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kleines Ding, dir deine Schuld zu vergeben, so du ihm das vertrauest; denn seine Hand ist nicht verkürzet, daß sie dich nicht heilwürdig [des Heiles, der Seligkeit würdig] machen könnte. Darum hüte dich vor geistlichem Geiz, denn so viel ärmer du in deinen Augen vor ihn [vor Gott] kommst, so viel bist du ihm angenehmer, und er will dich von seinem Gut selbst herrlicher begaben und reich machen.

Geistliche Hoffart endlich ist, so ein Mensch wegen seiner Ge: brechen in sich selbst nicht zu Schanden werden [vor sich selbst sich nicht schämen] und sich in allen Dingen behelfen und beschönigen und nimmer untergehen will, in gar keinem Dinge. Daher kommt es oft, daß man viel unnüßer, schädlicher Worte brauchen muß, sich selbst zu entschuldigen und alle Dinge zu verantworten, als wenn man der Mensch nicht seyn sollte, den man dieses und dessen zeihen dürfte. Dabey will man nicht merken noch ansehen, daß, wer sich mit der schlichten Wahrheit nicht behelfen kann, dem auch von der Unwahrheit, die oft dazu schlägt, nicht geholfen wird, und daß ein in Demuth Gott unter: worfener Mensch mehr ist, denn ein vermessener, rechtfertiger Mensch, der mit seiner Gerechtigkeit vermeinet, sich selbst allenthalben zu verantworten. Höre zu, liebes Kind, was ist doch all unsere Gerechtig keit? Jesajas spricht: Sie ist nichts, als ein unreines, faules, stinkendes Tuch; und wann waren wir je so gerecht, oder werden es je: mals werden? So der Herr Recht über uns sprechen will, ohne Zweifel, wir müssen uns als die Schuldigen erkennen, und all unser Gutes an seine Gnade seßen. Unser Herr bereitet oft den Menschen mit seiner Schwäche, wenn er darin demüthig ist und ihm zu Füßen fällt; denn Gott will, daß alle Kniee sich vor ihm beugen, und will Dank und Glorie von allen Tugenden haben. Hieraus mag man merken, daß gar oft eine heimliche Hoffart in uns ist, woraus viel unfügliches Werk kommt. Darum, wer sich befleißet, sich zu hüten vor der geistlichen Ueberflüssigkeit, Geiz und Hoffart, der kann nimmermehr aus dem Wege Gottes kommen, noch inwendig in seiner Uebung irren.

Wie man aber sich hüten soll vor diesen Sünden und sich vor dieser Anfechtung bewahren, da sollt ihr drey Regeln merken, die ich euch sagen will. Die erste ist: Alle Widerwärtigkeiten, die dem Menschen inwendig begegnen und zu Handen stoßen, mit denen er gezogen und gedrungen wird zu der Gleichniß und Mitförmigkeit des demüthigen Bildes Christi und seiner lieben Heiligen [und zwar] nicht allein von außen, sondern auch inwendig im Verstande, die kann weder der böse Engel noch die Natur wirken. Es kommt das alles ohne Zweifel von Gott; denn Gott ist das oberste Gut, und aus dem obersten Gute fließt nichts, denn Gutes, und alles, was dahin wiederkommen wird, das kommt alles von ihm. Alle Flüsse kehren wieder zu ihrem

Tauler's Predigten, III. Band.

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Ursprung, woraus sie geflossen sind, und alle Dinge freuen sich ihres Wiederkehrens. Was uns dagegen von solcher Mitförmigkeit und Gleichniß zieht und abwendet, das kommt ohne Zweifel von dem ungerechten Geiste her, der allewege stellt [gerichtet ist] nach einem Abziehen und auf ein Zerstreuen, wie unser Herr sprach: Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich), und wer sich mit mir nicht verbindet und gesellet, der zerstreuet. Diese Regel ist wider das erste geistliche Laster, das ist, Ueberflüssigkeit, von der ich zuvor gesprochen habe.

Die andere Regel ist: Was dem Menschen inwendig begegnet, da durch er näher und merklicher zu seinem Herzen getrieben und gedrungen und versammelt wird zur Einfalt seines Gemüthes, zu einem standhaften Vertrauen und Liebe zu der väterlichen Güte, und nicht auf seine eigenen Werke noch eigenes Empfinden, das ist von Gott. Ebenso, wenn sich der Mensch allezeit erkennet als einen armen Bettler, wie schön auch seine Werke scheinen, und, je näher er seinem [eigenen] Herzen kommt, und mächtiger wird, und je bloßer von allen Tugenden er sich findet; ins gleichen, wenn er in sich selbst gewahr wird, daß er nichts anderes ist, denn ein eitles verlornes Gefäß, was nicht zu den Ehren, sondern zu ewiger Verdammniß gehört, welches Gefäß allein Gott mit seinen Gnaden erfüllen muß und will, indem wir ihm anhängen, ihn zulassen und uns selbst nicht beschüßen mit uns selbst : - das Werk ist ohne Zweifel von Gott, womit der Mensch einwärts gedrungen wird, seine eigene Armuth zu erkennen. Von dem Eingeben des Feindes und der Natur dagegen wird der Mensch alles Guten, aller seiner Tugenden beraubt und ausgezogen, und das geschieht, wenn der Mensch sich selbst nicht erkennet, und zu haben meinet, das er nie hatte, und spricht, wie geschrieben stehet: Ich bin überflüssig reich und bedarf nichts. Du weißt nicht, spricht dagegen die Schrift, daß du so nackend und bloß bist. Das ist wider den geistlichen Geiz.

Die dritte Regel ist: Was einem Menschen begegnet, wodurch seine innerste Empfindung verkleinert und gedemüthigt wird und was ihn selbst beuget unter die allmächtige Hand Gottes und unter alle Creaturen, in wahrer Demuth sich selbst zu vernichten und zu unterdrücken, das ist ohne Zweifel von Gott. Denn wie Lucifer und seine Mitgesellen groß und höffärtig seyn wollten, und darum aus dem Himmel ge worfen wurden, also werden wir durch Verkleinerung unser selbst wieder in den Himmel geführt, wie von den heiligen drey Königen geschrieben stehet, daß sie durch einen andern Weg wieder in ihr Land reiseten.

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Wie eines Jeglichen Wesen ist, also thut er, also lehret er, und zu seiner Vergleichung [zur Verähnlichung mit ihm] zieht er alles, was er vermag und was zu ziehen ist. Der böse Geist ist in seinem vers stockten Vornehmen aufgeblasen und in Großmüthigkeit seiner Hoffart

also verhärtet and verstockt in seinem eigenen steifen Sinn und Willen, daß er, weder um das Himmelreich zu erlangen noch sonst um etwas, nicht mag noch will sich demüthigen einen Augenblick; also hart ist er in seinem Vornehmen gespannt. Ebenso thun auch alle Hoffärtigen : die haben von ihm gelernt, ihrem eigenen Sinne zu vertrauen über aller Menschen Sinn und Vernunft, und darum fallen sie in Streit und Widerfechtung gegen ihren Nächsten umsonst (ohne rechte Ursache], daraus dann viele Mühe und Unruhe des Herzens entspringt, wodurch brüderliche Liebe gebrochen wird. Sie wollen von Niemand Strafe leiden, und werden so hart in ihrem steifen bösen Willen und Vornehmen gestärket, daß sie freventlich aller Vermahnung Gottes und seiner Freunde widerstehen, wie unserm lieben Herrn von den Gleißnern und den Priestern der Juden geschah, und solches auch der Prophet Jesajas sehr beklagte, da er sprach in der Person Christi: Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestrecket zu diesem Volke, das mir nicht glaubt und mir widerspricht, das da wandelt böse Wege und nach seinem Sinn.

Hinwiederum ist unser lieber Herr sanftmüthig und demüthig, ja er ist selbst alle Demuth, wozu er alle Menschen zicht ohne Unterlaß, die zu ziehen sind oder gezogen seyn wollen. Sein Wesen ist allen Dingen eine Ursache und ein Wesen und ein Anfang. Er ist das Leben der Lebendigen, eine Wiederauferstehung der Todten, ein Wie: derbringer der Ungestalteten und Entschickten, die sich selbst durch die Sünde verderbet und verwahrlost haben, er ist ein Wiederrufer derer, die von ihm gefallen und gewichen sind, ein Aufrichter und Befestiger derer, die in Anfechtung sind, eine Standhaftigkeit aller, die stet [fest] bleiben, eine erweckende Handleitung aller derer, die aufwärts zu ihm arbeiten und steigen, ein Anfang alles Lichtes, eine Erleuchtung aller derer, die erleuchtet werden, ein Offenbarer der Verborgenheit nach dem, was uns gebührt zu wissen und ein Anfang alles Anfangs. Sein Wesen ist unbegreiflich und unaussprechlich und ohne Namen.

Darum sollen wir seine unaussprechliche Verborgenheit mit heiliger Züchtigkeit und Schweigen ehren und loben, und nimmer mehr begehren zu ergründen noch zu schmecken, denn so viel ihn ehrend und uns ziem lich ist, und allezeit mit bescheidener Zucht und Andacht zu dem Leuch ten seines scheinenden, unbefleckten Spiegels uns kehren, nach allem unserem Vermögen, mit schamhafter Würdigkeit. Der Mensch soll sich allewege fürchten und besorgen des Worts, so Gott, unser Herr, durch Moises sprach: Ein Thier oder ein Mensch, der den Berg anrühret, soll gesteiniget werden, das ist, die thierischen Sinne sollen sich nicht vermessen, den Berg des göttlichen Wesens hinaufzusteigen, sondern sich vielmehr hernieder sehen und die unterste Stätie begehren,

bis zu dem Menschen gesprochen werde: Freund, steige herauf, und dann steiget er den Berg nicht selbst hinauf, sondern er läßt sich aufwärts führen, und seine Sinnlichkeit wird gereinigt und begabt mit dem Lichte Gottes, darin er mehr Licht empfängt, als er sonst mit großer, auswendiger Arbeit zuwege bringen möchte; denn die göttliche Natur Christi ist eine Kraft, die da anzieht alle Gemüther und Her: zen, die ihm gleichen und täglich sich mit ihm vereinigen in der Liebe. Richardus spricht: Ich empfange Christum an dem Kreuze nicht allein, sondern auch in seiner Ueberklarheit auf dem Berge Tabor; daselbst darf ich ihn aber nicht wohl empfangen, es sey denn, daß ich Jakobum, Petrum und Johannem, Moisen und Heliam bey ihm finde, die mir Zeugniß geben, daß es wahrlich Christus sey. Das ist: wir können in allen Aengsten, in aller peinlichen Blöße inwendig freylich glauben, daß Christus da ist; erscheinet er aber auf dem Berge der inwendigen Beschauung, so gehören diese Zeugen dazu, damit wir nicht nach un serer lustlichen Begierlichkeit seine Gaben in Ueberflüßigkeit genießen, auch nicht zu viel begehren mit Geiz seines Guten, das wir gar nicht verdauen könnten, und uns selbst allezeit so demüthig niederdrücken, daß wir in keine geistliche Hoffart kommen oder fallen. Das sind die wahrhaftigen Zeugen, daß wir Christum in seiner Klarheit auf dem Höchsten des Berges Tabor frey ohne alles Hinderniß und Irrung empfangen können; denn wo diese Zeugen sind in der Wahrheit, da mag der falsche Engel Niemand betrügen. Deß helfe uns Gott. Amen.

140. Auf eines heiligen Bischofs Tag.

Wie der Mensch Gottes Namen allein erhöhen und ehren soll, seinen eigenen Namen aber in wahrer Demuth und rechter Gelassenheit verachten, scheuen und fliehen. Daß man die jungen, anhebenden geistlichen Menschen zuerst hiezu solle unterweisen, und sie mit allerhand geringer Uebung und Scheltung dazu ziehen, daß sie sich in allen Dingen darnach desto gelassener halten können.

In nomine meo exaltabitur cornu ejus. Psalm 89. v. 25.*) In meinem Namen wird jeine Ehre erhöhet.

For

hr wisset, lieben Kinder, daß dem höchsten Gott keine Sünde so mißfällig ist, denn stolzer Uebermuth und hoffärtige Berühmung eigenes Namens, da der Mensch die Ehre, die Gott allein zugehöret, sich selbst zuschreibt und nicht leiden kann, daß sein Name verachtet werde, den ihm Gott mit sammt der Ehre [doch nur] darum verliehen hat, daß viele Menschen dadurch gebessert werden sollten, so sie ansehen, wie ein solcher Vorgesetzter oder Prälat seiner Obrigkeit oder Regiments pflege zu der Ehre Gottes, also daß er des Seinen überall nichts suche noch begehre, wie wir an dem heiligen Bischof, dessen Fest wir

*) 1521. f. 227; 1523. f. 197; 1543. f. 266; 1565. f 209; 1548. p. 427; 1552. p. 541; 1621. II. 217; Arndt p. 521.

heute begehen, aus seinem heiligen Leben, das er auf dem Erdreich hier geführet hat, offenbarlich erkennen und sehen können; weßhalb man von ihm aus dem Psalter singt: Seine Ehre wird erhöhet in meinem Namen, als ob Gott von ihm spräche: Nicht in seinem Namen, weil er den nicht suchen noch begehren soll, sondern in meinem Namen wird das Horn seiner Ehre erhöhet und erhoben.

Nun spricht der Prophet an einem andern Orte von Gott: Sein Name allein ist erhöhet. Kein Ding ist Gott mißfälliger und mehr zuwider, denn einen großen Namen haben wollen. Dieses Gebrechen ist so gar verborgen und heimlich in vielen Menschen, daß sie gar kaum wissen können, in was großer Gefährlichkeit sie stehen. Es kommt oft dazu, daß man solches gar wenig achtet, und die Prälaten meinen, es gehöre ihnen von Recht zu, daß man sie hoch halte, und sie mögen nicht leiden, daß man etwas rede oder thue, was ihre Ehre angreife oder verleze, oder daß ihr Name geringer geachtet werde. Von welchem heimlichen Gebrechen David sprach: Herr, reinige mich von meinen heimlichen Sünden, das ist, von der Begehrung, einen großen Namen zu haben. Er sprach auch: Der Fuß das ist, die Begehrung und Neigung der Hoffart - soll mir nicht kommen, und die Sünde soll mich nicht bewegen, denn hierein sind alle gefallen, die da wirken Bosheit. Ich sage dir, verlässest du nicht diesen Namen, so siehet Gott nicht auf alle deine Dinge, wie gut sie immer seyen. Es spricht Chrysostomus: Verlasse deinen großen Namen, so wirst du leichtlich alle Qual und Leiden überwinden. Könnte Gott von dem Menschen erlan gen einigermaßen, daß der Mensch so große bittere schändliche Niederdrückung in sich selbst hätte, als er großen, verwöhnten, hoffärtigen Aufgang gehabt hat, in Wohlgefallen seiner selbst, so hätte Gott erlangt, was er begehrt. Alle Dinge, durch die Gott den Menschen in sich selbst straft, geschehen darum, daß der Mensch erniedrigt und gedemüthigt werde in sich selbst, und kann Gott das nicht in ihm zv wege bringen mit solcher Strafe und Erniedrigung, so lässet er oft ebendiese seine Freunde fallen in offenbare Schande und Trübsal, daß sie Jedermann zum Erbarmen werden, auf daß sie in sich selbst er: niedrigt werden.

Nun wisset, wenn der Mensch zu sehr erhoben wird von den Menschen und man ihm mehr Tugend und Heiligkeit zuschreibt und seinen Namen größer macht, denn er in der Wahrheit vor Gott ist (um einigerley heimliches Gebrechen, das in ihm und Gott allein bes kannt ist), sehet, so kommt ihm dieses große und gute Gerücht zu Schaden und Schanden oder Pein, entweder hier oder dort. Denn dieß ungerechte geistliche Gut der erbotenen Ehre muß nothwendig hier in dieser Zeit mit Schande oder Verspottung umgekehrt werden, soll

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