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lassen und die Abrahamsleute sein Tun. Er erweist sich als der barmherzige Gott, der Gebete erhört und Sünden vergibt. Das ist der Anfang der „,Offenbarung" im biblischen Sinne, die im Christentum ihr Ziel hat, und die in ihren Anfängen und Fortschritten immer nur auf Personen wirken konnte. Das Wie? bleibt ein Rätsel, das nur die religiöse Erfahrung lösen kann. Aber ein Gesetz dieser Offenbarung kennen wir. Sie fällt nie vom Himmel, sondern knüpft immer an Gegebenes an und wirkt läuternd auf eine allmähliche religiöse und sittliche Entwicklung. Über das Nähere können wir nur Vermutungen

aufstellen.

Es erhebt sich zunächst die Frage, ob die uns erhaltenen Überlieferungsstücke einen Rückschluß auf die Religion der Abrahamszeit gestatten.

Es finden sich charakteristische Gottesnamen in der Väterüberlieferung, die nicht auf Rechnung späterer Überarbeitung gesetzt werden können1. Der Gott Abrahams heißt 'el, 1 Mos 21, 33 beim Heiligtum von Beerseba 2 'el 'olam,,,Gott der Urzeit“ und 'el šaddai 1 Mos 17, 1, 2 Mos 6, 3, vgl. 1 Mos 49, 25 f., was noch keine befriedigende Erklärung gefunden hat. Die Gottesbezeichnung ilu an sich besagt nichts über den Gottesbegriff. Der gleiche Gottesname ist als Zeugnis monotheistischer Neigung auch sonst auf babylonischem und kanaanäischem Gebiete vielfach zu finden3; der Plural 'elohim findet sich als

Rö 1, 19ff. Mit dem,,Vater der Gläubigen" trat das Novum ein, eine auf Heilsgeschichte abzielende Offenbarung.

1) Baentsch 1. c. 56: „Sie würde kaum einen 'el šaddai oder einen abstrakten elohim eigens für Abraham konstruiert haben. Gerade in diesem Punkte müssen wir daher eine alte, gut historische Überlieferung sehen, die man nicht so leichten Kaufes drangeben darf, und die gerade von einer Theologie, die sich selbst so geflissentlich als eine religionsgeschichtliche bezeichnet, mit besonderer Gewissenhaftigkeit gewürdigt werden sollte."

2) Brunnen der „Sieben“, d. h. der Plejaden, die die Unterweltsmacht repräsentieren.

3) Delitzsch, BBI, 75: Ilu-amranni, „Ilu, sieh mich an“, Ilu-tûram, ,,Ilu, wende dich wieder zu“, Ilu-ittia, Ilu mit mir", Ilu-amtaḥar, „Ilu rief ich an“, Ilu-abi, „Ilu ist mein Vater“, Jarbi-ilu, „groß ist Ilu“, Jamlikilu,,,Ilu sitzt im Regiment", Ibši-ina-ili, „durch Ilu trat er ins Dasein“, Avêl-ilu,,,Knecht Ilus", Ilûma-abi, ,,Ilu ist mein Vater", Ilûma - ili,,,Ilu ist Gott", Šumma - ilu-lâ - ilia,,,wenn Ilu nicht mein Gott wäre" usw. In den Amarna-Tafeln kommen Namen vor, wie: Šabi-ilu, Milki-ilu, Ilimilku, Jabni-ilu. (Vgl. hierzu Hommel, Altisr. Überl Kap. III und jetzt vor allem Ranke, Early Babyl. Personal Names, Philadelphia 1905.)

Bezeichnung für Gott im pluralis majest. (ilâni) auch in den Amarnabriefen. Einen Wink für die Qualität des Gottesbegriffes gibt vielleicht das Epitheton 'el 'olam, das Abraham seinem Gotte unter dem Eindruck des Bundesschlusses mit Abimelech beilegt1. 'El 'olam kann heißen: ,,Gott der Urzeit“ oder „Gott der Welt" (olam für Zeit und Raum gebraucht), speziell die Gottheit, die (als summus deus) am Nordpunkt des Weltalls ihren Sitz hat2. Charakteristisch ist auch die Begegnung mit Malkîsedek. Malkîsedek, der Priester von Jerusalem (zur geschichtlichen Würdigung dieser Gestalt s. S. 349 ff.), nennt den Gott Abrahams 'el 'eljon, Schöpfer (p, nicht ) von Himmel und Erde 14, 19. Abraham bedient sich des gleichen Namens im Gespräch mit dem König von Sodom. Es ist also der Kultname des Gottes Abrahams in Sichem, s. 14, 22.

Wie verhält es sich mit dem Namen Jahve in den Abrahamsgeschichten? Man kann ihn natürlich mit gutem Recht auf die Traditionsform der einen Quellschrift zurückführen. Gleichwohl muß konstatiert werden, daß ein entsprechender babylonischer Gottesname auch in der babylonischen Nomenklatur existiert hat, in der Form Ja'u'. An Stellen, wie 2 Mos 15, 2 (,,der Gott meines Vaters ist Jah!"), Jes 12, 2 (Jah neben Jahve), im Ruf Hallelu-jah, in den Eigennamen mit zusammengefügt scheint diese babylonische Form des Gottesnamens vorzuliegen. Aber auch wenn die Gottesbezeichnung bereits für die Väterzeit zu reklamieren wäre, würde sie nichts über den Gottesbegriff der Urzeit Israels aussagen.

Übrigens:,,Name ist Schall und Rauch". Der Name sagt nichts über den Inhalt des Gottesbegriffs aus. Den Hauptnach

1) S. Klostermann, Gesch. Isr. S. 35, der mit Recht der Konjektur von in widerspricht und in dem Namen die Erkenntnis von dem uranfänglichen Gott aller Menschen vermutet.

2) olam Gegensatz zu ķedem als Südpunkt (Urmeer, aus dem die Welt hervorging), s. Winckler F. III, 305 f. (auch zu Zeit

ist auch der Sinn von 'olam in Ps 24, 7.

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Raum). Das

3) Vgl. den Namen El-kana, und zur Sache den Gottesnamen bei J 24, 3, bei dem Elieser schwören muß. Oder Besitzer. Es ist Motivwort.

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*) S. Delitzsch, BB I, 74 f.; vgl. mein Kampf um Babel und Bibel* S. 20. 5) Im Tetragramm sehen wir eine feierliche Differenzierung vom „heidnischen" Namen, die am Sinai das Signal zur religiösen Konzentrierung wurde; s. mein Kampf um Babel und Bibel S. 20; Hommel, Die altor. Denkmäler und das AT2 Anhang.

6) Unser Wort,,Gott" stammt auch aus dem Heidentum, ebenso der rós des Neuen Testamentes; vgl. hierzu jetzt auch Erbt, Hebräer S. 39.

druck legt die Überlieferung auf das sittliche Verhältnis zur Gottheit, das ein absolutes Novum gegenüber Polytheismus und Astralreligion bedeutet. ,,Wandle vor mir und sei fromm" 17, I. ,,Jahve, vor dem ich wandle“ 24, 40. Die Erzählung hebt in allen Überlieferungsteilen hervor, wie Abrahams Verhalten ihn zum Freunde Gottes und zum Segenbringer für die Zukunft macht.

Wie hat nun Abraham seine religiöse Propaganda betrieben? Gewiß ähnlich, wie Paulus in Athen oder wie die christlichen. Missionare im heidnischen Germanien. Er knüpfte an vorhandene Heiligtümer und Kulte an, mit besonderer Vorliebe an,,heilige Bäume" (S. 191 ff.). Der Orakelbaum More 12, 6 in der Nähe der kanaanäischen Kultstätte Sichem und der Orakelbaum Mamre in Hebron 1 Mos 13, 18 sind Weltenbäume 2. Hier sammelte er Gläubige. Dem Sinne nach wird Luthers. Übersetzung das Richtige treffen: Er predigte den Namen des Herrn."

Die jüdische Legende malt das weiter aus. Wir heben eine Sage hervor, die auffällig an das Milieu der Sinuhe-Geschichte (s. S. 298 ff.) erinnert:

Abraham gründete zunächst ein Asyl für unstäte Wanderer3 und bewirtete sie. Statt Lohn und Dank zu nehmen, wies er sie auf den Herrn des Hauses. ,,Wo finden wir dieses gütige Wesen?" fragen die Wanderer. „Es ist der Gott, der Himmel und Erde gemacht hat." Und wenn man wissen wollte, wie jenes allmächtige Wesen anzubeten sei, so habe er sie die Worte gelehrt (die noch heute die Anfangsformel des jüdischen Tischgebetes bilden, wenn drei oder mehr Männer miteinander essen): „Gelobet sei der Ewige, der Gebenedeite für und für; gelobet sei der Weltengott, von dessen Gute wir gespeist." Vgl. Beer, Leben Abrahams 56. 174.

Selbstverständlich nehmen wir nicht an, daß die Religion Israels nur an dem ,,dünnen Faden der Urzeit" hängt. Wie die Sittlichkeit ihre Geschichte hat in Israel, so hat sich auch die Religion entfaltet. Nur wird man sich die Entwicklung auch hier nicht gradlinig, sondern in Wellenlinien zu denken haben *.

1) 1 Mos 21, 33: „Er pflanzte eine Tamariske in Beerseba und rief dort den Namen Jahve als 'el 'olam an."

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2) Nach Winckler F. III, 406 sind beide identisch: More Mamre, der eine gehört der Überlieferung an, die Abraham im Süden wohnen läßt (Hebron), die andre der Überlieferung, die seine Geschichte im Norden sucht (Sichem); vgl. auch S. 348. Der Baum von More ( Belehrung, wie Thora) entspricht dem Baum des Erkennens (s. S. 191 f.). 3) Vgl. S. 375 die Asyl-Gründung Jakobs.

*) Andrerseits können wir den Faden nicht zerschneiden, der nach der Überlieferung die Geschichte der religiösen Gemeinschaft, die später national „Kinder Israel" heißt, mit Abraham als Religionsstifter (,,Vater der Gläubigen") verbindet, wenn auch nicht im ethnologischen Sinne

Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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Der hier skizzierten Auffassung von der Religion Abrahams steht die Auffassung der sog. ,,religionsgeschichtlichen Schule" entgegen, die parallel mit ihrer Konstruktion der Geschichte Israels eine allmähliche Entwickelung in der Religion Israels erkennt: 1. Beduinen-Religion; 2. Bauern-Religion; 3. Propheten-Religion. Wenn wir es auch als relativ richtig anerkennen, daß Israel eine nomadische und eine Ackerbau-Periode gehabt hat, so hat diese ,,Entwickelung" mit der biblischen Religion nichts zu tun. Wir unterscheiden durchaus Jahve-Religion und israelitische Volksreligion. Die Volksreligion Israels war heidnisch, und auch in den Kreisen, wo Jahve als der Götter Gott" in den Kreis der religiösen Vorstellungen aufgenommen wurde, blieb es bei einer mit heidnischen Vorstellungen durchsetzten Jahve-Volksreligion (ein Beispiel s. S. 368). Eine reine Jahve-Religion ist das Ideal, das von den religiösen Führern und von religiös angeregten Kreisen gepflegt wird. Es gab von jeher ein „,Israel nach dem Geist". Nur auf Höhepunkten der geschichtlichen Entwickelungen wurde das Volk von der reinen Religion impulsiv erfaßt. Darum gilt mit Recht sein Zustand als „Abfall". Die Propheten rufen ihm zu:,,kehrt zurück." Eine Entwickelung im Sinne der ,,religionsgeschichtlichen Schule" gilt nur für gewisse Erscheinungen der Volksreligion, die im Gegensatz zur Jahve-Religion stand1.

Astralmythologische Motive.

Die Abramsgeschichten sind mit besonderen astralen Motiven ausgestattet, weil Abram (mit Lot) der Begründer einer neuen Ära ist, wie die Segnung 1 Mos 12, 3f. ausdrücklich sagt. Die orientalische Ge(s. S. 327 und vgl. S. 363 ff.). Baentsch 1. c. hält noch an der Anschauung fest, die Abraham für eine kanaanäische Gestalt hält; die israelitische Überlieferung habe die kanaanäische Abramüberlieferung übernommen und dem Abram unter den Vätern Israels den Ehrenplatz eingeräumt.

1) Und auch diese Entwickelung ist u. E. durchaus anders geartet, als die herrschende Ansicht voraussetzt, die von niedern Formen des Animismus, Totemismus etc. ausgeht. Die Volksreligion ist Astralreligion unter Hervorhebung der mit dem Gestirnlauf parallel laufenden Erscheinungen im Naturleben. Die obigen Ausführungen sind einer Darstellung der,,Beziehungen Babyloniens zur Religion Israels" entnommen, die Verfasser der Eisenacher theologischen Konferenz Pfingsten 1906 vorlegte und die anderweit im Druck erscheinen soll. Zu gleicher Zeit erschien Wincklers Schrift: Religionsgeschichtler und geschichtlicher Orient", Eine Prüfung der Voraussetzungen der „,religionsgeschichtlichen Betrachtung" des A. T. und der Wellhausenschen Schule, und Baentsch, „Altorient. und israelit. Monotheismus, Ein Wort zur Revision der entwickelungsgeschichtlichen Auffassung der israelitischen Religionsgeschichte."

schichtserzählung stattet den Bringer einer neuen Ära mit den Motiven der astralen Gestalt aus, die den Beginn des Zeitalters repräsentiert. Abram lebte im Marduk - Zeitalter, s. S. 66 f. Die religiöse Bewegung, in der er stand, wird sich gegen den herrschenden Kultus gerichtet haben. Das vorhergehende Zeitalter war das des Mondes oder der Zwillinge, wie S. 64 ff. gezeigt wurde. Wenn alte kanaanäische Urkunden von Abram berichteten, so werden sie aus diesem Grunde veranlaßt gewesen sein, die dem Zeitalter des Mondes oder der Zwillinge entsprechenden Motive in der Darstellung anklingen zu lassen. Dabei wird zu beachten sein, daß der die Motive abgebende kritische Punkt nicht, wie beim MardukZeitalter, im Frühjahrspunkt, sondern in den Sonnenwenden liegt (s. S. 31 f. und Abb. 14). Ob der Verfasser unseres Textes die Anspielungen noch verstanden hat, ist eine andre Frage. Vielleicht sind bei seiner zusammenfassenden Arbeit viele dergleichen Züge verloren gegangen. Das spätere Judentum hat die Motivenlehre wieder gekannt und neu belebt, wie die Ausdeutungen in den Pseudepigraphen und in den rabbinischen Sagen zeigen.

1. Der astrale Charakter der Namen. Ab-ram ist ein echt babylonischer Name'. Er bedeutet: der (göttliche) Vater ist erhaben; vgl. Ab-ner, der (göttliche) Vater ist die Leuchte. Als ,,Vater" wird der Mondgott mit Vorliebe bezeichnet (Sin abu ilâni vgl. S. 100), z. B. in dem Hymnus an den Mondgott Sin von Ur, der Heimat Teraḥs, IV R 9, wo er neunmal als ,,Vater" angerufen wird, und wo es u. a. heißt 2: ,,Barmherziger, gnädiger Vater, in dessen Hand das Leben des ganzen Landes liegt,

Herr, deine Gottheit ist wie der ferne Himmel, wie das weite Meer, mit Ehrfurcht erfüllend, . . . Vater, Erzeuger der Götter und Menschen, der Wohnsitze aufschlagen ließ, Opfer einsetzte,

der zum Königtum beruft, das Szepter verleiht, der das Geschick auf ferne Tage hinaus bestimmt.“

In südarabischen Inschriften sind die theophoren Namen mit Ab Mondgott besonders als Priesternamen bezeugt. Der Name deutet also vielleicht auf einen priesterlichen Charakter Abrahams. Der andre Name Ab-raham, den P 17, 5 als Umnennung einführt und als „Vater des Getümmels" deutet, würde Sin als karid ilâni „Kampfesheld der Götter" entsprechen.

1) Der viel zitierte Name auf einer Kontrakttafel des Königs ApilSin (Großvater Hammurabis) ist nicht Abi-ramû zu lesen, sondern (mit Ranke) Abi-erah,,,mein Vater ist der Mond". Aber der assyrische Eponym vom Jahre 677/76 (s. KB I, 207, vgl. Zimmern KAT3 482) trägt den gleichen Namen: Abi-râma, ebenso die Mutterschwester Asarhaddons, s. Johns, Deeds Nr. 70, Rev. 6; Ranke, Personal-Names verzeichnet S. 86 für Hammurabi die Variante Ha-am-mi-ra-am, d. h. mein (göttlicher) Oheim ist erhaben. Danach hätte also Hammurabi dem Sinne nach den gleichen Namen wie sein Zeitgenosse (S. 345 f.) Abraham. Vgl. noch Hommel in PSBA, Mai 1894 und Altisr. Überl. 143.

2) Zimmern KAT 607 ff. AO VII, 3. Ein anderes Stück dieses Hymnus s. S. 332 f.

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