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Syrien.

Nach Pseudolucian, De dea Syria 12, wurde in Bambyke im Tempel der Derketo von den Hellenen eine verwandte Überlieferung gepflegt in Gestalt einer Gründungsgeschichte des Heiligtums. Die Griechen haben die Sage durch Benennung des Helden als Deukalion für die eigene Urzeit reklamiert. Aber in dem verstümmelten Beinamen Exvdéa verrät sich Xisuthros bez. Sisithros; es ist nach Buttmanns feiner Konjektur 4ɛvzaliova Tov Ziovéa zu lesen und der zweite Name als Vatername zu verstehen. Die Sage erzählt (nach Usener S. 47 f.) folgendes:

Die Bosheit der Menschen sei so groß geworden, daß sie ausgetilgt werden mußten. Da öffneten sich die Quellen der Erde und die Schleusen des Himmels gleichzeitig, das Meer stieg immer höher, die ganze Erde wurde von Wasser bedeckt und alle Menschen gingen unter. Nur der fromme Deukalion (Xisuthros) wurde gerettet, indem er sich mit seinen Weibern und Kindern in einem großen Kasten (lágvas),,, den er selbst besaß", verbarg. Als er einstieg, kamen alle Arten von Vierfüßlern, Schlangen und was sonst auf der Erde lebt, paarweise heran. Er nahm sie alle auf und große Freundschaft war von Gottes wegen unter ihnen. Schließlich lief das Wasser durch einen kleinen Erdschlund ab. Deukalion schloß die Truhe auf, errichtete Altäre und gründete über dem Erdschlund den heiligen Tempel der Göttin.

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Die Arche auf den Münzen von Apameia. Eine merkwürdige lokale Ausprägung zeigen die Bilder auf den Bronzemünzen der phrygischen Stadt Kelainai, später Apameia genannt, deren Beinamen Kiẞotos,,Truhe" bis zurück in Augustus' Zeiten nachweisbar ist. Die Münzen (Abb. 76) zeigen zwei Sintflutszenen. Rechts steht auf Wasserwellen die Truhe, aus der Mann und Weib hervorragen, und auf deren aufgeschlagenem Deckel eine Taube sitzt, während eine zweite (!) Taube mit einem Zweige von links heranfliegt. Links stehen die gleichen Gestalten (das Weib trägt in beiden Darstellungen einen zurückgeschlagenen Schleier), die Rechte zum Gebet erhoben. Das Bild illustriert sicher eine alte phrygische Gestalt der Sage, die die hellenischen Phrygier hier vorgefunden haben. Mit Apameia

1) 4. Jahrh. n. Chr. Vgl. hierzu Usener 48 ff.

Abb. 76: Phrygische Münze von Apameia.

2) Eine zweite phrygische Sintflutsage wird bei Sodom und Gomorrha besprochen werden (Baucis und Philemon Ovid Met. VIII, 615 ff.).

war sie in besonderer Weise verbunden, vielleicht in Erinnerung an bestimmte historische Ereignisse. Der Name Noahs (NQE) ruht auf jüdischer (oder christlicher?) Beeinflussung.

Die eranische Flutsage

Vendidad II wurde S. 149 erwähnt. Sie wird mit Yima, dem Heros der Urzeit, in Zusammenhang gebracht. Er erhält von Ahuramazda den Auftrag, vor der Flut, die als Strafgericht über die sündige Menschheit kommt, sich zu retten und für den Fortbestand der Schöpfung zu sorgen. Er birgt die Geretteten in einem umwallten Ort 1.

Die indische Sintflutsage2.

Bereits in der vedischen Zeit steht die Sage in allen wesentlichen Zügen fest 3.

Das Brahmana,,der hundert Pfade" erzählt:

Dem Manu, dem ersten Menschen und Sohn des Sonnengottes, kam beim Waschen ein Fisch in die Hände, der zu ihm sprach: „Pflege mich, ich will dich retten". „Wovor willst du mich retten?" „Eine Flut wird alle diese Geschöpfe fortführen, davor will ich dich retten.“ Manu pflegt den Fisch, der gewaltig wuchs. Als er ein Großfisch geworden war (vgl. Ea in der babylonischen Flutgeschichte), schaffte er ihn ins Meer. Vorher aber sprach er: „Das und das Jahr wird die Flut kommen, dann magst du ein Schiff zimmern und dich (im Geiste) zu mir wenden: wenn die Flut sich erhebt, magst du das Schiff besteigen, dann will ich dich retten." Manu baute das Schiff, bestieg es zur bestimmten Zeit und band das Tau an das Horn des Fisches, der herangeschwommen war. Damit eilte er (der Fisch) zum nördlichen Berge (Weltberg, s. S. 245!) hin. Als dann das Wasser fiel, sank das Schiff allmählich hinab. Darum heißt der nördliche Berg Manor avasarpanam (,,Herabsteigen des Manu"). Die Flut hatte alle Geschöpfe fortgeführt, Manu war allein übrig. Er lebte betend und fastend, nach Nachkommenschaft begierig. Da verrichtete er auch das pāka-Opfer. Er opferte Butter und Dickmilch. Daraus entstand ein Weib. Sie kam zu Manu. Manu sprach zu ihr:,,Wer bist du?“ ,,Deine Tochter." ,,Wieso, Herrliche, meine Tochter?" „Aus jenen Opfergaben hast du mich erzeugt. Ich bin Ida (d. i. der Segensspruch). Wende mich beim Opfer an; dann wirst du reich an Nachkommenschaft und Vieh werden.

1) Die Katastrophe ist hier nicht Regen, sondern Winterkälte, die aber durch die Schneeschmelze Überschwemmung verursacht.

2) Ihre Selbständigkeit als iranische Fortbildung eines altarischen Mythus von ursprünglich religiöser Bedeutung betont Lindner im Festgruß an R. Roth, 213 ff. Das ist richtig gegenüber der Entlehnungshypothese von Nöldeke u. a. Aber die ganze Kontroverse fällt mit der Annahme, daß die Stoffe gewandert sind, auch zu den Eraniern. Woher sie kamen, ist cura posterior.

3) Usener 25 ff.

Welchen Segensspruch du irgend mit mir wünschen wirst, der wird dir ganz zuteil werden." Manu lebte mit ihr betend und fastend, nach Nachkommenschaft begierig. Er erzeugte durch sie dieses Geschlecht, was jetzt hier das Geschlecht des Manu heißt. Welchen Segenswunsch er irgend mit ihr wünschte, der ward ihm zuteil.

Innerhalb der vedischen Literatur nimmt nur eine Stelle des Kathaka auf die Sage Bezug:

Die Wasser wischten (die Welt) aus1, Manu allein blieb übrig. Das Epos Mahābhārata hat die alte Sage erweitert:

Manu ist hier nicht mehr der erste Mensch, sondern ein Heros, der seinen Vater und Großvater an Stärke, Kraft und Schönheit und Askese übertraf. Mit erhobenen Armen auf einem Beine stehend, gesenkten Hauptes, nie blinzelnd, übte er 10000 Jahre lang Buße. Ein Fisch, glänzend wie Mondschein, kommt zu ihm, bittet ihn um Schutz, kündigt ihm die Weltüberschwemmung an und verschafft ihm die Rettung. Mit Manu besteigen sieben Weise (Rischi) das Schiff. Samen jeglicher Art, ,,wie es vor Zeiten die Brahmanen lehrten", bringt er an Bord. Viele Jahre schleppt der Fisch an seinem Horn das Schiff durch die weiten Wasser. Kein Land zeigte sich und alle Himmelsgegenden waren unkennbar; alles war ein Wasser und Luft und Himmel." Auf dem höchsten Gipfel des Himalaya wird das Schiff von den sieben Weisen verankert. Der Fisch offenbart sich als ,,Brahman, der Prajāpāti“: „keinen höhern gibts als mich; in Fischgestalt habe ich euch aus dieser Gefahr befreit. Und Manu soll alle Wesen schaffen mitsamt Göttern, Asuren und Menschen, und alle Welten und was sich regt und was reglos ist.“

Die chinesische Flutsage2.

Sie trat ein, als die Erde (Welt, China) längst als ein geordnetes Staatswesen bestand. Die Tradition tritt bereits in ihrer ältesten (metrisch überlieferten) Form als eine zur Sage gewordene Erinnerung an die Entwässerung, Kanalisierung und Überwachung des Huang-ho-Stromgebietes auf. Diese Entwässerung wird in der ältesten Fassung der Sage den technischen Arbeiten des Yü zugeschrieben und erst später (4. Jahrhundert v. Chr.) tritt die an sich vielleicht ältere Variante von der Hilfe des geflügelten Drachen hinzu (vgl. die Dichtung des Küh Yüan S. 152).

1) Oder,,wischten die Welt ab?" Liegt ein Vergleich wie 1 Pt 3, 20f. vor: die Flut eine Abwaschung der Welt? Nach H. Jacobi (Usener 28) würden erst im Epos Mahābhārata und in den Purāņas die Weltzerstörungen durch Wasser oder Feuer mit der Verderbtheit der Geschöpfe begründet.

2) Schu-king I, 10, 11 und II, 4, 1 (Legge, Chin. Class. III, 1, 24 und 77, vgl. auch III, 1, 60. Eine erweiterte Schilderung bei Mencius III, 1. IV, 7; III, 2, IX, 3 (Legge, Chin. class. II, 250. 279). Die betreffenden Angaben verdanke ich Prof. Conrady.

3) Richthofen, China I, 344 ff.

Eine nordische Flutsage1

ist nur durch eine einzige Stelle der Edda bezeugt, die S. 157 erwähnt wurde.

,,Ungezählte Winter vor der Erde Schöpfung

geschah Bergelmirs Geburt;

als Frühstes weiß ich, daß der erfahrene Riese

im Boote geborgen ward 2."

Bergelmir ist einer der älteren Riesen. Snorres Edda berichtet (Gylfaginning 7)3:,,Die Söhne Burs töteten Ymir, es lief aus seinem Körper so viel Blut, daß sie darin das ganze Geschlecht der Reifriesen ertränkten. Nur einer entkam mit seinen Angehörigen. Er begab sich in sein Boot und rettete. sich darin."

Die griechische Sintflutsage

berichtet Apollodor I, 712 ff. Zeus will das Menschengeschlecht des ehernen Zeitalters (!) vernichten; aber auf den Rat des Prometheus zimmert Deukalion einen Kasten, trägt Lebensmittel hinein und besteigt ihn mit seinem Weibe Pyrrha. Etliche retten sich durch Flucht auf die Berge. Nach neun Tagen und Nächten landet Deukalion auf dem Parnass. Er steigt aus und bringt dem Zeus ein Opfer. Als Zeus ihm erlaubt, einen Wunsch zu äußern, bittet er um Menschen. Sie entstehen, indem er die Gebeine der Mutter", d. h. Steine des Gebirges über seinen Kopf wirft, die sich in Menschen verwandeln.

1) Lindner, Die iranische Flutsage im Festgruß an Rud. v. Roth 1893, 213 ff. Oldenberg, Religion der Veda, denkt an direkte babylonische Entlehnung. Es liegt auch hier Wanderung der Lehre vor.

2) Lindner, Wafthrudnir 35; Gehring, Edda S. 64.

3) Gehring S. 302 f.

*) Dasselbe Motiv in der slawischen Sage vom Regenbogen s. S. 248. Odyssee IX, 164 ist von dem Steine die Rede, von dem die Menschen abstammen. Ist an die beseelten Steine zu denken, die Meteore (Baitylos bet-ili, die als herabgefallene Sterne lebendige Wesen sind? Bei Eusebius, praep. ev. 1, 10 heißt Betylos einer der vier Söhne, die Uranos (der Himmel) mit der Erde erzeugte und die Bätylien werden als die beseelten Steine geschildert, die Uranos hervorbrachte. Solche Steine waren es, die Arion zum Tanzen brachte (Sphärenmusik), und Amphion baute aus solchen Steinen das kosmische Theben. Die sieben oder zwölf Kinder des Amphion, die in Steine verwandelt werden, sind umgekehrt Sterne, die sieben sind die Planeten, die zwölf sind die Tierkreisbilder. Von unserm Standpunkte aus müssen wir annehmen, daß auch hier Ideen vorliegen, die auf eine Wurzel zurückgehen. Und dann kann auch der orientalische Ursprung der Deukalion-Sage nicht mehr zweifelhaft sein. Zum,,Stein des Lebens" s. BNT S. 79 ff.

Es wären noch viele Sintflutsagen aufzuführen, die auf eine einheitliche Tradition weisen. Eine sehr interessante slawische Sintflutsage wird S. 248 erwähnt werden. Riem 1. c. zählt 68 verwandte Sintflutsagen, indem er unter Hinzunahme neu bekannt gewordener die von Andrée (S. 226 Anm. 1) zusammengerechneten 85 auf diese Zahl reduziert.

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1) In der dem Redaktor vorliegenden J-Quelle war der Auftrag zum Bau gewiß auch erzählt. Der Erzähler hat mit Geschick die Quellen kombiniert, von jeder das Charakteristische aufnehmend. Um die Herstellung der Quellen hat sich zuerst Budde, Die biblische Urgeschichte, 248 ff., bemüht.

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