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ernst es dem Psalmisten ist mit solcher Bitte, das vernehmen wir aus den zwei folgenden Versen:

V. 147. 148: „Ich komme frühe und schreie; auf dein Wort hoffe ich. Ich wache frühe auf, daß ich rede von deinem Wort." Zweimal heißt's: „Ich komme frühe; ich mache mich frühe auf." An eine doppelte Frühe können wir dabei denken. Frühe", das heißt fürs erste: früh am Tage. Früh am Tage ein Abschnitt aus Gottes Wort gelesen, ein herzliches Gebet zum Himmel emporgeschickt, o das ist ein Segen für den ganzen Tag. Da ist die Welt noch still, da ist das Herz noch frisch, da ist das Auge noch hell, da macht Gottes Wort einen viel tieferen Eindruck als später im Geräusch des Tagewerks, da kann man einen Segen und eine Weihe mitbekommen für den ganzen Tag, da heißt's im schönsten Sinn: Morgenstund hat Gold im Mund. Das hat der selige Stadtpfarrer Dann noch in seinen lezten Leidenstagen einmal gar schön erfahren und gerühmt gegen seinen Freund und Amtsbruder Hoffacker. Neulich, erzählte er dem, als ich von Schmerzen geplagt mich in früher Dämmerung vom Bett erhob und seufzend ans Fenster trat, da stand hell und klar am dämmernden Himmel der Morgenstern, und indem ich zu ihm aufblickte, stand mir unaussprechlich groß und süß Jesus vor Augen als der helle Morgenstern unseres Heils, und großer Friede kam in mein Herz und eine himmlische Kraft ergoß sich mir durch Leib und Seele. - So soll's denn auch bei uns heißen: „Ich komme früh und schreie; ich wache früh auf, daß ich rede von deinem Wort;" in der reinen Morgenluft werden auch unsere Gebete leichter gen Himmel steigen; im stillen Strahl des Morgensterns oder im purpurnen Feuer des Morgenrots wird auch uns die Güte Gottes heiter anleuchten, die alle Morgen über uns neu ist, daß wir einen hellen Schein davon im Herzen mitbekommen für den ganzen Tag.

Aber auch noch an eine andere Frühe wollen wir hier

gedenken als an die Tagesfrühe: „Ich komme früh und schreie; ich wache früh auf, daß ich rede von deinem Wort." Das soll uns auch mahnen an die Lebensfrühe, soll uns mahnen: frühe fäe deinen Samen, frühe suche deinen Gott, frühe kehre dich zum Herrn, eile und säume nicht, jezt ist die angenehme Zeit, jezt ist der Tag des Heils. Auch vom ganzen Menschenleben gilt's: Morgenstund hat Gold im Mund. Selig, wer frühe schon aufwacht vom Sündenschlaf, so lange das Herz noch jung und die Kraft noch frisch ist: Lieblicheres giebt's nichts, als eine Seele, die in dem Schmuck der Jugend schon ihrem Gott und Heiland sich weiht, geschmückt mit dem Morgentau der göttlichen Gnade wie eine junge Rose, überdeckt wie ein blühender Baum mit den Frühlingsblüten heiliger Entschlüsse. Und selig, wer in späten Jahren ohne Vorwurf und Gewissensbisse zurückblicken darf auf die Jahre seiner Jugend, weil er frühe schon gewandelt im Lichte der göttlichen Gnade und Wahrheit, nach dem Vorbild des jungen Josef, des Knaben Samuel, des Jünglings David, des Sohnes Timotheus und nach dem Vorbild dessen vor allem, der als zwölfjähriger Knabe schon am liebsten war in dem, das des Vaters ist.

Wer aber später erst den Herrn gefunden, wer zu seufzen hat über verlorene Jahre: „Es ist mir leid und bin betrübt, daß ich dich erst so spät geliebt" - o der kaufe um so eifriger aus den Rest seiner Gnadenzeit und halte nunmehr auch Stunden zu Rat und spreche von nun an doch: „Ich komme frühe und schreie; ich wache früh auf, daß ich rede von deinem Wort." Was unsern Psalmisten drängt, um so inbrünstiger zu flehen um die Segnungen und Tröstungen des göttlichen Worts, das hören wir in den folgenden zwei Versen:

V. 149. 150: „Höre meine Stimme nach deiner Gnade; Herr, erquicke mich nach deinen Rechten. Meine boshaftigen

Verfolger wollen mir zu und sind ferne von deinem Geseß.“ Wenn wir die blinde Welt dahingehen sehen fern von Gottes Gesetz auf ihren dunklen Sündenwegen; oder wenn wir gar gekränkt werden von ihrer Rohheit, verfolgt werden von ihrer Bosheit, dann ist es ein süßer Trost für eine glaubige Seele, sich ans göttliche Vaterherz zu flüchten mit der Bitte: Höre meine Stimme nach deiner Gnade; dann sind es himmlische Erquickungen, die man schöpfen darf aus Gottes Wort, wo man sich der argen Welt entrückt und in eine bessere Welt versezt fühlt, ins Reich Gottes, das da ist Gerechtig= feit, Friede und Freude im heiligen Geist. Das, Geliebte, soll auch unsere Zuflucht bleiben, wenn uns bange wird in dieser Fremdlingschaft und die arge Welt uns zusetzt mit ihrer Bosheit, dann sei auch unser Trost, was der Psalmist ausspricht:

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V. 151. 152: Herr, du bist nahe und deine Gebote sind eitel Wahrheit. Zuvor weiß ich aber, daß du deine Zeugnisse ewig gegründet hast." Ja, wenn die Welt uns hart auf den Leib rückt mit ihrem Haß: Einer ist auch noch da zu unserem Schuß: „Du, Herr, bist nahe und deine Gebote sind Wahrheit." Und wenn eine Zeitlang Lüge und Bosheit die Oberhand gewinnt: Einer behält doch am Ende Recht; das ist der Herr und sein Wort und wer an sein Wort sich hält: „Ich weiß, daß du deine Zeugnisse ewig gegründet hast."

Dieser Grund bestehet; wenn die Welt vergehet,

Fällt er doch nicht ein;

Darauf will ich bauen, so soll mein Vertrauen

Evangelisch sein.

Auch will ich nun würdiglich in der Kraft, die mir gegeben,
Evangelisch leben.

Freilich solcher Glaube an Gottes Wort ist nicht immer gleich stark voll Zuversicht und Freudigkeit, sondern oft auch wieder klein und schwach, da viel Zweifel, Furcht und Kleinmütigkeit mitunterlauft, wenn die äußere Widerwärtigkeit

oder die innere Anfechtung das Herz niederdrückt; darum hebt der Psalmist abermals an zu klagen und zu flehen:

V. 153: „Siehe mein Elend und errette mich; hilf mir aus, denn ich vergesse deines Gesezes nicht;" und V. 154: „Führe meine Sache und erlöse mich; erquicke mich durch dein Wort." Aber aufs neue tröstet er auch sich selbst der göttlichen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Der Gerechtigfeit Gottes:

V. 155: „Das Heil ist ferne von den Gottlosen; denn sie achten deine Rechte nicht." Das gerechte Gericht Gottes kann nicht ausbleiben über den Verächtern seines Worts, und was Petrus dort Apostelgesch. 8 zum Zauberer Simon sagt, das ist auch ihnen gesagt, bis daß sie Buße thun: Du sollst nicht Teil noch Anfall haben an dem Wort des Lebens. Seine Knechte aber dürfen sich getrösten der ewigen Barmherzigkeit ihres Gottes:

V. 156: „Herr, deine Barmherzigkeit ist groß; erquicke mich nach deinen Rechten." Darum wohl allen, die auf ihn trauen. Sind auch der Verächter und Verfolger viel: es thut dem Frommen weh, aber er bleibt darum fest, V. 157 und 158. Und mit immer neuer Liebe hält er sich an den Herrn und sein Wort, mit neuer Inbrunst täglich fleht er um die Segnungen des göttlichen Worts, wie unser Psalmist es thut V. 159. 160, und wie es in einem Liede heißt:

Ob viele zum größesten Haufen auch fallen,
So will ich dir dennoch in Liebe nachwallen,
Denn dein Wort, o Jesu, ist Leben und Geist;
Was ist wohl, das man nicht in Jesu geneußt?

Nun, Herr, erquicke uns durch dein Wort, laß die Segnungen deines Evangeliums immer reichlicher schmecken unter den Anfechtungen und Versuchungen dieses Lebens.

Hilf, daß wir leben in dem Wort, und darauf fahren ferner fort
Von hinnen aus dem Jammerthal zu dir in deinen Freudensaal.

Amen.

Psalm 119. (V. 161—176.)

(161) Die Fürsten verfolgen mich ohne Ursach, und mein Herz fürchtet sich vor deinen Worten. (162) Ich freue mich über deinem Wort, wie einer, der eine große Beute kriegt. (163) Lügen bin ich gram, und habe Greuel daran, aber dein Geseß habe ich lieb. (164) Ich lobe dich des Tages siebenmal um der Rechte willen deiner Gerechtigkeit. (165) Großen Frieden haben, die dein Gesez lieben, und werden nicht straucheln. (166) Herr, ich warte auf dein Heil, und thue nach deinen Geboten. (167) Meine Seele hält deine Zeugnisse, und liebet sie sehr. (168) Ich halte deine Befehle und deine Zeugnisse, denn alle meine Wege sind vor dir. (169) Herr, laß meine Klage vor dich kommen; unterweise mich nach deinem Wort. (170) Laß mein Flehen vor dich kommen; errette mich nach deinem Wort. (171) Meine Lippen sollen loben, wenn du mich deine Rechte lehrest. (172) Meine Zunge soll ihr Gespräch haben von deinem Wort, denn alle deine Gebote sind recht. (173) Laß mir deine Hand beistehen, denn ich habe erwählet deine Befehle. (174) Herr, mich verlanget nach deinem Heil, und habe Lust an deinem Geseß. (175) Laß meine Seele leben, daß sie dich lobe, und deine Rechte mir helfen. (176) Ich bin wie ein verirrtes und verlorenes Schaf, suche deinen Knecht; denn ich vergesse deiner Gebote nicht.

Ein schönes Schlußwort dieses schönen Psalms: „Ich bin wie ein verirrtes und verlorenes Schaf, suche deinen Knecht; denn ich vergesse deiner Gebote nicht." Viel Schönes hat der Psalmist in diesem langen Lehrpsalm, diesem goldenen ABC, zum Lobe des göttlichen Worts gesagt. Er hat es ein Licht genannt auf allen seinen Wegen; er hat es über Gold und Silber gesezt; er hat es mit Perlen und Edelsteinen verglichen; er hat es als seinen Schaß und sein Erbe, seinen Trost und seine Freude, seinen Führer und Regierer gepriesen. Aber alles, was er hat am Worte Gottes, alles was auch wir am Worte Gottes haben, kann man zusammenfassen in dem Schlußbekenntnis:

Ohne dieses Wort bin ich ein verirrtes und verlorenes Schaf, in diesem Wort aber find ich meinen guten Hirten.

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