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auszuleiden. Sie sollen aber wissen, leiden sie es nicht aus, so verlängern sie es und machen sich's viel schwerer und berauben sich selbst der wahren Frucht, die hieraus kommen würde in kurzen Zei ten, könnten sie nur unschuldig und gutwillig leiden und sich aus Liebe lassen. Je einfältiger sie dieß thäten, je adelicher würden sie es er: werben und um so adelicher verklärt werden. Denn nach dieser finstern Nacht, wandelt der Mensch nur recht, kommt fürwahr ein klares Licht, das allen seinen Grund inwendig erleuchten soll mit der ewigen Wahr: heit. Also wird er gewiß von innen vor Gott, nur aber nicht vor den Augen der Welt, so daß er kommen kann zu der höchsten reinen Liebe, wo der Mensch sich selbst verliert und verlässet, um Gottes willen, mit allem, was sein ist, und er selbst eine Liebe wird mit Gott, die Niemand in ihm verstören oder zerbrechen kann; denn Gott ruhet da in ihm mit allen seinen Auserwählten, und da ist Wille und Unwille verloren. Noch weiteres ist von solcher Seligkeit zu erinnern. zu erinnern. O meine Seele, betrachte und betrachte abermal, wie große und unaussprechliche Freude und Seligkeit, Glorie und Ehre die haben werden, die da sehen werden klärlich und ohne alles Mittel das fröhliche, liebliche Angesicht Gottes; wie sie genießen werden das allerbeste und höchste Gut, das Gott selber ist; denn in ihm ist und wird beschlossen alle Lust, Ge walt, Freude und alles Schöne; daß sie alles das in Gott besigen werden, was da gut und begierlich ist, mit ewiger Freude und Sicher heit, also daß sie verwandelt werden in Gott, nimmermehr von ihm geschieden zu werden. O, wie über alles groß wird die Freude seyn, womit sie sehen werden die heilige Dreyfaltigkeit, Maria, die Mutter Christi unsers lieben Herrn, mit allen Schaaren der Engel in ihrer Ordnung, alle Patriarchen und Propheten, Apostel, Martyrer, Be kenner und Jungfrauen, mit allen Heiligen, die so einhellig mit ein ander sind, daß, wenn es möglich wäre, so wollte der allervornehmste und größte Heilige in dem Himmel gerne seine Freude dem mindesten Heiligen mittheilen, deßgleichen der mindeste Heilige wollte auch gerne dem größern seine [eigene] Freude gönnen, die er besiget zu der seinen. Es ist auch nicht zu gedenken noch auszusprechen, mit welcher Ueber schwenglichkeit sie in der Liebe Gottes entzündet werden.

Owie thöricht sind die Menschen, die um eine kleine fleischliche Lust, oder um zeitliches Gut und Ehre so gar vergessen und verlieren und zu rücktreiben die ewige Seligkeit. Daran gedenke, o meine Seele, mit großem Fleiß und Ernst, dieweil du bist in dieser Zeit der Gnade, thue gute Werke, damit du nicht verlierest die ewige Freude. Eile schnell ohne allen Verzug, Tugend zu vollbringen; keine Arbeit laß dich verdrießen, sondern arbeite treulich in dieser kurzen Zeit, zu er langen das ewige Gut und die ewige Freude. Kein Ding in der Welt

soll dir so lieb seyn, wodurch du könntest verlieren die ewige Freundschaft und Freude. Mit großem Fleiß sollst du merken, daß alles Leiden, Betrübniß, Widerwärtigkeit und Elend in dieser Welt gar klein zu schäßen ist gegen die Freude des ewigen Lebens und (dabey gedenken] aller lieben Heiligen, die dahin gekommen sind durch ihr rechtfertiges, gutes Leben. Die sollst du dir einbilden und vorseßen zu einem Erempel, ihrem Leben nachzufolgen, damit du dich mit ihnen des überschwänglich großen Lohns theilhaftig machest. O meine Seele, betrachte, wie große Ehre, Freude und Würdigkeit ist in der himmlischen Stadt Jerusalem, mit allen lieben Heiligen, die darin versammelt sind, wie sie gefunden haben einen so gar sichern Weg, auf welchem sie hinübergegangen sind aus diesem hinfälligen Jammerthal in das ewige Leben.

Diesen gelassenen Menschen folgen nach, wie der Herr sagt, fünf Zeichen. Das erste ist, daß sie vertreiben werden den Teufel in dem Namen Jesu; das können alle Menschen thun, die ihre Todsünden beichten mit wahrem Leid und Reue. Das andere, daß sie reden wer den mit neuen Zungen; das thun alle, die da verlassen sündliche unnüße Worte, und reden nüßliche Worte, als da ist das Wort Gottes, das heilige Evangelium und andächtiges Gebet, die die Sünder strafen, und die Unweisen lehren. Das dritte Zeichen ist, daß sie ohne Scha: den über die Schlangen wandeln werden; das thun die, die mit Fleiß ausreuten die bösen Gedanken und ihnen Widerstand thun. Das vierte, daß sie werden Gift essen und trinken ohne Schaden; das thun, die da Durchächtung und Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen: welche also betrübt und durchächtet werden und geduldig bleiben, denen schadet nicht das Gift der Verfolgung. Das fünfte und lehte Zeichen ist, daß die Rechtgläubigen ihre Hände legen werden auf die Kranken, und diese gesund werden. Das thun alle die Menschen, die ihren Feinden aus ganzem und gutmüthigem Herzen verzeihen, was die wider sie verwirkt haben, und auch ihr Almosen den nothdürftigen Armen mittheilen. Von allen Menschen, die diese fünf Zeichen des heiligen Evangelii an sich haben, kann man wohl sprechen, daß sie wahre gläubige Menschen sind und aufgenommen werden zu Christo in das ewige Leben. Dahin helfe Gott uns allen. Amen.

139. Auf eines heiligen Martyrers Tag. Von dreyerley geistlicher Anfechtung, durch welche viele geistliche Menschen verbergen angefochten werden: von geistlicher Unkeuschheit, die man nennet Ueberflüffigleit, von Geiz und von Hoffart.

Beatus vir, qui suffert tentationem. Jac. I. v. 12. Selig ist der Mann, der da leidet die Anfechtung.

Au unser Leben, spricht Job, so lange wir auf Erden sind, ist voll

Streit und Anfechtung, also, daß unser Leben von den Heiligen nicht ein Leben, sondern eine Anfechtung genannt wird. Wenn eine Anfechtung vergehet, müssen wir gleich der andern gewärtig seyn, und zwar darum, weil unser Herr will, daß wir gehen und Frucht bringen. Die Frucht ist, daß wir in dem Wege Gottes fort: [vorwärts-] gehen, und etwas fördern, diese Frucht aber liegt in der Anfechtung. Aus der Anfechtung können wir ziehen die geistliche verborgene Süßigkeit, wie den Honig aus den Dornbüschen und aus allen Blumen. Wer also nicht angefochten wird, der weiß nichts, spricht der weise Salomon und auch der andächtige Lehrer St. Bernhard. Wir finden mehr denn tausend Zeugnisse in der heiligen Schrift vom großen Rußen der Anfechtung. Es ist ein besonderes Zeichen der Liebe Gottes gegen den Menschen, daß er angefochten und bewähret werde; denn also soll und muß er die Krone empfangen, wie dieser Martyrer, dessen Tag die christliche Kirche heut begehet und von ihm singet, daß er darum selig sey, weil er die Anfechtung erlitten habe, und darin ver sucht und bewährt worden sey, und erlangt habe die Krone des Lebens, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.

Nun merket, lieben Kinder, daß zweyerley Anfechtungen sind. Die erste ist fleischlich und regiert auswendig in dem Reiche der Sinnlichkeit etliche Zeit, wie denn der Mensch nach seinen äußeren Sinnen angefochten wird, Lust zu suchen an Menschen, es seyen Freunde oder Verwandte oder sonst andere Menschen, deßgleichen an sorgfältiger Zierlichkeit, an Kleidern, Kleinodien, Büchern, Werkzeug, lustlichen Wohnungen, Speis und Trank, oder sonst an vergänglichen Creaturen, und klebt muthwillig an mancherley Dingen, und hänget daran wie die Klette. Zu Zeiten sind die Sinne von allerley Anklebung los und zumal frey, aber der Mensch wird etwan wunderlich angefochten in Fleisch und Blut, und von unziemlichen Gedanken. Aber wie unrein die Anfechtungen sind und wie grausam sie scheinen, so mögen sie doch dem Menschen nicht schaden, wie St. Gregorius spricht: Die Anfechtung befleckt den Menschen nicht, es sey denn, daß er zumal hinlässig sey, und sich nicht mit Fleiß davon kehre.

*) 1521. f. 225; 1523. f. 195; 1543 f. 264; 1565. f. 207; 1548, p. 424; 1552. p. 537; 1621. II. 208; Arudt p. 516.

Die andere Anfechtung ist geistlich und inwendig, und regieret in dem Reich des Verstandes. Die Werke des Geistes und der Natur sind also vermischt und in einander zusammengeknüpft, daß alle inwendige Uebung und Zukehr zu Gott, so lange der Mensch in diesem Leben ist, und die Werke der Natur, alle beyde [zusammen] ge wirkt werden. Unser lieber Herr verhängt um unseres Besten willen, daß der böse Engel Satanas sich vor den Augen der Seele inwendig überformet in einen Engel des Lichts, am meisten zu den Zeiten, wo der Mensch seine Kräfte in der Zukehr zu Gott zu Werke [in Thätigkeit] sett.

Nun merket ferner, lieben Kinder: St. Johannes segt die Sünde in dreyerley, so er spricht: Alles, was in der Welt ist, das ist ent weder Begierlichkeit des Fleisches oder Begierlichkeit der Augen oder Hoffart des Lebens. Wie diese drey besondere Sünden, die in der Welt regieren, in dem Fleisch zusammen sind, also regieren dieselben auch inwendig in dem Geist unter geistlichem Scheine. Die auswendigen Sünden sind sehr klar und offenbar, will der Mensch sie in sich selbst merken, aber die geistlichen Sünden sind mehr verborgen unter manchen Dingen und unter einem guten Schein, daß man gar kaum des schweren Falls gewahr werden mag, der vorhanden ist.

Nun merket, es wird für eine geistliche Unke us chheit oder Ueberflüssigkeit geachtet, so ein Mensch sich selbst zu sehr sucht und mit großer Begierde nach vieler Innigkeit und empfindlicher Andacht stellet, daß er allewege in Frieden seyn möge und ihn Niemand strafen könne und er bey Nichterfüllung schuldiger Arbeit in [seinen] besonderen Gebeten und Uebungen außer der rechten Meinung [immerdar] bleiben möge. Wenn ihm dann solche Süßigkeit nicht werden mag, so ist er ganz entrichtet [verwirrt], ohne allen Frieden und ungeduldig auch in kleinen Dingen, die ihm zukommen und die nichts werth sind, und klagt über großen Schaden und Anfechtung, die er habe, so er seines Friedens inwendig nach seiner Lust nicht genießen noch haben mag. St. Bernhard spricht: daß unser Herr alle solche empfindliche Gnade denen ver leihet, die sie nicht verdient haben und ihrer noch nicht würdig sind, er thut das aber barmherziglich, damit er den Menschen desto besser zu seiner Liebe ziehen möge; etlichen dagegen enthält er sie vor, die doch in langen, schweren Uebungen gestanden und gar empfänglich sind. Ja, denselben enthält er sie etwan all ihr Leben lang, das will er aber nach diesem Leben größlich belohnen. Die Ursache dieser Enthaltung ist, weil unsere geistliche Frucht und die oberste Seligkeit in solcher Lust nicht gelegen ist, sondern in dem innerlichen Vertrauen und Anhangen an Gott, und darin, daß wir uns selbst nicht suchen, weder in Liebe noch in Leid, sondern in Liebe und Leid uns Gott eignen und erbieten, als arme Diener, auf unsere eigenen Kosten, ob wir

möchten, ihm ewiglich also zu dienen. Doch möchte einem jungen, schwachen, anhebenden Menschen wohl erlaubt seyn, zu bitten um solche Gnade oder Gabe von dem milden Gott, damit er [dieser Mensch] ihn [Gott] desto kräftiger loben und desto fester in seiner Liebe ge stärket werden möchte. Wenn wir aber solche Innigkeit [Andacht] und lustsamen Frieden, die seine Gaben sind und nicht unser Verdienst, um unser selbst willen mehr lieb haben, denn den Geber selber, so fallen wir in geistliche Ueberflüssigkeit und in große Untreue, die der gute Herr mit dem gründlichen Verzichten seiner selbst, auswendig und in: wendig, um uns nicht verdient hat.

Geistlicher Geiz ist, so ein Mensch allezeit mehr begehrt, als ihm nothdürftig ist in dem Wege dieser zeitlichen Pilgerschaft. Denn was soll ein Pilger mehr mit sich auf den Weg nehmen, als womit er wohl wieder zu Hause kommen mag? Es ist, glaubet mir, ein großer Fleck in der rechten, auswendigen Armuth mehr, denn Nothdurft zu begehren; deßgleichen machet das einen viel größeren Flecken inwendig in der Armuth des Geistes. Ach, wer war je ärmer, denn der aus rechter, bloßer Armuth, von himmlischen Dingen und von allen Creaturen verlassen stand, Jesus Christus, in allem Elende verwiesen auf sich selbst, wo er also kläglich sprach: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und das alles uns zu einer Lehre, hiermit unsere Armuth zu trösten in wahrer Gelassenheit. So sprichst du nun: Ja, wäre es meine Schuld nicht, und hätte ich das nicht versäumt oder verwahrlost, ich wollte mich wohl eher leiden [ergeben]; was hätte ich dann zu klagen? Aber nun habe ich das allzumal selbst gethan und verder: bet. Darauf spreche ich: Laß dich das nicht bekümmern; weißt du nicht, was geschrieben stehet, daß der Gerechte siebenmal fällt des Tags, und du meinest, allezeit stehend zu bleiben? Ja, ich folge [stimme ben] und erkenne es mit dir, daß es deine Schuld sey, und du es selbst versäumt und wohl verdient habest; dennoch ist es besser, daß du den gütigen Gott, der deine Schwachheit erkennt und dir deine Schuld sieben und siebenzigmal des Tags gerne vergeben will, mit festem Vertrauen um Gnade bittest, denn daß du dich selbst mit solchem Kleinmuth also hintertreibest. Kind, bist du gefallen, so stehe wieder auf, und gehe mit einem kindlichen Vertrauen zu deinem Vater, wie der verlorene Sohn that, und sage demüthig mit Herz und Mund: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und gegen dich; ich bin nicht würdig, dein Kind genannt zu werden, sondern lasse mich einen von den geringsten deiner Dienstboten seyn. Wie wird der Vater nun etwas anderes thun, als was er da that? Er wird ohne Zweifel sein Wesen nach seiner gewöhnlichen Güte um deiner Missethat willen nicht verändern. Es ist doch sein eigener, milder Schatz, und ihm ein

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