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die Menschen unbekannte Worte, wodurch Uneinigkeit und Verwirrung unter ihnen entstand."

Das äthiopisch erhaltene Buch der Jubiläen, cp. 10 (Kautzsch, Pseudepigr. 59) erzählt:

,,Und im 33. Jubiläum, im 1. Jahr in der 2. Jahrwoche, nahm sich Peleg ein Weib mit Namen Lomna, die Tochter Sincars, und sie gebar ihm einen Sohn im 4. Jahre dieser Jahrwoche. Und er nannte seinen Namen Regu, denn er sagte: Siehe, die Menschenkinder sind böse geworden durch den gottlosen Plan, sich im Lande Sinear eine Stadt und einen Turm zu bauen. Denn sie wanderten aus dem Land Ararat gen Osten in das Land Sinear. Denn in seinen Tagen bauten sie die Stadt und den Turm, indem sie sprachen: Kommt, wir wollen auf ihm in den Himmel steigen! Und sie fingen an zu bauen; und in der 4. Jahrwoche brannten sie Ziegel mit Feuer, und es dienten ihnen Ziegel als Steine, und als Ton, womit sie tünchten, Asphalt, der aus dem Meere kommt und aus den Wasserquellen in Sinear. Und sie bauten ihn; vierzig Jahre und drei Jahre bauten sie an ihm: Ziegel (in) der Breite waren 203 an ihm, und die Höhe (eines Ziegels) war das Drittel von einem: 5433 Ellen stieg seine Höhe empor und zwei Handbreiten und 13 Stadien. Und der Herr unser Gott sprach zu uns: Siehe (sie sind) ein Volk und haben zu handeln begonnen, und jetzt ist nicht(s) mehr unerreichbar für sie. Kommt, laßt uns hinabsteigen und ihre Sprache zusammenschütten, daß keiner die Rede des andern verstehen soll, und sie werden zerstreut werden in Städte und in Völker, und ein Sinn wird nicht mehr unter ihnen herrschen bis zum Tage des Gerichts. Und Gott stieg hinab, und wir stiegen mit ihm hinab, um die Stadt und den Turm zu sehen, den die Menschenkinder gebaut hatten. Und Gott schüttete ihre Sprachen zusammen, und keiner verstand mehr die Rede des andern; und sie hörten nunmehr auf, die Stadt und den Turm zu bauen. Und deswegen wurde das ganze Land Sinear Babel genannt; denn hier schüttete Gott alle Sprachen der Menschenkinder zusammen, und von hier aus zerstreuten sie sich in ihre Städte, je nach ihren Sprachen und je nach ihren Völkern. Und Gott schickte einen heftigen Wind gegen den Turm und zerstörte ihn auf der Erde, und siehe, er (war) zwischen Assur und Babylon im Lande Sinear; und man nannte seinen Namen „Trümmer“. In der 4. Jahrwoche, im 1. Jahr in seinem Anfang, im 34. Jubiläum wurden sie aus dem Lande Sinear zerstreut.“

Von den Turmbausagen außerhalb Asiens heben wir die mexikanische hervor. Der Turmbau ist ein echt babylonischer, und das entspricht den mexikanischen Tempeltürmen, deren Verwandtschaft mit den babylonischen schon A. von Humboldt auffiel.

Einer der geretteten Riesen habe zum Andenken an den Berg Tlalok in Cholula einen künstlichen Hügel aus Ziegeln erbaut. Die Götter sahen dies Gebäude, dessen Spitze die Wolken erreichen sollte, mit Unwillen, und schleuderten Feuer auf die Pyramide; darum ist die Pyramide von Cholula unvollendet.

Bereits im 16. Jahrhundert, nach der Wiederentdeckung Amerikas hat Pedro de los Rios die Sage mitgeteilt und hat dazu berichtet, daß sie beim Tanz um den Stufenturm rezitiert wurde in einem Liede, das verschollenes mexikanisches Sprachgut enthalten habe (Humboldt, Cordilleren I 42)1.

Die griechische Sage von den Riesen, die Ossa und Olymp aufeinandersetzten, um den Himmel zu stürmen, und die Zeus durch Blitze zerschmetterte, ist auch deshalb erwähnenswert, weil Julianus Apostata behauptet hat, I Mos II, 1-9 sei dem griechischen Mythus entlehnt.

Eine babylonische Turmbauerzählung in Keilschrift ist bisher nicht gefunden. In meiner Monographie Nebo bei Roscher, Lexikon III, 54f., wurde der aus Smith-Delitzsch, Chaldäische Genesis stammende immer wieder auftauchende Irrtum nachgewiesen. Der herangezogene Text K 3657 (Bezold Cat. 2, 552) hat nichts mit dem Turmbau zu tun 2. Es ist auch kaum anzunehmen, daß eine solche Erzählung in Keilschrift gefunden wird. Die Pointe des Turmbaus richtet sich gegen das stolze Babylon. ,,Das ist die große Babel, die ich erbaut habe" Da 4, 27, bezeichnet sprichwörtlich den babylonischen Hochmut (vgl. die mit den Turmbauten verknüpfte Redeweise: ,,bis an den Himmel soll die Spitze reichen", S. 287 f.). Der Ursprung der Geschichte ist jedenfalls außerhalb Babylons zu suchen. Stades Hypothese, der hebräische Erzähler habe eine literarisch fixierte babylonische Vorlage benutzt, erscheint von vornherein unhaltbar. Die Tendenz der Geschichte ist eine religiöse; nach einem geschichtlichen Vorgang ist hier gar nicht

1) Man hat den Wert der Sage angezweifelt und gesagt, sie vermische heimische Traditionen mit biblischer Geschichte (E. B. Tylor, Anahuac, London 1861, 276; Andree 104 f.). Aber die Geschichte dürfte doch ebensogut altorientalisch sein wie die Pyramiden, deren Ursprung sie erzählt. Man darf sie nicht auf gleiche Stufe stellen mit den erdichteten Erläuterungen der mexikanischen Piktographien, wie z. B. der Taube, die nach der Sintflut die Sprachen ausgeteilt haben soll (s. Lueken, Tafel III, vgl. dazu Andrée S. 105 ff.).

2) Es ist, wie bereits im Artikel Nebo in Roschers Lexikon gezeigt wurde, von einer Zeit des Verfalls in Babylon (Elamiternot?) die Rede. ,,Die Bevölkerung Babyloniens war an Frondienste gespannt." Der Held will, wie es scheint, das Land vom Tyrannen befreien. Über ihr Geschrei war er den ganzen Tag bekümmert, wegen ihrer Wehklage fand er auf seinem Lager keinen Schlaf, in seinem Zorne verlor er den Verstand; auf den Sturz der Regierung war sein Sinn gerichtet." Der Text jetzt bei King, The Seven Tablets of Creation II, Pl. LXXIIIf.; dazu ib. I, 219f.

zu fragen. Vielleicht protestiert die Geschichte gegen die Astralreligion, die sich in den Türmen repräsentiert 1.

Mit der Turmbauerzählung ist die Tradition von der Sprachverwirrung und Völkerscheidung2 verknüpft. Herder sagt im ,,Geist der hebräischen Poesie": ,,Da muß was Positives vorgefallen sein, das diese Köpfe auseinanderwarf; philosophische Deduktionen tun kein Genüge." Vielleicht ist das Positive die in die Form der Erzählung gehüllte kulturgeschichtliche Wahrheit, daß das Land Sinear in der Tat die Wiege der Menschheits- und Völkerkulturen ist.

Dreizehntes Kapitel.

Das vorisraelitische Kanaan.

I Mos 12, 1: Ziche hinweg aus deinem Lande in das Land, das ich dir zeigen will. Das Ziel der Wanderung ist das biblische Kanaan. Wir versuchen, an der Hand der Quellen ein Bild von dem Lande zu entwerfen, das als Ziel der Abrahamswanderung gilt und das später den Schauplatz der Geschichte der,,Kinder Israel" bildet.

Das Küstengebiet am Mittelmeer, zu dem Kanaan im engeren Sinne gehört, ist von Babylonien durch die syrischarabische Wüste getrennt und wird nach seiner geographischen Lage von den Babyloniern das „,Westland“ genannt. Zur Bezeichnung dient dasselbe Ideogramm, das den Westwind bezeichnet: Mar-tu, in Silbenschrift erklärt durch A-mur - ru - u 3. Dieses,,Westland" bildete von den ältesten uns bekannten

1) Vgl. die griechische Sage von Atlas, dem Erfinder der Astrologie, der zur Strafe in einen Berg verwandelt wurde.

2) Die 143. Fabel des Hyginus erzählt die Sprachenverwirrung allein: ,,Vor vielen Jahrhunderten führten die Menschen ein Leben ohne Städte und Gesetze, nur eine Sprache redend. Aber nachdem Merkurius (Nebo!) die Sprache der Menschen vervielfacht und auch die Nationen geteilt hatte, begann Zwiespalt zu herrschen unter den Menschen, was Jupiter mißfällig aufnahm.“

3) Nicht Aharru, wie früher gelesen wurde; die Amarna - Briefe schreiben A-mu-ur-ri. Zu Amurru ,,Amoriterland" s. S. 287 ff. 309.

Zeiten her die Brücke zwischen den Euphratländern und Ägypten1. Den Babyloniern bot es besonders in den Zeiten, in denen der Zugang zum persischen Meer durch das in seiner geschichtlichen Bedeutung noch dunkle, mächtige,,Meerland" verschlossen war, den erwünschten ,,Weg nach dem Meere", nach den Häfen des Mittelmeeres. Die babylonischen Karawanen und Heereszüge gelangten dahin auf demselben Wege, der in der AbrahamsWanderung angegeben ist, über Harran, den Euphrat bei Biredjik

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überschreitend. Alte Datierungslisten 2 zeigen, daß längst vor der Hammurabizeit die Könige von Ur, das als Heimat Abrahams gilt (S. 329 f.), Beziehungen zum ,,Westlande" hatten 3. Gudea,

1) Wie schwer es der alten Auffassung fällt, diese monumental bezeugte Tatsache in Rechnung zu ziehen und die alte Voraussetzung aufzugeben, die das Bibelland gewissermaßen als ein abgeschlossenes Gebiet ansah, bezeugt die S. 252 Anm. 1 zitierte Stelle von Wellhausens Geschichte Israels und Judas. In Löhrs Geschichte Israels heißt es:,,Kanaan war die Brücke für den Weltverkehr zwischen Asien und Afrika und doch gleichzeitig ein abgeschlossenes, dem Verkehr entzogenes Land." 2) Scheil in Recueil d'archéologie égypt. assyr. vol. 17.

3) Auch zu Arabien? Die lokalen Ansetzungen Hommels, Altisr. Überl. 37, nämlich Imgi, Sâbu und Ki-maš (nach Scheil letztere beiden nach Elam zu), sind nicht genügend gesichert. Zu den Beziehungen zwischen Ur und dem,,Westlande" s. 1. c. S. 57; H. Winckler, Gesch. Isr. II, 296.

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Eisen aus Meluh und Diorit aus Magan. Die auf die Zeit um 3000 zurückführenden Omina beschäftigen sich häufig mit den Ländern, durch welche die nach Westen führende Heerstraße geht (das Reich der kiššati, zu dem Harran gehört, und Suri) und mit dem ,,Westlande" selbst 1.

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III R 59, 5: Wenn am 14. Adar eine Mondfinsternis in der ersten Nachtwache eintritt, so gibt sie das Vorzeichen für den König der kiššati, Ur und Mar-tu (Amurrû)" 2.

III R 58, 1: Wenn der Mond am 30. Tebet sich zeigt, werden Suri die ahlamû (Nomaden) verheeren, ein fremdes Volk wird das Land Mar-tu (Amurrû) erobern."

Insbesondere wird von den babylonischen Königen Sargon (um 2800) und seinem Sohne Naramsin eine Ausdehnung der Herr

Abb. 87: Naramsin, Sargons I. Sohn.

1) In den Fragmenten der Bibliothek Asurbanipals wird das Westland" zehnmal in astrologischen Zusammenhängen genannt, s. MVAG 1903, 48. Dasselbe Interesse für das Westland setzt Mt 2 voraus. Die Magier haben an einer Konstellation im Osten ein Ereignis im ,,Westland" gelesen, das auch für sie von Bedeutung ist, s. BNT 50 ff.

2) Dieses Orakel enthält alle drei Stationen der Abrahamswanderung; denn zu dem Reich der kiššati gehört Harran, vgl. meinen Art. Harran in RPTh 3.

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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