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Saget, meine Lieben, habt ihr nicht auch solche Kapitel in
eurer Bibel, die euch lieber sind als eine ganze Schatzkammer
voll Gold; habt ihr nicht auch solche Sprüche, die euch kost-
barer sind als Gold, Edelstein und Perlen?
Und wo
lernt man diese Schäße finden und heben und schäßen?
Ist's nicht in der Trübsal erst? Ist's nicht die Anfechtung
erst, die es uns dankbar schäzen lehrt, was wir haben an
Gottes Wort und an den seligen Wahrheiten, die uns da
verkündet werden: von der Liebe Gottes, die nicht will, daß
eine Seele verloren gehe, sondern daß alle das ewige Leben
haben; von der Gnade des Heilands, der auch durch Kreuz
und Leiden uns nur zu sich ziehen und selig machen will;
von der Gemeinschaft des heiligen Geistes, welcher der rechte
Tröster ist in aller Trübsal; vom Segen des Kreuzes, das
nichts* ist als eine Vorschule des Himmelreichs; von der Herr-
lichkeit der zukünftigen Welt, deren nicht wert sind alle Leiden
dieser Zeit? Gewiß auch unter uns hat das manche Seele
schon erfahren zu ihrem zeitlichen und ewigen Heil. Und
jede neue Anfechtung, die über uns kommt, jede fernere
Trübsal, womit uns Gott heimsucht, -o möchte sie dazu
dienen, uns das Wort Gottes aufzuschließen, uns tiefer zu
gründen auf den Grund unseres Glaubens, damit es auch
an uns sich erprobe, was unser Luther singt:

Das Silber, durchs Feuer siebenmal bewährt, wird lauter funden;
Am Gotteswort man warten soll desgleichen alle Stunden;
Es will durchs Kreuz bewähret sein,

Da wird sein Kraft erkannt und Schein

Und leucht't stark in die Lande.

Also, meine Lieben, Gottes Wort kann nicht verstanden werden ohne das Kreuz. Aber ebenso auch umgekehrt:

2) Das Kreuz kann nicht verstanden werden ohne Gottes Wort. Die Anfechtung allein lehrt aufs Wort merken. Aber Gottes Wort allein lehrt auch die Anfechtung ertragen. Es lehrt uns fürs erste demütige Beugung unter Gottes Wort:

V. 75: „Herr, ich weiß, daß deine Gerichte recht sind und hast mich treulich gedemütigt." Ja, daß Gottes Gerichte gerecht sind, daß er uns auch demütigt und züchtigt aus lauter Gnade und Treue, das wissen wir aus Gottes Wort, das zeigen uns alle seine Führungen mit seinen Glaubigen von Abraham bis auf Paulus. Und darum lernen wir aus seinem Wort uns demütig beugen unter seine gewaltige Hand, auch wenn sie schwer auf uns liegt, und auch auf dunkeln Wegen im Glauben sprechen: Was Gott thut, das ist wohlgethan. Und so lehrt uns Gottes Wort auch in der Anfechtung feststehen und nicht wanken, weil es unsere sichere Richtschnur ist, so daß es auch bei uns heißt:

V. 80: „Mein Herz bleibe rechtschaffen in deinen Rechten, daß ich nicht zu Schanden werde." - Dann können wir dastehen in der Trübsal als ein leuchtendes Vorbild für alle Guten, durch unsern Gehorsam und unsere Geduld, durch unsern Glauben und unsere Hoffnung, wie der Psalmist sich wünscht:

V. 74: „Die dich fürchten, sehen mich und freuen sich, denn ich hoffe auf dein Wort. Und V. 79: „Ach, daß sich müßten zu mir halten, die dich fürchten und deine Zeugnisse kennen." Dann wird der Friede Gottes unser Herz erfüllen und himmlischer Trost uns zufließen aus Gottes Wort, wie es im 76. Vers heißt: „Deine Gnade müsse mein Trost sein, wie du deinem Knechte zugesaget hast." So sei denn Gottes Wort unseres Herzens Trost in guten und in bösen Tagen, dann können auch wir das Kreuz ertragen, dann können auch wir es rühmen:

Ist das Kreuz am allergrößten, zagt das Herz in Angst und Not,
So kann dieses Wort noch trösten; es wirkt Leben selbst im Tod,
Stillet die Gewissensbiffe, lindert alle Kümmernisse
Und befreit vom bangen Schmerz ein von Seufzen mattes Herz.

Amen.

Psalm 119. (V. 81–96.)

(81) Meine Seele verlanget nach deinem Heil, ich hoffe auf dein Wort. (82) Meine Augen sehnen sich nach deinem Wort, und sagen: Wann tröstest du mich? (83) Denn ich bin wie eine Haut im Rauch; deiner Rechte vergesse ich nicht. (84) Wie lange soll dein Knecht warten? Wann willst du Gericht halten über meine Verfolger? (85) Die Stolzen graben mir Gruben, die nicht sind nach deinem Gesetz. (86) Deine Ge= bote sind eitel Wahrheit. Sie verfolgen mich mit Lügen; hilf mir. (87) Sie haben mich schier umgebracht auf Erden; ich aber verlasse deine Befehle nicht. (88) Erquicke mich durch deine Gnade, daß ich halte die Zeugnisse deines Mundes. (89) Herr, dein Wort bleibet ewiglich, soweit der Himmel ist; (90) Deine Wahrheit währet für und für. Du hast die Erde zugerichtet, und sie bleibet stehen. (91) Es bleibet täglich nach deinem Wort, denn es muß dir alles dienen. (92) Wo dein Gesez nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend. (93) Ich will deine Befehle nimmermehr vergessen, denn du erquickest mich damit. (94) Ich bin dein, hilf mir, denn ich suche deine Befehle. (95) Die Gottlosen warten auf mich, daß sie mich umbringen; ich aber merke auf deine Zeugnisse. (96) Ich habe alles Dinges ein Ende gesehen; aber dein Gebot währet.

"Ich

habe alles Dinges ein Ende gesehen; aber dein Gebot währet." So hören wir hier den Psalmisten bezeugen schon Jahrhunderte zuvor, ehe der große Menschensohn in seiner Bergpredigt verkündigte: „Ich sage euch, wahrlich bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Titel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe." Und heute noch, Jahrhunderte und Jahrtausende darnach kann man abermal sagen: „Ich habe alles Dinges ein Ende gesehen; aber dein Gebot währet." vieler Dinge Ende hat man gesehen, seit der Psalmist diese Worte niederschrieb: wieviel Geschlechter der Menschen sind vorübergegangen; wieviel mächtige Reiche sind in den Staub gesunken; wieviel menschliche Bücher sind geschrieben worden und wieder verschollen; wie hat die ganze Welt ihre Gestalt verändert, aber „dein Gebot, Herr, währet". Von diesem

Gerot, Psalmen. III.

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Wie

Psalm da ist noch kein Vers verloren gegangen, vom ganzen Wort Gottes ist noch kein Buchstabe in Abgang dekretiert, und was unser alter Herzog Ulrich als seinen Wahlspruch noch auf dem Sterbebette bekannte, das soll auch unser Wahlspruch sein: Gottes Wort bleibet in Ewigkeit.

Freilich, meine Lieben, wie die Gestirne des Himmels nicht immer gleich hell funkeln, sondern manchmal von Wolken verfinstert werden, so verliert auch Gottes Wort für uns manchmal seinen hellen Schein, als wäre es gar erloschen und versunken. Und es sind das recht trübe Zeiten, sei es daß in der ganzen Kirche das Wort Gottes unter dem Scheffel steht und nicht mehr leuchten kann denen, die im Hause sind, oder daß einer einzelnen Seele die hellen Sterne der göttlichen Verheißungen unterzugehen scheinen hinter dem Nachtgewölke des Zweifels und der Anfechtung. Aber gottlob nicht auf immer. Gottes Wort bleibet dennoch in Ewigkeit. Ich habe alles Dinges ein Ende gesehen; aber dein Gebot währet." Dabei bleibt es doch zuleht. Auch unser heutiges Psalmstück läuft darauf hinaus:

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Gottes Wort kann zwar auf Zeiten verdunkelt werden; aber doch bleibet es in Ewigkeit.

Das ist der Hauptgedanke, den wir aus unserem heutigen Abschnitt ziehen wollen.

1) Wie Gottes Wort auch dem Frommen auf Zeiten verdunkelt werden kann, das deutet besonders die erste Hälfte unseres Psalmstücks an, V. 81–88. Verdunkelt vor allem durch innere Anfechtung. Aus solcher inneren Anfechtung heraus seufzt und schreit unser Psalmist:

V. 81: Meine Seele verlanget nach deinem Heil; ich hoffe auf dein Wort." V. 82: „Meine Augen sehnen sich nach deinem Wort und sagen: Wann tröstest du mich?" V. 83: Denn ich bin wie eine Haut im Rauch; deiner Rechte vergesse ich nicht." „Ich hoffe auf dein Wort;

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meine Augen sehnen sich nach deinem Wort." Wie kann denn der Psalmist so sagen und doch hat er ganz gewiß Gottes Wort gehabt, im Haus, in der Hand, im Mund und im Herzen. Es giebt freilich auch finstere Zeiten, wo Gottes Wort gleichsam verschollen und verloren ist mitten in seiner Gemeinde. So war's beim alten Bundesvolk in den finstern Zeiten, ehe das Gesetzbuch aufgefunden wurde unter König Josia. So war's in der Christenheit in den finstern Jahrhunderten des Mittelalters, als das Licht des göttlichen Worts unter dem Scheffel stand, und der junge Luther die erste Bibel, die er sah in der Klosterbibliothek zu Erfurt, mit Ketten fand an den Kasten gebunden. So war's auch in der evangelischen Kirche in den traurigen Zeiten des Unglaubens, als die hochmütige Menschenvernunft das einfältige Gotteswort, die sogenannte Aufklärung den alten Glauben der Väter fast ganz verdrängt hatte in der Kirche.

Ebenso giebt es freilich auch redliche Herzen, die sich nach Gottes Wort sehnen, nach einer deutschen Bibel, nach einer evangelischen Predigt, nach einem christlichen Gotteshaus, nach einem schönen Choral, wie wir's alle Tage haben können, schmerzlich sehnen, und würden viel Geld drum geben und können's doch nicht haben, sei es weil sie aufs Krankenlager gebannt oder weil sie draußen in der Fremde sind, in der Heidenwelt oder in der Finsternis römischen Aberglaubens. Aber, meine Lieben, auch mit der Bibel in der Hand, auch mit dem Kirchturm hart vor dem Fenster kann man oft seufzen: „Meine Seele verlanget nach deinem Heil, meine Augen sehnen sich nach deinem Wort." Das ist in Zeiten innerer Dürre, geistlicher Anfechtung, in Stunden der Glaubensschwachheit, der Herzensmattigkeit, der Gottverlassenheit, wo kein Gebet gelingen, kein Trost anschlagen will, wo das Licht des Evangeliums gleichsam seinen Schein, das Salz des göttlichen Worts gleichsam seine Kraft für uns verloren hat, und wir auch sagen möchten: ich bin

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