte setzten zwischen Gott und uns].

Nun, dieses sind die Schaaren, die Christo nachgingen, auf den Berg seiner Seligkeit. Da that er seinen göttlichen Mund auf und sprach von acht Seligkeiten. Von jeglicher reden wir ein wenig. Er sprach zuerst: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Reich Gottes ist ihr. Diese Tugend ist die erste, weil sie ein Haupt ist und ein Anfang aller Vollkommenheit. Kinder, kehret es hin oder her, der Grund des Menschen muß bloß, ledig, frey und armseyn und unbekümmert, soll Gott eigentlich darin wirken; er muß aller Eigenschaft ledig seyn, so mag und muß er Gott eigen seyn.

Nun kann man diese Armuth nehmen und halten in viererley Weise. Die ersten sind die Armen wider ihren Willen. Von den selben Armen soll Niemand kein Ding schwer urtheilen, denn unser Herr übersicht ihr Gebrechen desto gnädiger um ihrer Armuth willen.

Von der andern Armuth spricht St. Thomas, daß man sie so viel lieben und sie sich [in so weit] zu eigen machen solle, als der Mensch in sich fühlt und erkennet, daß sie ihm eine Hülfe ist und eine Förderniß zu der Freyheit und Ledigkeit seines Gemüthes. Manches Menschen Gemüth ist lauterer und lediger, wenn er die Nothdurft hat, als wenn er sie alle Tage suchen müßte. Wer die Nothdurft hat mit Urlaub und sie gebraucht mit Dankbarkeit, der ist lediger, denn der sie suchen muß. Findet aber der Mensch, daß er damit besessen wäre oder in Unordnung käme, und er nicht die Tugend damit übte, wie Milde, Mäßigkeit, Demuth, ledige Lauterkeit, so wäre ihm noth, daß er es zumal aufgäbe, und arm würde mit den äußerlich Armen.

Die dritte Weise der Armuth wäre die, daß dem Menschen Gott so innerlich lieb wäre, daß ihn kein Ding hindern könnte, sondern sie ihm allesammt eine Förderniß wären, wie St. Paulus sprach: Dem Guten sind alle Dinge eine Hülfe. Ein solcher Mensch bleibt unberührt von alle dem, das nicht lauter bloß Gott ist; von allen den Dingen, die ihn berühren in seinem Grunde, bleibt er arm, ledig und frey. Diese mögen mit St. Paulus sprechen: Wir sind, wie die, die nichts haben und doch alle Dinge besitzen. Diese können ein Königreich besigen ohne Schaden ihres inwendigen Menschen.

Die vierte Weise dieser lauteren Armuth: ist aus Liebe arm seyn, auswendig und inwendig, um dem minniglichen Vorbild unseres Herrn Jesu Christi, seiner lauteren bloßen Armuth nachzufolgen aus rechter, wahrer Liebe, unbekümmert und unbehangen seyn inwendig und auswendig, und allein haben einen bloßen, lauteren, unmittelichen [unbehinderten] Wiederfluß und Wiedergang des Gemüthes, ohne Unterlaß in seinen Ursørung und in seinen Anfang, so daß der Ausfall nicht also schnell geschehen kann, der Grund werde es denn gewahr, und er kehre schnell wieder ein. Kinder, das ist die allerlauterste Armuth; denn der allerhöchste Adel der Armuth hängt daran, daß der Wiederfluß ledig, frey und ungehindert ist, so daß diese Armen um so seliger sind nun [jeßt] und in der Ewigkeit.

Nun zum andern. Selig sind die Sanftmüthigen, sie sollen das Erdreich besigen. Hier tritt man einen Grad näher in die Seligkeit, dean mit der wahren Armuth löset man die Hindernisse ab, aber mit dieser Sanftmuth gehet man näher in den Grund, und treibt aus alle Bitter: keit und allen Zorn und Unwahrheit; denn es steht geschrieben: Dem Reinen sind alle Dinge rein, und dem Sanftmüthigen ist kein Ding bitter. Das kommt aus dem guten, lautern Grunde, daß dem Guten

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