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bisher nur verhältnismässig wenige auf uns gekommen waren. Darunter waren einige mit literarischem Inhalt, Abschriften von äusserst populären Traktaten über philosophische Themata. Sonst trugen die Ostraka Listen und grosse, ausführliche Quittungen. Die freigelegten Gebäude wurden, so weit erforderlich, aufgenommen, wenn sie auch nicht viel erwähnenswertes in ihren Grundrissen zeigten. Ein Gebäude nur scheint interessanter zu sein, es ist wohl der Tempel des Orts. Die Aussenmauern des Vierecks, das dieser Bau bildet, sind durch Holzeinlagen verstärkt, die ganze Anlage, die zum Teil auch unterkellert war, scheint solider gebaut wie die Wohnhäuser des Orts. Im Hofe lag eine Inschrift auf einem Kalksteinblock, die demotisch geschrieben eine Dedikation Ptolemäus' Euergetes II an Horus enthält. In einem der Kellerräume dieses Baues wurden zwei hölzerne Truhen gefunden, in der einen davon lag ein ganz inhaltloser Brief auf Papyrus. In einem Keller im Hof lagen mehrere kleine vergoldete Embleme aus Holz. Von sonstigen Einzelfunden aus dieser Grabung sei nur ein Satz von drei wohlerhaltenen grossen Glastellern genannt, von denen zwei in das Kairener Museum kamen. Eine kurze Versuchsgrabung in der Nekropole, die früher die Mumienporträts ergeben hatte, war völlig resultatlos; die Nekropole ist ganz durchwühlt und ausgeplündert.

Danach wurde noch mit beschränkter Arbeiterzahl eine Versuchsgrabung in Dime, der alten Soknopaiu Nesos, vorgenommen. Der östliche Teil des Koms, ausserhalb der schon vor langen Jahren von Raubgräbern ausgeplünderten Tempelarea, wurde in Angriff genommen. Es wurden Papyri aus dem ersten und zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt, meist Urkunden, in den Häusern und in dem Hausmüll längs der Häuser gefunden, so dass es wohl angebracht scheint, die Arbeit in Dime nochmals aufzunehmen.

Die Grabung bei Abusir el-meleq dauerte vom 15. bis 28. Dezember 1908, die bei Darb Gerse vom 29. Dezember 1908 bis 22. Februar 1909, und die in Dime vom 23. Februar bis 11. März 1909. Herrn Dr. Zucker, der die Arbeiten leitete, stand an den zuerst genannten beiden Orten Herr Prof. Dr. Viereck zur Seite.

In diesem Jahre trat zu den deutschen Unternehmungen in Aegypten eine neue hinzu, die (zweite) Sieglin-Expedition. Herr Geheimrat Dr. Ernst Sieglin, Stuttgart, der sich bereits durch Ermöglichung von Untersuchungen auf dem alten Stadtgebiete von Alexandrien hervorragende Verdienste um die ägyptologische Forschung erworben hatte, rüstete auf Veranlassung von Herrn Prof. Steindorff, Leipzig. eine neue Expedition aus, der vorläufig ein altes Desiderat der Aegyptologie zur Aufgabe gestellt wurde die Erforschung der Gesamtanlage des Totentempels des Chefren vor der zweiten Pyramide bei Gise.

Seitdem die erfolgreichen Arbeiten an den Abusir-Pyramiden der fünften Dynastie das Verständnis der Anlagen der Totentempel und Pyramiden erschlossen hatten, war das Interesse an diesen Bauten, das lange Jahre hindurch geschlummert hatte, wieder erweckt worden und hat sich natürlich auch auf die Pyramiden der vierten Dynastie bei Gise werfen müssen, die uns die älteren Vorbilder der Anlagen der fünften Dynastie bringen mussten. Die Herren Reisner und Steindorff hatten sich daher bereits vor Jahren die Grabungserlaubnis für diese Grabdenkmäler geben lassen. Ueber die glänzenden Erfolge, die die Reisnerschen Untersuchungen an diesen Stellen zeitigten, hat Herr Reisner bereits selbst auf dem Historikertage zu Berlin sehr anschaulich vorgetragen 1). Die Steindorffschen Untersuchungen hatten sich bisher aus Mangel an Mitteln nur darauf beschränken müssen, eine kleine Ecke des Torbaus der ganzen Anlage - des immer noch Sphinxtempel genannten Baues anzugraben. Jetzt erst wurde es durch die Güte des Herrn Sieglin möglich, die Aufgabe ernst1) S. auch den hier folgenden Bericht über diesjährige amerikanische Ausgrabungen in Aegypten.

lich in Angriff zu nehmen und in einer kurzen aber anstrengenden Kampagne wenigstens in dem einen Hauptteil fast zu Ende zu führen. Bis auf einige kleinere Fragen, die noch zu erledigen bleiben, ist der obere Teil der Anlage, der eigentliche Totentempel ohne den Torbau im Tale, soweit freigelegt, dass es jetzt möglich ist, ihn genau zu rekonstruieren.

Der Vollständigkeit wegen soll in der hier folgenden Beschreibung der Anlage auch das mitinbegriffen werden, was zum Verständnis der ganzen Anlage von dem Torbau nötig erscheint, von dem bisher nur sehr unzulängliche Grundrisse und überhaupt keine Schnitte oder Aufrisse veröffentlicht sind, trotzdem schon ein halbes Jahrhundert seit seiner Entdeckung verflossen ist.

Ob der zu unserer Anlage gehörige Torbau auf einem Kai liegt und wie er in den Fassaden aussah, ist bisher nicht ermittelt. Wenn man vor dem jetzt zugänglichen Teile nicht noch eine Vorhalle oder ähnliches annehmen will, wozu nichts nötigt, so haben wir uns eine irgendwie dekorierte Granitfassade zu denken, die in der südlichen Ecke den Eingang hat. Hinter der Fassade liegen drei neben einander angeordnete Räume, der mittlere davon breiter, die beiden seitlichen der südliche davon ist der Eingangsraum schmäler. Im mittleren liegt der Brunnen, in dem die Chefrenstatuen gefunden wurden, vielleicht eine alte Grube zur Aufnahme des Regenwassers. Vom mittleren Raum aus führt eine Tür in der Achse der Anlage zu dem Hauptraum, der die Form eines umgekehrten T hat, und dessen Decke von gewaltigen Pfeilern aus Granit getragen war. Links in der Ecke des Längsraumes des T führt eine Tür zu einem dreiteiligen Magazin, dessen einzelne Abteilungen zweigeschossig angelegt sind; rechts in der Ecke ist die Tür zu dem schräg ansteigenden Aufgang zum Totentempel, der auch ausserhalb des Torbaus noch auf eine Strecke mit seinen beiden Seitenmauern gut steht, wenn auch seine Decke vollständig fehlt.

Von dem unteren Stück des Aufganges aus geht übrigens eine Rampenanlage auf das Dach. Dieses war flach mit geringen Höhenunterschieden in den einzelnen Bauteilen, jedoch rings herum von einer über 3 m hohen Mauer umgeben, die allseitig noch im Kernmauerwerk von geibem Kalkstein vollständig ansteht, an einigen Stellen sogar noch mit ihrer inneren Bekleidung von weissem Kalkstein erhalten ist. Die Beleuchtung der Räume erfolgte durch Schlitzfenster, die halb in den Dachbalken, halb in den oberen Schichten der Granitbekleidung der Wände ausgeschnitten waren. Ueber den Magazinen können die heute noch völlig erhaltenen Oeffnungen wegen ihres Querschnittes, der einen Lichteinfall nicht zulässt, nur als Ventilationsöffnungen gedient haben. Die verwendeten Materialien sind überall die kostbarsten, d. h. die am schwersten zu erlangenden und am schwierigsten zu bearbeitenden: Granit und Alabaster. Diese ausführliche Beschreibung des Torbaus ist, trotzdem er in diesem Jahre durch die Grabung gar nicht berührt wurde, hierher gesetzt, da der so wohl erhaltene Bau uns vieles, was im eigentlichen Totentempel auf dem Plateau nur in Spuren vorhanden ist, mit völliger Sicherheit zu ergänzen gestattet.

Von der nordwestlichen Ecke des Torbaus aus steigt nun der überdeckte Aufgang schräg zum Totentempel vor der Pyramide an, indem er in seiner Richtung einer natürlichen Zunge des Plateaus folgt. Das Plateau der zweiten Pyramide selbst ist an seiner Vorderseite nicht anstehender Fels, sondern aus immensen gelben Kalksteinblöcken aufgemauert, Blöcken von enormer Grösse. Nur bei genauem Hinsehen bemerkt man, dass sie nicht gewachsener Fels sind. Von ähnlichen Grössenverhältnissen sind auch die Kernblöcke des Tempelmauerwerks.

Der Totentempel selbst zeigt nun die gleichen Hauptteile, die seit den Grabungen in Abusir als die Bestandteile der Totentempel bekannt sind: den „öffentlichen“ und den intimen Tempel, den vorderen, der dem gesamten Volke zugänglich war, und den weiter hinter liegenden, zu dem nur Bevorzugte Zutritt hatten. Aber vor diese

beiden Teile ist hier noch ein dritter vorgelegt, der bisher noch in keinem Totentempel nachweisbar war, auch nicht in dem des Mykerinos, der doch unserem zeitlich zunächst liegt, nämlich eine Art Wiederholung des Torbaus im Tale.

Der Aufgang stösst auf die linke, südliche Seite der Fassade des Totentempels, dessen Eingang also analog wie der des Torbaus liegt. Rechts neben dem Eingangsraum liegt in der Achse des Tempels ein Vorraum, der auch im Torbau sein Analogon hat. Ausserdem liegen in der Fassade noch Räume, die man als Pförtnerzimmer und als Magazine deuten mag. In der rechten Ecke steigt von den Magazinen aus eine zum Dach führende Rampe an. Die Treppen- bezw. Rampenanlagen scheinen stets in den nördlichen Hälften der Tempel zu liegen. Hinter dieser Reihe von Räumen liegt nun eine fast die ganze Breite des Tempels einnehmende Pfeilerhalle, deren Decke von acht grossen Granitpfeilern getragen wurde und die an ihrer Hinterseite durch eine zweifach vertiefte Nische, mit vier und weiter hinten mit zwei Pfeilern, erweitert ist. Diese Halle ist das Gegenstück zu der T-förmigen des Torbaus. Von den hinteren Ecken dieser Halle gehen rechts und links Seitenausgänge mit langen Korridoren ab.

Nach diesem vorderen Teil, den ich als eine Wiederholung des Torbaus im Tale bezeichnen möchte, folgt nun erst der tiefe Raum, der bei den bisher untersuchten Tempeln als erster gleich hinter dem Aufgang liegt. Er hat in unserem Falle zwei Reihen von je zwei Pfeilern, während er beim Mykerinos, Sahu-re und Ne-user-re ohne jede Stütze war, beim Nefer-ir-ke-re aber Säulen zeigte. Hinter ihm folgte der Umgang, den alle Tempel bis auf den schnell nach dem Tode des Erbauers in Ziegeln fertig gestellten des Mykerinos gleichmässig haben. Auch hier umgibt der Umgang das Hauptstück der Anlage, den grossen Hof. In diesem sind beim Chefren keine frei stehenden Säulen verwendet, die bei den anderen Tempeln die schattenden Dächer der Hallen um den Hof tragen. Dafür ist hier eine sehr merkwürdige Konstruktion eingetreten, die man als eine Vorstufe für diese Säulenhallen deuten könnte. Es treten nämlich an den Längswänden des Hofes, an den Süd-Nord-Wänden, je vier und an den Schmalseiten, an den Ost-West-Wänden, je zwei ungeheure Granitpilaster aus der Wandflucht hervor. Zwischen diesen Pilastern liegen je fünf bezw. drei Türen. Denkt man sich diese Pilaster durch gewaltige, halb auf den Wänden aufliegende Architrave mit bekrönendem Hauptgesims überdeckt, so entsteht eine den Hof umgebende Halle gleichsam im Relief an den Wänden, als habe der Konstrukteur sich noch nicht getraut, seine Halle frei hinzustellen, und habe sie deshalb angelehnt. Aber diese Rekonstruktion ist nur hypothetisch, ihr liegt nur als einzige Unterlage die allerdings ganz klar ermittelte Grundrissanordnung zu Grunde. Wenn also jemand diese Pilaster anders auszubilden wünscht, etwa in Gestalt der Stelen aus dem Totentempel des Snefru bei Medum die allerdings im intimen Tempel zu liegen scheinen, so steht dem auch nichts im Wege. Nur darf man nicht etwa aus diesen Pilastern figürliche Pfeilervorlagen machen wollen, denn von grossen Granitstatuen, die hier vielleicht jemand rekonstruieren möchte, müssten wegen der Unverwendbarkeit von Statuen zu Bau- und anderen Zwecken sich doch Fragmente erhalten haben. Es ist aber nichts gefunden worden, was auch nur einem derartigen Statuenbruchstück ähnlich sah. Aber auch die oben gegebene Rekonstruktion, welche als architektonische Lösung wegen der fehlenden Eckpilaster nicht gerade schön genannt werden kann, soll weiter nichts sein als ein Versuch, die Hofanlage des Chefren mit denen der späteren Tempel als Glied derselben Entwicklungsreihe in Verbindung zu bringen.

Auf den Hof folgen nun, durch die fünf in der Hinterwand des Hofes liegenden Türen zugänglich, die fünf Statuenkammern. Sie sind ebenso in den Tempeln des Sahu-re und Nefer-ir-ke-re mit Sicherheit, in dem des Ne-user-re mit grosser Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, nur im Tempel des Mykerinos scheint dafür nur eine Klio, Beiträge zur alten Geschichte IX 4.

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Kammer vorhanden gewesen zu sein. Diese Abweichung vom Schema wird wohl wenn nicht etwa auch hier fünf ganz kleine Nischen wie beim Sahu-re zu ergänzen sein sollten wieder darauf zurückzuführen sein, dass dieser Tempel nach dem Tode des Mykerinos schnell und zwar mit merklichen Abweichungen vom normalen Plan fertig gestellt worden ist. Mit diesen Statuenkammern schliesst, wie gewöhnlich, der öffentliche Tempel.

Der intime Tempel liegt auch bei unserer Anlage wie bisher stets hinter dem „öffentlichen“. Man gelangt zu ihm durch die gerade Fortsetzung des Südlaufes des Umgangs; die gerade Fortsetzung des Nordlaufes führt auf den Pyramidenhof. Der ganze intime Tempel besteht nur aus einem schmalen gangartigen Raum, in dessen Mitte in der Westwand, also genau vor der Mitte der Pyramide, eine Stele gestanden haben dürfte. Wenigstens ist in dieser Westwand eine Nische vorhanden, die eine Stele aufgenommen haben könnte. Aber auch vor der Mitte der Pyramide selbst sind Spuren vorhanden, die darauf schliessen lassen, dass auch dort eine Stele aufgestellt war. Beim Mykerinos hat an dieser Stelle sicher eine Stele gestanden, die noch von einem kleineren Bau umgeben war. Ich möchte daher annehmen, dass beim Chefren zwei solcher Kultstätten mit Stelen im Osten der Pyramide lagen, die eine im Innern des Totentem.pels, die andere im Pyramidenhof.

Zwischen dem öffentlichen und dem intimen Tempel lagen Magazine, die auch hier, wie beim Sahu-re in solche für Wertgegenstände und solche für wertlosere Opfergaben zu scheiden sein dürften. Neben diesen Magazinen gab es aber im Chefrentempel auch noch andere, so solche im Torbau und im vorderen Teile des oberen Totentempels. Schon die früher bekannt gewordenen Grundrisse hatten gezeigt, dass die Magazine keine bestimmte Lage im Tempel hatten.

Soviel über den Grundriss des Tempels. Seinen Aufbau müssen wir uns ganz nach dem Muster des Torbaus, der ja noch fast völlig erhalten ist, denken: das Pflaster aus Alabaster, die Wände aus Granit. Von diesen kostbaren Materialien sind nur Spuren erhalten; hin und wieder eine Alabasterplatte des Fussbodens, stellenweise auch Spuren der Wandbekleidung aus Granit. Die Magazine im hinteren Teile des Tempels waren aus weissem Kalkstein. Die Kerne der starken Mauern bestanden aus enormen gelben Kalksteinblöcken, so gross, dass Laien denken könnten, der Tempel wäre in seinem Kern aus dem Fels herausgearbeitet.

Dass bei einer so gewaltigen Anlage die Erbauer auch rein praktische Dinge, wie die Abführung des Regenwassers, mit Ueberlegung ausgeführt haben, ist selbstverständlich. Das Regenwasser von den Dächern und aus den Höfen wurde in Kanäle, die unterirdisch endeten, geleitet. Im Hof ist eine verdeckt unter dem Pflaster liegende Granitrinne, die unter der Südwand des Tempels durchgeht, noch völlig erhalten.

Sehr wichtig wird dieser Tempel für unsere Kenntnis der technischen Vorgänge beim Bau mit solchen Riesenmassen werden. Jedoch werden sich hierfür erst giltige Schlüsse ziehen lassen, wenn eine sehr ins Detail gehende Aufnahme des Grundrisses erfolgt ist. Jetzt aber schon sieht man, dass bei diesem Bau die grossen Granitpfeiler ganz ebenso aufgerichtet worden sind wie später die Obelisken. In jeder Fundamentgrube eines Pfeilers sieht man deutlich die Aufsatzkante, um die er beim Aufstellen gekippt worden ist. Ferner ist neben den Pfeilern im Unterpflaster ein sorgfältig mit runden Flicken zugesetztes Viereck von Löchern zu sehen, die ich vorläufig für Einsatzspuren von vierbeinigen hölzernen Gerüstböcken halte, die beim Aufrichten der Pfeiler Verwendung fanden. Des weiteren sind reihenweise Löcher zu bemerken, die irgendwie beim Versetzen der Wandbekleidung notwendig waren. Für alle diese Details ist unser Tempel besonders lehrreich, da er fast ganz bis auf Pflaster und Unterpflaster zerstört ist. Nur das Kernmauerwerk steht noch gut an da, wo die Mauerstärken die grossen Blöcke erforderten, die den Ausschlächtern des Tempels zu gross oder zu wenig wertvoll waren.

Die Zerstörung des Tempels muss schon in sehr früher Zeit erfolgt sein. Eine Anrufung an Harmachis aus der Zeit des neuen Reiches steht, gut in vertieften Hieroglyphen geschrieben, auf einem der freiliegenden Blöcke des gelben Kernmauerwerks in der Südostecke des Tempels.

Von Einzelfunden war bei dieser Zerstörung des Tempels natürlich nicht viel zu finden. Sehr zahlreich waren die Bruchstücke von Statuen des Königs und seiner Angehörigen, wie solche schon früher auf dem Gebiete des Tempels aufgelesen worden waren. Sie sind meist von kleineren Statuen, gelegentlich auch von solchen in Lebensgrösse. Ein hübsches Gesicht des Königs aus Diorit ist darunter und ein leidlicher Kopf der Königin. Zusammensetzungsversuche, die noch nicht vorgenommen werden konnten, mögen hier vielleicht noch einiges ergeben. Von anderen Stücken sind nur zwei Fragmente von Keulenköpfen mit dem Namen des Königs zu erwähnen, wie Petrie bereits ein solches von derselben Stelle vor Jahrzehnten erworben hatte. Wenn die Ausgrabung auch die sich vielleicht an sie knüpfenden Museumswünsche nicht erfüllt hat, so hat sie doch in wissenschaftlicher Beziehung allen Anforderungen entsprochen. Im Chefrentempel haben wir jetzt das Musterbeispiel eines Totentempels der vierten Dynastie, wie wir es im Sahu-re-Tempel für die fünfte bereits hatten. Es wäre zu wünschen, dass dieser Erfolg durch weitere Fortsetzung und Freilegung der ganzen Anlage, einschliesslich des Torbaus, zu einem vollständigen gemacht werde, selbst wenn dabei für Museen keine Resultate sich ergeben sollten, sondern die Arbeit nur rein wissenschaftliche Zwecke haben sollte.

Die Grabung dauerte vom 18. Januar bis 21. März 1909. Herr Regierungsbaumeister Hölscher, unterstützt von dem Assistenten des Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde, Herrn Abel, leitete sie. Gegen Ende der Arbeitszeit war auch Herr Prof. Steindorff mit an Ort und Stelle.

Neben den Ausgrabungen war noch eine grössere Expedition von deutscher Seite in Aegypten tätig. Die Preussische Akademie der Wissenschaften hatte Herrn Prof. Schäfer, Herrn Dr. Junker und Herrn Photographen Koch entsandt, um die durch die Erhöhung des Staudamms bei Assuan gefährdeten Tempelinschriften durch Abschreiben, Abklatschen und Photographieren für die Wissenschaft zu retten. In dieser Kampagne wurde der Tempel von Philae fast völlig erledigt. Es blieb auch noch Zeit, im Ed fu- Tempel einige Inschriften neu aufzunehmen, auch konnten die Herren Schäfer und Junker ihre nubischen Sprachstudien nebenbei fördern. Eine kurze Reise bis nach Gimai südlich vom zweiten Katarakt, die im Anschluss an diese Arbeiten unternommen wurde, galt der Vervollständigung des vor Jahren von der Leipziger Expedition von dort mitgebrachten Materials.

Herr Dr. Roeder fuhr in seiner Arbeit zur Aufnahme der Tempelinschriften in Bet el-Wali und Debot, die er im Auftrage des Service des Antiquités durchführt, fort und arbeitete nach Schluss dieser Tätigkeit an einem Kapitel des Catalogue général des Kairener Museums.

Diesjährige amerikanische Ausgrabungen in Aegypten 1).

Von Ludwig Borchardt.

Die erfolgreichste amerikanische Grabung dieses Jahres war zweifellos die der Harvard University und des Boston Museums bei Gise, die in Fortsetzung der für

1) Hier ist zum erstenmal in unserer Zeitschrift der Versuch gemacht worden, auch über nichtdeutsche Ausgrabungen, mit Erlaubnis der Leiter derselben, zu berichten. Diese Berichte, die fortzusetzen beabsichtigt ist, werden sich nur auf solche Ausgrabungen erstrecken, die der Berichterstatter besucht hat und dies mit Rücksicht auf die amtliche Stellung des Berichterstatters deren Ausführung zu einer Kritik keine Veranlassung gibt. Die Redaktion.

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