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geistlichen Fortgang. Duldet Gott dennoch ihren sinnlichen Dienst, so ist er doch damit nicht vergnüget [befriedigt], denn alle diese große Frucht, von der oben gesagt ist, bleibt zurück in ihnen und in allen Leuten, die von ihnen hätten gebessert werden können, wenn sie den ersten Weg der sinnlichen Innigkeit [Andacht] ausgegangen wären, und sich dann einwärts gekehrt hätten. Aber nun sind sie alle in ihrem sinnlichen Dienste geblieben, und darum kommt gar wenig daraus; dagegen wäre wohl nüße, daß der Mensch sich kehrte und legte unter den liebsten Willen Gottes nach seiner allerbesten Kraft, auf daß man Gott also ehre, und den Leuten viel Nußen thue, die Gott erzürnet und viele [andere] Leute zu Sünden gebracht haben.

So fruchtbar etwa dieses Perlein werden will, welches, wie gelehrt wurde, zuerst in Süßigkeit gelegen ist, in Erkennen, in Liebe, in allen Uebungen: so soll man darnach wieder niedergehen von der Süßigkeit in Bitterkeit, in Verlassenheit, in Leiden aus Liebe, und seiner Eigenschaft zumal sterben. Je bloßer und gelassener ein Mensch wird, frey von Eigenschaft und Lustlichkeit, um so freyer wird er von den Stricken des Feindes, und von der Anfechtung und Trübseligkeit dieser Zeit, und von der Hölle und dem Fegfeuer, und er mag nicht wohl wieder zu Sünde fallen bey der Gnade Gottes, er kehrte sich denn zu Sünden mit Willen, das kann aber nicht leicht geschehen. Wie der erste Weg der Innigkeit [Andacht] heischet tugendliche Werke in Süßigkeit, also heischet auch dieser Grad tugendliche Werke, doch mit schwerer Arbeit, mit Nagung des Gewissens und schweren Strafen, die er in Geduld leiden muß und in einfältigem Glauben und Vertrauen auf Gott, daß er ihn nicht verlassen werde. Ob ihn auch däuchte, Gott wolle ihn verlassen, so soll er [doch] fest in Hoffnung stehen und Gott vertrauen, was er mit ihm thun wolle in dieser Zeit und in Ewigkeit. Da siehest du nun wohl, was da kommt aus dem Betrachten des Leis dens Gottes. Zuletzt kommt der Mensch zu hoher Vollkommenheit und wird ein Geist mit Gott. Daß wir also dieses edle Perlein finden möchten, auf daß es mit sich in uns brächte alle Güte Gottes, das gönne uns Gott. Amen.

137. Auf der heiligen Zwölf: Boten Tag Von der Menschen Leben, die Gott dienen und ihm gefallen wollen in der allerhöchsten Liebe. Woher es komme, daß jezt so wenige Menschen recht geistlich sind.

Si diligitis me, mandata mea servate. Joh. XIV. v. 15.*) Habet ihr mich lieb, so haltet meine Gebote.

So schreibet uns St. Johannes in seinem Evangelio und beweiset,

daß unser lieber Herr, gleichwie er die Seinen lieb hatte, die in der *) 1521. f. 222; 1523. f. 192; 1543. f. 261; 1565. f. 205; 1548 p. 419; 1552. p. 531; 1621. II. 198; Arndt p. 508.

Welt waren, also er sie geliebt hat bis an das legte Ende; was er nach vielen Zeichen seiner tröstlichen Liebe mit Werken und Worten sonderlich bewiesen hat bey dem leßten Nachtmahl, das er mit ihnen aus großer Begierde seines Herzens hielt. Da ermahnete er sie der Liebe, die sie ihm hinwieder billig schuldig wären, und daß sie die allein recht beweisen könnten, wenn sie seine Lehre hielten und seine Gebote. Auch wollte er seinen himmlischen Vater bitten, daß er ihnen einen andern Tröster sende und gebe, daß der bey ihnen bliebe ewiglich), den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen könne, weil sie ihn nicht sehe und ihn auch nicht kenne.

Darum, lieben Kinder, will ich abermals sagen von der Liebe, denn es ist allezeit süß und vergnüglich von ihr zu reden, aber noch viel süßer ist es, sie zu schmecken und zu empfinden. Nun gebietet Gott seinen Liebhabern, daß sie ihn sollen lieb haben mit Haltung seiner Gebote, und wer diese offenbar bricht oder nicht hält, der hat ihn auch nicht lieb. Das ist allen offenbar, daß Gott den hasset, der in Sünden lebt, und darum will ich davon nicht mehr sagen, sondern, nach meinem Verstande, von der Menschen Leben, die Gott dienen in der allerhöchsten Liebe.

Welche Gott lieb haben wollen, die müssen seine Gebote halten, das ist, sie müssen Gott zu Willen seyn, und dürfen keinen eigenen Willen haben, sondern müssen in der Wahrheit sprechen: Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe! Gottes Wille ist die gute Liebe, und die gute Liebe hat keine eigene [Selbst-]Liebe, sondern sie hat sich um dessen willen lieb, den sie lieb hat. Hierzu gehören drey Stücke: Zuerst eine fleißige Bewahrung der auswendigen Sinne, daß man lerne beschließen und in sorgfältiger Hut haben die Pforten der fünf Sinne, auch daß man aller unordentlichen Begehrung widerstehe und sie überwinde ohne Aufenthalt und allezeit Aufmerken habe auf die Sinne und nimmer mit denselben [in die Laster] willige.

Zum andern gehöret dazu, daß man auch absterben lerne den inwendigen Wohlgefälligkeiten und eigenen Weisen und Leben, auch nicht darein verwillige in keinerley Weise, und sonderlich sich vor den fünf geistlichen Pforten der Hölle bewahre, als vor eigenem freyen Willen oder Liebe, vor Wohlgefälligkeit oder Vermessenheit, vor cigener geistlicher Annehmlichkeit, vor eigenem Gutdünken und vor eigener Weisheit.

Zum dritten soll die liebhabende Seele ihre täglichen Werke und Uebungen haben, gegen Gott und gegen sich selbst, daß sie sich Gott aus reiner Liebe opfere zu einem lebendigen Opfer Gottes, in rollkommener Furcht, vor allen Leuten. Das geschicht in so wunderbarlicher Liebe, daß man das mit Worten nicht wohl aussprechen mag,

sondern man kann es nur erfahren und schmecken; denn es gehet über alle Kräfte der Natur und der Sinne. Die Seele gehet über sich selbst in die Freyheit des Geistes, womit sie begabt ist, und gehet zu dem himmlischen Vater, und vereiniget sich mit ihm, wie sie bestens kann, mit gründlichem Vernichten ihrer selbst, zu seinem hohen und würdigsten Lobe, und unterwirft sich ihm ganz, als ein grundloses Nichts in dem Abgrund seiner Gottheit, und bittet ihn, daß er sie fruchtbar mache in seinem Dienste, wie er sie von Ewigkeit lieb ge habt hat und auserkoren, daß er das, warum er sie geschaffen hat, in ihr und in allen Creaturen vollbringe, wie er erkennt, daß es sein allerliebster Wille ist, es sey, was es sey, ohne einiges Auserkiesen. Also will sie gerne seyn ein Erempel der Gerechtigkeit, wie der Barmherzigkeit, geliebet es ihm also, doch nicht also, daß sie die Verdammniß mit ihren Werken verdienen wolle. Also bittet sie Gott, daß er sie kräftig mache, zu vollbringen seinen liebsten Willen.

Von dem Vater gehet sie fürbaß zu der ewigen Weisheit, und unterwirft sich [ihr auch] in rechter Einfalt gar mit einander, als die ganz nichts sey, nichts wisse, nichts erkenne, nichts schmecke aus sich selbst, was sie thun oder lassen solle zu seinem Lobe und nach seinem liebsten Willen. Sie bittet ihn, daß er das in ihr und in allen Creaturen vollbringe, mit seiner göttlichen Weisheit, wie er erkennet, daß es ihm allerlöblichst ist und allen Menschen fruchtbarlichst, und siehet nicht auf sich selbst. Dann stehet sie, aller Dinge zufrieden, in rechter Einfalt, und wartet dann der Werke Gottes, denn sie glaubt und hofft gänzlich ohne Zweifel, daß er es thun werde, hoffend, daß es von ihm kommt. Auch, was dann über sie kommt zu dem Lobe Gottes, das nimmt sie von der Hand Gottes, ergründet aber, noch erfährt sie nichts, sondern einfältig thut sie, was sie glaubt, daß es sein Wille ist; sie ist dessen nicht sicher, sondern sie glaubt es. Sollte sie nach ihrem Wissen thun, so würde es oft ihrer Redlichkeit [Vernunft] widerwärtig scheinen; das mag sie aber nicht thun, sondern sie muß sich lassen [hingeben] mit dem Glauben und in lieblichem Ver: trauen auf Gott. Hier wird Gott in ihr erhöhet nach seiner Weisheit, sie selbst wird dagegen verniedert nach ihrem Verstande. Diese Uebung pflegt die liebhabende Seele auch in kleinen, schnöden Werken. Also wird sie geeinigt mit Gottes Weisheit in rechter Einfalt, und kommt damit in die wilde grundlose Gottheit, in die Finsterniß seiner Unbekanntheit [seines unbekannten Wesens], darin er über alle Crea turen erhöhet und unbegreiflich ist. Er ist ein bloßes Wesen, wo zu welchem zu gelangen] die geschaffenen Kräfte der Menschen nicht hin reichen können, aber sie können damit doch vereiniget werden durch den Glauben, die Hoffnung und die Liebe.

Wenn nun solches vollbracht ist, so geht die liebhabende Seele zu dem heiligen Geiste, der von beyden, das ist, vom Vater und vom Sohne, hervor kommt und unterwirft sich dem allzumal und ver einiget sich mit ihm so rollkommen, daß sie allen geschaffenen Dingen enthöhet wird, und über den Glauben und die Hoffnung mit der Liebe in Gott eingeht. Diese Liebe geht über alle Gaben der Gaben, und wird mit dem Abgrunde der Ungeschaffenheit so tief und so nahe geeiniget, wie feine Creatur mit dem Verstande konimen kann. Die Einigung und die Freyheit, die da ist, ist allen Creaturen unbegreiflich; es kommt hier der Mensch ein wenig zu der Menschheit Christi (nad) solcher Weise zu sprechen) [d. h. er wird in dieser Vereinigung mit der Gottheit dem Menschen Christo ähnlich] und darum schämet [scheuet] er sich nicht, 'nnd macht seine Gesellschaft und Einung mit Christo.

Wenn ihm aber irgend etwas an dem Vater [was ihm der Vater geben könnte] gebricht, und wenn er [den Vater] etwas bitten will, so nimmt er Christum mit sich bittend zu dem Vater, und sonderlic in dem Sakrament, und so opfern sie sich zusammen dem ewigen Vater in der gleichen Kraft und Fruchtbarkeit für die heilige Kirche, worin er sich an dem Kreuz opferte, sagend: In deine Hände befehle ich meinen Geist. So sagt der Mensch zum andernmale aus ängstlicher Liebe: Herr, sey (schalte und walte] doch frey über mich, wie dein Vater frey war über dich, und hilf mir bitten, daß der heiligen Dreyfaltigkeit Wille in mir geschehe, nach Maaßgabe meiner schnöden Unvollkommenheit so vollkommen, als er einst in dir vollbracht ist, und laß mich doch eins seyn mit dir, zum Heil der heiligen Kirche.

Herr, du hast einmal gelitten, und die Welt erlöset, du kannst nun nicht mehr leiden, ich aber kann noch leiden an deiner Stätte. Darum spare mich nicht, wie dein Vater dich nicht gespart hat; mein Herz ist bereit zu allem, was dir beliebt in dieser Zeit und in Ewigkeit. Herr, du weißt, worin ich dir am allerlöblichsten danken kann und allen Menschen behülflich seyn; dazu, Herr, beordere mich. Also überläßt er sich Gott, daß Gottes Ehre an ihm geschehen möge; che es aber geschicht, daß die Seele sich also opfern kann, dazu gehört manch unbekanntes, peinliches Sterben und gar mancher wüste Weg.

Die die zwey ersten Wege gegangen sind, zu denen kommt Gott und leitet nun die liebhabende Seele selbst ein und lehret sie den dritten Weg der Liebe, und da wird sie recht mit Gott vereiniget, wie nun ein wenig gesagt ist. Ach aber ach! daß jeht so wenig Menschen recht geistlich sind! Das kommt nun daher, weil sie diese Wege und der gleichen nicht gehen wollen, und darum nicht vor allen Leuten fruchtbar werden. Ein Mensch aber, der sich also zu den Geboten der Liebe kehren wollte, der würde mehr fruchtbar werden und größern

Nußen schaffen, denn zehn andere, die Gott auch dienen wollen, jedoch mit unbehütetem Auskehren in Ungeduld, nicht in Einfalt, [sondern] in auswendigem wirkenden Dienste, nicht in eingekehrter Liebe, wie gesagt ist.

Also [in der angegebenen Weise] kommt man aus dem Schlaf der Finsterniß in das wahre Licht. Wird uns aber die neue Gnade vorgehalten, und wir ergreifen sie nicht, so wird sie uns entfliehen und vergehet uns, daß wir selbst nicht wissen wie. Darum lasset uns alle gemeinsam Gott anrufen um rechte Einfalt und Demuth, daß wir uns aus wahrem Grunde tief erniedern und verachten, und daß wir uns für die allergeringsten, verachtetsten, verschmähtesten und unwürdigsten Menschen halten, die in dieser Welt sind, und daß alle, die uns sehen, ihre Häupter über uns schütteln und unser spotten, daß wir also unwerth werden, daß alle Creaturen sich wider uns richten, auf daß wir recht lernen mögen, unserm eigenen Willen zu sterben, und auch damit lernen mögen, uns selbst zu bewahren, ohne alle Eigenschaft, inwendig und auswendig, und dann lernen möchten, und immerdar Gott zu opfern zu seiner Ehre, dem wohlgefälligen Willen Gottes, ohne Wiedernehmen unser selbst, ohne Verkiesen in Zeit und Ewigkeit. Daß wir dieß nicht thun aus unserm eignen Annehmen, sondern aus Begehrung göttlichen Wohlgefallens, vie hier ein wenig berührt ist, das gönne uns Gott. Amen.

138. Von den Martyrern.

Von zweyerley Leiden eines sterbenden geistlichen Lebens in wahrer Gelassenheit, und wie Gott seine Freunde hierzu weiset und sie lehret, recht gelassen zu seyn, auf die höchste Form und Art, nach dem Vorbilde, darin Christus der Herr diesen Keld gekostet hat. Welchen Kelch nicht allein die heiligen Zwölf Voten und Martyrer, jondern auch alle recht gelassene Menschen ihm nachgetrunken haben, wovon die christliche Kirche finget: Calicem domini biberunt, et amici dei facti sunt. Den Kelch des Herrn haben sie getrunken, und sind Gottes Freunde geworden. *)

Pir begehen heute das Fest der heiligen Martyrer N. u. N., die Gott, der himmlische Vater, mit besonderen Ehren gewürdiget und be gabt hat, gleichförmig zu werden dem Bilde seines eingebornen Sohnes, durch die Bitterkeit und Pein des kostbaren, gar schönen Kelchs, aus welchem sie, wie der Sohn Gottes, getrunken haben, das ist, die Marter gutwillig gelitten haben um die Bekenntniß seines Namens. Es ist ihnen eine besondere Ehre, daß sie zu dieser Würdigkeit haben kommen können, zu der er erhöhet worden ist durch den Kelch des bittern Leidens und Sterbens, das er für sie und uns alle erlitten hat. Darum singet man von diesen unerschrockenen Rittern und liebsten Freunden

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*) 1521. f. 223; 1523. f. 193; 1543. f. 262; 1565. f. 206; 1548. p. 421; 1552. 533 1621 II. 202; Wraft p. 511.

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