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elamitische Heros Humbaba auf ,,wohlgepflegten Pfaden erhabenen Trittes wandelt", ist vielleicht nach der Meinung des Epos Babylon, das einst unter elamitischer Herrschaft stand1. Innerhalb des biblischen Gesichtskreises ist Damaskus ein mikrokosmisches Paradies mit seinen heiligen Flüssen (2 Kg 5, 12), ebenso Tyrus (Ez 28, 2 ff.); die Gegend von Sodom und Gomorrha in altkananäischer Zeit (1 Mos 13, 10, wo,,gleich Ägyptenland" Glosse ist).

Der biblische Erzähler von I Mos 3 schildert das Paradies einer älteren Ära, die jenseits der israelitischen Ära liegt. Für die altisraelitische Ära gilt Bethel als Weltmittelpunkt, für die historische Zeit ist Zion - Morija der Gottessitz, s. Ez 47, 7ff.

Eine Schilderung des kosmischen Paradieses in der untern Welt, bez. im Ozean, haben wir im Gilgameš - Epos, wo der Held einen Göttergarten findet mit Edelsteine tragenden Wunderbäumen und dann jenseits der Totengewässer den Aufenthaltsort des Ut-napištim, der mit seinem Weibe nach der Sintflut ,,in die Versammlung der Götter hineingetreten ist“ und nun ,,in der Ferne an der Mündung der Ströme" wohnt. Hier ist der,,Waschort", an dem der aussätzige (?) Held,,rein wie Schnee" wird, nachdem ihm die beiden Bewohner durch magische Akte Leben" verschafft haben. Hier ist die Pflanze, die den Greis wieder jung macht, zu finden (s. S. 198)2. Von weiteren Bewohnern hören wir nichts. Aber man wird annehmen dürfen, daß der Babylonier sich dieses Elysium auch anderweit bevölkert denkt. Von Enmeduranki heißt es ebenso, er sei,,in die Gemeinschaft der Götter“ berufen worden (S. 47).

Eine überraschende Parallele bieten die pseudepigraphischen Henoch-Sagen. Henoch kommt wie Gilgameš über das erythräische Meer ins Paradies. Henoch 65, 2 erzählt, wie der Held bis zum Ende

1) S. mein Izdubar-Nimrod S. 23. Noch Alexander der Große soll nach Arrian und Strabo Zypressen in den Götterhainen Babylons zum Schiffsbau geschlagen haben.

2) Jensen KB VI hat sich um das bessere Verständnis der Erzählung bemüht. Aber ich darf wohl auch auf meine bereits im Jahre 1886 erschienene Interpretation „Assyrisch-babylonische Vorstellungen vom Leben nach dem Tode" verweisen, in der ich zum ersten Male die Fortsetzung der Sintflutgeschichte erklärt habe, später 1892 verbessert in Izdubar-Nimrod. Insbesondere hatte ich hier bereits das Wunderkraut erklärt. Der Erklärung Jensens kann ich grade bei diesem Passus nur teilweise folgen. Auch Zimmern KAT 577 ff. kehrt in wesentlichen Punkten zur alten, von mir vorgeschlagenen Deutung zurück.

der Erde gegangen ist und seinem Großvater Henoch entgegenschreit: er wolle nicht mit untergehen (wie ja auch Gilgameš dem Ahnen sein Leid klagt und sich gegen den Tod sträubt). 65, 9 heißt es: „Danach faßte mich mein Großvater Henoch mit seiner Hand, hob mich auf und sagte zu mir usw.“ — Es würde sich verlohnen, die kosmische Reise in Lucians satirischen verae historiae auf ihre Kenntnis des altorientalischen Weltbildes zu untersuchen. Auch hier ist ein Paradies geschildert, auch eine himmlische Stadt.

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Von den außerisraelitischen Paradiesesvorstellungen sei hier noch die eranische erwähnt. Das traditionelle Paradies" (Neh 2, 8) hat seinen Namen vom zendischen Parideza, das als Ort der Seligen im eranischen Heroenzeitalter gilt. Dort leben. 15 Helden, die einst mit den Ungeheuern gekämpft haben und die beim letzten Kampfe wieder eingreifen werden1.

Die Bäume im Paradies.

I Mos 2, 9.

Im Garten stehen zwei besondere Bäume. Der Baum des Lebens" mitten im Garten 2, 9 und der,,Baum des Erkennens“ (Gutes und Böses) nach 3, 3 ebenfalls mitten im Garten. Von beiden gehen wohl nach der ursprünglichen Vorstellung übernatürliche Kräfte aus: vom Baum des Lebens sagt es 3, 22: ,,wer davon ist, wird ewiglich leben", vom Baum des Erkennens ist es 3, 5 vorausgesetzt:,,wer davon ist, wird wie Gott". Daß einer der beiden Bäume nachträglich eingefügt sei, darf nicht mehr angenommen werden, da wir den Sinn der beiden Bäume aus dem babylonischen Weltbilde kennen.

Als israelitisches Theologumenon erscheint uns der Zusatz: ,,Gutes und Böses" und die entsprechende Erweiterung 3, 5: (daß ihr werdet wie Gott),,,erkennend Gutes und Böses". Aber grade mit diesem Zusatz verbindet sich der sittliche Gedanke, der die Geschichte 1 Mos 3 weit über den kosmischen Mythus der Völker hinaushebt. Theologumenon ist ferner der Gedanke von 3, 22, der die Vertreibung damit motiviert: daß er nun nicht etwa die Hand ausstreckt und von dem Baum des Lebens nimmt und iẞt und ewiglich lebt. Haben im Sinne der Erzählung die Menschen vorher unverboten von dem Baume des Lebens essen dürfen?

Der Baum des Lebens" gehört zum Gemeinbesitz der Menschheit 2. Auf biblischem Gebiete sei erinnert an Spr 3, 18;

1) S. G. Hüsing bei Göll, Mythologie, 8. Aufl., S. 312.

2) Vgl. die wertvolle Studie Wünsche's,,Die Sagen vom Lebensbaum und Lebenswasser". Ex or. lux I, 2/3.

11, 30; 13, 12; 15, 4; Ez 28, 13; Apk 2, 7; 22, 2. Die Stelle bei Ezechiel zeigt, daß die biblischen Schriftsteller das kosmische Paradies so gut, wie sein irdisches Abbild kennen. Auf dem tönernen Räucheraltar, den Sellin in Ta'annek in der Ebene Jesreel fand, findet sich als Reliefdarstellung der Lebensbaum mit zwei Steinböcken und ein eine Schlange würgender Knabe 1.

Die biblische Erzählung zeigt auch hier das ,,babylonische Weltbild", und die religiöse Verwertung knüpft an die hinter dem Weltbild. stehende Lehre an. Die beiden Bäume repräsentieren im kosmischen Mythus Leben und Tod, Oberwelt und Unterwelt. Sie erscheinen deshalb in den kosmischen Legenden als Sonne und Mond, wobei die Sonne den Tod und der Mond das Leben darstellt oder umgekehrt die Sonne das Leben und der Mond (Erkennungsmotiv) den Tod 3. Im Adapa - Mythus sind beide personifiziert als Tammuz und Gišzida am Portal des Anu-Himmels, vgl. S. 114 Anm. 2. Ningišzida ist nach Gudea Cyl. B 9, 1,,Herr des Baumes der Rechten"; Tammuz würde demnach Herr des Baumes der Linken" (Todesbaum) sein; er heißt in der Tat,,Herr von kinnuri", d. i. Unterwelt, und ,,legitimer Sohn des apsû".

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Abb. 64: Sabäische Opfertafel zum Dank für glückliche Ernte.

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1) Wenn der Altar auch aus späterer Zeit stammen sollte (8. Jahrh.), so ist doch die Vorlage sicher alt (Sellin). Auch eine sabäische Opfertafel von Amran (Brit. Museum) zeigt den Lebensbaum mit den Tieren, s. Abb. 64. Die okzidentalische Kulturwelt kennt den Lebensbaum ebenfalls als Zeichen des den Tod überwindenden Lebens.

2) Nach G. Hüsing 1. c. 313 ist Homa der Mond als Blüte des Weltbaumes (s. S. 194), die göttliche Kraft des Unsterblichkeitstrankes.

3) S. 100. Ephrem der Syrer nennt den Lebensbaum,,die Sonne des Paradieses" (Wünsche 1. c. S. 7). Zu Helios und Selene als Bäume im Paradies und Höhepunkt des Tierkreises S. 22. In den kosmischen Kultstücken des Hohenpriesters entsprechen Urim und Tummim inmitten der zwölf Edelsteine (Tierkreiszeichen): Leben und Tod, Ja und Nein, Licht und Finsternis.

Im Sinne des Mythus darf man auch nach der Art der Bäume fragen. Insbesondere vertreten Weinstock und Feigenbaum im Mythus die oberirdische und unterirdische Welt, Leben und Tod. Die an sich ungeeigneten,,Feigenblätter", aus denen die ersten Menschen ihre Kleider herstellen, stammen vielleicht vom Feigenbaum als dem Baume der Erkenntnis1. Der Weinstock ist Lebensbaum (ideogr. als ,,Lebensholz" bezeichnet, Wein als,,Lebenstrank" s. S. 199). Auch der ,,Apfelbaum" entspricht

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Abb. 65: Assyrischer Siegelzylinder mit dem heiligen Baume. Brit. Museum.

dem Mythus; es ist dann an die,,Liebesäpfel" zu denken2. In der jüdischen Legende ist der Lebensbaum Ölbaum" 3.

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1) S. Winckler F. III, 389. Durch das ,,Erkennen" tritt der Tod ein. Der Mondlauf bietet die kosmische Erscheinung dar, durch die (beim Vollmond) das ,,Erkennen", ,,die Vermählung" und das daraus folgende ,,Verfallen an die Unterweltsmacht" illustriert wird, s. S. 33 Abb. 15.

2) Wohl Granatapfel, oder ,,Paradiesapfel" (Tomate)? 1 Mos 30, 14 ff. überläßt Rahel ihrer Schwester Lea für den Preis einiger dudaim, die Liebeszauber vermitteln (Sept. unha pardoayooor, Vulg. mandragorae, vgl. Stucken, Astralmythen S. 5), Jakob für eine Nacht, und Lea empfängt Isaschar. Vgl. HL 7, 14, wo der Geruch der Äpfel zur Liebe aufmuntert; man denke ferner an den Apfel als Festrätsel der Adonisfeste auf Samos. 3) Zum Weinstock s. BNT 33, zum Ölbaum Wünsche 1. c. Der mythische Pythios, Sohn des Atys (!), Herodot VII, 27 begegnet Xerxes, beschenkt ihn und sagt, er sei derselbe, der seinem Vater,,den goldenen Palmenzweig und den goldenen Weinstock" geschenkt habe, d. h. die Weltherrschaft, s. Mücke, Vom Euphrat zum Tiber S. 92. In diesem Ideenkreis liegen ferner die Ölbäume Sach 4, Zeder und Weinstock, unter denen eine Quelle floß, die zur verwüstenden Flut wurde syr. Baruch 36; der Wunderbaum bei den sieben Feuerbergen Henoch 24.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Aus dem Ozean steigt die Welt empor, die irdische und die himmlische Welt. Darum gibt es ein Paradies in der Wasserwelt und ein Paradies in der himmlischen Welt, das dann in den Mikrokosmen der irdischen Welt sich wiederspiegelt, in der jedes ,,Land" sein Paradies hat. Die beiden Bäume stellen dann in der neuen Welt, die aus dem Urozean emporgestiegen ist, die beiden Welthälften, bez. die beiden Hälften des Kreislaufes dar: oberirdisch und unterirdisch, Leben und Tod, Himmelsmacht und Unterweltsmacht.

Aber auch die gesamte aus der Unterwelt (Wasserwelt) emporsteigende Welt erscheint als Baum, als Weltenbaum1. Ezechiel kennt, wie es scheint, die Vorstellung vom Welten

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Abb. 66: Der heilige Baum mit knieenden Genien. Palastrelief aus Nimrud.

baum, dessen Wurzeln in Tehom sind und dessen Wipfel in den Himmel hineinwächst, und vergleicht damit Ägypten, das Unterweltsland.

Ez 31, 3 ff. Fürwahr, .... eine Zeder [stand] auf dem Libanon, schön von Astwerk und schattenspendender Belaubung und hohem Wuchs, und zwischen den Wolken war ihr Wipfel. Zedern verdunkelten sie nicht im Garten Gottes, Zypressen glichen ihr nicht mit ihren Zweigen, und Platanen kamen ihr nicht gleich mit ihren Ästen, kein Baum im Garten Gottes glich ihr an Schönheit. Schön hatte ich sie gemacht in der Fülle ihrer Zweige, und es beneideten sie alle Bäume Edens, die im Garten Gottes standen.

1) Winckler F. III, 312. Am Himmel entspricht dem Weltbaum die Milchstraße, die scheinbar vier breite Äste über die Wassergegend erstreckt, s. Stucken, Astralmythen S. 72 und Hommel, Grundriß d. Geogr. u. Gesch. S. 366.

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