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auch unter uns manche Seele, die diese Freuden kennt, die es auch bei alterndem Leib immer seliger erfahren darf: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. Der Herr lasse es uns alle je mehr und mehr erfahren, damit wir ihn allesamt immer fröhlicher loben mit Herzen, Mund und Händen, bis wir ihm einst besser lobsingen droben in himmlischen Chören. Ja, lobe den Herrn, meine Seele!

Lobe den Herren und seinen hochheiligen Namen!

Lob ihn was in mir ist, mit dem erkorenen Samen!
Er ist dein Licht: Seele, vergiß es ja nicht!
Lob ihn in Ewigkeit! Amen.

Psalm 103. (V. 6-22.)

(6) Der Herr schaffet Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden. (7) Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israels sein Thun. (8) Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. (9) Er wird nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn halten. (10) Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, und vergilt uns nicht nach unserer Missethat. (11) Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, läßt er seine Gnade walten über die, so ihn fürchten. (12) So fern der Morgen ist vom Abend, läßt er unsere Übertretung von uns sein. (13) Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet, so erbarmet sich der Herr über die, so ihn fürchten. (14) Denn er kennet, was für ein Gemächte wir sind; er gedenket daran, daß wir Staub sind. (15) Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde; (16) Wenn der Wind darübergeht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. (17) Die Gnade aber des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind, (18) Bei denen, die seinen Bund halten, und gedenken an seine Gebote, daß sie darnach thun. (19) Der Herr hat seinen Stuhl im Himmel bereitet, und sein Reich herrschet über alles. (20) Lobet den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, daß man höre die Stimme seines Worts. (21) Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen thut. (22) Lobet den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft. Lobe den Herrn, meine Seele.

Lobe den Herrn! Das ist, wie wir vor acht Tagen gesehen, gleichsam die goldene Überschrift dieses schönen Psalms. Und zwar zuerst: Lobe den Herrn, meine Seele! Das war der Inhalt der fünf ersten Verse, die wir vor acht Tagen betrachtet haben. Seine eigene Seele ermuntert David zuerst zum Lobe des Herrn; von seinen eigenen Gnadenerfahrungen spricht er zuerst. Die sind's, die ihn überhaupt für diesmal bewogen haben zum fröhlichen Aufthun des Mundes und die Harfe des Danks ihm in die Hand gegeben.

Aber nun schaut sein begeistertes Auge im weiteren Umkreis umher, nun stimmt er seine Harfe zu vollerem Ton, nun rühmt er seines Gottes Gnade und Erbarmen, wie er es an seinem ganzen Volk verherrliche, und darum heißt

2) der zweite Teil des Psalms, V. 6-18: Lobe den Herrn, seine Gemeinde!

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V. 6: Der Herr schaffet Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden." So rühmt Davids königliches Herz mit hoher Freude. Ihm selber hat der treue Gott gnädig geholfen aus schwerer Not, und das giebt nun dem frommen Sänger einen helleren und getrosteren Blick auch in Gottes Weltregiment überhaupt. So geht es uns ja, meine Lieben. So lang uns selber irgend ein schweres Kreuz, irgend ein schmerzlicher Kummer drückt, so ist's uns, als wäre überhaupt kein Heil in der Welt, wir sehen alles mit trüben Augen an, wir verzweifeln sozusagen an Gott und Welt. Aber wenn nun uns der Herr geholfen hat, wenn auf unserem eigenen Lebenspfad seine Gnadensonne wieder scheint, dann sehen wir die Welt überhaupt wieder in milderem Lichte, dann glauben wir überhaupt wieder an eine göttliche Güte und Gerechtigkeit. Und das erst giebt uns dann volle Freudigkeit; denn ein edles Herz will nicht für sich allein nur glücklich sein und Gottes Hilfe und Gnade erfahren, sondern möchte allen, die in der Welt leiden, ähn

liche selige Erfahrungen gönnen; möchte alle, die da seufzen und weinen, auch miteinstimmen hören in das Lob Gottes und tröstet sich sozusagen über sein eigenes Glück, über seinen eigenen Vorzug mit dem Glauben und der Hoffnung: „Der Herr schaffet Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden." Als einen solchen Gott kennen ihn ja nicht nur einzelne Vielgeprüfte und Hochbegnadigte, ein Hiob und ein David; nein, als einen solchen kennt ihn sein ganzes Volk von altersher.

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V. 7: Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Thun.“ Habe ich Gnade vor deinen Augen gefunden, so laß mich deinen Weg wissen, damit ich dich kenne und Gnade vor deinen Augen finde." So flehte einst am Sinai Mose den Herrn an. Und der Herr erhörte dies Gebet voll Gnade und Herablassung. Er hat Mose seinen Weg wissen lassen, die Kinder Israel sein Thun. Nicht nur äußerlich hat er ihnen den Weg gezeigt, den sie gehen sollten durch die Wüste, indem er vor ihnen herzog des Tags in einer Wolkensäule, des Nachts in einer Feuersäule, sondern auch seine Herzensgedanken und ihre Herzenswege hat er ihnen geoffenbart, indem er ihnen seine Gebote gab auf Sinai, darin gesagt ward, was der Mensch thun soll und was wohlgefällig ist vor Gott. Nicht nur einem Mose hat er sich geoffenbart und mit ihm von Angesicht zu Angesicht geredet, wie ein Mann mit seinem Freunde redet, sondern jeder Seele in der Gemeinde, jedem Kind in Israel hat er seine Gnadenwege gezeigt und sie es erfahren lassen in so manchem Gnadenwunder: Ihr seid das Volk meiner Waide und Schafe meiner Hand. Nicht nur dort in der Wüste auf dem Zug nach Kanaan, sondern auch nachher, auch in den Tagen eines David, eines Elias, eines Jesaias und noch viel herrlicher in den Tagen Jesu und seiner Apostel und bis auf diesen Tag galt es und gilt es in seiner Gemeinde: „Er hat sein Volk seine Wege wissen lassen

und die Kinder Israel sein Thun." Auch uns allen läßt er ja seine Wege, seine Heilswege und seine Gnadenthaten immer aufs neue verkündigen in der Gemeinde, so daß wir ihn wohl loben dürfen in der Gemeinde und bekennen:

Ja, Herr, lauter Gnad und Wahrheit ist vor deinem Angesicht;
Du, du trittst hervor in Klarheit, in Gerechtigkeit, Gericht;
Lässest stets in deinen Werken deine Güt und Allmacht merken:
Tausend, tausendmal sei dir, großer König, Dank dafür!

Und worauf laufen sie denn hinaus, die Wege Gottes, die er uns wissen läßt? Als was für einen Gott offenbart er sich in der Gemeinde? Höret's!

V. 8: „Barmherzig nnd gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte." Sehet da das letzte Ziel aller Wege Gottes; sehet da dem großen Gott recht in sein Herz hinein. Auch andere Eigenschaften dürfen wir an Gott schauen und erkennen; aber erst seine Gnade und Barmherzigkeit läßt uns hineinschauen bis in sein Herz. Wenn wir die Allgegenwart Gottes fühlen, so hören wir gleichsam das Rauschen seines Gewandes, dessen Saum Himmel und Erde erfüllt. Wenn wir die Allmacht Gottes erkennen, so sehen wir gleichsam seinen ausgestreckten Arm, vor welchem der Erdkreis erzittert. Wenn wir die Güte Gottes erfahren, so sehen wir gleichsam seine milde offene Hand. Wenn wir der Allwissenheit Gottes gedenken, so schauen wir gleichsam in sein großes flammendes Feuerauge, vor welchem wir unsere Augen beschämt müssen niederschlagen. Wenn wir uns Gottes Heiligkeit vorstellen, so ist's, als blickten wir in sein strahlendes Angesicht, in das kein Mensch noch Seraph ungeblendet schauen kann. Aber wenn wir hören: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte" dann schauen wir hinein in sein Herz, in sein Vaterherz.

Nur seiner Gemeinde, nur seinem auserwählten Volk hat er sein Herz aufgeschlossen, hat er seine Gnade und Barmherzigkeit geoffenbart von altersher. Das Rauschen

seiner Allmacht und Allgegenwart läßt er auch die Heiden vernehmen; den ausgestreckten Arm seiner Gerechtigkeit läßt er auch seine Feinde fühlen; ja selbst die milde Hand seiner Güte thut er auf über alle Kreaturen. Aber seine Barmherzigkeit, der das Herz bricht über unser Sündenelend; seine Gnade, die uns unsere Missethat vergiebt; seine Geduld, die unsere Schwachheit mit Langmut trägt; die Güte, die auch Böses den Menschen mit Gutem vergilt diese tröstlichsten und köstlichsten unter allen göttlichen Eigenschaften, die hat er nur seinem Volke geoffenbart, die sind Kleinodien und Juwelen, die nur in seiner Gemeinde verwahrt worden sind von altersher bis auf diesen Tag.

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Schon dem Volk des alten Bundes wurden manchmal in seligen Gnadenzeiten diese Kleinodien gezeigt. So wenn Moses mitten unter die Donner des Sinai hinein die sanste Himmelsstimme vernahm: Herr, Herr Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der du bewahrest Gnade in tausend Glied und vergiebst Missethat, Übertretung und Sünde. (2. Mos. 34.) So wenn Gott durch den Mund seines Propheten Jesaias mitten in einer bösen betrübten Zeit seinem Volk ansagen ließ: Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarmte über den Sohn ihres Leibes? und ob sie sein vergässe, so will ich doch deiner nicht vergessen; oder: Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen. Aber voll und ganz, klar und hell hat der ewige Gott seine Gnade und Erbarmung uns leuchten lassen erst im Angesichte seines lieben Sohnes; überm Kreuz auf Golgatha, da klingt noch viel deutlicher und tröstlicher als einst auf Sinais Höhen oder Zions Gipfel die selige Kunde: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte." Darum lobe den Herrn, du Gemeinde des neuen Bundes, und bekenn es mit preisenden Lippen deinem Heiland:

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