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Vernunft; dann liegt die Liebe in dem niedersten Theile ganz verborgen. So lange er aber noch einige Treue zu Gott hat in Ge lassenheit, der Natur und Vernunft entgegen, und in Gelassenheit zufrieden seyn will, und in keinen Mißtrost der Untugend oder der Sinnlichkeit fällt, womit er sich des Leidens ledig machen wollte, so steht es wohl. Sucht er dagegen Vergnüglichkeit in sinnlichen Dingen oder ergibt er sich zu auswendigen Bekümmernissen [Beschäftigungen], sind sie gleich gut und geistlich, damit er sich des Gedränges ledig mache, dann zerfaselt und zerreißt er die Liebe, und also fällt er dann von Zeit zu Zeit von der Liebe nieder, wiewohl er das selbst nicht weiß. Ohne Zweifel aber, bleibt er hierin fest stehen, und will Gott_in_fin sterer Gelassenheit treu seyn, sehet, oann ist er heimlich [heimisch] in dem höchsten Grade der Liebe, wiewohl es ihm selbst unbekannt ist. Wenn dieses übergelitten ist, so ist der Grund gereiniget von allen Eigenschaften, so bringt er dann große Frucht, auch an andern Leuten, und er findet Gott süß in sich ruhen, und sich in Gott in allen Dingen. Dieß wäre besser zu erfahren, denn davon zu reden; wer dieß aber nicht versuchet und schmecket, der kann nimmer recht verstehen, was es doch ist, Gott in der Wahrheit zu haben. Daß wir nun Gottes Namen allein also erhöhen und ehren, und nicht unsern Namen, sondern daß wir uns selbst recht verkleinern mögen mit wahrer Gelassenheit, das helfe uns Gott. Amen.

14. Von den heiligen Beichtigern [Bekennern]. Daß sich Niemand auf die äußerlichen leiblichen Werke, Gewohnheiten und Ceremonien, das ist, geistliche Weisen und Gebärden verlassen soll, in Hoffnung, sich hiemit allein zu bessern, sondern daß man vor allen Dingen Fleiß anwenden soll, den innern Grund des Herzens zu erkennen und den sündlichen Neigungen und Gebrechen abzusterben.

Lucerna corporis tui est oculus tuus. Luc. II. v. 34.*) Dein Auge ist die Leuchte oder das Licht deines Leibes.

Lieben

Lieben Kinder, wir begehen heute das Gedächtniß des heiligen Dieners Gottes N., der mit seinem christlichen Leben angezeigt, bekannt und ausgebreitet hat das Lob und die Ehre Jesu Christi. Nicht allein mit auswendigem gutem Erempel und Vorbilde seines tugendhaften Wandelns und Wesens, sondern auch von innen stand sein Herz, Sinn und Muth in wahrer Gelassenheit und lauterem Grunde abgestorbener Sinnlichkeit, willig Gott allezeit fleißig zu dienen und ihm allein wohl zu gefallen. Dieß heißt wahrlich ein recht geistliches, heiliges Leben.

Nun sollt ihr merken, daß jeßt Viele sind, die geistlich genannt

*) 1521. f. 230; 1523. f. 199; 1543. f. 268; 1565. f. 211; 1548. p. 431; 1552. p. 545; 1621. II. 225; Arndt p. 527.

werden und geistlichen Schein tragen, und die sich zu viel in unor dentlicher Weise angreifen mit großer Uebung, womit sie aus Gnade anders zu werden hoffen, als sie von Natur sind, wie mit Fasten, Wachen, Beten, viel Beichten und vielem Empfang des heiligen Sakra ments des Altars und mit Betrachtung des hochwürdigen Leidens Christi, mit Uebung der Werke der Barmherzigkeit und Ausgehen auf vielen Ablaß oder mit andern dergleichen Uebungen, wie man sie nennen maq. Sie werden aber doch durch alle diese Uebung nicht anders, und verzehren ihre Kraft und Macht außer Gott, ohne Lob und ohne der Seele Nußen und kommen dabey in Gefahr ihrer Seele durch ihre falsche Meinung; denn sie kehren sich aus sich selbst und erkennen sich selbst nicht, und wodurch sie zunehmen sollten, dadurch nehmen sie ab. Sie meinen, sie seyen etwas, so sie doch nichts sind, und dienen Gott unvorsichtig. Sie meinen, sie suchen Gott, es ist aber nichts, und wenn sie dann immer also hinleben, nach eigensüch tiger Begierlichkeit und nach Einbildung ihrer gutdünkenden Sinnlichkeit, so können sie nicht besser werden von allen ihren Werken. Je älter sie werden und länger sie also bleiben, je ungeduldiger werden sie und unachtsam ihrer Gebrechen, in Worten und in Werken; so ist es auch bey denjenigen, die ganz hoch daran seyn wollen.

Dieß kommt davon, daß sie Gott dienen aus natürlicher Lust und ungeordneter Begehrung. Wenn sie eine Lust ankommt, gute Werke zu thun, so geben sie sich dazu oft über ihr Vermögen in die Länge, und wollen eine Weile das eine, die andere Weile das andere, und dann dünket sie, eins hindere sie, das andere fördere sie, und geben sich also unvorsichtig von einer Uebung zur andern, und lassen sich dünken, es diene ihnen dann alles inwendig Weil es sie lüstet in ihrer sinnlichen Bewegung, so gefällt es ihnen wohl; wenn es ihnen aber inwendig nicht lustlich ist, so dünkt sie, es diene ihnen nicht. Darum sind sie unstet, und es gefällt ihnen keine Uebung auf die Länge; je länger sie aber also laufen, so können sie doch den rechten Grund nicht erreichen Wozu man sich gibt in solcher ungeschichten Weise, die Zuneigung sey so gut sie wolle, so wird man doch betro gen, wiewohl man sich dünken läßt, daß man Gott allein meine. Wer ist auch, der dem bösen Geiste dienen wollte? Ohne Zweifel begehrt solches Niemand. Es ist unsere Meinung nicht, wir wollen ihn nicht für einen Herrn haben, wir vollbringen aber doch seinen Willen; denn so lange man Gott allein mit den auswendigen Werken dienet, so hat man doch noch nicht recht angehoben, Gott zu dienen in der Wahrheit mit rechter Andacht. Der rechte Grund eines vollkommenen christlichen Lebens stehet nicht allein in Uebung auswendiger Werke, sie sind wohl eine Hülfe dazu, sondern weit mehr sind es die inwen

digen guten Werke, aus welchen die Sünde vermieden und die Tugend geboren wird.

Ferner spreche ich: man findet Menschen in Klöstern, die die Strenge des Ordens in auswendigen, leiblichen Dingen halten. Es sind auch in der Welt Menschen, die den Leib peinigen mit Wachen, Fasten und andern Uebungen, die ohne Zweifel gut sind, und die Almosen geben mit den Händen, dabey aber nicht achten auf den Grund des Herzens, daß er von Sünden gereiniget werde, sondern bey allen diesen großen, auswendigen Werken gleichwohl zornig sind, neidisch, hoffärtig, nach: redig von ihren Nächsten, und sich selbst suchen ein gutes Gerüchte und dergleichen, welche [Gebrechen] jezt gar allgemein sind bey Beyden, Geistlichen und Weltlichen. Damit sind sie nun verstrickt in den Banden des bösen Geistes, und betrügen sich selbst allzumal.

Sie meinen, daß sie um der auswendigen Werke willen allein gerechtfertigt und selig werden mögen, aber das mag nimmermehr in Ewigkeit geschehen; Gott will das Herz daben haben. Diese Menschen mögen wohl verglichen werden mit den Bilden, die auswendig gülden scheinen, aber inwendig sind sie Stein oder Holz, und Christus in dem Evangelio vergleichet sie den Gräbern der Todten, die aus: wendig schön sind, und inwendig voll Todtengebeine. Also spreche ich: Es ist dem Menschen nicht nüße zu fasten, zu beten und andere Werke der Geistlichkeit zu thun, es sey denn, daß das Gemüth des Menschen gesäubert und gereinigt werde von der Bosheit. Es ist leider selten, daß man recht lebt, und es ist das doch nicht so unmöglich, wenn man nur ein wenig Fleiß dazu thäte. Woran es liegt, das will man nicht dazu haben; woran es aber nicht liegt, davon hofft man große Seligkeit zu ers langen, und da hat man große Beschwerde und Arbeit, und sucht Gott lange, findet ihn aber selten recht, wie man ihn finden sollte. Das sind die Gebrechen, bey denen die Menschen ungeschickt sind in sich selbst und sich neigen zum Unmöglichen: was sie wohl thun könnten und woran sie Niemand hindern könnte, das wollen sie nicht thun, und haben weder Lust noch Liebe dazu; das Unmögliche aber hätten sie gerne. Wornach es ihnen liebt und lüstet, darnach richten sie sich mit ungeordneter Liebe und Begehrung, besonders nach Bewegung des äußern Menschen, und sprechen, es sey darum, weil sie nicht wissen, was sie thun oder lassen sollen. Sie würden wohl finden, wollten sie sich recht halten in dem Wege der Wahrheit und der Gerechtigkeit, was das wäre, daß sie also sprechen. Es kommt nicht aus dem, daß sie nicht wissen; denn, käme es daraus, se strafte sie ihr Gewissen um keinerley Versäumniß, weil sie alles thäten, was sie verstehen, es wäre wenig oder viel, und es begehrte doch Gott nicht mehr von ihnen, oder er gäbe dann mehr zu erkennen.

Zulegt merket, lieben Kinder! Ein Mensch, der anders will werden durch Gnade, denn er von Natur ist, der muß sich befleißen, Gott aus dem Grunde seines Herzens zu suchen, zu meinen und zu minnen, und nicht sich selbst überall. Das ist die Gerechtigkeit, die einem jeden Christenmenschen zugehört, und wahre Andacht. Was ist also wahre Andacht? Etliche meinen, daß Andacht sey eine süße Begehrung. Es ist wohl unterweilen also, aber doch nicht allezeit; denn man hat solche Süßigkeit unterweilen von Natur und dadurch irren viele Menschen und werden betrogen. Wahre Andacht ist ein williges Einbiegen zu dem Dienste Gottes, und es gehört zur wahren Geistlichkeit, daß der Mensch zum mindesten einmal des Tages oder in der Nacht in sich selbst gehe und fleißig wahrnehme seiner Gedanken, Worte, Werke und alles seines Lebens, und lerne erkennen seine eigenen Gebrechen. Es mag kaum seyn, man findet denn etwas [Gebrechen in sich], es sey wie es sey; soll man aber dessen ledig werden, so muß man die Ge brechen erkennen, und es folgt dann Reue über die Gebrechen, die man erkannt hat. Der Mensch soll Fleiß ankehren, daß er ledig werde von seinem alten Leben und die Untugend an sich tödten, und sich mit Ernst halten zu den Geboten Gottes, die nicht gleich geboten sind den geistlichen Leuten, wie den schlichten Laien; der geistliche Mensch ist mehr verbunden, denn die schlichten Laien, und zu strengerer Haltung. Er soll sich auch willig und gerne vereinigen in dem wirkenden Leben, mit der heiligen christlichen Kirche, und nach der Einhaltung [der Regel] seines Ordens oder geistlichen Lebens. Diese Dinge sind mehr noth, denn alle Uebungen, als Fasten, Wachen, Arbeiten und dergleichen, die alle ein guter Stab sind und eine Anweisung zu anhebender Geistlichkeit, an sich selbst aber doch keine wahre, gründliche Geistlichkeit sind; denn man findet viele, die sich darin üben, und nichts desto minder bleiben voll aller Untugend, eigenwillig, ungehorsam, hoffärtig, zornmüthig und dergleichen. Daß wir nun also zu rechter, wahrer Andacht uns geben mögen, das gönne uns Gott. Amen.

142. Von den heiligen Jungfrauen.

Wie sich die weisen fürsichtigen Jungfrauen von außen und innen zieren sollen, damit sie zu der ewigen Hochzeit von Christo angenommen und in sie mögen eingeführt werden. Von der edlen hochwürdigen Tugend der wahren demüthigen Liebe, zu welcher der Mensch allein durch Gelassenheit, Leiden und Liebhaben kommen kann. Quinque ex eis erant fatuae, et quinq e prudentes. Matth. XXV. v. 2. *)

Unser lieber Herr vergleicht das Reich der Himmel zehen Jungfrauen,

die mit sich die Lampen trugen und ausgingen entgegen dem Bräutigam

*) 1521. f. 231; 1523. f. 200; 1543. f. 269; 1565. f. 211; 1548. p. 433; 1552. p. 547; 1621. II. 229; Arndt p. 530.

und der Braut, unter welchen waren fünf thörichte und fünf weise. Diese sind einander gar ungleich, denn die thörichten leben nach dem Fleische, nach der Welt, nach den Anfechtungen; die weisen aber scheuen alle diese Dinge und leben nach dem Geiste. Die weisen Jungfrauen be zwingen sich auswendig und inwendig in allen Dingen, worauf die thörichten nicht achten.

Um den auswendigen Menschen zu regieren, dazu gehören fünf Punkte, wollen sie anders weise Jungfrauen seyn. Das erste ist: Mäßigkeit zu halten im Essen, im Trinken, in Kleidern, auch im Wachen, im Fasten und in allen andern Dingen, deren die Natur bedarf, dieselben also zu sich zu nehmen, daß die Natur ihre Nothdurft habe, und [doch wieder auch nicht gespeiset und gefördert werde zu Sünden.

Das andere ist: Einfalt zu haben in allen Dingen, in Kleidung, rauhe, schlichte Kleider zu tragen, einfach zu seyn im Gehen und Stehen, standhafte und einfache Gebärden zu haben und in allen Dingen angstfaltig [schüchtern] zu seyn.

Der dritte Punkt ist: sie muß alle eitle Gesellschaft fliehen, besonders aller derjenigen, die viele eitle Worte haben und muß sorgfältig seyn in ihren Dingen.

Das vierte ist: sie soll leben von ihren Händen, und nimmer müßig seyn, ob sie gleich reich ist; denn müßig gehen ist eine Thür aller Unreinigkeit.

Der fünfte Punkt ist, daß sie stets arbeite und fleißig sey, alle ihre Glieder und Sinne zu bezwingen, sie abzuhalten und abzukehren von allen zufallenden Anfechtungen, diesen mit Ernst zu widerstehen und nimmermehr ihren Willen dazu zu geben. Dazu ist aber kein Ding besser, denn seine Anfechtungen gründlich und demüthig einem heiligen Menschen zu offenbaren und mit seinem Rath sich zu geben nach redlicher Bescheidenheit in Kasteyung des Leibes, wie auch in inniges Gebet zu Gott.

Diejenigen sind alle als thörichte Jungfrauen vor Gott ge rechnet, die sich nicht also regieren nach dem auswendigen Menschen. Es ziemt aber den weisen Jungfrauen, daß sie sich auch nach dem inwendigen Menschen zieren sollen; und da ist das Fundament die Demuth des Herzens. Sie sollen Schwestern Gottes werden, indem sie Gottes Willen thun, und sollen nicht urtheilen, daß die böse seyen, die ehelich leben. Sie sollen auch Niemand gefallen wollen mit ihren geistlichen Tugenden, denn Gott; sonst werden sie den Pharisäern gleich. Die Reinigkeit oder Jungfrauschaft ist nicht zu halten geboten, aber die Demuth ist geboten. Eine hoffärtige Jungfrau ist tausendmal ärger und fauler vor Gott, denn eine demüthige Ehefrau. Eine Jungfrau darf Niemand hassen, sondern muß alle Leute lieb haben, sie darf nicht groß von sich selbst halten, sondern muß in Angst,

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