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in Furcht stehen allezeit. Wie die Sünden beginnen zu wachsen und wohlgefällig werden, so erkaltet die Liebe mit allen Lugenden. Die Jungfrau folgt allein dem Lamme Gottes nach in allen Stätten, wohin es gehet, so sie steht in rechter Reinigkeit und Demuth; ist sie dagegen mit Hoffart oder mit andern groben Sünden befleckt, so gehen fromme Eheleute weit über sie.

Die Jungfrauschaft hat ihren Ursprung von Gott selbst, und die Engel haben sie von Gott gelernet; denn in dem Himmel ist sie erfunden, und da soll sie ewig bleiben nach dem jüngsten Tag, wenn man wieder auferstanden ist von dem Tode. Da wird man keinen Brautlauf [Hochzeit] machen, sondern wird da seyn wie die Engel Gottes, und machet den ewigen Brautlauf mit Gott. Sie sind ent: bunden aller Menschen und allein verbunden mit Gott, und da bringen sie ewige Frucht. Sie sind auch von großer Macht wider die Teufel und singen allein den neuen Gesang, den Niemand sonst singen kann. In diese also erzogenen Töchter hat Gott seinen Stuhl gesetzt, und es ist ihm eine Freude, mit ihnen zu seyn, so sie nach ihrem inwen digsten Menschen leben, in Demuth, Milde, Gelassenheit und in einem zu der Liebe Gottes niedergebogenen Herzen.

Zu der Liebe Gottes kann Niemand kommen, denn mit Demuth, die eine Gabe Gottes ist über alle zeitliche Gaben. Demuth sezt dem Menschen sein Herz in wahren Frieden; denn Niemand ist unfriedlich oder gebrechlich, denn der, dem Demuth gebricht. Wäre ein Mensch wahrhaftig demüthig, er thäte nimmermehr Sünde. Darum konnte Maria keine Sünde thun, weil sie recht demüthig war, und wo Gott wahre Demuth findet, da thut er große Werke. Augustinus spricht: Wer der Demüthigste ist auf Erden, der ist der Heiligste.

Zeichen des demüthigen Menschen sind: Er beginnet allezeit zuerst sich [selbst] anzusehen und erkennet sich aller Gaben unwürdig. Er rechnet sich unwürdig, daß Gott an ihn denken soll und daß er ihn zu einem Menschen gemacht hat; er erkennet sich dessen unwürdig, daß ihn Gott speiset und erhält ohne Unterlaß, dennoch danket er Gott ohne Unterlaß mit großer Demuth für alle diese Gaben. Er erhebet noch berühmet noch lobet sich in keinen Dingen, wie sie auch seyen, sondern er erkennet sich Gott immer mehr schuldig für alle seine Gaben, nnd Gott ist seine letzte und endliche Meinung in allen seinen Dingen. Eine weise Jungfrau soll nicht zwey Enden [Ziele] oder Meinungen in ihren Dingen sehen, wie daß sie Gott meinet und auch etwas an deres Zeitliches dazu, sondern was man mit Gottlieb hat, das soll ihnen eine Hülfe seyn und eine Ordnung zu Gottes Ehre, unter Gott, und es soll eine Hülfe seyn, damit zu Gott zu kommen. Sehet, dieß ist eine weise Jungfrau, und Niemand anders. Man soll mehr lieb

haben den Herrn, denn alle seine Boten, die er aussendet; das heißen [darunter verstehen] wir seine Gaben.

Eine weise Jungfrau achtet sich nicht mehr wegen aller ihrer Gas ben, denn wie sie war, als sie nicht geboren war. Welche Gaben Gott diesen Jungfrauen gibt, damit gibt er [zugleich] sich selbst, denn er ist allzumal ungehindert von solchen Menschen und darum kann er in ihnen wirken, wie er will. Deßwegen macht sie Gott vollkommen auf das Allerbeste, und das kann Gott aus seiner Güte [gar] nicht [unter:] lassen, wenn er findet, daß wir ihm getreu sind und ihm Stätte geben, ihn leiden und ihm folgen, und ohne alle eigene Liebe wirken mit ihm. Ein demüthiger Mensch achtet sich unwürdig, in den Stätten zu seyn, wo er ist und mit wem er ist. Er suchet die niederste Stätte, er be gehrt das schnödeste Theil, das ihm werden mag in allen Dingen, in aller Nothdurft. Er klaget Niemand sein Leiden; er darf auch gegen Gott nicht klagen in einigen Leiden oder Dingen, als mit großer Angst und Furcht, wenn das Leiden größer wird, denn er nimmt alle Dinge von der Hand Gottes. Darum weiß er auch nicht zu klagen über irgendwelche Creaturen, wie unwürdig sie gegen ihn seyen. Ebenso kann er Niemand Schuld geben, so man ihm etwas thut, weil er von Gott alle Dinge in Rechtfertigkeit [als eine gute Anordnung] nimmt, denn Gott verhänget über Niemand nichts, es sey denn sein Bestes. Also leben diese Jungfrauen und sterben ohne Verdruß.

Sehet, das ist der kürzeste Weg, zu Gott zu kommen und zu den Schaaren der weisen Jungfrauen; die aber also nicht ist, die ist unter der Zahl der thörichten Jungfrauen, wiewohl sie das nicht glaubet. Wer wahrhaftig in Gott will seyn, der muß vor sich selbst und vor allen Leuten thöricht werden; denn wer seine Seele behalten will, der muß hier verlieren und verlassen die eitle Ehre; und wer zu wahrer demüthiger Liebe kommen will, der muß drey Stücke lernen halten, Ge lassenheit, Leiden und Liebhaben.

Wer Gelassenheit lernen will, der muß nicht allein große Sünde verlassen, auswendig oder inwendig, sondern auch in den inwendigen geistlichen Dingen darf er mit Eigenschaft keine Lust suchen, [selbst nicht] in seinen guten Dingen. Im Fasten, Wachen, Beten, Lesen, Denken, in Trost, Süßigkeit, Schmecken, Erleuchtetseyn, im Erkennen, im Hungern und Begehren nach Lohn, nach dem heiligen Sakrament, im Jubiliren, Schauen, Contempliren und dergleichen muß Gelassenheit seyn, also daß ihn dünket, es gebe keinen schnöderen, ungefälligeren, kälteren und versäumteren Menschen, als er selbst, und dennoch soll er wissentlich nichts versäumen, noch Ledigkeit haben [lässig sich zeigen] in allen seinen Werken. Sehet, also wird ein Mensch zunichte in sich selbst: es wird da eigener Wille, eigene Weisheit, eigene.

Tauler's Predigten, III. Band.

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Gutdünkenheit und eigene Annehmlichkeit und eigenes Wohlgefallen in guten Werken zumal verloren. Je gründlicher dieses in ihm ist, desto wahrhaftiger ist es in ihm, und dieß Entsinken bringt ihn zu Gott selbst; denn Gott ist ein Abgrund der Demuth, und seine Seele er: greift Gott in tiefer Demuth, und Gott vereiniget sich mit dieser Seele. Also wird dieser Mensch zumal verwandelt in Gott, recht als sey er ein anderer Mensch geworden; das thut der heilige Geist, denn der lebet in ihm und regieret ihn.

Der andere Punkt ist Leiden. Es ist nöthig zu der Demuth, mit Geduld zu leiden und friedlich, so gut man kann, alle Verspottung, es sey in Liebe oder Leid, bey Gleich [Glück] oder Ungleich [Unglück], Verachtung, Verkleinerung und dergleichen, bey Gewinn oder Verlust, wie die Dinge geschehen, auswendig oder inwendig, oder wer es thue, und wiewohl einem zu Zeiten bedünkt, daß es das Beste nicht sey oder gar bös nach seinem Verstande, oder hinderlich den Tugenden oder der Seligkeit nach seinem Dünken. Leidet [ergebet] euch einfältig und gutwillig, so gut ihr könnet, vertrauet auf Gott, und verstehet ihr nicht, warum das also gekommen ist, so leidet euch doch; daraus kommen große Früchte der Demuth. Euer Gutdünken und Weisheit wird hie verdorren, alle Dinge aber werden euch zum Besten kommen, könnet ihr euch leiden; und ob euch zu Zeiten bedünket, Schaden hievon zu haben in zeitlichen oder geistlichen Dingen, die ihr bey euch selbst angenommen habt, so werdet ihr hundertmal mehr gefördert werden in Gott, in rechten, wahren Tugenden, durch solche demüthige, leidsame Gelassenheit.

Der dritte Punkt ist Liebe; die dienet der Demuth, denn die Liebe wird nirgends so adelich geübet, als im Lassen und im Leiden; denn wiewohl es wahr ist, daß man in der Liebe hoch aufgehen mag damit, daß man Gott emfänget durch Einheit des Willens, dennoch ist es wahr, daß Gott in den gelassenen, leidsamen Menschen niedersteiget, mit allem, was er ist; und da wird er von der liebhabenden Seele umfangen, und umfängt sie wieder und verschlinget sie allzumal in sich. Also wird sie sich selbst verlieren, und also kehret sie wieder in ihren Ursprung, daraus sie gekommen ist, und wird hier in diesem Leben versichert, so weit es hier möglich ist, hernachmals ihn ewiglich zu genießen. Wem das aber recht geschehen soll, dem ist rechte Demuth noth, damit er Gott auch hier [schon] schauen lerne, so viel es hier erlaubt wird.

Dazu sind nun drey Stücke noth. Das erste ist: Man soll eine klare, lautere Meinung haben, sonst nichts zu begehren, denn Gott, und nichts lieb zu haben, denn Gott, ihm allein wohl zu gefallen und ihn zu lieben. Sehet, diese schauen hier [Gott] recht.

Das andere Stück ist, daß wir Gottes Wohlthat schauen und uns demüthig leiden [ergeben] und uns Gott gründlich lassen aus Liebe, aus dem Grunde uns erniedern und uns nicht erhöhen, was uns Gott immer zu verstehen gebe, wie verborgen auch die Dinge seyen.

Das dritte Stück ist: fleißiger Ernst in geistlicher Uebung, daß ein Mensch seine Gedanken aufhebe zu Gott, wobey das sey, oder in welcher Gestalt es einem am besten schmeckt oder gefällt und was einen am allerbesten ziehen mag, es sey nun Gottes Menschheit oder Gottheit odee die Dreyfaltigkeit, es sey das Leben und Leiden unsers Herrn Jesu Christi oder unserer lieben Frauen oder andere Heiligen, woraus diese alle ihre Dinge gewirkt haben. Ein jeder Punkt der heiligen Schrift hält göttlichen Sinn in sich, der daraus zu ziehen ist. Ein Mensch würde von Gott erlangen, was er wollte, hätte er die drey Punkte: wahre Meinung nämlich, wollte er sich leiden und lassen aus Liebe in Demuth, und hätte er Ernst in geistlichen Uebungen. Hiezu hilft gar sehr eine gute Natur, ein starkes Haupt und bequeme, subtile Sinne. Der Mensch, der das erfolgen [erreichen] möchte durch Gottes Gnade, der kann in einem geistlichen Leben größlich zunehmen.

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Alle Tugend und alle tugendsamen Werke hangen also an diesen sechs Punkten: das erste ist wahre Demuth, das andere Leiden aus Geduld, das dritte Gelassenheit in allen Dingen, das vierte rechte Liebe, das fünfte göttliche Meinung haben in allen Dingen, das sechste Ernst in geistlicher Uebung. Daß wir also weise Jungfrauen werden, deß helfe uns Gott. Amen.

145 An der Kirchweihe.

Die erste Predigt.

Sie weiset auf eine Erneuerung des äußern und innern Menschen, und wie die Natur sich selbst verläugnen und absterben solle aller Anklebung, darin sie sich hängen findet, und wie dann Gott seine Stätte und Wohnung ebenhierauf sehet in dem Menschen. Ein Gleichniß von dreyerley Fittigen, auf denen Gott wandelt und fliegt, und vom dürren Feigenbaum, auf den alle Menschen steigen müssen, die Gott in der edelsten Weise sehen wollen in Zeit und Ewigkeit.

In domo tua oportet me manere. Luc. XIX. v.

5.*)

Liebe Kinder, es ist heute Kirchweihe in der hohen Mutterkirche, in

dem großen Dom, und gestern war ebendieß an vielen Stätten [Orten] in dem ganzen Cöln. Wie ich nun gestern [schon] sagte: Alle Weisen und Uebungen der heiligen Kirche, die weisen alle auf den inwendigen Menschen, wo in der Wahrheit Kirchweihe und eine wahre göttliche Verneuung seyn sollte ohne Unterlaß. Diese auswendige Uebung rufet

*) Serm. LXVI. 1498. f. 207; 1508. f. 165; 1521. f. 132; 1523. f. 115; 1543. f. 271; 1565. f 213; 1548 p. 436; 1551. p. 550; 1621. II. 234; Arndt p. 302. Nach der Pergamenthandschrift bearbeitet.

und locket und mahnet uns zu einer wahren Bereitung, daß Gott in uns vollkommene Wirthschaft [Mahlzeit oder Hochzeit] haben möge. Kirchweihe bedeutet so viel als Erneuung, und so diese Erneuung soll geschehen, da muß die Natur sich selbst verläugnen uud niedergedrückt werden in ihrer Ankleblichkeit und Anhänglichkeit, woran sie sich findet, es seyen Freunde oder Verwandte. Es muß alles ab, was ihm von außen in der Natur zugefallen ist, und alles, woran die Natur Lust nimmt in allen ihren Sinnen oder Kräften, in allen Weisen und Werken. Dazu ist leibliche Uebung gut und nüße, als Fasten und Wachen, so es die Natur erleiden mag. Aber, Kinder, ihr merket nicht, wie verborgentlich und heimlich die Natur das Ihre sucht und so oft Lust nimmt, wo man wähnet Nothdurft zu nehmen. Der ver: nünftige Mensch soll mit Fleiß Meister seyn über den thierischen Menschen. Dieß muß mit Fleiß gesucht werden; es thut aber im Anfang gar wehe, zu sterben allen den ungeordneten Lüsten in Speise, in Trank, in Sehen, in Hören, in Stehen, in Gehen, in Worten und in Werken. Kinder, wäre dieser feindliche Stand thierischen Gelüstens in uns getödtet mit aller seiner Unordnung, so würden wir ein süßer Rauch seyn für Gott, wie geschrieben steht: Wir sind ein guter Rauch Christi! Wenn diese Hindernisse der Natur ab sind, so geschiehet dir, wie ge schrieben steht in dem Psalter: Er hat die Wolken gemacht zu deinem Aufgang und wandelt auf den Fittigen der Winde; das heißt: Wenn der Mensch die irdischen Meinungen getödtet hat, so sezt Gott seine Stätte auf ihn. Es ist aber von dreperlei Fittigen geschrieben, worauf unser Herr wandelt. Die einen sind Tauben Fittige, die andere Wan derung ist auf den Fittigen des Adlers, die dritte auf den Fittigen der Winde.

Der Tauben Fittige sind die lautern Menschen, die da in heiliger Einfalt stehen, ohne alles Urtheil und Argwohn und ohne Verkehr [falsche Auslegung] alles dessen, das in andern Menschen ist, und die Da sind einfältig, sanftmüthig, still und gütig, und folgen nach dem sanftmüthigen Vorbilde, unserm Herrn Jesu. Auf diesen Fittigen, über allen ihren Aufgängen wandelt unser Herr in ihrer Begehrung, Minne und Meinung. Zum andern wandelt unser Herr auf den Fitti gen des Adlers. Der Adler fliegt also hoch, daß man ihn nicht [mehr] sehen kann. Dieser Adler ist aber der Mensch, der mit allen seinen Kräften inwendig auffliegt in die Höhe, und der seinen inwendigen und auswendigen Menschen aufspannet mit all seinem Vermö gen, und in die Höhe fliegt erkennend und liebend, daß ihn keine sinnliche Kraft erreichen kann. Auf diesen Fittigen wandelt unser Herr. Zum dritten wandelt er auf den Fittigen der Winde. Der Wind ist gar schnell und behende; du weißt nicht, von wannen er kommt oder

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