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schaften in Verbindung getreten. Die südlichen Sitze sind der spätern Zeit religiös gekennzeichnet durch die (ursprünglich 7) Brunnen Isaaks und durch die von Jakob geweihten Heiligtümer Mispa Gilead, Pniel und Mahanaim. Dann wird sich die unter der religiösen Idee gesammelte Gemeinschaft weiter verbreitet haben. Ein großer Teil ist in Hungerzeiten nach den ägyptischen Grenzgebieten verschlagen worden1. Auch hier hat eine markante Persönlichkeit, die des Josef, der Tradition Anknüpfung geboten. Dann hat die religiöse Gemeinschaft neue und mächtige Impulse durch Moses empfangen. Sie ist erobernd vorgegangen, hat die versprengten Teile der alten Gemeinschaft gesammelt. Am Sinai schloß sich die durch Jethro charakterisierte Gemeinschaft an, die den alten Kultort besaß, aus den Grenzgegenden des Negeb kamen Clane hinzu, die sich auf ihre religiöse Zugehörigkeit besannen, an die jene alten Kultstätten und ,,hebräische" Wanderzüge aus Ägypten wie Mos 50 fortgehend erinnert hatten 2.

Wir haben gezeigt, daß das Milieu der Vätergeschichten in allen Einzelheiten zu den altorientalischen Kulturverhältnissen stimmt, die uns die Denkmäler für die in Betracht kommende Zeit bezeugen. Die Existenz Abrahams ist damit nicht geschichtlich erwiesen. Man könnte einwenden: sie ist in das Gemälde hineingezeichnet. Jedenfalls aber muß man zugeben, daß die Überlieferung alt ist. Sie kann unmöglich Tendenzdichtung einer späteren Zeit sein. Wir können angesichts der geschilderten Zustände sagen: die Geschichte könnte eher ein geistvoller Mann des 20. nachchristlichen Jahrhunderts, der die orientalischen Altertümer auf Grund der Ausgrabungen kennt, erdichtet haben, als etwa ein Zeitgenosse des Hiskia, der die Kulturverhältnisse seiner Zeit zur Schilderung benutzt haben und gewiß keine Antiquitäten ausgegraben haben würde. Wellhausen ist von der Ansicht ausgegangen, daß die Vätergeschichten historisch unmöglich sind. Jetzt zeigt sich, daß sie möglich sind. Wenn Abraham

1) Ähnliche Vorgänge setzen die Amarna-Briefe wiederholt voraus, s. S. 391 f. u. 393.

2) 2 Mos 21, I und 1 Sa 14, 21 reden von „Hebräern“, die auch nach der Eroberung des Landes politisch nicht mit den Kindern Israel in Zusammenhang stehen, mit denen sich jedoch die Israeliten verwandt fühlen. Wir dürfen in ihnen vielleicht Nachkommen der religiösen Gemeinschaft der Väterzeit erkennen.

gelebt hat, so kann er nur in einer Umgebung und unter Voraussetzungen gelebt haben, wie sie die Bibel schildert. Das muß der Geschichtsforschung genügen. Und man darf Wellhausen an sein eignes Wort erinnern (Komposition des Hexateuch 346): „Wenn sie (die israelitische Tradition) auch nur möglich ist, so wäre es Torheit, ihr eine andre Möglichkeit vorzuziehen.“

Sechzehntes Kapitel.

Weitere Glossen zu den Vätergeschichten.

I Mos 19, 37. Die Moabiter. Der Stamm der Moabiter, der allmählich durch Angliederung verwandter Elemente zum Volke sich entwickelt hat, ist gleich den Stämmen der Israeliten erobernd im Ostjordanlande eingezogen. Nach der biblischen Überlieferung saßen die Moabiter bereits im Lande, als die Israeliten ansässig wurden, und es bestanden freundliche Beziehungen zwischen Moab und Israel (5 Mos 2, 18ff.). Dagegen spricht, daß sie in den uns bekannten bekannten vorisraelitischkanaanäischen Urkunden nicht erwähnt werden, auch spricht die Lage ihrer Wohnsitze nächst der Wüste dafür, daß sie erst eingezogen sind, als Israel bereits feste Wohnsitze innehatte'.

I Mos 19, 38. Die Ammoniter, keilinschriftlich Ammânu 2, sind Grenzvolk der Israeliten, nur zum Teil in der Steppe als Nomaden lebend, im übrigen der Bibel seit den ältesten Zeiten

') H. Winckler, Gesch. Isr. I, 189 ff. nimmt deshalb an, daß in Ri 3, 15 ff. eine Erinnerung an die erste Machtentfaltung der Moabiter vorliegt, und daß die Moabiter in den Bileamgeschichten (vgl. 4 Mos 22, 4, wo ,,Vornehmster der Midianiter" steht!) auf einer Verwechslung mit den später verdrängten Midianitern beruhen. Weiter über die Geschichte der Moabiter s. zu 2 Kg 3.

2) Die Keilinschriften nennen unter Salmanassar II. Baesa ben Reḥôb, den Ammoniter (mat A-ma-na-ai) mit 1000 Leuten neben Ahab von Israel (mit 10000 Leuten) unter den Vasallen von Damaskus, die bei Karkar geschlagen wurden (KT 16). Unter Sanherib huldigt 701 Pudu-ilu von Ammon (bît Am-ma-na-ai) und Asarhaddon nennt denselben Puduilu als Zeitgenossen des Manasse unter den Vasallen, die mit Korb und Tragbrett Frondienste leisten müssen beim Bau des Zeughauses in Niniveh (KT 44. 52). Zum Frohndienst vgl. S. 400 f. und Abb. 127 f.

Ihre

als ein unter Königen stehender Kulturstaat bekannt. Hauptstadt Rabba1 liegt unter den Trümmern des heutigen 'Ammân, dessen zutage liegende prachtvolle Ruinen zumeist aber aus römischer Zeit stammen 2.

Saul verdankte seinen Ruhm dem Kampfe gegen die Ammoniter (1 Sa 11 vgl. 14, 47). Er entsetzte die vom König Nahas belagerte gileaditische Stadt Jabes. Unter der Beute befand sich die Krone des Königs (2 Sa'12, 30, Luther hat die richtige Übersetzung) und ließ sich ein Diadem daraus fertigen. Noch unter Salomo, zu dessen Zeit die kultischen Stücke (,, Scheusal der Moabiter" wie das Kamoš-Bild von Moab, s. zu 2 Kg 3) zu Götzendienst gemißbraucht wurden, waren die Ammoniter tributpflichtig; er hatte ammonitische Weiber, unter ihnen Rehabeams Mutter, in seinem Harem. Nach 2 Chr 20, I unterstützten später die Ammoniter den König Mesa gegen Israel-Juda und fielen in Juda ein. Die Nachricht beruht nicht auf Erfindung, ist nicht als „,Midrasch“ zu beurteilen, entspricht vielmehr duschaus der zu 2 Kg 3 zu schildernden Situation; nur erscheint hier der Zug Josaphaths als ein selbständiger, während er unter Jorams Gefolgschaft zu denken ist. Am 1, 13 ff. zeigt, daß später die Ammoniter schlimme Feinde Israels geblieben sind.

Wie der Baal von Ammon hieß, wissen wir nicht. Der Name Pudu-ilu enthält den Gottesnamen Ilu El. Der Name Milkom ist vielleicht frühes Mißverständnis von 2 Sa 12, 30. Erbt, Hebräer 235 erklärt das Scheusal (2 Kg 23, 13 tô'ebá) der Ammoniter,,Milkom" als malkâmilkâ (Ašera als Himmelskönigin). Hommel, Aufs. und Abh. 155 vergleicht mit dem Namen benê Ammôn die Bezeichnung der Katabanen als walad 'Amm, d. i. 'Amm-Kinder und erklärt ihn als 'Amm-Verehrer. 'Amm bedeutet ,,Oheim" und erscheint in babylonischen Namen ebenso wie Ab „Vater", Aḥ „Bruder“ als Bezeichnung der Gottheit, und zwar ist ‘Amm (ammu, hammu z. B. in Hammu-rabi) nicht einheimisch babylonisch, sondern,,westsemitisches" Fremdwort (s. KAT 480). Nach Hommel, Grundriß S. 85 soll Amm den Mondgott bezeichnen, vgl. den Namen 'Amm-nêr,,Amm ist Leuchte", 1. c. S. 93. Aber die von Hommel für den Mondkult reklamierten arabischen Götternamen dürften ebenso wie Ah zunächst vielmehr Tammuz - Charakter (Kreislauf mit Betonung der Mond-Motive) haben. Ob die Tammuz-Erscheinung Sonnen- oder Mondcharakter hat, kommt auf die jeweilige Ausprägung des Kultus an, s. S. 79. 114. Daher die Zwiespältigkeit ihres Wesens. Das Epitheton der Katabanen als walad 'Amm könnte wie bei benê Ammon den Stammvater bezeichnen.

Mos 20 (Sarah und Abimelech) s. S. 342. 1 Mos 21, 9 ff. (Hagar und Ismael) s. S. 355 ff. 1 Mos 21, 23 (El 'olam) s. S. 336.

Die Opferung Isaaks.

Mos 22. Die Opferung hat nur die elohistische Quelle. Es ist auch das einzige, was aus ihr über Isaak aufgenommen

1) Rabbat Ammon am oberen Jabbok, dem jetzigen Wadi ‘Ammân, gelegen.

2) S. Guthe, Bibelwörterb. 533. Die Mekkabahn" führt jetzt an den Trümmern vorüber.

ist. Von Beer-šeba' soll er nach dem Lande . . . . . gehen und auf einem der Berge, den ihm Gott angeben wird, seinen Sohn opfern. Der Gottesberg des Elohisten ist der Horeb, an dem Moses die Gotteserscheinung hat und zu dem Elias wandert 1. Dieser Berg liegt im Gebiet des arabischen Musri. Wir lesen deshalb mit Cheyne: zum Lande Mușri2. Die späteren Erzählungen bei JE setzen ja einen solchen Kultort des ,,Gottes der Hebräer" in dieser Gegend voraus 3.

Der Vater opfert den Sohn, aber es tritt Ersatz ein. Eine Parallele hierzu bietet 1 Sa 14, 36 ff. Das Gottesurteil, mit Hilfe von Urim und Tummim herbeigeführt, mußte zur Tötung Jonathans führen, die nach dem ganzen Zusammenhange im Sinne der Jahve-Volksreligion eine Opferung vor Jahve sein würde. „Da löste das Volk Jonathan aus, daß er nicht sterben mußte." 1 Sa 14, 45. Worin bestand der Ersatz?

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Eine religionsgeschichtliche Analogie bietet Agamemnons Opfer II. VIII, 245 ff. Wie der Widder für Isaak, so tritt die Hirschkuh für Agamemnons Tochter ein.

Der Gedanke, daß das Tieropfer am Altar den Menschen vertritt, liegt dem Sühnopfer der ganzen antiken Welt zugrunde. Smith-Stübe, Religion der Semiten S. 279 führt Beispiele u. a. von den Ägyptern an,

wo das Opfer mit einem Siegel bekleidet wird, das das Bild eines gefesselten Menschen trug, der das Schwert an der Kehle hat. Zimmern KAT 597 zitiert u. a. den babylonischen kultischen Text IV R 26, Nr. 6:

3

1) Identisch mit dem Sinai des Debora-Liedes Ri 5, 4; 5 Mos 33, 2, vgl. Hbr 3, 3.

2) Die Lesung Morijah gehört der Hand eines Bearbeiters an, der Zion-Morijah an Stelle des Sinai-Horeb als Gottesberg und Weltenmittelpunkt ansieht (vgl. S. 23). Derselben Hand gehört die Ausdeutung des Ortes durch das Wortspiel 8 an. Damit erledigen sich die üblichen Konjekturen. Die samaritanische Überlieferung verlegt den Schauplatz in ihrer Weise auf den Garizim, s. ZDPV VI, 198; VII, 132f. liest 28,,,Amoriterland".

3) Vgl. S. 325. 414ff.

Peš.

*) Soll Ismaels Verstoßung 1 Mos 21, 14 ff. als Gegenstück gelten? Man könnte das annehmen, ohne Stuckens Folgerungen zuzustimmen. Hagar, so heißt es,,,kann nicht ansehn des Knaben Sterben". Ein Engel tritt auf: „Geh hebe den (toten?) Knaben auf und fasse ihn bei der Hand. Ich will ein großes Volk aus ihm machen.“ Eine solche Lohnverheißung hat gewiß auch beim Elohisten in der Isaak - Geschichte gestanden.

5) Wir haben hier eine Illustration für den Kultus der Volksreligion, die dem Heidentum sehr nahe steht, während die Opferungsgeschichte 1 Mos 22 den Geist der Idealreligion zeigt, den wir bereits für die Väterzeit voraussetzen, s. S. 338.

6) Vgl. 1 Mos 22: der Widder für Isaak. Vgl. ferner die oben erwähnte Hirschkuh für Agamemnons Tochter.

Das Lamm, den Ersatz für den Menschen,

Das Lamm gibt er für dessen Leben.

Den Kopf des Lammes gibt er für den Kopf des Menschen,
Den Nacken des Lammes gibt er für den Nacken des Menschen,
Die Brust des Lammes gibt er für die Brust des Menschen 1.

In einem andern Texte (Zimmern, Keilinschriften und Bibel S. 27) heißt es:

Ein Ferkel gib als Ersatz für ihn (den kranken Menschen), das Fleisch anstatt seines Fleisches, das Blut anstatt seines Blutes gib hin, und die Götter mögen es annehmen.

Ferner findet sich der Gedanke der Stellvertretung in dem Vertrage zwischen Assurnirâri und Mati'ilu2, bei dem zur Besiegelung ein Schafopfer dargebracht wird und das Tier und seine Teile symbolisch den Vertragsbrüchigen und seine Körperteile darstellt:

Dieses Haupt ist nicht das Haupt des Bockes .., das Haupt des Mati'-ilu ist es .... Wenn Mati' ilu diese Eidschwüre [bricht], gleichwie das Haupt dieses Bockes abgeschnitten ist, .... sei das Haupt des Mati' ilu abgeschnitten. . . . Diese Lende ist nicht die Lende des Bockes, die Lende des Mati' ilu ist sie usw.

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- I

I Mos 23 Kauf der Höhle von den Hettitern (vgl. S. 312). Es wird sich um eine künstlich in den Felsen gehauene Grabhöhle handeln, die Abraham als Erbbegräbnis dienen sollte (vgl. v. 4). Die Formen des Kaufes sind noch heute genau dieselben im Orient, s. Baedeker, Palästina " (Benzinger) 1904 XXVII. — 1 Mos 23, 16. „Er wog das Geld dar - 400 šekel keseph , gangbare Münze." Geprägte Münzen kennt der Orient erst seit der Perserzeit. Aber von alters her hatte man abgewogene Metallstücke bereit, die beim Kauf gewogen wurden 3. Das Wort für wägen ist hier dasselbe, wie im Assyrischen: šaķâlu. Keseph (ass. kaspu) sind die gangbaren Metallstücke; šiklu kaspi ist die gewöhnliche Zahlung in den Keilschrift-Kontrakten. Wenn in einem der Amarna-Briefe Janḥamu von Milkiel (in der Nähe von Jerusalem),,mehrere tausend Gun (biltu) als Lösegeld" nimmt, so kann wegen der Menge nur Kupfer gemeint sein. Das würde darauf deuten, daß,,Kupfer" die Münzeinheit in Kanaan (armes Land?) war. In Babylon war Silber die Grundlage des Münzsystems, denn kaspu ist ,,Geld" schlechthin. In Ägypten, dem Sonnenland, müßte Gold der Wertmesser gewesen sein. Sofern es Silber war, liegt Einflußß Babyloniens

1) Man vergleiche damit die Grundsätze des ius talionis im Cod. Hammurabi und in der Thora: Auge um Auge, Zahn um Zahn etc. 2) Peiser in MVAG 1898, 228 ff., s. zu 3 Mos 16, 8.

biltu (Aus= šiklu.

3) Was ja bis in unsre Zeit z. B. bei den Dukaten geschah. *) Assyrisch ist ,,Kupfer" ohne erklärenden Zusatz sprache?);,,Silber" ohne Zusatz = manû; Gold" ohne Zusatz Jeremias, A. Test. 2. Aufl.

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