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In Gedichten über Elamiterkämpfe, die der Hammurabi-Zeit vorausgingen, heißt Nebo,,Hüter der Welt" 1. Die Assyrer heben in Zeiten, in denen sie den politischen Gegensatz zur MardukHierarchie von Babylon zu betonen Ursache haben, den Nebo auffällig hervor. So Adadnirâri III:,,Auf Nebo vertraue, auf einen andern Gott vertraue nicht", s. Abb. 51. Asurbanipal bevorzugt ihn auffällig2. Und in neubabylonischer Zeit (Nabopolassar, Nebukadnezar, Nabonid), in der man Archaismen liebt und ein neues Zeitalter markieren will, wird immer,,Nabû und Marduk" statt des früheren,,Marduk und Nabû" gesagt.

Die Urkunden verraten noch, daß Nebo ursprünglich die Schicksalstafeln hatte. In der Marduk-Zeit ist er nur der Schreiber der Geschicke3. Er hat die Schreibkunst (,,Weisheit Nebos") den Menschen übermittelt und ist so nahe verwandt mit Ea-Oannes. Als Gott der winterlichen Hälfte ist Nebo auch Gott der Unterwelt und Geleitsmann der Toten. Er ist der babylonische Hermes. Die Wage deutet

1) Nabû pa-kid kiš-šat steht in dem von Pinches (Transact. of the Victoria Inst. 1897, p. 89) veröffentlichten Text Sp. 158 + Sp. II, 962 Rev. Z. 25. Vgl. Hommel, Altisr. Überl. 183. Die Zeit der Kämpfe ist sehr fraglich.

2) S. die S. 107 f. bereits erwähnte Liturgie auf Nebo bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, Sp. 61 ff.

3) S. 123. Pesikta r. 96 a nennt ihn ,,Schreiber der Sonne" (E. Bischoff).

Abb. 51: Die sog. Nebo - Statue des Adad-nirari III.

Abb. 52: Gebet vor Nebo mit dem Schreibgriffel (?). + Nach altbab. Siegelzylindern.

+) Vgl. Roscher III, Sp. 47 Zylinder mit dem gleichen Gottesbild und der Unterschrift: Nebo, der Schreiber von Esagila, Liebling des Marduk. Daß die Gestalt Adad ist, erscheint mir doch unwahrscheinlich trotz der wertvollen Studie Friedrichs BA V, 458 ff. Ein Schwert ist das Instrument nicht.

nicht auf die Herbsttagesgleiche, sonst müßte sie auch beim Frühlingspunkt erscheinen. Es ist die Totenwage.

Der Kultort des Nebo ist Borsippa, die Schwesterstadt Babylons (s. zu Jes 46, 1). Sein Tempel hieß Ezida, auch ,,Haus der Nacht" genannt, s. S. 29, mit dem Tempelturm E-urimin-an-ki, d. h.,,Tempel der sieben Befehlsvermittler Himmels und der Erde", dessen Trümmer von den Eingeborenen Birs, von den ,,Franken" Birs Nimrûd genannt werden.

Zu Nebo in außerbabyl. Kulten s. meinen Artikel Nebo in RPTh3.

Im Alten Testament begegnet uns Nebo außer Jes 46, 1, als göttlicher Schreiber Ez 9, 2f., im Bergnamen Nebo 5 Mos 32, 49 f.; 34, I und 5 und in der Priesterstadt Nob. Eine Stadt Nebo wohl auch 4 Mos 32, 3. 38; Jes 15, 2; Jer 48, 1. 22 moabitisch, eine andre (8) Esr 2, 29; 10, 43; Neh 7, 33.

Nergal.

Nergal ist in der uns bekannten Zeit als planetarische Gottheit mit dem Saturn verknüpft'. Als solcher gebührt ihm der Mitternachts- und Winterpunkt, d. h. der südlichste Teil des Tierkreises, der unsichtbar, weil zugleich Unterweltspunkt ist. Daher ist Saturn der Unglücksplanet. Sein Name wird als Neuru-gal,,Herr der großen Wohnung", d. i. des Totenreiches, gedeutet. Als Totengott ist er auch Herr der Seuchen und der Pest. Sein Kultort ist Kutha, d. i. vielleicht die Totenstadt von Babylon. Die Lage der Stadt ist unbekannt 2; sie wird immer mit Babylon und Borsippa zusammen genannt. Die Unterwelt wird geradezu Kutha genannt. Die Eriskigal-Legende erzählt, wie Nergal König der Unterwelt wurde. Außerdem ist Nergal, wie Ninib, mit dem er ja wechselt, Gott des Krieges und der Jagd.

Daß Nergal als planetarische Gottheit auch Sonnencharakter hat, ergibt sich aus dem System, s. S. 29. Man erwartet, daß

1) Später wechselt Saturn mit Mars, s. S. 24; die mandäischen Planetenlisten bezeichnen Mars mit und b; s. meinen Artikel Nergal in RPTh3, wo auch die außerbabylonischen Erwähnungen des Nergal besprochen sind.

2) Gewöhnlich nimmt man Tel Ibrahim an; s. Hommel, Geschichte und Geographie S. 340 f.

3) Vgl. zu Nergal als Höllengott mein Hölle und Paradies AO I, 32.

er die Wintersonnenwende repräsentiert. In dem mehrfach erwähnten Texte der Arsacidenzeit (S. 26 f.) heißt es auch wirklich:

Am 18. Tamuz steigt Nergal in die Unterwelt hinab, am 28. Kislev steigt er wieder herauf. Šamaš und Nergal sind eins.

Es ist also hier von der Sonne die Rede und gesagt, daß sie als die hinabsteigende, als Wintersonne, Nergal heißt.

In einer Beschwörung heißt es1:

Du leuchtest am strahlenden Himmel, dein Standort ist hoch;

groß bist du im Totenreich, hast keinen, der dir gleichkommt. Wenn Nergal auch der Gott der Sommersonne ist, so beruht das auf dem Wechsel mit Ninib, der in der Opposition, am Sommersonnenwendepunkt, die ihm im Weltall zugehörige Stelle hat. VR 46 sagt, Nergal werde im Westlande Šarrapu,,Verbrenner, Versenger" genannt. Das bezieht sich gewiß zunächst auf die Sonne und sekundär auf das Fieber. IV R 24, 54a wird er gradezu Gibil, der ,,Feuergott mit glühendem Munde“, genannt. Auch ist oft von seinem ,,Schreckensglanz“ die Rede. Als Gott der Glutsonne erscheint Nergal unter dem Bilde des Löwen, wie Marduk unter dem Bilde des Stieres. In der Beschreibung der Göttertypen2 dürfte Nergal unter folgender Beschreibung gemeint sein:

,,Horn eines Stieres, ein Haarbüschel fällt auf seinen Rücken (?) herab; Menschenantlitz und letu eines ....Flügel .... seine Vorderfüße und einen Löwenleib, der auf vier Füßen [ruht].“

Das stimmt zu den Löwenkolossen, die an Torlaibungen aufgestellt wurden und die bei Sargon und Sanherib nir-(?)gallu heißen. Auch aus der sog. Dibarra-Legende, in der sich der Pestgott, d. i. Nergal, in einen Löwen verwandelt, sieht man, daß der Löwe Nergals Tier ist.

Ninib.

Ninib-Mars ist nach der Lehre von Babylon Mondplanet; ihm gehört der Nordpunkt der Ekliptik, wie S. 27f. gezeigt wurde. Da er im höchsten Bereich der Ekliptik steht, so ist er nach seinem solaren Charakter der eigentliche Vertreter der Glut- und Sommersonne; nach seinem Mondcharakter identisch mit Sin. Am Tierkreis ist sein Reich das Feuerreich, durch das man hindurch muß (Fegefeuer!), wenn man in den Himmel

1) Böllenrücher, Gebete an Nergal, Nr. 1.

2) CT IX, 121.

Anus steigt. Die Erscheinung der Sternschnuppen2 mag hier der Phantasie zu Hilfe gekommen sein. Wenn die Sonne in Ninibs Bereich kommt (jetzt August, ehemals Sommersonnenwende), ist Sternschnuppenfall. K 128 heißt er,,angezündetes Feuer, das die [. . . ] verbrennt“.

Als kurad ilâni, ,,Held der Götter", und himmlischer Jäger (Mond-Motiv) ist Ninib Gott des Krieges und der Jagd. Wie aber Nergal mit Ninib wechselt, so umgekehrt Ninib mit Nergal. Wenn es einmal heißt: „Von dem Arallû sprichst du“, so kann das der Gipfel des Weltbergs und auch die Unterwelt heißen. Der Ninib-Eber tötet Tammuz (Sommersonnenwende) 3.

Bei der Sintflut (Z. 15 ff.) treten als Verderbenbringer neben Anu und Bel,,ihr Herold Ninib, ihr Führer Ennugi" auf, also die beiden Unglücks-Planetengötter; Ennugi ist hier doch wohl (gegen Jensen) Nergal trotz Surpu IV 82.

1) Vgl. zum Beweis die Berosus - Stelle, die den Sommersonnenwendepunkt als den Punkt der Feuerflut charakterisiert S. 63 f. und vgl. S. 28. Während bei Lukas 16, 26 Himmel und Gehinnom durch eine große Kluft getrennt sind, findet sich, wie mir E. Bischoff mitteilt, schon im 2. Jahrh. n. Chr. bei den Rabbinen die Ansicht, daß zwischen Himmel und Gehinnom nur 1 Finger breit Zwischenraum ist, ähnlich wie im Koran zwischen Himmel und Hölle. Gehinnom trägt allerdings vielfach FegefeuerCharakter. (Ähnlich liegen in Grimms Märchen Himmel und Hölle beieinander und dabei auch das Fegefeuer, „der Ort Wart-ein-Weilchen, wo die guten Soldaten hinkommen".) Dann aber bleibt auch noch in Kraft die alte Vorstellung von einer unterirdischen Hölle, einem Totenreich; die weitergebildete Scheol - Vorstellung!

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2) II R 49 Nr. 3 und 51, Nr. 2 heißt kakkab DIR mikit išati ,,Herabfallen des Feuers". Es könnte Ideogramm für Sternschnuppe sein. Es scheint aber doch, daß hier Z. 41ff. von Kaimanu-Saturn die Rede ist und daß vorher Nergal-Mars, der rotfunkelnde Planet, gemeint ist.

3) Zum Eber-(Schwein-)Motiv vgl. 88. 114 ff. Vgl. ferner die Sage von Amyntor (Mars-Ninib), der den Eber des Adonis tötet. 'Ayzaios, einer der Argonauten, findet im Juli (Sommersonnenwende) durch ein Schwein seinen Tod; er pflegte einen Weinberg (Motiv des neuen Zeitalters, s. BNT 31 ff.)! Der rettenden Demeter (Wintersonnenwende) bringt man nach Herod. VI, 134 Schweinsopfer.

Drittes Kapitel.

Die außerbiblischen Kosmogonien.

Babylonien.

Daß die biblische Schöpfungsgeschichte,,in den Hauptzügen chaldäisch sei“ hat bereits Bunsen auf Grund der Fragmente des Berosus behauptet. Die Keilschriftfunde haben in allen bisher kontrollierbaren Punkten die Zuverlässigkeit der Berosus - Fragmente bestätigt. Insbesondere hat sich gezeigt, daß die Erzählungen des Berosus, der zu Alexanders Zeit Priester in Babylon war, zu dem in Babylon von MardukPriestern verfaßten Epos stimmen, das auf sieben Keilschrifttafeln den Kampf Marduks mit dem Drachen Tiâmat und den darauf folgenden Bau der Welt durch Marduk berichtet 2. In erster Linie ist aber nicht die mythologische Legende des Epos Enuma eliš zu nennen, sondern ein babylonischer lehrhafter Bericht, der als Einleitung zu einer Beschwörung uns überliefert ist.

a) Ein babylonischer Weltschöpfungsbericht3.

Ein heiliges Haus, ein Götterhaus, war an reinem (d. h. für den Kultus geeignetem) Ort noch nicht geschaffen, zein Rohr nicht

1) Bibelwerk V, 21 ff.

2) Enuma eliš genannt nach den Anfangsworten der ersten Tafel; auf uns gekommen durch eine Abschrift aus der Bibliothek Asurbanipals. Dieser König (668–626) ließ durch seine Tafelschreiber die babylonischen und assyrischen Literaturdenkmäler abschreiben und legte eine großartige Bibliothek an, die in einem der Paläste von Niniveh - Kujundschik entdeckt wurde. Tausende von Fragmenten, die aber nur einen Bruchteil der Bibliothek darstellen, wurden in das Britische Museum gebracht. Die Fragmente der Bibliothek, von Bezold katalogisiert, sind im folgenden durch K (= Kujundschik) bezeichnet (Catalogue of the Cuneiform Tablets in the Koujoundik Collection, London 5 Bände).

3) Brit. Museum 82-5-22, 1048. Der Text, den Pinches im Journal of the Royal Asiatic Soc. 1891, S. 393 ff. veröffentlichte und erstmalig übersetzte, ist ein sog. „,zweisprachiger"; neu veröffentlicht in den CT XIII, 35ff. Er stammt sicher aus alter Zeit, wenn wir auch nur eine neubabylonische Abschrift besitzen. Sie ist in der vorliegenden Rezension zur Verherrlichung des Marduk von Babylon überarbeitet. Zimmern KAT 3 S. 498 unter b) spricht von einem,,Hymnus" auf die Weltschöpfung. Daß Winckler die Bedeutung des Textes erkannt hat, zeigt KT S. 98f., wo er als Schöpfungsbericht der mythologischen Schöpfungslegende Enuma eliš (S. 102 ff.) vorangestellt ist.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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