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er käme zuletzt zum Himmelreich), dauerte es bey ihm auch gar lange. Aber es kann gar leicht geschehen, daß sie abfallen, denn sie haben weder Weg noch Weise, zu sich selber zu kommen, weil sie allein wohnen in den äußern Dingen, und so werden sie ganz eitel und dürre und sich selbst ganz fremd und ferne.

Die edlen lebenden Leute dagegen, die wohnen in dem Leben und finden inwendig dieß Leben, und wissen von der Inwendigkeit, von der Wahrheit, und was diesen Leuten auswendig begegnet, das göttlich) ist, das erwecket das inwendige Leben mit einer Reigung, mit einer Liebe, mit einem Wohlgefallen. Dieß ist in ihnen, und sonst nichts; sie wohnen in dem inwendigen Reiche, das schmecken sie; das muß aber denen verborgen seyn, die da nicht hineinkommen.

Das Andere ist ein wahres vernünftiges Erkennen Gottes; das findet man in diesem Reiche. Man darf nicht ferne herum suchen, man findet es hier, da entdeckt es sich selber. Dieß Licht leuchtet hier und man kommt in dieses Reich durch die rechte Thür, nicht hinten hinein. Durch die rechte Straße kommt man dazu, so daß man wohl von diesen Leuten sprechen kann: Das Reich Gottes ist in euch. Sie finden die Wahrheit, welche allen denen unbekannt ist, die daheim nicht wohnen, darin sie finden, wie St. Dionysius schreibt, was da ist über alle Vernunft und über alle Gedanken und über alles Verständniß; sie finden das Licht in dem Lichte. Die großen Meister von Paris lesen große Bücher und kehren die Blätter um; das ist wohl gut, aber diese Menschen lesen das wahre lebendige Buch, darin alles lebt. Sie kehren die Himmel und das Erdreich um, und lesen da das wunderbare Werk Gottes, und kommen da vorwärts bis zum Unterschied (zur Erkenntniß der Ordnungen] der heiligen Engel und erkennen die o erste Sendung der heiligen Dreyfaltigkeit Gottes, wie der Vater den Sohn Jesum Christum ewiglich geboren hat, wie das ewige Wort ewiglich gespielt hat in dem väterlichen Herzen, und wie der heilige Geist fließt von ihnen beyden, nnd wie die heilige hohe Dreyfaltigkeit ergießet in alle seligen Geister, und wie sich diese wiederum er: gießen in wunderbarer Seligkeit. Das ist die Seligkeit, von der unser Herr sprach: Das ist das ewige Leben, daß sie alle dich, Vater, erkennen, und den du gesandt hast, Jesum Christum; das ist das wahre Leben in diesem Tempel, und ist das edle, lautere, wahre Spiel, das da allen auserwählten Freunden Gottes gegeben wird.*) Hier ist der Hohepriester in seinem eigenen Palaste; hier ist das Reich erfolget [gewonnen], denn hier ist die wahre lautere Gegenwart Gottes, in der alles liegt und in der alles Leiden ver *) und ist das edle gegeben wird." So die alten Drucke von 1498 u. s. w. Die Pergamenthandschrift hat dafür bloß: „diz ist daz_edle_wartespiel.«

sich

schwindet Wer das empfunden hat, der weiß das allein. Das ist allen kunstreichen Meistern dieser Welt nach dieser Weise unbekannt. Welcher Mensch aber das allermeist in diesem Leben empfindet und diesem Grunde allernächst kommt, der wird auch Gott allernächst seyn, und da wird es [erst] allermeist in ihm gefunden werden, und diese werden dann die allerseligsten seyn.

Das dritte Stück, das dieser Heilige schreibet, ist das Gebet. Dieses ist ein Aufgang des Gemüthes zu Gott; in einem näheren [ge: nauern] Sinne ist es eine vereinigende Einkehr des geschaffenen Geistes in den ungeschaffenen Geist Gottes, die da bewegt wird von dem ewigen Wesen der Gottheit. Solche Menschen sind die wahren Anbeter, die den Vater anbeten in dem Geifte und in der Wahrheit, der Vater aber begehrt solcher, die ihn also anbeten, wie Christus sprach. Das sind, die empfangen, was sie bitten, und hinten, was sie suchen. Bey diesem Gebet wird gefunden und verloren. Was wird verloren? Der Tempel wird hier verloren, und der Geist und alles das, wovon wir gesprochen haben. Wohin ist es alles gekommen? Es ist alles in Gott geflossen und eingelassen, und ist ein Geist mit Gott geworden, wie der liebe St. Paulus spricht: Welcher Mensch Gott anhängt, der wird ein Geist mit ihm. Was das sey und wie das sen, das ist besser zu empfinden, als davon zu reden; es ist so ungleich und so klein, was davon ge sprochen ist, als eine Nadelspitze gegen den großen Himmel. Gott gönne uns, daß wir es erreichen. Daß uns das geschehe, deß helfe uns Gott der Vater und Gott der Sohn und Gott der heilige Geist. Amen. 145. Drey sinnreiche Lehren und nüßliche Unter weisungen von der Beichte.*)

Die erste Lehre lehret, wie man einfältiglich und recht beichten und des inwendigen Grundes wahrnehmen soll.

Kinder, ich rathe euch und mahne und bitte euch, daß ihr lernet

Gott innerlich und lauterlich beichten alle euere Gebrechen, und euch ihm gründlich schuldig geben. Erwäget vor ihm größlich euere Ge: brechen mit Leide, und setzet euch nicht auf viel auswendiges langes Beichten, viel zu sagen mit Unterschied [im Einzelnen] von euern täglichen Gebrechen; denn davon habt ihr wenig Rugen, und es benimmt das den Beichtherren ihre edle Zeit, und macht ihnen Verdrossenheit und Unlust. Kinder, durch diese Dinge fallen die Gebrechen nicht ab, und wie ich sonst schon gesprochen habe, die Beichtiger haben keine Gewalt über die Gebrechen. Kehret euch zu euch selbst in Erkenntniß

*) Serm. LXVIII. 1498. f. 213; 1508. f. 169; 1521. f. 163; 1523. f. 142; 1543 f. 274; 1565. fehlt; 1548. p. 440; 1552. p 555; Arndt p. 374. Nach der Pergamenthandschrift bearbeitet.

euer selbst, denn das auswendige Sagen ohne das innerliche bringet wenig Frucht in solchen Dingen, die keine Todsünde sind, und es ist ein Zeichen eines im inwendigen Beichten unfleißigen Menschen. Wo das in der Wahrheit wäre, da verlöschten die Zufälle so gar von innen, daß man wenig mit Unterschied [Einzelnes, Besonderes] davon sagen könnte, damit stände es aber gar gut, so es anders mit Gott verrichtet würde. Dieß meine ich alles von den täglichen Sünden; vor Todsünden bewahre euch Gott! Kinder, daß der Mensch seiner selbst wahrnehme, das ist gar noth; denn der Mensch hat gar manche Häutlein in sich, die ihm den Grund bedeckt und überwachsen haben, daß er sich selbst nicht kennet, da er doch manche andere Dinge weiß. Es sind wohl dreißig oder vierzig Häute oder Felle, die sind so dick und so hart recht wie Ochsenstirnen, eine hinter der andern bis auf den Gruud; dieß könnet ihr nicht beichten, nicht ablegen, wie ihr wähnet. Welches sind die Felle? Das sind alle Dinge, die du in dir hast, meinest und genießest, deren Gott eine wahre Ursache und Ende nicht ist. Das sind alles Abgötter, die Bilde der Dinge und eigener Wille und eigene Lust und Vergnügen der Sinne in der Natur, und auf die seht sich der Mensch, wie Frau Rahel that, die dahinging, auf die Abgötter sich zu sehen. Das ist Vermessenheit, Unachtsamkeit, Unfleiß in allen göttlichen Dingen. Diese alle machen jene Felle; das ist aber nicht alles auszubeichten, sondern der Mensch soll dieß inwendig wahrnehmen und demüthig vor Gott bekennen, und einen wahren Unterfall thun vor seine göttlichen Füße. So sich der Mensch also zumal schuldig gibt, so wird allem Dinge guter Rath, wenn man sich mit allem Fleiß davon kehren will, so viel man das kann mit der Hülfe des Herrn. Amen.

Die andere Lehre zeiget an eine kurze Form der gemeinen Beicht für die Ordensleute, und wie man den Ablaß lösen soll.

Mit diesen Worten kann man insgemein die täglichen Schulden beichten: Ich gebe mich schuldig, daß ich gesündiget habe mit üppigen und mit unnüßen Gedanken, und daß mir die in meiner Zeiten und Gebeten, die ich sollte zugebracht haben mit guten Gedenken, Unfleiß gemacht haben, so daß ich mit unnüßen. Worten die Stille gebrochen habe an Stätten und Zeiten, wo es nicht erlaubt war, 1 it spöttischen, schnellen, unvorsichtigen Worten, mit unganzen [ungesunt en], unfriedlichen Worten und Werken, mit Unfleiß in Ansehung] meiner selbst und des Willens Gottes, wie auch meines Ordens und meines Chores

und meiner Gesetze, mit Ungehorsam und mit Undankbarkeit; daß ich Gott nicht liebe und lobe, seinen Mahnungen nicht folge und meinem Bruder kein gutes Vorbild vortrage, wie ich sollte, und daß ich die Armuth und die Keuschheit und den Gehorsam und alle Dinge, die ich Gott und dem Orden gelobt habe, nicht gehalten habe. Dieser und aller Dinge gebe ich mich schuldig.

Also möget ihr eueren Ablaß heischen und möget denken oder sprechen: Lieber Herr, möchte ich dazu kommen, und wäre ich frey, so wollte ich den Ablaß suchen und holen, es wäre durch Reif, durch Schnee, durch Nässe oder durch Kälte. Viel lieber Herr, weil ich nun nicht mehr vermag, so begehre ich doch, daß du mir als dein mildes Almosen gebest den Ablaß, und mich aller der guten Uebungen, die in deinem Gotteshause und an allen Enden geschehen, theilhaftig machest und mir gebest Ablaß aller meiner Sünden, aus deinen göttlichen fließenden Wunden, aus denen alle Gnade ausgeflossen ist. Das solltest du also begehren mit Glauben und Vertrauen zu Gott, dir würde dadurch so viel, daß du alle Welt fürder richten könntest.

Die dritte Lehre unterweiset den Menschen, wie er einen Fürgang nehmen [Fortschritt machen] soll an den förderlichen Eigenschaften und bescheidenen (vernünftigen] Namen, die man Gott zulegt.

Moyses, der sprach: O Israel, höre, dein Gott ist ein Gott, ja allein Gott, ein einfältiger Gott. So können wir wohl einen gar großen Fürgang nehmen von den besonderen Eigenschaften und bescheidenen Namen, die wir ihm und seinem Wesen zulegen, dagegen wir unsere Nichtigkeit tragen [in ihn einsenken] sollen. Wie ich sonst ge sprochen habe, daß nämlich der Mensch alles gedacht hat nach zeitlicher Weise, als nach unseres lieben Herrn Geburt, Werken, Leben und Weisen: also soll er nun sein Gemüth aufziehen, und soll lernen sich erschwingen über die Zeit in die ewige Weise und Wesen. Nun mag der Mensch in diesen Eigenschaften sein Gemüth erspiegeln in wirklicher Weise, daß er ansehe, daß Gott ein lauteres Wesen ist, das aller Wesen Wesen ist, und doch ist er aller Dinge keines. Alles, was ist, und alles, was Wesen ist und Wesen hat und gut ist, darinnen ist Gott. St. Augustinus spricht: Siehest du einen guten Menschen, einen guten Engel, einen guten Himmel, thue ab Menschen, thue ab Engel, thue ab Himmel; was dann bleibt, das Wesen des Guten, das ist Gott, denn er ist alles in allen Dingen, und doch weit über alle Dinge. Alle Creaturen haben wohl Güte, haben wohl Liebe, sie sind aber nicht gut, noch die Liebe, sondern Gott allein ist das Wesen

des Guten, der Liebe und alles, was man nennen mag. Damit foll der Mensch sich selbst entgegentragen und dazu versinken mit allen seinen Kräften, in wirklicher, gefälliger, schaulicher Weise, daß seine Nichtigkeit zumal werde empfangen [aufgenommen] und erneuert und geweset in dem göttlichen Wesen, das allein Wesen und Wirken und Leben ist in allen Dingen.

Es sehe der Mensch an die Eigenschaft der einigen Einigkeit des Wesens; denn Gott ist an dem letzten Ende der Einfältigkeit, und in ihm wird alle Mannigfaltigkeit geeiniget, und einfältig in dem einigen Einwesen. Sein Wesen ist sein Wirken *), sein Erkennen, sein Lieben, sein Lohnen, seine Barmherzigkeit, seine Gerechtigkeit, [das ist] alles eins; darein gehe und trage darein deine unbegreifliche, große Mannig faltigkeit, daß er sie [herausziehe aus der Mannigfaltigkeit und sie] einfältige in seinem einfältigen Wesen.

Es sehe der Mensch an die unaussprechliche Verborgenheit Gottes. Er ist verborgenlich in allen Dingen, wie Jesajas sprach: Wahrlich, Herr, du bist ein verborgener Gott! Er ist viel näher, denn irgend ein Ding sich selbst ist, in dem Grunde der Seele, verborgen allen Sinnen, und unbekannt in dem Grunde. Darein dringe mit allen Kräften, weit über die Gedanken deiner Auswendigkeit, die sich selbst und aller Inwendigkeit so ferne ist, wie ein Thier, das den Sinnen lebt, und [sonst] nichts weiß noch schmeckt noch empfindet. Verbirg dich in die Verborgenheit vor allen Creaturen und vor allem dem, was dem Wesen ungleich und fremd ist. Dieß soll aber nicht seyn in bildlicher oder in gedenklicher [verstandesmäßiger], sondern in wesent licher Weise, mit allen Kräften und Begehrungen über die Sinne in empfindlicher Weise.

Dann mag der Mensch ansehen die Eigenschaft der göttlichen Wüste [Einsamkeit], wo nie ein Wort in dem Wesen, noch in wesentlicher Weise gesprochen ward. Da ist es so stille und so heimlich und so wüste; da ist nichts, denn lauter Gott, und darein kam nie etwas Fremdes, nie Creatur noch Bild noch Weise. Diese Wüste meinet unser Herr, da er durch den Propheten Joel sprach: Ich will die Meinen führen in die Wüste, und da will ich zu ihren Herzen reden. Diese Wüste ist seine stille, wüste Gottheit; darein führet er alle, die dieses Einsprechens Gottes empfänglich werden sollen nun und in der Ewigkeit. In die wüste, stille, ledige Gottheit trage deinen eitlen, wüsten Grund, in die Wüste Gottes den Grund, der da ist voll ver wachsenen Krautes, und ledig alles Guten und voll wilder Thiere deiner thierischen Sinne und Kräfte. Dann siehe an die göttliche

*) So alle alten Drucke; die Pergamenthandschrift hat dafür: „Sin wesen ist an [obne] wirken." Läßt man sich diese Lesart gefallen, so findet sie ihre Erklärung Theil 1, S. 314.

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