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fälligen und Abgezehrten stellt nun auch der Psalmist sich dar:

V. 4-6:,,Meine Tage sind vergangen wie ein Rauch und meine Gebeine sind verbrannt wie ein Brand." Wie ein Rauch in der Luft verfliegt und keine Spur zurückläßt, so sind ihm seine Tage verflogen im fremden Land, in der traurigen Knechtschaft. Wie ein ausgebrannter und verkohlter Aschenhaufe, aus dem kein Feuer mehr emporflammt, in dem kein Funke mehr glimmt, so kommt er selber sich vor in seinen alten Tagen. -Mein Herz ist geschlagen und verdorret wie Gras, daß ich auch vergesse, mein Brot zu essen.“ Das Brot der Knechtschaft schmeckt hart und sauer, und wem ein schweres Leid am Herzen nagt, der vergißt freilich sein Brot zu essen und sehte man ihm statt Brot die kostbarsten Bissen vor: sie würden ihm nicht schmecken, denn er ist krank am Herzen. Mein Gebein flebt an meinem Fleisch vor Heulen und Seufzen." Das Heimweh zehrt an ihm, der Schmerz hat ihn alt gemacht vor der Zeit. Aber nicht nur als einen Hinfälligen und Kranken, auch als einen Einsamen und Verlassenen stellt er sich dar:

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V. 7. 8: Ich bin gleich wie eine Rohrdommel in der Wüste; ich bin gleich wie ein Käuzlein in den verstörten Städten. Ich wache und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach." Wie ein menschenscheuer Vogel, der in tiefer Waldeinsamkeit nistet und aufgescheucht noch tiefer ins Dickicht flieht, sowie er einen Menschentritt im Waldgras rauschen hört, oder wie ein nächtliches Käuzlein, das vor dem Licht des Tages sich versteckt in altem Mauerwerk und nur in stiller Nacht seine schauerliche Stimme hören läßt, oder wie eine klagende Turteltaube auf dem Dach, der man ihre Jungen geraubt hat, so kommt der Psalmist in seinem Jammer, in seiner Fremde sich vor. Das Unglück macht ja nicht nur, daß man von den Menschen geflohen wird, sondern auch daß man die Menschen flieht. Man wird

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menschenscheu, man wird empfindlich, man möchte sein wundes Herz hüten wie ein schalloses Ei vor jeder Berührung der rauhen Welt. Und wenn man dann vollends unter fremden Leuten leben muß, von denen man nicht verstanden wird, unter rohen Menschen, von denen man Spott zum Schaden einnehmen muß o dann ist's einem auch wie den Kindern Jsraels in Babel; dann möchte man nur Flügel haben wie die Tauben, um weit weg zu fliegen in die tiefste Einsamkeit; dann möchte man nur einen Schlupfwinkel wissen, um sich zu verstecken vor aller Welt. — Selig die Seele, die dann die Flügel hat, um sich wegzuschwingen aus der Welt, die Flügel des Gebets; die dann den Schlupfwinkel weiß, wo sie sich bergen kann, wie die Taube in den Felsrigen, nämlich Gottes Schoß; die dann einen Freund hat, der ihr bleibt, wenn alle Welt sie verläßt, einen Gott, unter dessen Schirm sie sich stellt und spricht: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; einen Heiland, unter dessen Flügel sie sich flüchtet und spricht: Mein Freund ist mein und ich bin sein. Damit ist man dann auch gewappnet gegen den Haß der Welt. Auch als einen Gehaßten und Verfolgten stellt der Psalmist sich dar:

V. 9: Täglich schmähen mich meine Feinde, und die mich spotten, schwören bei mir." An Schmach und Spott wird's freilich den Kindern Israel nicht gefehlt haben unter dem stolzen Heidenvolk, von dem sie besiegt worden waren, und auch was nicht bös gemeint war, jedes lustige Wort, das sie hören, jeder neugierige Blick, den sie aushalten mußten, wird ihnen wehe gethan haben und wie eine Beleidigung erschienen sein. Aber was dem frommen Sänger noch weher thut als der Blick irgend eines menschlichen Auges, das ist der strafende Blick Gottes, den er auf sich und seinem Volke ruhen sieht. Als einen von Gott Gestraften und Geschlagenen stellt er sich dar:

V. 10. 11: „Ich esse Asche wie Brot und mische meinen

Trank mit Weinen; vor deinem Drohen und Zorn, daß du mich aufgehoben (ergriffen) und zu Boden gestoßen hast.“ In Asche sizen, sein Haar mit Asche bestreuen, also daß auch das Brot, das man aß, nach Asche schmecken mußte, das war ja ein Zeichen nicht nur des Schmerzes überhaupt, sondern insbesondere des Bußschmerzes, wie dort die Leute zu Ninive Buße thaten im Sack und in der Asche. Und daß solche Buße Not thue, daß das ganze Unglück, das über Israel ergangen, nichts anderes sei als ein wohlverdientes Strafgericht des heiligen und gerechten Gottes, - das sahen endlich alle Besseren im Volk ein. Das war ihr tiefstes Leid, aber das war auch der Anfang ihres Heils; jene göttliche Traurigkeit, welche zur Seligkeit wirket eine Reue, die niemand gereut. Wohl uns, wenn wir in der Trübsal, erscheine sie auch noch so bitter und unverdient, immer auch die züchtigende Vaterhand Gottes erkennen und uns demütig vor ihm beugen mit dem Bekenntnis: Du Herr bist gerecht, wir aber müssen uns schämen. Dann steht schon Trost und Hilfe vor der Thür, wie auch bei unserem Psalmisten. Zwar noch einen lezten schmerzlichen Seufzer vernehmen wir aus seinem Munde. Als einen Sterbenden stellt er sich dar:

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V. 12: „Meine Tage sind dahin wie ein Schatten und ich verdorre wie Gras." Aber nun aus dem tiefsten Schmerz schwingt er sich auf zu Gott; wir vernehmen aus seinem Munde:

2) Zions Trost und Hoffnung, V. 13-29. Seine Hoffnung ruhet auf Gott, auf dem Ewigen und Unveränderlichen, zu dem schon Moses betete in böser Zeit: Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für, und zu dem auch unser Sänger fleht:

V. 13: „Du aber, Herr, bleibest ewiglich und dein Gedächtnis für und für.“ Und er ist ja nicht nur der Ewige, sondern auch der Barmherzige, wie ihn der Psalmist so schön anruft:

V. 14: „Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest und die Stunde ist gekommen." In diesem schönen Vers bekommen wir eigentlich erst den Schlüssel zum ganzen Psalm. Bis daher hätte man glauben können, der Psalmist klage nur über persönliches Leid; aber nun erfahren wir: um Zions Unglück klagt er und für Zion bittet er um Erbarmen. Ein Wink für uns, daß wir nicht nur immer unsere persönlichen Sorgen und häuslichen Anliegen sollen auf dem Herzen tragen, sondern sollen als Kinder Gottes, als Bürger Zions, als Glieder der Gemeinde auch ein Herz haben fürs gemeine Beste, eine Thräne haben für fremden Jammer, ein Gebet haben für die großen Angelegenheiten des Vaterlands, der Kirche, der Christenheit, der Menschheit. „Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest" lang genug hast du dein Antlih vor ihr vorborgen; „und die Stunde ist gekommen,“ die Stunde der Erlösung, die du selber deinem gefangenen Volk angesezt und angesagt, da du durch den Propheten Jeremias ankündigtest: „Und sollen diese Völker dem Könige zu Babel dienen siebzig Jahre." (Jer. 25, 11.) Diese ersehnte Stunde ist vor der Thür. Wir meinen freilich oft in unserer Ungeduld, die Zeit der Hilfe sollte da sein, und der Herr spricht doch noch wie dort zu Kana: Meine Stunde ist noch nicht gekommen; aber warte nur, Kind Gottes, der Herr kennt die rechten Freudenstunden:

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Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit Macht herein, Und dein Grämen zu beschämen, wird es unversehens sein.

Nun hält der Psalmist dem Herrn weiter vor das sehnsuchtsvolle Harren seiner Knechte:

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V. 15: Denn deine Knechte wollten gerne, daß sie gebauet würde, und sähen gerne, daß ihre Steine und Kalk zugerichtet würden." Ach, das möchten ja auch heute alle treuen Knechte Gottes, daß das unsichtbare Zion gebaut

würde, daß die Risse geheilt, daß die Mauern befestigt würden, daß dem Reich Gottes und der Kirche Christi, die so vielfach darniederliegt, möchte aufgeholfen werden durch Gottes Allmacht und Treue! Darum bitten wir alle Tage im Vaterunser: Dein Reich komme! Und nicht nur um seiner Knechte in Zion willen soll er's thun, sondern auch um der Heiden willen draußen, daß auch sie erkennen: Jehovah ist der lebendige Gott; daß auch sie noch wandeln im Glanz, der über Zion aufgeht. Auch das hält der Psalmist dem Herrn noch vor:

V. 16-18: „Daß die Heiden den Namen des Herrn fürchten und alle Könige auf Erden deine Ehre; daß der Herr Zion bauet und erscheinet in seiner Ehre; er wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmähet ihr Gebet nicht." Ja, auf ferne Geschlechter hinaus soll sein Name dadurch verherrlicht werden; im Munde der Urenkel wird er sich dadurch ein Lob bereiten; alle Völker werden ihn darüber noch preisen als den Heiligen und Gerechten, als den Lebendigen und Alleingewaltigen, als den Gütigen und Barmherzigen, wie es weiter heißt:

V. 19-23: „Das werde geschrieben auf die Nachkommen, und das Volk, das geschaffen soll werden, wird den Herrn loben. Denn er schauet von seiner heiligen Höhe und der Herr siehet vom Himmel auf Erden, daß er das Seufzen des Gefangenen höre und los mache die Kinder des Todes; auf daß sie zu Zion predigen den Namen des Herrn und sein Lob zu Jerusalem; wenn die Völker zusammenkommen und die Königreiche, dem Herrn zu dienen.“ Dieser Trost und diese Hoffnung Zions, meine Lieben, wie herrlich ist sie schon in Erfüllung gegangen, nicht nur durch den Wiederaufbau des irdischen Jerusalems nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft, sondern noch vielmehr durch den Bau des geistlichen Zions, der Kirche Christi, welche schon soviel Völker, die zuvor den Gözen opferten, versammelt

Gerot, Psalmen. III.

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