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Im Mythus ist der Mond der Wanderer und der Jäger. Seine Symbole sind Stab (Zauberstab) und Lanze, während die Sonne durch den Bogen charakterisiert ist. Auch die beiden andern Zaubermittel des Altertums, Becher und Schüssel, werden mit den Phasen des Mondes zusammenhängen, der Becher ist wohl die Sichel des abnehmenden Mondes 1, die Schüssel nach Hüsing der Halbmond.

Šamaš.

Šamaš,,,sumerisch" Utu, ist die Sonnengottheit, die Licht und Wahrheit offenbart. Auf der Stele Hammurabis (27, 14) heißt er der große Richter von Himmel und Erde, welcher aufrecht erhält alle Lebewesen, der Herr des Lebensmutes". VR 50 schildert ein Hymnus, wie Šamaš am Morgen aus dem großen Berge heraustritt, dort, wo Himmel und Erde zusammenstoßen (vgl. S. 21 f. und s. Abb. 11), da versammeln sich Götter um ihn zum Gericht, die Menschen harren auf ihn, die Augen der vierfüßigen Tiere sind auf sein großes Licht gerichtet.

In einem andern Hymnus heißt es2:

Šamaš, König Himmels und der Erde, Ordner des das droben und des das drunten;

Šamaš, den Toten lebendig zu machen, den Gebundenen zu lösen, steht

Unbestechlicher Richter, Ordner der Menschen, hoher Sproß des Herrn des glänzenden Ostberges. Gewaltiger, herrlicher Sohn, Licht der Länder,

in deiner Hand!

Schöpfer von allem im Himmel und auf Erden, Šamaš, bist ja du! Ein Abendlied sagt 3:

Šamaš, wenn du in das Innere des Himmels eintrittst:

Mögen die glänzenden Riegel des Himmels dir Gruß zurufen; mögen die Türflügel des Himmels (s. Abb. 11) dich segnen

möge Aja, deine geliebte Gemahlin, freudig dir darbringen,
beruhigt möge sie dein Herz beruhigen,

dein Göttermahl werde dir hingesetzt . .

Wie bei allen Völkern, ist auch hier der Sonnengott Arzt. Šamas bringt aber auch in andre Dunkelheiten Licht (,,die Sonne bringt es an den Tag"). Er ist ,,unbestechlicher Richter" und Orakelgott. Seine Fahrt über den Himmel wird als Wagenfahrt gedacht. ,,Niemand außer Šamas hat das Meer

1) Hier liegt der mythologische Sinn für den „Becher der Trübsal, des Todes".

2) Zimmern AO VII, 3, 14. Text bei Craig, Rel. Texts II, 3.
3) AO VII, 3, 15.

überschritten", heißt es im Gilgameš-Epos. Auch das wird so zu deuten sein; denn es ist ausdrücklich von seinem Wagenlenker Bunene die Rede, der V R 65, 33' ff. auf dem Wagen fährt, auf dem der Sonnengott sitzt und dessen Rosse er anschirrt. Nach einer andern Vorstellung verläßt er morgens als Held das Brautgemach und läuft die Bahn2.

Die Kultorte des Šamaš sind Larsa in Südbabylonien (Senkereh, südöstlich von Nippur, wahrscheinlich das Ellasar von 1 Mos 14, 1) und Sippar in Nordbabylonien (Abu Habba). An beiden Orten heißt der Tempel E-babbara, ,,das weiße Haus". In Sippar wird neben ihm A-a (Ai) genannt als seine ,,Braut“ 3, und Kettu und Mešaru, Recht und Gerechtigkeit, als seine Kinder +.

Neben dem reinen Sonnenkultus, von dem wir zurzeit noch nicht viel wissen, betont der babylonische Kult die von der Sonne abhängigen Begleiterscheinungen der vier (bez. zwei) Jahreszeiten (gewissermaßen vier Sonnenphasen) und sieht dann in den vier Planeten der vier Hauptpunkte des Tierkreises Sonnenerscheinungen, d. h. (für die durch Marduk als Frühlingspunkt gekennzeichnete Epoche): Marduk = Frühlingssonne und Morgensonne, Nebo Herbstsonne, Ninib = Sommersonne, Nergal Wintersonne, s. oben S. 29.

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Zum Verhältnis der Trias Šamaš Sin Ištar s. S. 79 ff.

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1) S. zu 2 Kg 23, 11,,Entfernung der Sonnenrosse und Sonnenwagen". Den altpersischen Sonnenwagen mit eilenden Rossen bezeugt der erste Hymnus des Yasna. Im Mithras- Kult hat die Sonne den gleichen Charakter. Sie reinigt am Morgen die Welt und überschreitet im Wagen den Ozean (s. Cumont, Mysterien des Mithra S. 88. 101). Der Sonnenwagen gehört zu den Kultstücken, die vom Orient nach Europa gewandert sind. Bei Sofus Müller, Urgeschichte Europas 116, findet sich die Abbildung eines Sonnenwagens aus der Bronzezeit, in Seeland gefunden. In der Edda (Völuspa) ist von Sonnenrossen die Rede. Auch in den Pirke R. Elieser,,fährt die Sonne in einem Wagen". Ein hethitischer Sonnenwagen wird in den Abbildungen zu Jos 1 zu finden sein.

2) Vgl. Ps 19, 6f. mit seinem mythischen Anklang. Im oben wiedergegebenen Šamas-Hymnus kehrt Šamaš am Abend heim zur Gemahlin Aja.

3) Hommel, zuletzt Grundriß S. 96 erklärt A-a als Mond („,weiblich“ im Gegensatz zu einem,,chaldäischen" bez. westsemitischen männlichen Mondgott Ai) und zieht daraus die weitgehendsten Schlüsse. Selbst wenn es bei Sargon (BA II, 37) heißt,,Seit den Zeiten des Šamaš und der Ai“, und K 669, 11 „So lange Šamaš und Ai existieren", so ist das nicht zwingend für die Deutung als Mond. Wenn Ai Mond ist, so ist das nur in dem S. 14 besprochenen Sinne zu verstehen.

+) S. unten S. 124 und S. 143.

Ištar.

Ištar ist je nach ihrer Stellung im System Anus Tochter, oder Bels Tochter, oder Sins Tochter (s. S. 80 f.).

Sie ist die Göttin, ihr Name bezeichnet den Begriff,,Göttin" ganz im allgemeinen. Die sämtlichen weiblichen Erscheinungen des babylonischen Pantheons sind im letzten Grunde in ihr verkörpert. Sie ist die weibliche Entsprechung der Gott

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heit schlechthin. Deshalb wird hîrtu,,Gattin" mit dem Ideogramm Nin-dingir-ra, d. i. Belit ilâni geschrieben. Als solche ist sie:

1. die Muttergöttin; darum wird sie in den Hymnen überschwenglich als ,,Helferin" angerufen, als bânat tênišeti, muštešerat gimir nabnîtu, als himmlische Geburtshelferin. Nach der Sintflut sitzen die Götter mit ihr auf dem ašru (Tierkreis?) 1 und weinen über ,,ihre Menschen", die wie Fischbrut das Meer füllen. Und in der Beschreibung der Göttertypen CT IX, 121 heißt es von ihr:,,Ihre Brust ist offen, auf ihrer Linken trägt sie ein Kind, das an ihrer Brust sich nährt, während sie mit ihrer Rechten segnet (?)"2. In der bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, Sp. 61 ff. übersetzten Nebo-Liturgie aus Asurbanipals Zeit heißt es:

1) S. Kap. Sintflut zu Bab. Sintfl. Z. 126.

2) S. Abb. 38.

Klein warst du, Asurbanipal, als ich dich zurückließ bei der göttlichen Königin von Niniveh,

schwach warst du, Asurbanipal, als du saßest auf dem Schoß der göttlichen Königin von Niniveh,

du hast von den vier Brüsten, die dir in den Mund gesteckt wurden, aus zweien gesaugt und in die zwei andern dich hineinvergraben mit deinem Gesicht'.

Abb. 40: Indische Himmelskönigin.
Nach Niklas Müller, Glauben, Wissen und Kunst

der Hindus Tab. I, 6.

2. Die Himmelskönigin (šarrat šamami u kakkabê), die den Sitz an Anus Seite einnimmt, während Sonne und Mond den Kampf ausfechten.,,Sie begehrt, Himmelskönigin zu werden" in dem S. 35 f. angegebenen Sinne.,,Himmelskönigin droben und drunten werde verkündet, das mein Ruhm", heißt es in einem IštarPsalm 2.

Als solche ist Ištar mit der Venus verbunden (šarrat kakkabê, Königin der Sterne) und mit dem Tierkreisbild der Jungfrau. Als Jungfrau trägt sie das Kind 3

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1) Sie ist also Kuh wie Hathor-Isis und schließlich jede Göttin, s. S. 100, Anm. 2. Aber das ist nicht etwa Totemismus, ebensowenig wie die heilige Kuh in der iranischen Religion (noch Jackson im Hdb. der iranischen Philologie erklärt die Kuh und den Hund als Vergötterung des nomadischen Ideals der Hund ist Tištrya-Sirius). In Ägypten ist Hathor-Isis die Kuh. E. Naville hat kürzlich in Theben ein Heiligtum entdeckt, dessen Decke den gestirnten Himmel darstellt und darin die Kuh, an deren Zitzen Osiris säugt (vgl. dazu weiter Anm. 3 und s. Abb. 39). Hier dürfte wohl der Totemismus zu schanden werden.

2) Sm 954, s. mein Izdubar Nimrod 61 f., jetzt Zimmern AO VII, 3, 22. Zur,,Himmelskönigin" vgl. die malkat šamaim der Bibel, s. S. 91; Attar samaim (weiblich) bei den Kedarenern, s. Winckler, Gesch. Isr. II, 90.

3) Vgl. BNT 36 f., s. das indische Bild Abb. 40, die Himmelskönigin mit der Tammuz entsprechenden Gottheit vom Tierkreis umgeben, Löwe und Adler darunter wie auf den Wappen der Gudea-Zeit, die spätere Abbildungen zeigen werden. Das Bild (Original Schnitzwerk in Basrelief, Kopie aus der Mappe eines Brahmanen) mag stark modernisiert sein, aber die Elemente des Bildes müssen alten Vorbildern entnommen sein. Auch Abb. 39 gehört hierher aus dem ägyptischen Gebiet. Das oben Anm. 1 erwähnte Hathor-Heiligtum zeigt auch Osiris im fortgeschrittenen Lebens

oder hat die Ähre in der Hand. Spica,,,Ähre" ist der hellste Stern der Jungfrau. In einem Arsacidentext heißt das ganze Bild šêru, d. h. Ähre, aram. b. Ištar ist die Sibylle (= šibbolet) 1. 3. Da Ištar - Venus 2

mit Sonne und Mond eng verbunden wird, so ist zu vermuten, daß der Mythus auch bei ihr vier, bez. zwei astrale Phasen-Erscheinungen unterscheidet; bei der tiefgehenden astralen Kenntnis der Babylonier und bei der Klarheit des orientalischen Sternhimmels ist es sehr wahrscheinlich, daß man die Phasen der Venus gekannt hat. Diese Zweiteilung wird natürlich auch hier zugleich mit der Offenbarung des Naturlebens in Verbindung gebracht 3. Nach ihren tellurischen Eigenschaften ist sie einerseits die lebentötende (vgl. Ištar in der VI. Tafel des GilgamešEpos, die ihren Liebhabern Verderben bringt, Kore, Persephone), andererseits die zu neuem Leben erweckende, aus

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alter. Das Kind wird zum aufblühenden Jüngling und ist dann der Geliebte der Himmelskönigin (so vielleicht auch auf dem indischen Bilde Abb. 40 gedacht). Die Altersstufen entsprechen den Jahreszeiten. In den Kalenderdarstellungen werden meist sechs gezählt (Greisenalter ist Tod der Sonne), z. B. auf dem BNT 49 f. besprochenen Tierkreisrelief von Notre Dame.

1) Das Erkennungszeichen Sibboleth Ri 12, 6 hat also tiefern Sinn! 2) III R 53, 34bf. ausdrücklich bezeugt; in den Monumenten als achtoder sechzehnstrahliger Stern neben Mond und Sonne; vgl. Abb. 42.

3) Wir haben wiederholt bemerkt, daß die Betonung dieser Zwiespältigkeit des Naturlebens" im Kultus,,kanaanäisch" zu sein scheint. Daher also die Hervorhebung der Astarte im kanaanäischen Kult!

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