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Taf. III. Anšar meldet durch einen Götterboten die Empörung Tiâmats und das Anerbieten Marduks dem Götterpaar Lahmu-Lahamu. Sie sollen eine Götterversammlung berufen und Marduk mit dem Kampfe beauftragen. Nach einem Festmahl wird Marduk mit dem Kampfe beauftragt. Er soll, wie die nächste Tafel sagt, nach dem Siege ,,die Königsherrschaft über das ganze All insgesamt erhalten": die Götter, seine Väter, sprechen ihm die Stellung des Bel zu. Aber bereits beim Mahl übertragen sie ihm die Schicksalsbestimmung.

Taf. IV. Marduk zeigt durch das Verschwindenlassen und Wiedererstehen eines Kleides' die Schöpfermacht seines Wortes. Dann rüstet er sich zum Kampf. Auf dem Wagen mit Viergespann fährt er, mit Bogen, Pfeil Pfeil und Köcher ausgerüstet, mit der,,Gotteswaffe" in der Rechten, mit ,,Blitz" und Netz2 ausgerüstet, zum Kampfe mit Tiâmat. Die Hauptwaffe heißt abûbu1. Eine Schar von Winden sind in seinem Gefolge. Kingu und seine Partner sind bestürzt. Tiâmat tritt Marduk mit herausfordernder Rede (!) entgegen. Marduk schilt ihre Empörung und sagt:,,Tritt her, ich und du wollen miteinander kämpfen." Als Tiâmat solches vernahm, ward sie wahnsinnig. Marduk tötet dann Tiâmat, indem er sie mit dem Netz umschließt, einen Wind in ihren Rachen treibt und einen Pfeil in ihren

Abb. 54: Kampf mit dem Drachen. Siegelzylinder.

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Vgl. Abb. 53 3.

1) Über den kosmischen Sinn wird später zu reden sein, s. S. 162 f. 2) Vgl. Ez 12, 13.

3) ATAO1 war S. 54 Abb. 24 ein Siegelzylinder aus des Verfassers Besitz wiedergegeben, der einen Kampf darstellt, bei dem ein geflügelter Genius mit zwei geflügelten Drachen zur Rechten und zur Linken kämpft. Die Echtheit des Zylinders ist von Kennern angezweifelt worden. Es ist in solchen Fällen freilich die Möglichkeit offen zu lassen, daß es sich um antike Nachahmungen zu Amulet-Zwecken handelt.

+) Sicherlich ist der Kampf ein Kampf des Lichts mit der Finsternis, wie es auch Berosus ausdrücklich darstellt, speziell ist an die Motive des Kampfes zwischen Sonne und Mond gedacht, s. S. 5 ff. und 101 ff. Aber abûbu ist nicht ,,Lichtflut", wie Zimmern 1. c. S. 495, Anm. I im Anschluß an Jensen folgert, s. S. 63. Der Wasserflut, die allerdings Tiâmat verkörpert, steht nicht eine Lichtflut, sondern eine Feuerflut im Laufe der Äonen gegenüber. S. Register,,Feuerfluten" und vgl. S. 63.

Leib schießt, dann ,,warf er ihren Leichnam hin und stellte sich darauf". Die feindlichen Götter setzt er gefangen1, bindet die elf Geschöpfe, entreißt dem Kingu die Schicksalstafeln und legt sie an seine Brust. Darauf zerschlägt er den Leichnam der Tiâmat wie einen Fisch in zwei Teile und benutzt sie, wie wir nach Berosus ergänzen dürfen, zum Bau der Welt2: Die Hälfte von ihr stellte er auf, und ließ sie den Himmel überschatten (?)3, schob einen parku (eig. Riegel, d. i. der Tierkreis) vor, stellte Wächter hin, ihre (der oberen Hälfte) Wasser nicht herauszulassen", befahl er ihnen. Den (eben geschilderten) Himmel gründete (?) er als Gegenstück zur unteren Welt (ašratum),

stellte ihn gegenüber dem apsû (Himmelsozean), der Wohnung des Ea1. Dann maß der Herr die Gestalt des apsû

und errichtete als einen Großbau nach seinem Muster E-šarra, den Großbau E-šarra, den er als Himmel baute,

Anu, Bel und Ea ließ er ihre Wohnstätten einnehmen.

1) S. unten zu Jes 24, 21 ff.

2) S. unten Anm. 3. Im einzelnen ist hier vieles noch unklar. Man bedenke, daß es sich um eine Dichtung, nicht um eine gelehrte Auseinandersetzung handelt. Einmal ist Tiâmat das Urchaos, ein andermal mythologisierter Teil des Weltalls, vgl. S. 164f.

3) Astrologisch heißt das: er versetzte die Tiâmat an den Nordhimmel; im mythologischen Hergang ist sie selbst der Nordhimmel, s. Anm. 2.

*) Vgl. rakia 1 Mos 1, der die oberen und unteren Wasser trennt und den (Grenze) Ps 148, 6, der gesetzt ist, damit die oberen Wasser ihre Grenze nicht überschreiten. 1 Mos 7, 11 wird adubba (Gitter) weggenommen und die oberen und unteren Wasser strömen zusammen.

5) Das sind die Zophasemim, die Tierkreisbilder der neuen von Marduk geschaffenen Weltordnung. Bei Zimmern bleibt S. 496 die Stelle unverstanden.

6) Es ist nicht etwa an den Regen zu denken, sondern an den den Tierkreis umgebenden Himmelsozean.

7) Berosus sagt: Bel habe die tamat mitten entzwei gespalten und aus der einen Hälfte von ihr die Erde, aus der andern den Himmel gemacht. Das muß auch hier der Sinn der dunklen Zeilen sein. Vgl. auch die Notiz des Schluß-Hymnus, die sagt, daß Marduk den tannînu gebildet habe; hier hat die „Erde“ (tannînu), wie Fr. Hommel, Geogr. u. Gesch. S. 85 u. 86, Anm. 1, bemerkt hat, einen mythologischen Namen (vgl. 4 Mos 16 Rotte Korah, unser die Erde sperrt den Rachen auf, verschlingt jemanden“), der an das Chaos-Ungeheuer erinnert. Vgl. übrigens auch Ps 74, 13: „Du hast gespalten das Meer" (parallel: „die Häupter der Tanninim auf dem Wasser“).

S. zu Hiob 38, 5: „Wer legte ihre der Erde) Maßstäbe an, wer spannte die Meßschnur über sie aus?"

9) Dieser ešarra, der die Reiche des Anu, Bel, Ea enthält, ist der eigentliche Olymp. Es wird der über dem Tierkreis gedachte siebenstufige Bau sein (vgl. S. 14f., der himmlische harsag-kurkura.

Taf. V. Erschaffung der Himmelskörper, Festlegung der ,,Weltecken", Lauf des Mondes, s. S. 27 f. und S. 103, wo die betreffenden Stücke analysiert sind [Pflanzen- und Tierschöpfung]. Taf. VI beginnt mit der Menschenschöpfung, s. S. 166 ff. Taf. VII. Lobpreis Marduks, der 50 Ehrennamen erhält, s. S. 28. 122.

Hinter dem der Dichtung zugrunde liegenden Mythus verbergen sich astrologische Spekulationen und Naturbeobachtungen. Tiâmat ist die Wasser- bez. Winterregion des Tierkreises, die die Sonne jährlich durchläuft (vier Tierkreisbilder bei Dreiteilung, sechs bei Zweiteilung, deren Opposition die vier bez. sechs Bilder der Sommerregion bilden). Marduk kämpft mit Tiâmat. Das Ende ist die Tag- und Nachtgleiche im Frühling, bei der Marduk nach Bändigung der Wassermassen wieder ans Land tritt. Diese Naturerscheinung ist die Parallelerscheinung zu dem Himmelsvorgang, bei dem der vom Drachen befreite Frühlingsmond mit der siegenden Frühjahrssonne zusammentrifft (vgl. S. 34 f.). Darum berechnet Berosus, thalassa habe den gleichen Zahlenwert wie selene, s. S. 134. Bei Marduk sind die Sonnenmotive durch die Waffen (Pfeil und Bogen) an gedeutet. Im Sintflutmythus tritt an die Stelle von Tiâmat der mythologische Begriff der Wasserflut.

Abb. 55: Drachenkampf. Siegelzylinder, Brit. Museum.

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Marduk von Babylon erscheint hier als der Demiurg, wie in dem S. 129f. wiedergegebenen Schöpfungsbericht. Zu beachten ist, daß im Epos dem von Marduk geleiteten Weltenbau bereits ein Weltäon vorausgeht, in dem die Welt zwar nicht mit Menschen, aber mit Göttern bevölkert ist, die gegeneinander im Kampfe liegen. Zwischen jener Urwelt (S. 6 ff.) und der Menschenwelt liegt der Kampf Marduks mit dem Drachen. Ihm entspricht am gestirnten Himmel der Drache am Nordhimmel1 und als

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Abb. 56: Fragment eines Siegelzylinders aus R. Stewarts Sammlung.

1) Da sich der Kampf mit Tiâmat auf den Durchgang der Sonne durch die Wasserregion bezieht, kann natürlich an sich jedes Wassertier am Himmel, hydra, draco, serpens, cetus der Tiâmat entsprechen.

Gegenstück die Wasserschlange am Südhimmel 1. Einen Kampf mit dieser Schlange scheint nun ein andrer Text Rm 282 zu erzählen. Der Kampf gegen das Ungetüm, dessen Bild am Himmel von Bel gezeichnet ist, wird ebenfalls von einem der Götter geführt, nachdem andre ihre Ohnmacht erklärt haben; und wie beim Tiâmatkampf erhält der siegende Gott die Königsherrschaft. Die Tat ist hier von der Welt

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Abb. 57: Schlangenkampf. Sog. Williams-Siegelzylinder, Brit. Museum.

schöpfung getrennt und in historische Heroenzeit verlegt, vor dem Kampf existieren bereits Menschen und Städte. Das Fragment lautet folgendermaßen 2:

c) Der Kampf mit dem Labbu3. (Vorderseite): Es seufzten die Städte, die Menschen

es klagten die Menschen [. . . . .],
auf ihr Wehgeschrei . . . . nicht
auf ihr Gebrüll. . . . nicht . . . .
Wer ist mus[gallu]+?

Ist tâmtu (das Meer) der muš[gallu]?

1) Man könnte vermuten, daß in dem Tiâmat - Kampfe der in den Fragmenten verschwindende Kingu die gleiche Rolle gespielt hat. Oder ist Kingu der feuerspeiende Drache, der in dem durch die Welt wandernden Mythus neben dem wasserspeienden Drachen (Tiâmat) eine große Rolle spielt? Er wäre theoretisch am äußersten Nordhimmel zu suchen.

2) Zuletzt bearbeitet von Hrozný, VAG 1903, S. 264 ff. Hrozný sieht in dem Labbu die Personifikation des Nebels. Das ist mythologisch ganz undenkbar. Schon die Zeichnung am Himmel" sagt übrigens deutlich, daß es sich um eine astrale Erscheinung handelt.

3) Wir geben den Text in extenso, weil er den Kampf mit Rahab und Leviathan in den poetischen Stücken des A. T. illustriert.

So wohl mit Hrozný nach einer Parallelstelle zu ergänzen. In dem Ninib-Hymnus II R 19 wird Ninibs Waffe mit dem mušruššû tâmtim ,,der wütenden Jensen: rotglänzenden) Schlange des Meeres" verglichen und vorher mit dem mušmahhu, der großen Schlange", wobei von ,,sieben Köpfen" die Rede ist. Vgl. Zimmern KAT 3 504 u. s. zu Jes 30, 6; vgl. auch S. 140.

Bel zeichnete am Himmel [das Bild des Labbu]1:

50 Meilen seine Länge, 1 Meile [sein Kopf],

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,,Du hast mich geschickt, o Herr, das Geschöpf (?) des

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d) Der Kampf gegen die bösen Sieben“ s. S. 102 ff.

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Der Kampf mit dem Drachen“ wurde auf Siegelzylindern oft abgebildet (Abb. 53 bis 59). Der Phantasie blieb freier Spielraum. Es ist nicht immer möglich, im einzelnen die Bilder mit einer bestimmten Form des Mythus zu identifizieren. Wie der,,Drache von Babel", der mit dem Marduk kämpfte, also das Chaosungeheuer Tiâmat, vorgestellt wurde, wissen wir

1) Die letzten drei Zeilen erkläre ich wie H. Zimmern. Daß Bel ein Schlangenbild zeichnet, beweisen die folgenden Maße.

2) Die Szene spielt also am Nordpunkt des Weltalls (s. S. 138 Anm. 1, vgl. S. 27 f.).

*) uskamma, issukamma von nasâku? Das Verbum bedeutet im Nimrod-Epos (den Bogen) spannen (eig. auf die Erde einsetzen), im TiâmatMythus charakterisiert es auch den Kampf: issuk mulmulla. Vielleicht auch hier ein Kampfterminus. Jensen KB VI z. St. (auch Hrozný) erklärt ,,herabsteigen" (vom Himmel in Wolken und Wetter), aber es ist nicht sicher.

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