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versichern zu können, wohl unmöglich seyn, besonders in Absicht einzelner Reden Jesu Christi, so der heilige Lukas uns erhalten hat, welcher, so wie der heilige Markus, sehr bestimmt in Ordnung der Ereignisse, bey Mittheilung der Reden unsers Heilands sich, wie scheint, manchmal mehr um die Folge der Gedanken, als um die Zeit bekümmerte, zu welcher der Sohn Gottes dieses oder jenes gesprochen. Doch gilt solches nur von einzelnen Sprüchen, nicht von ganzen zusammenhangenden Reden. Uebrigens bringt es die Natur der Sache mit sich, daß unser Heiland während Seines viertehalbjährigen Lehramts, oft dieselben Sprüche wiederhohlt habe, theils, weil selbst Seine Jünger dieser Einschärfung heiliger Wahrheiten durch Wiederhohlung noch bedurften; theils, und vorzüglich, weil Er, umherwandelnd in Galiläa und in Judäa, ja mehrmal über die Gränzen gehend, immer Hörer fand, welche Seines Unterrichts noch nicht genossen hatten.

Der Nußen eines harmonischen Zusammenhangs dieser Geschichte Jesu Christi, in welchem die vier Evangelien vereinigt werden, bedarf wohl nicht, daß man ihn erweise. Hingegen mögen manche Leser vielleicht noch nicht erwogen haben, welchen Vortheil uns eben dadurch die erbarmende Weisheit Gottes zuwandte, daß Sie uns die göttlichste aller Geschichten aus dem Munde vier verschiedener Erzähler mittheilen ließ. Eben bey Bearbeitung derselben, ist mir diese Wohlthat Gottes einleuchtender klar geworden, als sie es schon war; daher ich mich auch wohl hütete, bey Vereinigung dieser verschiedenen Berichte, sie ineinander zu verschmelzen. Ich ordnete sie nur der Folge nach, ohne einem dieser Geheimschreiber Gottes seine Eigenthüm

lichkeit des Ausdrucks zu nehmen, wobey immer die Eigenthümlichkeit der Empfindungsweise eines jeden von ihnen, eine Eigenthümlichkeit, welche so lehrreich als ergöhend ist, verdunkelt wird. »Wäre nicht,« so fugt der heilige Chrysostomus, »wäre nicht Ein Evangelist >hinreichend gewesen? Hinreichend wohl; sind aber der »Schreibenden vier, welche weder in derselben Zeit »schreiben, noch an demselben Ort, und dann, wie aus »Einem Munde alles sagen, so ist dieses ein großer »Erweis der Wahrheit. Aber— so wird eingeworfen – ves geschah nicht also, denn oft werden sie der Abwei»chung überführt. Gerade dieses ist der größte Beweis »der Wahrheit. Denn, wofern sie in allen Dingen ganz »genau übereinstimmten, sowohl in Absicht auf die Zeit, »als in Absicht auf den Ort, und auf jeden Ausdruck, »so würde keiner der Widersacher geglaubt haben, daß »sie nicht zusammengekommen wären, 'nicht nach einer »menschlichen Uebereinkunft diese Schriften verfaßt hät= »ten. Sie würden nicht geglaubt haben, daß eine solche »Uebereinstimmung aus der Einfalt hervorgegangen. »Nun aber spricht eben diese scheinbare Mißhelligkeit »>in Kleinigkeiten sie von jedem Verdachte frey, und »stellt die Lauterkeit dieser Schriftsteller in.ein helles »Licht. Sind sie etwa, in Absicht auf Zeit und Ort, ein »wenig von einander abgewichen, so schadet solches »nicht der Wahrheit ihrer Aussage, wie ich, mit Gottes »Hülfe, in der Folge zu zeigen mich bestreben werde. »Das aber bitte ich wohl zu beobachten, wie in den Hauptsachen, welche die Sitten und den Gegenstand »unsrer Lehre umfassen, keiner von ihnen, auch nur im »geringsten, von den andern abweichend erfunden werde. Und was sind diese Hauptsachen? Daß Gott, Mensch geworden, Wynder gethan, gekreuzigt, begraben

worden, auferstand, auffuhr, richten wird, heilbringende Vorschriften ertheilet und ein Gesez gegeben hat, welches dem Geseze des alten Bundes nicht widers spricht; Daß Er Gottes Sohn, daß Er der Eingebohrne, »der wahre Sohn, gleiches Wesens mit dem Vater ist, »und dergleichen. In diesen Dingen finden wir bey vihnen vollkommene Uebereinstimmung. Erzählt nicht

»jeder alle Wunder, sondern der eine diese, der andere rjene, so mache solches dich nicht irre! Hätte einer valles erzählt, so wäre die Erzählung des andern über»flüßig. Hätte jeder verschiedene, neue Dinge erzählt, »so hätten wir keine Uebereinstimmung. Darum ist vie»les von ihnen allen berichtet worden, jeder von ihnen St. Chrysost. »hat aber auch einiges besonders mitgetheilt.«

Wer mit Aufmerksamkeit diese heilige Schriftsteller liest, der wird bey jedem von ihnen nicht genug bewundern können, wie Inhaltsvoll sie in wenigen Worten, und gleichwohl nicht in gedrängter, sondern in traus licher Sprache der lautersten Einfalt sind; wie sie, in so leichten Umrissen, die Menschen lebendig und kräftig darstellen; wie sie die erhabensten, zum Theil neue Begriffe, so rein erfassen, und in so schlichten Worten. Wie wir die Fassung eines Edelsteins rühmen, wenn fie so wenig, wie möglich, das Kleinod bedeckt, sondern nur es zart umgibt; so besteht gewiß die höchste Vollkommenheit des Ausdrucks darin, daß er den Gedanken, die Empfindung rein darstelle, ohne mindesten Zusaz, und ohne Verdunkelung. Wer lehrte Matthäus den Zöllner, wer den Fischer Johannes, diese höchste Vollkommenheit? Wer gab ihnen dieses Siegel des Göttlichen, wie kein Mensch es zu geben vermag?

in Proem. in Matth.

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Nicht allein für unsere Ueberzeugung, auch für unsere Erbauung ist es eine große Wohlthat, daß der Geist Gottes uns durch vier heilige Männer das Leben und die Lehre des Sohnes Gottes mittheilte, und je dem seine Eigenthümlichkeit ließ, aber die Eigenthümlichkeit eines jeden erhub, salbete, vergöttlichte. Dem einen Hörer spricht dieser Evangelist mehr ans Herz, dem andern ein anderer; und wem sie alle kräftig ans Herz sprechen, dem gewähren sie vielfältigen, heiligen Genuß, den durchdringet das Lebensöl ihrer Salbung von jeder Seite des Verstandes und des Gefühls.

Es hat, wie ich vernehme, einige Leser befremdet, daß ich die heiligen Schriften oft nach Luthers Uebersehung anführe. Wer Folgendes bemerkt, der wird dis natürlich finden. Ich war in meinem funfzigsten Jahre, als ich in den Schooß der Kirche zurückkehrte. Von gottesfürchtigen Eltern auf die heilige Schrift geführt von Kindheit an, gewann ich sie früh lieb, und unterließ nie sie zu lesen. Sehr viele Sprüche haften in meinem Gedächtnisse, so wie Luther sie ausdrückte. Wir haben verschiedene deutsche Uebersehungen des göttlichen Wortes von Katholiken; aber nicht Eine, welcher die Kirche ein besonderes Siegel der Authenticität vers liehen hätte. Es durfte mir auch nicht so viel darauf ankommen, wer übersezt hätte, als wie er übersezt hätte. Bey öfterem Gebrauche der Ueberseßung Luthers, beruhigte ich mich mit dem Beyspiel heiliger Väter, die Theodotions griechische Dolmetschung der Bücher des alten Testaments in Ehren hielten, und oft brauchten, wiewohl sie die Dolmetschung der LXX hatten, welche selbst von den Aposteln angeführet wird. Theodotion aber war nicht nur ein Irrlehrer, sondern ging

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über zum Judenthum, eh er die heiligen Bücher übersezte.

Wer übrigens meine Anführungen aus den heiligen Schriften näher ansehen will, der wird gewahr werden, wie oft ich in meinen Worten übersezt habe, je nachdem mich die griechische Urschrift des neuen Testaments, und, da ich des Hebräischen unkundig bin, die Vulgata, mit Befragung der besten Ausleger des alten Testaments, auch die Vergleichung neuer Ueberseßungen, dazu veranlaßten.

Daß ich, bey Bearbeitung dieser Geschichte der Erbarmungen Gottes gegen die Menschen, mancherley Fehler begangen, daran zweifle ich keinesweges; daß aber keine Irrthümer wider die heilige Lehre eingeschlichen seyn, darf ich mit Freudigkeit hoffen, da ich, als ein Laye, und dazu als ein solcher der am Abende seines Lebens in den Schooß der Kirche zurückkehrte, es mir zur Pflicht machte, meine Handschrift erleuchteten Gottesgelehrten mitzutheilen, deren Bemerkungen ich vieles verdanke.

Solte dennoch irgend einem Leser scheinen, daß mir ein Irrthum entschlüpfet wäre, so wolle er keinen Anstoß daran nehmen, sondern solchen meiner Unkunde zuschreiben, oder einer Uebereilung, oder einem Mißgriff im Ausdruck, oder etwa einem Mißverständnisse von seiner Seite. Ich bin herzlich bereit jede Belehrung dankbar anzunehmen, und jede Aeußerung zu widerrufen, welche mit den Lehren unserer heiligen Kirche nicht übereinstimmend befunden wird. Sie, die Kirche des leben

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