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kein wahrer Bekenner der evangelischen Lehre wünschen wird. Dabey bin ich jedoch auch des Dafürhaltens, daß bey dem protestantischen äußern Cultus nach und nach alles das beseitigt werden möge, was den Bedürfnissen und Umstânden der Zeit und der fortgeschrittenen Bildung in derselben nicht mehr entspricht, und daß man an dessen Stelle so manches sege, was, ohne dem Geiste der Kirche zu nahe zu treten, unsern Gottesverehrungen noch mehr Leben zu ertheilen, und eine noch größere Wirkung zu sichern vermag. Dazu bedarf es aber keiner sehr großen Zurüstungen, Redereyen und Schreibereyen, am wenigsten radicaler, immer sehr mißlicher Veränderungen der Grundeinrichtungen bey unserm Gottesdienste. Man see nur der hie und da noch sehr ermüdenden Länge desselben die nöthigen Grenzen; man gebe nur den reuen Kirchen eine gefällige, heitre, das Gemüth ansprechende Form; man erhalte die Gotteshäufer immerfort so reinlich als möglich; man ordne die Bänke und Size in denselben symmetrisch; sehe bey den Versamm. lungen auf Ordnung und Ruhe; sorge für die Einführung guter Lieder und Gebethbücher, *) für gute Orgeln und Orgelspieler, und ganz besonders für einen schönen, melodischen Gesang; man schmücke bey außerordentlichen Gele genheiten und Festen die Kirchen einfäch, aber gefällig aus, und lasse dabey, wenn es thunlich ist, herzerhebende Choral-Gefänge von blasenden Instrumenten begleiten; man mache die Verwaltung der beyden heil. Sacramente unsrer Kirche so feyerlich als möglich; man führe állgemein die an vielen Orten, besonders in Ungarn, bestehende ganz vortreffliche Einrichtung ein, daß die Schuljugend von dem,

*) Die evang. Kirche A. C. besißt bereits auch in den Oester. Staaten mehrere gute neue Gesangbücher, unter denen ich nur das Wiener (unstreitig das beste), das für die Gemeinden des Eisenburger Seniorates zu Gräß gedruckte, das Breßburger, Neusohler und Ledenburger nenne.

worauf bey einer Predigt hauptsächlich zu sehen sey, unterrichtet, und angehalten und geübt werde, die Hauptmo: mente der öffentlichen Religionsvorträge aufzufassen, niederzuschreiben und darüber in der Schule Rechenschaft abzulegen; man gewöhne die Jugend schon frühzeitig daran, bey den Predigten das Wesentliche, nähmlich den Inhalt und innern Werth, von dem weniger Wesentlichen und Zufälligen, strenge zu unterscheiden, immer vorzüglich auf das Wesentliche zu sehen, und sich dadurch vor jenen Irrthümern und Ungerechtigkeiten zu sichern, in welche in unsern Ta-. gen so viele, die gern an der Schale hängen, und sich schon mit schôn klingenden, wenn gleich hohlen Worten begnü gen, statt sich durch kräftige Gedanken aufregen zu lassen, bey der Beurtheilung von Predigten und Kanzelrednern verfallen; man spreche endlich nur in unsern Got tesverehrungen mit wahrer, männlicher Beredsamkeit, Kraft, Salbung und heiligem, begeisterndem Eifer: und, wahrlich! wir werden dann bey unserm Cultus zu keinen Künsteleyen und prunkvollen Ceremonien unsere Zuflucht nehmen dürfen, um ihn zu beleben und feinen Einfluß zu erhöhen. Der Gottesdienst der Brüdergenieinden ist höchst einfach; aber wer hat daran Theil genommen, ohne sich sanft ergriffen, gerührt und zu heiliger Andacht gestimmt gefühlt zu haben?

Möchte endlich das vierte evangelische Jahrhundert für die protestantische Geistlichkeit und den Schulstand in den Deutschen Erblanden hinsichtlich ihrer äußerlichen Lage glücklicher und erfreulicher seyn, als es die zwey lezten Jahrzehende des dritten gewesen sind! In der That ist der ökonomische Zustand sehr vieler deutsch - erbländischen Prediger und Schulmänner höchst traurig und drückend, und es ist für den Menschenfreund herzzerreißend, Männer, die da stehen, um für die höchsten und heiligsten Angelegen, heiten unsers Geschlechtes, für Wahrheit, Sittlichkeit und Religion, zu wirken, mit ihren Familien von Nahrungss

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forgen tief danieder gebeugt, und dabey abhängig von der Gunst und Ungunst oft ganz fühlloser und undankbarer Menschen zu erblicken. Das Consistorium A. C. hat bey mehrern Gelegenheiten für die Prediger dieser und jener Diocese und durch Gründung von sechs Prediger - Witwen Instituten auch für die Hinterlassenen der Pastoren gethan, was es, bey dem Mangel an Zwangsmitteln, zu thun vermochte, und Se. Majestät selbs haben demselbeu den allerhöchsten Willen, daß den protest. Predigern eine größere Unabhängigkeit von der Willkür der Gemeinden (und dadurch auch ein größeres Unsehen) verschafft werden sollte, durch die betreffende hohe Hofkanzley (mittelst Hofdecretes vom 10. December 1807) zu erkennen geben lassen. Aber der Ausführung der in dieser Hinsicht gemachten Vorschläge scheinen große Hindernisse im Wege zu stehen; die besten Absichten scheitern auch hier wie überall an einer Menge erschwerender Localitäts- und Zeitumstände, und eine gründliche, die leidende Partey vollkommen befriedigende Regulirung der Predigergehalte scheint bloß dann möglich zu seyn, wenn unser Geldwesen und Münzfuß einmahl ganz in Ordnung ist. Den geistlichen und weltlichen Behörden, die das evangelische Kirchen und Schulwesen in den Deutschen Erblanden zu leiten haben, biethet sich noch lange in dieser Hinsicht ein weites Feld zu einer wohlthätigen und gesegneten Wirksamkeit, den Gemeinden aber die schönste Gelegenheit dar, ihren Eifer für ihre Religionsund Bildungsanstalten, ihren besseren Sinn, besonders aber eines der edelsten menschlichen Gefühle, das der Dankbarkeit, durch die That zu beurkunden. Segen über jene und diese, wenn sie redlich thun, was dabey Pflicht und Religion gebiethen. Wohl kann man ihnen mit Klopstock zurufen: »>Noch viel Verdienst ist übrig! Auf! habt es nur! »Die Welt wird's kennen.«

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des dritten Jubelfestes der Reformation in dem Königreiche Ungarn.

Von ungleich größerer Bedeutung als in den k. k. Deut

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schen Erblanden ist das protestantische Kirchen- und Schulwesen in dem Königreiche Ungarn. Die Zahl der Bekenner der evangelischen Kirche Augsb. und Helv. Confession ist hier beträchtlich, und ihre Religions - Freyheiten und Rechte gründen sich auf verschiedene feyerliche Verträge, königliche Diplome und Conventionen. Diese waren allerdings eine geraume Zeit hindurch außer Wirksamkeit gesegt, aber das Toleranz - Edict Joseph II. gab auch den Ungarischen Protestanten neues Leben und ihrem politisch kirchlichen Zustande eine merkliche Erleichterung. Doch konnte ihnen bloße Toleranz nicht genügen, und Leopold II., erwágend ihre rechtskräftigen Ansprüche auf gefeßlich-gesicherte Religionsfreyheit, sanctionirte ihnen dieselbe auf dem in jeder Hinsicht merkwürdigen Landtage zu Preßburg durch das Religionsgefeß vom J. 1791, Artikel 26, wodurch allen Besorgnissen und aller Unruhe der Gemüther ein Ziel gefeht wurde. Die Ungrischen Protestanten wissen es sehr wohl, und erinnern sich daran førtwährend mit dankbarer Freude, wie viel sie in Ansehung dieses wichtigen Religionsgefehes Sr. Majestät, dem jezt regierenden Kaiser und Könige, Franz I., zu verdanken haben. Auf den wieder

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hohlten Reisen, die ich durch verschiedene Theile des Köz nigreiches Ungarn gemacht habe, hat es mir nicht an Gelegenheit gefehlt, die Gesinnungen der Evangelischen in diesem gesegneten Lande näher kennen zu lernen, und ich bin ihnen hier das Zeugniß schuldig, daß sie sich fast durchgängig nicht nur durch Bildung, sondern auch durch ihren fittlichen Charakter, ihre Fried und Ordnungsliebe, ihren Kunst- und Gewerbfleiß und eine treue Ergebenheit gegen ihren Monarchen und das Vaterland auszeichnen.

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Nach einer älteren, jedoch nicht ganz zuverläßigen Berech= nung, bey der weder der geistliche, noch weltliche Adel mitges zählt worden ist, betrug die Zahl der Ungrischen Evangelischen von beyden Confessionen 1,627266 Seelen, worunter 624776 Lutherische, 1,002490 Reformirte. Gegenwärtig pflegt man die Gesammtzahl der Bekenner des evangelischen Glaubens in Ungarn auf ungefähr zwey Millionen zu berechnen. (Der Freyherr Joseph Marr v. Liechtenstern gibt in seinem neuesten Werke: Handbuch der neuesten Geogra phiedes Dester. Kaiserstaates, die Anzahl aller in den Desterr. Staaten lebenden Reformirten auf 2,000,000, die der Lutherischen auf 1,450,000, sämmtlicher Evangelifchen A. und H. Conf. auf 3,450,000 an.) Hr. v. Schwartner berechnet in seinem Meisterwerke, der »Statistik des Königreiches Ungarn«, die Zahl der Lutherischen Mutterkirchen auf 451, und ihrer Prediger auf 483, die der reformirten Mutterkirchen auf 1351, und ihrer Prediger auf 1384, die Zahl der sämmtlichen evang. Lutherischen Lehrer auf den größern und kleinern Gymnasien, so wie in den Volks- und Landschulen, nach einem, aber noch unter der Synode im Jahre 1791 verfertigten Verzeichnisse, auf 629, die der reformirten Lehrer auf 1600. Sicher sind diese Zahlen bey S ch wartner jezt zu nieder und zu gering, so wie nahmentlich die Anzahl der Lutherischen Mutter-Ge

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